1000plus – die Stellungnahme des Bistums Speyer

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In der vergangenen Woche hatte ich zwei Beiträge (hier und hier) veröffentlicht, in dem es um den Umgang der Bistümer Augsburg und Speyer mit der Lebensschutzorganisation profemina und deren Projekt 1000plus ging. Zur Erinnerung: die Bistümer haben – in mehr oder weniger klaren Worten – den katholischen Gemeinden und Einrichtungen die Unterstützung insbesondere der Babyflaschenaktion von 1000plus untersagt. profemina hatte dazu in einem umfangreichen Papier Stellung genommen, das ich immer noch sehr zur Lektüre empfehle.

Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass mich am Freitag noch eine Stellungnahme des Pressesprechers des Bistums Speyer, Markus Herr, erreicht hat, dem ich für seine Antwort an dieser Stelle danke und die ich hier gerne wiedergebe:

Sehr geehrter Herr Honekamp,

der Schutz des ungeborenen Lebens und die Hilfe für werdende und junge Eltern haben für die Diözese Speyer einen zentralen Stellenwert. Ausdruck dieser Haltung ist unter anderem das starke Engagement des Caritasverbandes für die Diözese Speyer in der Schwangerschaftsberatung. Die elf katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen in der Diözese werden stark nachgefragt. Auch Frauen in Schwangerschaftskonflikten wenden sich nach wie vor an die katholischen Beratungsstellen. Durch das Angebot der Online-Beratung, das vom Caritasverband für die Diözese Speyer im Jahr 2002 zusammen mit dem Deutschen Caritasverband entwickelt wurde und dem sich inzwischen katholische Schwangerschaftsberatungsstellen aus mehr als 20 Diözesen angeschlossen haben, haben hilfesuchende Frauen die Möglichkeit, sich im werktäglichen Chat oder über die Mailberatung innerhalb von 24 Stunden anonym, kompetent und kostenfrei beraten zu lassen.

Einen weiteren Ausdruck finden das Engagement der Diözese Speyer für den Schutz des ungeborenen Lebens und die Hilfe für werdende und junge Eltern in der "Bischöflichen Stiftung für Mutter und Kind", die im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Sie hat die Aufgabe, die katholischen Schwangerenberatungsstellen im Bistum Speyer zu unterstützen, Hilfsprojekte für schwangere Frauen in Konfliktsituationen und Notlagen zu fördern sowie die Öffentlichkeit für die Würde der Frau und das Lebensrecht des Kindes zu sensibilisieren. Von ihr initiiert und finanziert, konnten in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe innovativer und qualitätsvoller Hilfsangebote geschaffen werden. Die Internetseite cms.bistum-speyer.de/mutter-und-kind/ gibt Ihnen einen Überblick zum Engagement der "Bischöflichen Stiftung für Mutter und Kind".

Die Organisation "Pro Femina" war in jüngster Zeit an Pfarreien des Bistums Speyer mit der Bitte herangetreten, im Rahmen eines Gottesdienstes zum Thema Lebensschutz sprechen, ihre Aktivitäten vorstellen und Spenden einwerben zu dürfen. Das Bischöfliche Ordinariat hat die Pfarreien mit einem Schreiben des Rechtsamtes Mitte März darum ersucht, dieser Bitte von "Pro Femina" nicht zu entsprechen. Dafür gibt es drei Gründe. Zum einen handelt es sich bei "Pro Femina" um eine private Initiative, die bislang kirchlicherseits nicht anerkannt ist und die auch bislang nicht um eine entsprechende kirchliche Anerkennung nachgesucht hat. Zum anderen ist die Diözese Speyer selbst im Lebensschutz sehr aktiv (siehe meine Darstellung oben) und hält durch ihre verschiedenen Gliederungen ein breites Angebot an Beratungsangeboten vor. Insofern besteht keine Notwendigkeit, einem außenstehenden Verein hier nochmals die Möglichkeit einer Werbeplattform für das Einweben von Spendenmitteln zu geben. Und drittens besitzt die Organisation "Pro Femina" nach unserem Kenntnisstand kein Spendensiegel.

Dass in einem Betrag auf dem Internetportal kath.net von einem "Verbot" der Organisation "Pro Femina" im Bistum Speyer die Rede ist (http://www.kath.net/news/45359), ist eine irreführende Darstellung. Es geht für das Bistum Speyer allein um die Frage, ob einer nicht-kirchlichen Organisation wie "Pro Femina" ein Forum gegeben wird, in Gottesdiensten für ihre Anliegen zu werben und Spenden einzuwerben, während gleichzeitig der Caritasverband der Diözese Speyer und die "Bischöfliche Stiftung für Mutter und Kind" sich ebenfalls stark für den Lebensschutz einsetzen und dafür ebenfalls auf Spendengelder angewiesen sind.

Mit freundlichen Grüßen

Markus Herr

Auf die Argumentation von Herrn Herr bzw. des Bistums Speyer geht die Stellungnahme von profeminia detailliert ein, sodass ich meinen Lesern eine abschließende Beurteilung überlasse.

Für mich stellt sich – ganz unabhängig von den Bistümern und dem konkreten Verein – allerdings eine Frage: Inwieweit lässt sich eine Lebensrechtsaktion als aufgrund anderer Aktionen nicht mehr notwendig betrachten bei mehr als (offiziell) 100.000 Abtreibungen in Deutschland pro Jahr? Eine einzige Argumentation wäre für mich schlüssig, nämlich der Nachweis, dass solche Aktionen dem Schutz des ungeborenen Lebens tatsächlich (durch Art oder Inhalt) mehr schadeten als nutzten. Da dies im Fall von 1000plus jedenfalls seitens des Bistums Speyer niemand zu behaupten scheint, geht es am Ende wohl eher um Proporz und eigenen Einfluss als um den Schutz der Ungeborenen.

Ich gebe zu, ich hatte auf eine andere Antwort gehofft, bin immer noch der Hoffnung, dass man sich – guten Willen vorausgesetzt – einigen kann. Wie wäre es denn zum Beispiel mit gemeinsamen Aktionen, Vorstellung der Bistumsarbeit UND der Arbeit anderer Organisationen? Kooperation und Nutzung gemeinsamer Ressourcen statt Konkurrenzdenken und Gebietsansprüche? Ein bisschen über den Tellerrand hinaus denken mag ja vielleicht mal hilfreich sein! Es geht hier schließlich um Leben und Tod!

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de 

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