Tage mit Ewigkeitscharakter

Monika Gräfin Metternich hat ein „Lob des Sonntags“ geschrieben - Von Constantin Graf von Hoensbroech

In Berlin sollten die Geschäfte an den vier Adventssonntagen sowie an sechs weiteren Sonn- und Feiertagen geöffnet werden. Das Berliner Ladenöffnungsgesetz ist das liberalste in Deutschland. Dagegen haben die Kirchen Klage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht - und teilweise Recht bekommen.

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Natürlich sollen und müssen die acht Richter des Ersten Senats, der über die Klage zu befinden hatte, in ihrer Entscheidung unabhängig sein. Gleichwohl sei nicht nur ihnen die Lektüre zum „Lob des Sonntags“ empfohlen. Ein Buch, das in der seit Jahren wogenden Debatte über die Sonntagskultur einen besonderen Akzent setzt.

„Gäbe es den Sonntag nicht, man müsste ihn erfinden“, steht etwas plakativ auf der Rückseite des lesenswerten Buches, in dem die Religionspädagogin und Journalistin Monika Gräfin Metternich dem Sinn des Sonntags und seinen kulturellen Wurzeln nachspürt. Dabei macht die Autorin gleich zu Beginn deutlich, auf welcher Seite der Debatte sie über den Tag steht, der schon immer von wirtschaftlichen und politischen Interessen bedroht war. „Erwarten Sie kein Expertentum und keine Objektivität“, warnt die Mutter von fünf Kindern im Vorwort. Ihre Position ist klar: „Der Sonntag hat seine Wurzeln im Kult, der Sonntag ist das Geschenk der Christen an die Welt.“ Wie sie das meint, beschreibt Metternich in zwei Teilen.

Zunächst widmet sie sich in sehr persönlichen Worten und mit teilweise wunderbaren Sprachbildern ihren eigenen Sonntagserfahrungen und -prägungen, die sie als Kind und Jugendliche in einem wohlbehüteten Elternhaus erfahren durfte. Mit dem sonnabendlichen Glockenläuten wurde damals nicht nur der Sonntag, sondern auch die Badezeit eingeläutet, „denn am Sonntag sollten nicht nur Haus und Hof blitzsauber sein, sondern auch die Menschen“. Metternich berichtet vom Anlegen der Sonntagskleidung, vom Kirchenbesuch, vom Spiel und von der Gemeinschaft in der Familie. Es sind leichte, amüsante und sehr warmherzige Beschreibungen, die die Autorin den Lesern vorstellt und dabei doch auch immer wieder einen bemerkenswerten Bezug zur eigenen familiären sowie der allgemein aktuellen Gegenwart herstellt. „Der für eine Gesellschaft unersetzliche praktische Grundvollzug von Gemeinschaft wird (...) nur möglich, weil manche Menschen sonntags beidem entsagen (...).“

Metternich vertritt indes keineswegs einen Absolutheitsanspruch, wie ihn manche Vertreter ökonomischer Sichtweisen sowie freier Marktwirtschaft mitunter beanspruchen. Schließlich hat die Autorin buchstäblich am eigenen Leibe erfahren, wie segensreich Sonntagsarbeit sein kann, als sie seinerzeit an einem Sonntag in einer Klinik zur Welt gekommen ist. Und mit ihren Darstellungen der Sonntagsarbeit einer Krankenschwester sowie einer Bäckereiverkäuferin zeigt sie ebenfalls deutlich, wie segensreich einerseits und für manchen eben auch existenziell notwendig andererseits die Arbeit am Sonntag sein kann und ist.

Ihr Plädoyer für einen Sonntag, der für möglichst viele Menschen ein freier Tag bleiben sollte, breitet Metternich im zweiten Teil ihres Buches aus. Sie stellt dar, warum der Sonntag Kult statt Event ist, warum Weihrauch eben vor Toast und Honig kommt, und welche religiösen und kulturellen Wurzeln es sind, die den Sonntag zu einem „Tag mit Ewigkeitscharakter“ machen. Die Autorin arbeitet in ebenso dichter wie dennoch leicht verständlicher Weise die gemeinsamen Wurzeln der christlichen (Sonntags)kultur aus dem Judentum heraus und betont den Sabbat als den Tag, an dem „alle gemeinsam teilhaben am Glück des geschenkten Tages“.

Um das ganz praktisch und anschaulich zu illustrieren, entwirft Metternich ein höchst lebendiges Bild des „weltanschaulichen Getümmels“ in Israel, vor dessen Folie dann Jesus Christus in die Öffentlichkeit tritt. Wesentliche Kapitel von Jesu Lebensgeschichte erzählt Metternich nach, und weil sie als Religionspädagogin die notwendige wissenschaftliche sowie als Journalistin die entsprechende sprachliche Qualifikation vereint, mag diese Darstellung eines der herausragendsten und eingängigsten Kapitel des Buches sein – etwas ärgerlich nur, dass das Manuskript an manchen Stellen einem offenbar sehr nachlässigem Korrektorat unterzogen worden ist.
Gleichwohl macht die bildreiche und unterhaltsame Lektüre das Buch eben auch für die dem Christlichen kritisch oder ahnungslos gegenüberstehenden Leser so ungemein unterhaltend. Das gilt übrigens auch für die weiteren Darstellungen, in denen Metternich den weiteren Fortgang und die Entwicklungen rund um den Sonntag durch die Jahrhunderte bis zum heutigen Tage beleuchtet. Dabei bereichert sie ihren Text durch sehr geschickt platzierte Anleihen und Zitate verschiedenster Denker, Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler – ein kurzes Personenregister sowie ein Quellenverweis wären ein befriedigenderer Anhang als nur die knappe Übersicht über die verwendete Fachliteratur. Darüber hinaus erinnert die Autorin an eine Reihe von bekannten und weniger bekannten Bräuchen und Gepflogenheiten, Traditionen und liebgewonnene Riten, die Teil einer über Jahrhunderte gewachsenen Sonntagskultur sind.

Drastisch schildert Metternich die letztlich gescheiterten Versuche der Französischen Revolution sowie des russischen Revolutionskalenders, der christlichen Glaubenspraxis den Boden zu entziehen. Das Gegenmodell ist eben seit 1 700 Jahren bis heute gültig, der von den christlichen Sonntagen geprägte Jahreslauf mit dem Ostersonntag als „Sonntag aller Sonntage“ als Höhepunkt. Ob das so bleibt? „Alle Versuche, den Sonntag abzuschaffen, sind bisher gescheitert. Die Bewahrung des Sonntags hängt aber von denen ab, die ihn feiern“, stellt Metternich am Ende ihrer Ausführungen fest. Eine deutliche Aufforderung nicht nur an die Vertreter der Amtskirche, sondern vielmehr an jeden einzelnen Christen, sich seiner Verantwortung für die Wahrung des Sonntags als Tag des Herrn einzusetzen.

 

Foto: geralt/photoopia

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ehrke

Wer religiös ist, kann glauben – auch an sich. Und wer religiös ist, kann auch NICHT glauben. Ein wahrhaft religiöser Mensch hat die Wahl und kann damit eine freie Entscheidung treffen.

So glaube auch ich nicht. 
Ich glaube NICHT dem Schreiber des vorliegenden Kommentars, dass er ein Freigeist ist. Hier gilt für mich: Namen sind wie Schall und Rauch.

Er twittert eine Frage, dann eine Aufforderung und dann folgt das EINFACHSTE Brechmittel: Eine Unterstellung. 

Ein Mensch mit offensichtlich wenig Bildung, zu der ich vorrangig ganz besonders die HERZENS-Bildung zähle, schreibt von Einbildung.
So oft habe ich im Fernsehen Interviews mit Wissenschaftlern und / oder Nobelpreisträgern angehört und habe mit großem Erstaunen, fast Ungläubigkeit ihren Worten gelauscht über ihren offenen Umgang mit für sie erstaunlichen Phänomenen, die den Horizont menschlichen Verstandes überschreiten. Und unabhängig von gläubig oder nicht gläubig, stellten viele von ihnen den bekannten Ausspruch in den Raum: „WIR wissen, dass wir NICHTS wissen!“

Ein Freigeist hier will ALLES besser wissen, traut sich aber selbst NICHT eine Meinung dazu zu äußern, sondern versteckt sich hinter plakativem Handwerkszeug der Berufs-Kritiker mit Frage, Aufforderung und Unterstellung. DAS war‘s dann.

MIR ist der Sonntag heilig.
Mit großer Freude habe ich den Artikel von Constantin Graf von Hoensbbroech gelesen,
der mich tatsächlich glauben lässt, dass das Buch „Lob des Sonntags“ von Monika Gräfin Metternich ein lesenswertes Buch für MICH sein könnte. Mit welch einem Engagement, Zeit und Arbeitsaufwand hat sich Constantin Graf von Hoensbbroech mit diesem Werk befasst und es so uns Lesern nahe gebracht - MIR gewiss. 
Mein ehrliches Danke halte ich hier nicht für „angebracht“, sondern ist mir ein Herzensbedürfnis. Ich habe sehr wenig Zeit durch meine Arbeit, aber so habe ich in Kurzform viele wichtige, hoch interessante und neue Informationen bekommen, über die ich mich echt freue. Über die lobenswerte Arbeit der Autorin können wir auch sprechen, denn so ein Buch bedeutet viel, viel Arbeit. Das kann sich jeder vorstellen. DAS muss man nicht GLAUBEN.
Wie eng und begrenzt ist doch unser Verstand. Alles was ihn übersteigt, können wir nur noch glauben UND/ODER mit dem Herzen begreifen, erfahren, erfassen und WISSEN.
Mit dem Herzen!

Wie wenig weiß ein Freigeist doch tatsächlich über das Einbilden. Doch nicht nur Gläubige können sich etwas einbilden, sondern allen voran ist unser Verstand der Profi, was EINBILDUNG anbelangt. Dazu brauchen wir nicht wissenschaftliche Untersuchungen, von denen es genügend darüber gibt. Da reicht ein Polizei-Protokoll mit den Zeugenbefragungen über einen einfachen Unfallhergang.
Ja, es gibt Ewigkeit, denn das zeigt schon die Tatsache, dass selbsternannte Freigeister NIE aussterben. Bis heute nicht.

Mit ist der Sonntag heilig und es ist fast schon unfassbar und so toll, dass ein Mensch die Menschlichkeit und die Wertschätzung besitzt in der heutigen Zeit und in dieser Welt einer wunderbaren Sache ein LOB auszusprechen - und das noch dem heiß umkämpften wertvollen Rohstoff, der als äußerst profitables, hochgeschätztes Edelgut den „Ungläubigen“ ans Herz gewachsen ist, dem immens begehrten SONNTAG.
Da geht in meinem Herzen wahrlich die Sonne auf. 
Das glaube ich nicht. Das fühle ich tief in mir – in meinem Herzen.

Möge es immer genug Menschen geben – Gläubige und Ungläubige – die diesen Tag, 
diesen SONNTAG bewahren, lieben und schützen: 
Als Welt-Kultur-Erbe für unsere Kinder und Kindes-Kinder.

Gravatar: Freigeist

Hallo,
gibt es denn Ewigkeit? Fragen Sie mal einen Physiker. Wer religiös ist, kann sich natürlich so allerhand einbilden.

Grüße
Freigeist

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