Themenabend der Zivilen Koalition

Philipp Bagus kritisiert Papiergeldsystem

Das ungedeckte Papiergeldsystem ist die Hauptursache für die derzeitigen Krisen. Diese Meinung vertrat Professor Philipp Bagus im Berliner Humboldt Carré. Ein solches System sei dazu verurteilt, die Staatsverschuldung zu fördern und zu einem Kaufkraftverlust zu führen. Als Alternative sprach sich Professor Bagus für eine goldgedeckte Währung aus.

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Am 20. November veranstaltete die Zivile Koalition e. V. im Berliner Humboldt Carré den Themenabend »EZB, Geld und Geldsystem«. Das allgemeine Interesse war groß; von den 100 Plätzen im Zuschauerraum blieb keiner unbesetzt. Ziel war es, folgende Fragen zu beantworten: Wie gerecht ist unser Geldsystem? Wer profitiert? Wer verliert? Welche Alternativen gibt es?

Die einleitenden Worte sprach die EU-Parlamentarierin und Vorsitzende der Zivilen Koalition Beatrix von Storch. Sie betonte die Wichtigkeit des Kampfes gegen die sogenannte Eurorettungspolitik. Bereits zur Zeit der ersten Hilfsmaßnahmen für das überschuldete Griechenland sei die weitere Entwicklung absehbar gewesen. Es erfülle sie mit Stolz, dass sich der Widerstand gegen den ESM unter der maßgeblichen Beteiligung der Zivilen Koalition vervielfacht habe.

Der Hauptredner des Abends, Professor Philipp Bagus (Universidad Rey Juan Carlos, Madrid), stellte zunächst die These auf, dass das Geldproblem das größte Problem unserer Zeit überhaupt sei und allen anderen Problemen zugrunde liege. Das derzeitige Papiergeldsystem sorge für eine ungerechte Umverteilung. Es profitiere derjenige, der neues Geld produziert, denn er kann es zuerst ausgeben. Beim normalen Konsumenten kommt das Geld erst an, wenn aufgrund der Geldmengenausweitung die Preise gestiegen sind.

Geldproblem das größte Problem unserer Zeit

Nicht nur die Zentralbanken würden neues Geld produzieren, sondern auch die Geschäftsbanken. Diese würden Buchgeld aus dem Nichts schaffen. Dies illustrierte der Redner durch folgendes Beispiel: Wenn Person A 100 Euro einzahlt, wird ihm diese Summe auf seinem Konto gutgeschrieben. Person B leiht sich 80 Euro bei der Bank, die einen Teil von As 100 Euro nimmt und nun Bs Konto gutschreibt. A und B haben nun 180 Euro auf ihren Konten, von denen nur 100 vorher tatsächlich existierten.

Der Staat erlaube den Banken diese Art der Geldvermehrung, da diese ihn finanzieren würden indem sie Staatsanleihen kaufen. Durch immer neue Kredite könne der Staat seine Macht ausdehnen und immer neue Aufgaben übernehmen. In der Folge ziehe der Staat Ressourcen an sich, deren Verknappung steigende Preise zur Folge habe.

Zudem verschleiere die Möglichkeit zur Verschuldung die wahren Kosten des Staates. So wäre der ausufernde Sozialstaat sehr umstritten, würde er nur durch Steuern finanziert. Durch die Vermehrung der Zuständigkeiten, die sich der Staat aufgrund ihm gewährter Kredite anmaßen kann, werde die Zivilgesellschaft zurückgedrängt. Die Bedeutung der Familie nehme auf diese Weise ab.

Nicht das gewählte Parlament entscheide, sondern die Zentralbank

All diese Vorgänge seien zutiefst undemokratisch. Nicht das gewählte Parlament entscheide, sondern die Zentralbank, die den Leitzins festlege.

Da im ungedeckten Papiergeldsystem die Währung ständig an Wert verliere, profitierten diejenigen, die sich schnell und hoch verschulden. Doch Kredite wollen bedient werden, was zur Folge habe, dass das Geldverdienen einen sehr hohen Stellenwert einnehme. Moral, individuelle Entwicklung oder die Familie blieben so auf der Strecke.

Im anschließenden Gespräch mit André F. Lichtschlag, dem Herausgeber des Magazins »eigentümlich frei«, thematisierte Professor Bagus Inflation und Deflation. Eine Deflation sei per se kein Problem, wenn sie mit einem starken Wirtschaftswachstum einhergehe. Von einer Deflation profitierten die Gläubiger, während die Schuldner bei einer Inflation Vorteile hätten. Das erklärt, warum Staaten eine Inflation bevorzugen.

Möglichkeit zur Verschuldung verschleiert die wahren Kosten des Staates

Zum bevorstehenden Schweizer Volksentscheid befragt, der eine partielle Golddeckung (20 Prozent) des Franken beinhaltet, führte Bagus aus, dass dies eine noch unzureichende Forderung sei. Nur eine hundertprozentige Golddeckung wäre angemessen.

Diese Haltung verdeutlichte er auch während der Beantwortung von Fragen aus dem Saal. Ein Besucher fragte nach möglichen Alternativen zum bestehenden ungedeckten Papiergeldsystem. Professor Bagus schlug eine vollgedeckte Metallwährung vor (z. B. durch Gold). Des Weiteren wäre es möglich, das bestehende Geld mit Gold zu decken und einen Währungswettbewerb zuzulassen.

Das Schlusswort hatte Beatrix von Storch, die die Anwesenden dazu aufrief, nicht aufzugeben und die Wahrheit über das Geldsystem sowie die Eurorettungspolitik zu verbreiten. Die zustimmende Reaktion der Anwesenden verdeutlichte, dass die Veranstaltung der Zivilen Koalition ein Erfolg war.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Reflexivernunft

Das Beispiel sieht richtig wie folgt aus:
A legt 100€ auf die Bank. Nehmen wir nun an die Bank verleiht 80€ davon an ein Unternehmen (U), das damit einen Lieferanten (L) bezahlt. U geht pleite. Der L hat nun 80€. A hat immer noch 100€ zur Verfügung. Also 180€ im System.

Gravatar: Heinrich Schmid

Sie reden über die Darstellung in der Buchhaltung, hier geht es aber um die physikalisch vorhandene Menge des Geldes , wenn A seine 100 € und B seine 80 € von der Bank abheben sind 180 € physikalisch im Umlauf, damit wurde die Gelddruckerpresse wieder angeworfen, das das in der Buchhaltung gegeneindergesetellt wird, hat damit erst einmal nichts zu tun, sondern soll nur erklären, wieso man eine Inflation im jetzigen System benötigt.

Gravatar: Klaus Peter Kraa

Die Rückkehr zur Golddeckung ist eine Illusion. Wir haben noch alle vor Augen, wie Bretton Wood gescheitert ist, als die Franzosen von den USA „ihr“ Gold haben wollten, das die nicht hatten. Die Wirtschaftsleistung als Gelddeckung ist grundsätzlich richtig, man muß sie nur richtig handhaben. Das wahre Problem ist die exzessive Ausgabenwut der Politik als Mittel der Machterhaltung, ohne Rücksicht auf die Wirtschaftsleistung und die Konsequenz, die die Geldbranche aus dieser Sorglosigkeit zieht. Die USA ist zurzeit nach dem Generationenforscher Laurence J. Kotlikoff, a William Fairfield Warren Professor at Boston University, mit etwa 130 Bio. US$ verschuldet, das sind bei rd. 15 Bio. US$ Wirtschaftsleistung der USA rd. 900% BIP. Deutschland schleppt eine Schuldenlast, dank sorgfältiger Ermittlungen der Generationenforscher aus Freiburg und Bochum, einschließlich nicht bilanzierten Nachhaltigkeitshaushalts wegen sozialer Sicherheit (Krankheit, Pflege, Alter) von zurzeit 8,0 Bio. Euro, rd. 300% BIP oder 100% des inländischen Nettovermögens vor sich her, mit wachsender Tendenz. Und die anderen europäischen Länder innerhalb der Währungsunion? Ich bin überzeugt, die kennen ihre Verschuldung gar nicht oder verschleiern sie durch mehr oder weniger geschickte bezahlte Gutachten wie das, durch das diese Regierung dem Volk mal wieder weismachen will, welchen ungeheuren Reichtum wir durch Zuwanderung gewinnen. Und Draghi tut jetzt mit seiner seltsamen Geldvermehrung alles, um sie in ungeahnte Höhen zu treiben. Der Crash ist doch schon mit der Geburt dieser kranken Währung seit Anfang des 21. Jhd. vorbereitet und lässt sich sowieso nicht mehr aufhalten.

Gravatar: Achim Rentsak

„Wenn Person A 100 Euro einzahlt, wird ihm diese Summe auf seinem Konto gutgeschrieben. Person B leiht sich 80 Euro bei der Bank, die einen Teil von As 100 Euro nimmt und nun Bs Konto gutschreibt. A und B haben nun 180 Euro auf ihren Konten, von denen nur 100 vorher tatsächlich existierten.“

Entweder hat der Autor des Artikels Herrn Bagus nicht verstanden oder Herr Bagus hat da etwas mißverständlich erklärt. In jedem Fall:

Das Beispiel ist so, wie es erklärt ist, schlicht falsch. Am Ende hat A eine Forderung von 100 Euro an die Bank, die Bank hat eine Verbindlichkeit von 100 Euro gegenüber A, die Bank hat 20 Euro Cash und ein Forderung gegenüber B in Höhe von 80 Euro und B hat eine Verbindlichkeit gegenüber der Bank in Höhe von 80 Euro.

Die ominösen 180 Euro gibt es nicht. Jedenfalls nicht in diesem Beispiel. Wenn man alle Konten konsolidiert, dann sind da nach wie vor immer noch nur 100 Euro.

Wenn man die Euro gegen Goldmünzen austauscht, dann wird es vielleicht verständlicher.

Womit ich nicht sagen will, daß es kein Problem beim Buchgeld gibt und beim Mindestreservesystem gibt, aber darum geht es ja offensichtlich bei dem genannten Beispiel nicht. Da geht es nur um Buchungssätze mit Bargeld- Ab- und Zuflüssen, und die sind vollkommen korrekt.

Nur das angebliche Ergebnis, das oben zitiert wird, ist schlicht falsch.

Mich wundert, daß das hier keinem auffällt.

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