Erdölproduktion

Ölpreis: Schmerzgrenze bald erreicht

Trotz der Krisen und Kriege im Nahen und Mittleren Osten hat der Ölpreis seine Talfahrt fortgesetzt. Für viele Länder ist die Schmerzgrenze erreicht. Hauptdrücker des Ölpreises ist Saudi-Arabien.

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Mittlerweile scheint es fast nur noch Verlierer zu geben. Selbst die arabischen Golfstaaten müssen zunehmend auf Finanzreserven zurückgreifen, um die fehlenden Einnahmen aus den Ölgeschäften auszugleichen. Dabei tragen sie erheblich zum Preisverfall bei. Denn durch ihre konsequent hohen Förderquoten sinkt der Preis.

Anfangs schien es, als sei dies ein verabredetes Vorgehen, um Russland und den Iran in die Knie zu zwingen. Doch mittlerweile sind fast alle Erdöl produzierenden Länder davon betroffen. In den USA sorgen sich die Förderunternehmen um die Wirtschaftlichkeit ihrer Fracking-Öl-Förderung. Inzwischen musste die US-Ölindustrie sogar ihre Produktion zurückfahren.

Zurzeit schwankt der Preis um die 58 Dollar pro Barrel (Brent) bzw. um die 49 Dollar pro Barrel (WTI). Von einer Verschwörung der OPEC kann nicht die Rede sein, denn die Mitgliedstaaten sind sich höchst uneinig. Unter den zwölf Mitgliedsländern sind insbesondere Venezuela, der Iran und auch Nigeria besonders negativ betroffen. Sie haben keine ausreichenden Finanzreserven, um temporäre Lücken in ihren Haushaltsbudgets auszugleichen.

Bald Krisensitzung der OPEC?

Die Staaten, die am längeren Hebel sitzen und trotz eigener Gewinneinbußen die Schmerzgrenze austesten, sind vor allem Saudi-Arabien und die kleinen Golfstaaten Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait.

Das nächste Treffen der OPEC soll im Juni 2015 in Wien stattfinden. Doch wie die nigerianische Ölministerin ankündigte, könnte es bereits zuvor zu einer Krisensitzung der OPEC kommen. Die Nerven liegen jedenfalls blank.

Im Januar kurzer Preisanstieg wegen der Krise in Libyen

Ein wichtiger Erdölproduzent und Mitgliedstaat der OPEC ist Libyen. Doch der Bürgerkrieg, der Konflikt zwischen der Regierung in Tripolis und der Gegenregierung in Tobruk sowie der Kampf der Terrormilizen des selbsternannten „Islamischen Staates“ (IS), die nicht nur in Syrien und im Irak, sondern mittlerweile auch in Libyen ihr Unwesen treiben, lähmen die libysche Ölproduktion.

Im Januar und Anfang Februar haben die chaotischen Verhältnisse in Libyen die Preise für Öl leicht steigen lassen. Grund dafür war unter anderem der Produktionsstopp an Libyens größtem Ölfeld.

Doch angesichts der undurchsichtigen Verhältnisse nicht nur in Libyen, sondern im Nahen und Mittleren Osten insgesamt, ist es schon mehr als verwunderlich, dass nicht – wie früher oft geschehen – die Ölpreise durch die politischen Krisen und Kriege steigen. Dies ist ein klares Anzeichen dafür, dass der Preis schon lange nicht mehr allein durch das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage, sondern gezielt und mit großem Aufwand niedrig gehalten wird.

Saudi-Arabien am Drücker

Die Entwicklung ist eindeutig. Das Bemühen mancher Staaten, den Ölpreis gegen alle Widerstände zu drücken, ist so klar zu durchschauen, dass nur massive politische und wirtschaftlich existenzielle Gründe hierfür eine Rolle spielen können.

Saudi-Arabien steht sowohl politisch als auch wirtschaftlich unter Druck. Das Land ist von Krisenherden umgeben: der Bürgerkrieg im Irak und in Syrien, die Unruhen in Bahrain, die Krise im Jemen. Stets handelt es sich um religiöse Konflikte zwischen Schiiten und Sunniten. Stets wird dieser Konflikt aus dem Iran genährt. Die Schiiten bereiten den Saudis aus zweierlei Gründen Sorgen. Zum einen ist der schiitische Iran Saudi-Arabiens Erzfeind. Zum anderen gibt es gerade in den ölreichen saudischen Ostprovinzen eine bedeutende schiitische Bevölkerung. Wenn das Schiitenproblem nicht gelöst wird, gerät die Machtposition des saudischen Königshauses in Gefahr. Die einzige Möglichkeit für Saudi-Arabien, den Iran an der Unterstützung der Schiiten in all diesen Ländern zu hindern, ist ihn durch den niedrigen Ölpreis finanziell zu schwächen.

Der andere Grund ist der massive Anstieg der Ölproduktion in Nordamerika. Die USA und Kanada streben mittels Fracking und Ölsandabbau nach Energieunabhängigkeit. Saudi-Arabien befürchtet dadurch massive Verluste von Marktanteilen und versucht diese mit allen Mitteln zu verteidigen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: MAX

Wenn Russland den Ölhahn und auch den Gashahn zudreht , dann
wird es dunkel und kalt in den Wohnungen.
Aber unsere schlauen EU-IDIOTEN hetzen munter weiter.

Gravatar: Klartexter

Wenn der Ölpreis ständig sinkt, warum sinken dann in Deutschland die Kraftstoffpreise nicht? Ist der EURO ein TEURO oder ist die Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt, weil der Staat die überhöhten Kraftstoffpreise wegen der Steuereinnahmen braucht. Also eine weitere Enteignungsmethode des kleinen Mannes und Frau. Besteht das System nur noch aus Lumpen die die Menschen enteignen.

Gravatar: Hans von Atzigen

Beitrag mit besten Hintergrundinfos.
Wer da glaubt das mit dem aktuellen Preiszerfall das
Öl- Schlaraffenland angebrochen ist dürfte bald eines ,,besseren,, belehrt werden.
Der Knackpunkt:
Die Wirtschaft der Wichtigsten grossen Ölförderer hängt faktisch
an der Ölförderung. ( Monoeinnahme-Wirtschaft)
Der Rückgang der Einnahmen beschert diesen Staaten erhebliche
Wirtschaftliche Sozial-Ökonomische Probleme.
Gleiten diese Staaten ins Chaos ab ist Sense mit der Ölförderung.
Libyen ist lediglich ein Warnhinweis der sich auf den gesamten
nahen Osten ausbreiten kann.
Was dann?
Die USA können sich aktuell aus eigenen Quellen in hohem Masse
selbst versorgen, reicht das auch für Europa?
China strebt seinerseits nach eigener Förderung in seinem Umfeld.
Russland ist da weitgehend unabhängig, Autark.
Der ,, Block,, China und Russland haben da die besten Zukunftskarten.
Da übersehen zu fiele die aktuelle Weltwirtschaft hängt auf Gedeih und Verderb am Öl.
Sollte die Geostrategische Lage ausser Kontrolle geraten wird es Dramatisch.
Die Moderne Kriegführung hangt unmittelbar an der Verfügbarkeit von Öl.
Diese Hintergrundlage zeigt, die aktuelle Konfrontation gegen Russland
in Kombination mit China ist die Entscheidende Dummheit des sog. Westens
im angelaufenen Jahrtausend.
Mit der Konfrontation gegen Russland verprellt der sog. Westen einen
weitestgehend verlässlichen Partner.
Im ,,Tausch,, gegen den extrem instabilen Nahen Osten.

Gravatar: Gerd Müller

An der Tankstelle merke ich nichts davon, die Preise steigen schon wieder ........
Der Heizölpreis ist auch schon wieder über 10 Cent höher als im Januar.

Die raffgierigen Konzerne und die nimmer satte Regierung können ihre geplanten Umsatzzahlen bzw. Steuereinnahmen nicht einhalten.
Bei den einen fangen die Aktionäre an unruhig zu werden, bei den anderen kommen Schweißperlen auf, weil sie mit der Steuergeldverschwendung etwas stoppen müssen.
So einfach ist „Preispolitik“.

Gravatar: Rüdiger Braun

Tja, nach einem kurzen Schock haben sich die Benzingiganten wieder berappelt und die Verbraucherpreise wieder fast auf das Niveau von vor dem Ölpreisverfall gehoben.
Die machen jetzt wieder einen schönen Reibach. Der Ölpreis ist nebensächlich der Endverbraucherpreis ist das wsa zählt. Und der kennt nun wieder nur eine Richtung.

Ausserdem was heisst den Schmerzgrenze? Das kann mir doch egal sein ob irgendein Wüstenscheich nun doch nicht den Mercedes AMG GT in Massivgold kaufen kann.

Und wir sollten nicht vergessen das Saudi-Arabien eben nicht ein demokratischer Staat ist sondern bestenfalls ein Haufen von islamischen Schwerverbrechern.

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