Vortrag von Heribert Hirte

Naher Osten: Religionsverfolgung ist Zeichen der Unfreiheit

Die Verfolgung religiöser Minderheiten im Vorderen Orient spiegelt die allgemeine Einschränkung der dortigen gesellschaftlichen Freiheit wider. Was kann die Politik tun?

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Die Verfolgung religiöser Minderheiten in Syrien und im Irak nimmt immer dramatischere Ausmaße an. Christliche Minderheiten wie Armenier, Assyrer, Chaldäer, Maroniten und syrisch-orthodoxe Christen, muslimische Minderheiten wie Alawiten, Drusen und Schiiten sowie kurdische Jesiden werden ausgegrenzt und verfolgt.

Die Terroristenbewegung Islamischer Staat (IS) verdrängt die Minderheiten aus den Städten, bis diese vollständig »christenfrei« beziehungsweise rein sunnitisch sind. Doch auch in anderen islamischen Staaten und Gebieten wird durch die Einführung der Scharia die Religionsausübung für Nicht-Muslime eingeschränkt.

»Was wird aus den Christen im Nahen Osten und was können wir tun?«

Die Lage der Christen im Nahen Osten war letzten Donnerstag Thema eines Vortrages des CDU-Bundestagsabgeordneten und Juristen Professor Heribert Hirte. Er sprach im christlichen Bildungszentrum Feldmark in Berlin über die Problematik der fehlenden Religionsfreiheit im Vorderen Orient und die Konsequenzen für die deutsche Politik.

Hirte ist Vorsitzender des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Der Stephanuskreis ist nach Eigendarstellung »ein überkonfessionelles Gesprächsforum, das für Toleranz und Religionsfreiheit eintritt und sich um die Situation verfolgter Christen in aller Welt kümmert«. Die Mitglieder des Stephanuskreises pflegen Kontakte zu Kirchenvertretern und zu betroffenen Religionsminderheiten.

Der Zustand der Religionsfreiheit, führte Hirte aus, sei ein Spiegel der allgemeinen Freiheit innerhalb der jeweiligen Gesellschaft. Können Menschen ihre Religion nicht frei ausüben, sind sie auch in ihrer, mit dieser Religion verknüpften Kultur und Lebensweise eingeschränkt. Somit ist Religionsfreiheit Vorraussetzung für ein freies Lebens insgesamt.

Für die Entwicklungen der letzten Zeit müsse konstatiert werden, dass die religiösen Spannungen und Feindseligkeiten weltweit zunehmen. Nicht nur die Christen sind von Verfolgung bedroht. Auch die Alawiten in Syrien, die Bahai im Iran oder die Muslime im mehrheitlich vom Hinduismus geprägten Indien sind zunehmend Benachteiligungen und Feindseligkeiten ausgesetzt.

Oftmals werden die Religionen als Projektionsfläche für sozial bedingte Unterschiede in der Gesellschaft ausgenutzt. Probleme der Korruption, staatlichen Instabilität, Arbeitslosigkeit, Armut und mangelnden Sicherheit rufen Unzufriedenheit hervor. Religiöse und ethnische Minderheiten können dann als Sündenböcke angegriffen werden.

Außerdem werden durch die Medien, sowohl in Europa als auch im Nahen und Mittleren Osten, falsche Bilder von der jeweils anderen Religion vermittelt. Die Selbstdarstellung der liberalen westlichen Gesellschaft würde von vielen Muslimen oft mit christlichem Weltbild gleichgesetzt werden. Das sei jedoch eine verzerrte Wahrnehmung.

Eindrücke, wie jene des Alkoholkonsums in nicht-islamischen Ländern, Unterschiede im Familienbild und westliche sexuelle Freizügigkeit, würden auf viele Muslime den Eindruck hinterlassen, der Westen sei dabei, seine moralischen Werte zu verlieren.

Hier sei politische und gesellschaftliche Aufklärung gefragt, um das Bild des westlichen Rechtsstaates zurechtzurücken. Dazu gehöre auch der Einsatz für mehr Aufklärung im Schulunterricht – und zwar sowohl in Europa als auch in den Ländern des Nahes Ostens.

Wohin mit den Flüchtlingen?

Ein wichtiges Thema ist das Problem der Flüchtlingsströme. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Syriens ist auf der Flucht. Allein die Türkei hat rund 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. Doch das wirft mehr Fragen auf, als man derzeit beantworten kann.

Hirte umriss, welche Konsequenzen die Flüchtlingsproblematik für Deutschland hat. Denn es sei ist nicht auszuschließen, dass Zehntausende oder gar Hunderttausende von Flüchtlingen auch nach Deutschland kommen könnten, um hier Asyl zu beantragen.

Die Frage sei nun, wie man mit diesen Flüchtlingsproblem umginge. Da stelle sich zunächst das Problem, dass Flüchtlinge als solche nicht identifizierbar sind, denn sie haben oftmals ihre Papiere und Ausweise verloren. Man könne aus ethischen Gründen keine Flüchtlinge ablehnen, denen die Papiere abgenommen wurden oder abhanden gekommen sind. Andererseits müsse man eine Antwort auf die Frage finden, wie Flüchtlinge von potentiell einreisenden Terroristen zu unterschieden seien, wenn sie aus dem gleichen Land kommen, aber beide Gruppen sich nicht ausweisen können.

Die Unterbringung bringe logistische Schwierigkeiten mit sich. Bereits jetzt habe sich gezeigt, dass einige Kommunen mit der Aufgabe überfordert seien. Hinzu kommen die negativen Schlagzeilen über die Sicherheitsfirmen, die die Flüchtlingsheime bewachen und kontrollieren. Auch die Verteilung der Flüchtlinge auf die jeweiligen Kommunen sei ein noch nicht gelöstes Problem, auf das man aufmerksam machen müsse.

Ein weiteres Problem sei die Integration der Flüchtlinge. Welche Gruppen sollen dauerhaft integriert werden, weil sie nicht in ihre Heimat zurückkehren wollen oder können? Und wie will man mit den Flüchtlingen umgehen, die nur eine begrenzte Zeit in Deutschland bleiben wollen oder können?

Nach Hirte gibt es hier mehr Fragen als Antworten und noch viel Klärungsbedarf.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klartexter

Aber, aber Herr Hirte, die Religionsverfolgung ist kein Zeichen der Unfreiheit. Das ist eine bewusst falsche Darstellung und widerspricht dem im Koran geschriebenem Wort zur Verfahrensweise mit Andersgläubigen und Ungläubigen. Das ist die Praxis und sonst nichts. Warum gibt es denn die religiös gearteten Zusammenstöße auch hier. Wegen der Unfreiheit oder wegen jeder religiös gearteten und geduldeten Spielarten einer bestimmten Religion oder besser ausgedrückt Ideologie. Angesichts der wachsenden Spannungen hier, versuchen geschickte Verdreher von den tatsächlichen Ursachen abzulenken. Außerdem wäre die gesamte westliche Philosophie im Bezug auf die Freiheit falsch, denn die Freiheit wurde im Irak, in Libyen, in Afghanistan und Ex-Jugoslawien herbeigebombt. Man sollte sich nicht darüber den Kopf zerbrechen, wie man die Freiheit bringt, sondern wie man den radikalen Islam schnellstens los wird.

Gravatar: Alexander Scheiner, Israel

Seit der Gründung vom Jüdischen Staat Israel, 1948, gibt es in Israel echte Religionsfreiheit. Religionsfreiheit war von zentraler Bedeutung für den Zionisten Herzl. Auch heute, für uns alle.
Leider beklagen sich einige christliche Religionsführer in Israel und in den besetzten Gebieten über angebliche Diskriminierungen von Israel. Das stimmt jedoch nicht, das sind schlicht Unwahrheiten oder Zwecklügen, um die „islamischen Brüder“ der arabischen Christen nicht zu provozieren.
Tatsache ist, dass sich die muslimischen Araber nur aus PR-Zwecken in der Weihnachtszeit um christliche Araber bemühen. Deren Zahl nimmt infolge Diskriminierungen durch Muslimführer stetig ab, ganz besonders in Gaza, das von der islamistischen Terrororganisation Hamas „beherrscht“ wird.
Besonders katastrophal ist die Verfolgung von Christen in Pakistan. In vielen arabischen und islamischen Ländern werden Christen und andere Minoritäten als zweitklassige Bürger diskriminiert, zum Beispiel in Ägypten.
Trotzdem wird von der EU immer nur Israel über alles mögliche gemahnt, nie islamische oder arabische Länder.
Sie wollen das nicht glauben? Sehen Sie sich in Israel um. Sie werden deswegen nicht geköpft, nicht vergewaltigt, nicht mit Säuren verätzt und Ihr Eigentum nicht vom Staat eingezogen. Frauen dürfen Fahrzeuge selbst steuern, im Bikini baden und in einer der vielen Kirchen beten.

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