Mittlerer Osten

Nach Syrien: Bald Bürgerkrieg im Jemen?

Die Lage im Jemen eskaliert. Schiitische Huthi-Rebellen kämpfen gegen sunnitische Al-Qaida-Milizen. In Sanaa kam es zu Massendemonstrationen. Mehrere Staaten haben ihr Botschaftspersonal abgezogen.

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Auch wenn die Schlagzeilen der Medien ihren Fokus zurzeit auf andere Themen gerichtet haben: Der grausame Bürgerkrieg in Syrien und im Irak sowie der kollektive Amoklauf des selbsternannten „Islamischen Staates“ (IS) gehen mit unverminderter Härte weiter. Die ethnische und religiös-konfessionelle Landkarte wird vollkommen umgestaltet. Die Begriffe Genozid und Stellvertreterkrieg umschreiben die Lage treffend.

In anderen Teilen der islamischen Welt ist ebenfalls keine Besserung in Sicht. In Libyen herrscht weiterhin Chaos, in Ägypten bleibt die Lage angespannt und das kleine Königreich Jordanien wird in den Sog der Krise ebenfalls hineingezogen. Pakistan und Afghanistan bleiben ein Pulverfass, und an der türkischen Südostgrenze ist die Lage alles andere als sicher. Saudi-Arabien fürchtet einen Aufstand der Schiiten sowohl im eigenen Lande als auch im benachbarten Bahrain. Nirgendwo sitzt die Regierung fest im Sattel.

Pulverfass Jemen

Nun verschärft sich auch die Lage im Jemen dramatisch. Einige Regionen des Jemen gelten als Hochburg der sunnitischen Terrororganisation Al-Qaida, die von den USA mit Drohnen bekämpft wird. Andererseits haben schiitische Huthi-Rebellen im September die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht und ließen Ende Januar auf Gegendemonstranten schießen. Vor kurzem haben die Huthi-Rebellen den Präsidentenpalast eingenommen. Letzten Freitag haben sie die Auflösung des Parlamentes und eine neue Regierung angekündigt. Jüngst gab es wieder Massendemonstrationen der Sunniten gegen die Machtübernahme der schiitischen Huthi-Milizen. Außerdem gab es 26 Tote bei Kämpfen zwischen sunnitischen Al-Qaida-Kämpfern und Huthi-Rebellen. Auf allen Seiten wächst die Angst vor einem brutalen Bürgerkrieg wie in Syrien.

Wer als Europäer in diesen Tagen im Jemen unterwegs ist, begibt sich in große Gefahr. Stammesfehden und der Konflikt zwischen der Zentralregierung und den Stammesscheichs der Provinzen verunsichern das Land. Das Auswärtige Amt warnt ausdrücklich vor Reisen in den Jemen. Ausländer sind beliebte Opfer für Entführungen. Die lokalen Scheiche nutzen sie als Geiseln, um die Regierung in Sanaa zu erpressen.

Die abgelegenen Berg- und Wüstendörfer im Jemen sind der ideale Rückzugsort für Terroristen. Aus diesem Grunde führen die USA ihren Drohnenkrieg im Jemen. Doch diese Attacken mit Drohnen verursachen einen großen Kollateralschaden unter der Zivilbevölkerung und tragen somit zur Radikalisierung der Jemeniten bei.

Zahlreiche Staaten schließen ihre Botschaften in Sanaa

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben am Samstag verkündet, aus Sicherheitsgründen ihre Botschaft in Sanaa zu schließen und die diplomatischen Angestellten außer Landes zu bringen. Auch Italien hat seine Botschaftsmitarbeiter und Diplomaten aus dem Jemen nach Italien zurückbeordert. Am Freitag verließen die Botschafter der Bundesrepublik Deutschland und Saudi-Arabiens das Land. Das Personal der Britischen Botschaft hat bereits einige Tage zuvor die jemenitische Hauptstadt verlassen.

Auch die USA und die Niederlande haben ihre Botschaften im Jemen geschlossen und ihre Angestellten in Sicherheit gebracht. Die Huthi-Rebellen haben nach dem Abzug der US-Diplomaten und des US-amerikanischen Botschaftspersonals die Fahrzeuge der US-Botschaft beschlagnahmt, darunter auch gepanzerte Sicherheitsfahrzeuge.

Die Golfstaaten fordern militärische Schritte und Sanktionen durch die UNO

Beim Treffen der Außenminister der sechs arabischen Golfstaaten in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad, dem so genannten Golf-Kooperationsrat (Gulf Cooperation Council, GCC), riefen die Teilnehmer die Vereinten Nationen dazu auf, gegen die Huthi-Rebellen im Jemen vorzugehen. Außerdem riefen sie die Institutionen der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Kooperation zu Schritten gegen die Huthi-Rebellen auf.

Angesichts des Beschusses von Demonstranten in mehreren jemenitischen Städten verwiesen die arabischen Außenminister auf den Artikel 7 der UN-Charter, der den Einsatz von Militär erlaubt, wenn der Frieden in Gefahr ist und Gewalt gegen die Bevölkerung verübt wird.

Die schiitischen Huthi-Rebellen reagierten auf die Forderungen der benachbarten arabischen Staaten prompt. Wie die arabische Nachrichtensender Al-Arabiya berichtet, ließen die von den Huthi-Rebellen kontrollierten jemenitischen Medien verbreiten, dass die neue schiitische Volksbewegung nicht von ihrer Machtposition abrücken werde.

Hintergrund: Der Kampf zwischen Schiiten und Sunniten

Der Jemen ist ein weiterer Abschnitt des internationalen Konfliktes zwischen muslimischen Sunniten und Schiiten. Weitere Konfliktherde sind der Libanon mit seinen schiitischen Hisbollah-Milizen, die vom Iran unterstütz werden, Syrien, wo die schiitischen Alawiten auf der Seite des Präsidenten Assad gegen die radikalen Sunniten des IS kämpfen, der Irak, dessen Bevölkerung in Schiiten und Sunniten gespalten ist, Bahrain, wo eine sunnitische Minderheit eine schiitische Mehrheit unterdrückt, Kuwait und die Arabischen Emirate, in denen zahlreiche schiitische Gastarbeiter leben, und der schiitische Iran, in dessen Südostprovinzen sunnitische Minderheiten rebellieren. Im sunnitisch-wahhabitischen Saudi-Arabien lebt in der ölreichen Ostprovinz eine große schiitische Minderheit, die vom Iran beeinflusst wird. Daher wendet sich Saudi-Arabien gegen jede schiitische Volksbewegung auf der arabischen Halbinsel.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans von Atzigen

Einwandfrei, das ist das fundamentale Kernproblem.
Nur eben kein Thema in den ,,System,,- Medien.
Im Gegenteil da soll die Einwanderung nach Europa
dort Entlastung bringen.
Die Devise offensichtlich, Europa auch noch mit
in ein Auswegloses Desaster mit hineinreiten.
Na dann mal Prosit Gemeinde.
Willkommen in der ,,schönen,,neuen Multikulti- Welt.

Gravatar: Freigeist

Man schaue sich mal das Bevölkerungswachstum dieser Länder an, wo jedes Baby ein Geschenk von Allah ist. Nur, der uneinsichtige Allah schickt einfach nicht die notwendigen Äcker, Niederschläge und Fabriken mit jedem Baby mit zu dessen materieller Versorgung. So führen dann, nach dem Heranwachsen der Gottesgeschenke, die jungen Männer Krieg, was sollten sie denn sonst tun? Vom Beten wird man bekanntlich nicht satt.

Gravatar: Klartexter

Bald Bürgerkrieg in Jemen. Das ist doch nicht verwunderlich, denn Krieg und Verderben ist doch so ziemlich das Einzige was der Islam beherrscht.

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