Einschränkungen des Bargeldverkehrs

Lasst uns unser Bargeld!

Wird schrittweise das Bargeld abgeschafft? Zum Kreditkartenwahn gesellt sich nun das Bezahlen per Smartphone und Funkchip. Am Ende droht dem Bürger die totale Überwachung.

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Bahnfahrer staunen zurzeit nicht schlecht, wenn sie während ihrer Reise im Bahnmagazin „mobil“ blättern. Denn in der Aprilausgabe 2014 werden Sie mit Bankenlobbyismus von der feinsten Sorte konfrontiert: Ihnen wird von der schönen neuen Welt des bargeldlosen Zahlungsverkehrs vorgeschwärmt.

„Einkaufen mit der Kreditkarte reicht nicht mehr“, heißt es da, „Nun kommt das kontaktlose Bezahlen per Smartphone oder Funkchip.“ Dann folgt eine Lobeshymne auf die Zukunft des bargeldlosen Zahlungsverkehrs mit dem Smartphone. Es sei so praktisch, so einfach, so sicher. Mittels spezieller Apps können wir alle unsere Einkäufe und Zahlungen per Funkchip erledigen.

Und so soll unsere Zukunft aussehen: „Der Trend ist eindeutig: Bargeld lacht bald nicht mehr.“ Weiterhin ist zu lesen: „Wenn die Skepsis der Menschen verflogen ist, da sind sich die Kreditkartenunternehmen, Banken und Forscher einig, führt man nur noch das Smartphone an den Lesegeräten der Geschäfte vorbei.“ Außerdem: „Es wird nicht mehr lange dauern: Wenn alle Technik in der Kleidung, in der Wand eines Geschäftes oder in den Türen versteckt ist, schiebt man seinen Einkaufswagen einfach durch den Ausgang des Lebensmitteldiscounters – und das Abbuchen vom Konto geschieht automatisch.“

So weit, so beängstigend. Hier wird lang und breit etwas angekündigt, das angeblich wie ein Naturereignis über uns hereinbricht und wir als Trend, als Zeitgeist, als Teil des Fortschritts hinzunehmen haben. Doch unbeantwortet bleibt die Frage, ob die Bürger diesem Trend in Deutschland widerstandslos folgen werden. Denn nach NSA-Affäre, Kennwortdiebstählen, Pishing-Attacken und der universalen Internetüberwachung haben mittlerweile auch die Fortschrittsgläubigsten eine kritische Haltung eingenommen.

Natürlich ist es praktisch, wenn man mittels eines flexiblen e-Tickening-Verfahrens sich per Smartphone an einer Bus- oder Bahnhaltestelle an- und abmeldet, um so seine Fahrten zu bezahlen. Doch dass damit auch ein Fahrtenprofil erstellt werden kann, dürfte nicht jedem gefallen.

Bahrgeldlosbewegung auf dem Vormarsch

Mittlerweile überbieten sich die Unternehmen und Geldinstitute mit Vorschlägen und technischen Innovationen, wie in Zukunft unser Leben zunehmend bargeldlos organisiert werden kann. In verschiedenen Staaten wird der Prozess bereits in großen Schritten vorangetrieben.

So kann man in Italien seit Dezember 2011 Bargeldzahlungen nur noch bis zu einer Grenze von 999,99 Euro vornehmen. Alles darüber hinaus muss via Überweisung, elektronisch oder mittels EC- bzw. Kreditkarte bezahlt werden gehen. Grund ist eine Direktive zur Nachvollziehbarkeit von Finanzierungen. Damit Touristen nicht in die Bredouille geraten, wenn sie ihr Urlaubshotel bar bezahlen wollen, weist sogar das Auswärtige Amt auf diese neuen Regelungen hin. Diskutiert wird übrigens eine weitere drastische Reduzierung der Bargeldgrenze auf 500 oder gar nur 50 Euro.

In Spanien gilt derzeit die Bargeldobergrenze von 2500 Euro. Auch in anderen europäischen Ländern wird die schrittweise Reduzierung der Bargeldwirtschaft diskutiert. Am progressivsten geht Schweden vor.

Schweden ist Pionier der Bargeldlosbewegung

In Schweden haben einige Banken den Bargelddienst in ihren Filialen bereits eingestellt. Vorreiterbank des neuen bargeldlosen Verkehrs ist die Swedbank. Bargeldloses Einkaufen ist in Schweden mittlerweile Gang und Gäbe. In manchen Geschäften wird gar kein Bargeld mehr angenommen. Weniger als 3 Prozent aller Geldgeschäfte werden bar abgewickelt. Schweden soll die erste bargeldlose Gesellschaft werden.

In den öffentlichen Diskussionen werden Argumente wie der Kampf gegen die Korruption, Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung und allerlei Formen der Kriminalität angeführt. Ohne Bargeld, so der Tenor dieser Meinung, hätte es die Kriminalität schwerer.

Doch Schweden wäre nicht Schweden, wenn es nicht auch Kritik und Opposition gegen diese Entwicklung gäbe. Neben den ersten Demonstrationen gegen die Abschaffung des Bargeldes hat auch die schwedische Notenbank Bedenken angemeldet. Die Menschen bräuchten ein handfestes Zahlungsmittel für den Fall des technischen Versagens der Bezahlsysteme. Man stelle sich vor: Es ist Wochenende, die Banken haben zu und das elektronische Zahlungsmittel ist kaputt. Schlimmer noch wäre ein temporärer Totalzusammenbruch des elektronischen Bezahlsystems, der innerhalb kürzester Zeit zu Chaos führen könnte.

US-Ökonom Larry Summers schlägt generelle Abschaffung des Bargeldes vor

Im November letzten Jahres sprach sich der Ökonom, Harvardprofessor und ehemalige US-Finanzminister Larry Summers für eine generelle Abschaffung des Bargeldes aus. Ihm schwebe eine „cashless society“ vor, in der alles Geld elektronisch sei. Dies würde verhindern, dass die Menschen ihr Geld außerhalb der Banken horten, und der Federal Reserve erlauben, die Zinsen zu senken, so dass wieder mehr Geld in den Umlauf ginge und investiert würde.

Angriffsziel: die Jugend!

Die Vorreiter des Zahlungsverkehrs per Funkchip und Smartphone setzten auf die Jugend. Wer heute die jungen Menschen bei ihrer Kommunikation mit ihren Smartphones beobachtet, wird schnell erkennen, dass die Banken und Finanzinstitute nur wenig Überzeugungskraft benötigen werden, um die Smartphone- und Internetgeneration vom Bezahlen per Klick zu überzeugen. Vom Amazon-Einkauf per Handy bis zur Zahlung im Geschäft ist es ohnehin nur ein kleiner Schritt. Alles was man braucht, ist eine geschickte PR-Aktion, die das Ganze als coolen Trend verkauft. Wer „smart“ sein will, zahlt „smart“ per Smartphone. Der Rest ergibt sich von allein: Man muss nur auf die Bequemlichkeit der Menschen setzen.

Reaktionen

Seit Jahren gibt es immer wieder Stimmen von Ökonomen und Finanzexperten, die entweder vor der Abschaffung des Bargeldes warnen oder es zumindest für nicht komplett realisierbar halten. Zum einen würden die Zentral- und Notenbanken ihren regulierenden Einfluss verlieren, um gegebenenfalls einer Inflation besser vorzubeugen. Zum anderen wäre die Überwachung des Zahlungsverkehrs und damit unseres gesamten wirtschaftlichen Lebens so umfassend, dass ein Missbrauch der Daten verheerend sein könnte.

Wer kann dann verhindern, dass Menschen, die in einer spezifischen Lebenslage nicht mit dem Bankensystem konform gehen, sozusagen per Knopfruck ausgeschaltet werden? Dann könnte man plötzlich nicht einmal mehr die Busfahrt zum Arzt bezahlen oder sich etwas zu Essen kaufen. Die Folgen wären vermehrter Tauschhandel, Ersatzwährungen, Gutscheine und vielleicht sogar die Wiedergeburt der Edelmetalle als Zahlungsmittel.

Und was sollten Menschen machen, die in der unglücklichen Lage sind, kein Bankkonto zu besitzen? Es gibt ja keinen gesetzlichen Grundanspruch auf ein Konto. Wie Menschen reagieren, wenn sie vom klassischen Bezahlsystem ausgeklammert werden, kann man bei sanktionierten Hartz-IV-Beziehern beobachten, die nur noch Lebensmittelmarken erhalten. Sie kaufen Alkohol und Zigaretten in großen Mengen, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Bargeld zu tauschen.

Wohlhabende würden vermutlich ihr Vermögen vermehrt in Gold anlegen. Damit hätten sie bei Kreditkartenausfall oder technischem Versagen der elektronischen Zahlsysteme immer eine „Währung“ zur Hand.

Und was sagt die Politik dazu?

Die meisten Politiker und Parteien verhalten sich indifferent. Immerhin hat die AfD in ihrem Europawahlprogramm konkret Stellung bezogen: „Auf alle Bestrebungen, den Bargeldverkehr abzuschaffen und durch ausschließlich elektronische Bezahlsysteme zu ersetzen, ist zu verzichten. Letzteres würde die Abhängigkeit der Bürger von den Banken und evtl. konfiskatorischen Staatseingriffen wie zur Finanzierung von Staatsschulden oder weiteren „Euro-Rettungsmaßnahmen“ erhöhen“.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.von Bugenhagen

Na ist denn das..

Ja nehmt uns den Euro und gebt uns dafür den Krügerrand.

Gravatar: Friedrich

Die Konsequenz: ab heute ALLES was nur möglich ist wieder mit Bargeld bezahlen.

Gravatar: MAX

Die Jugend wird zuerst in diese Falle gehen.
Sie geben jetzt schon freiwillig alles über FACEBOOK im Internet
bekannt.
Man kann den Deutschen nur empfehlen durch Edelmetalle einen
gewissen Freiraum zu erhalten.
Aber das wird bestimmt auch bald eingeschränkt und manipuliert werden.

Gravatar: Stachel

Habe beruflich mit allen "Schichten der Gesellschaft" zu tun und kann bestätigen, dass es einige Personen gibt die den bargeldlosen Zahlungsverkehr bevorzugen würden. Dabei handelt es sich um Leute die permanent ihr Konto bis auf das Maximale, einschließlich ihren Dispo wenn vorhanden, strapazieren.
Für günstige Gelegenheiten halten Vermögende gerne Bargeld.

Gravatar: Florian Hohenwarter

Ja, es läuft auf die totale Kontrolle hinaus. Gefördert durch unsere Bequemlichkeit und Passivität!

Gravatar: Karin Pfeiffer

Die Abschaffung des Bargeldes wird von den meisten Menschen begrüßt werden, da sie die von der Politik vorgeschobenen Argumente glauben. Vor allem ist Bargeldlosigkeit ja so wunderbar bequem, nicht wahr? So wie es auch der Euro ist, kein Umrechnen, kein Geldtausch im Urlaub. Für zweifelhafte Bequemlichkeiten werden Krethi und Plethi freiwillig ihre Freiheit opfern. Murren werden sie nur über die Ewiggestrigen, die vor dem Schritt in die Bargeldlosigkeit warnen. Miesmacher, die!
Aber keine Sorge, die Bargeldlosigkeit kommt. Es ist nur eine Frage der Zeit. Und ich bezweifle, daß die Gefoppten dann immer noch nicht merken, in welches Spinnennetz sie dann verstrickt sein werden. So lange man shoppen gehen kann, ohne Geldbörse und mit einem nach oben fast offenen Kreditrahmen …

Gravatar: Weiter so ...

... wir wollen es so!
1984 ist nur das Vorwort von dem was kommt.

Und alle tun so als gehe sie das nichts an, außer murren und maulen im stillen Kämmerlein.
Weiter so ihr hilflosen, wehrlosen Rindviehcher, ihr habt es nicht anders verdient!!!

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