Henryk M. Broder im Berliner Hayek-Club

Am vergangenen Freitag empfing der Hayek-Club Berlin den bekannten Journalisten und Publizisten Henryk M. Broder, der auch einen Einblick in sein jüngst erschienenes Buch »Die letzten Tage Europas. Wie wir eine gute Idee versenken« geben sollte. Bis auf den letzten Platz war das Auditorium gefüllt.

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Die Anzahl der vorherigen Anmeldungen übertraf bei weitem die Kapazität des Raumes. Man hätte ihn wohl mehrfach füllen können, so groß war das Interesse.

Gleich zu Beginn ging Broder auch noch mal auf seine Filmsendung »Entweder Broder – Die Europa-Safari«, der mit der 2012 erschienenen Staffel 3 Grundlage des Buches wurde. Damals bereiste er mit Hamed Abdel-Samad Straßburg und damit das Europäische Parlament. Dort machte er mehr oder weniger Bekanntschaft mit der Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Lady Catherine Ashton, und lernte vor Ort wie man Diletantismus zur Lebensgrundlage mache.

Die EU entwickele sich immer mehr zu einer Struktur, in der jede Gewaltenteilung aufgehoben sei. Es habe sich ein europäischer Adel entwickelt, der sich untereinander selber kooptiert und befördert. Die gute europäische Idee würde immer mehr durch unverständliche Verbote bestimmt, ob es in Richtung der umweltschädlichen Energiesparleuchte gehe oder wenn man den Wasserverbrauch von Toiletten reduzieren wolle.

Die entsprechenden Dokumente seien anspruchsvoller ausformuliert als der deutsche Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot. Wenn man die vielseitigen Ausführungen lese, denke man schnell an eine Wiedereinführung der Prügelstrafe für solche Verfasser. Mit EU-Mitteln entstanden vielerorts freistehende Brücken über die nie einer fahren werde, weil es gar keine Straßen dahin gibt. Wenn der Rechnungshof alljährlich solche Geldverschwendungen moniert, bleibe das ohne Konsequenzen. Ein EU-Kommissar für Umwelt mache sich intensive Gedanken, welches Auto das ökologischste für ihn sei, um dann beim Audi A8 anzukommen. Er vertraute ihm sogar an, daß er beim Duschen das Wasser abstelle, um wertvolles Naß einzusparen.

Broder stellte die Frage, wie viele Vizepräsidenten das Europäische Parlament habe. Ganze 14 sind es, mit 23.000 Euro dotiert, und das bei 12 Sitzungswochen in Straßburg. Da kommt nicht mal jeder zum Zuge. Einer davon ist Rainer Wieland (CDU Baden-Württemberg), den außerhalb Straßburgs kaum einer kennt. Der sagte neulich aber: »Broder versucht auf den Rücken Europas Kasse machen«. Wieland ist in der Europa-Union aktiv.

Stolz sei Henryk M. Broder da durchaus auf den Preis der Europa-Distel. Die Europa-Distel, das ist der alljährlich von der Europa-Union verliehene Negativ-Preis für den größten europäischen Fehltritt des Jahres. Wer Fehlentwicklungen in der Europäischen Union kritisiert, wird damit geahndet. Er stehe damit in einer Reihe mit Jan Fleischhauer und Dr. Hans<wbr />-Werner Sinn. Der Vorwurf: Unsachliche, europakritische Berichterstattung.

Ohnehin habe es sich eingebürgert, jeden der auf Fehlentwicklungen in der EU oder beim Euro aufmerksam macht, als Europagegner oder noch schlimmer als Europahasser zu diffamieren. Dabei kann man trotz alledem überzeugter Europäer sein und seine Kritik darum äußern, weil man die europäische Ideen durch unverständliche Entscheidungen gefährdet sieht. Es erinnere irgendwie alles an die letzten Tage der Sowjetunion, wo man bestimmte Entwicklungen nicht einsehen wollte.

Mittlerweile sei sogar in Deutschland die Entwicklung so, daß Westdeutschland genauso aussehe, wie der Osten vor 30 Jahren, weil kein Geld mehr da ist, nach der Konzentration auf den Aufbau Ost in die entsprechende Infrastruktur zu investieren. Immer mehr mache sich in Deutschland und der EU eine Rückkehr zur Planwirtschaft bemerkbar. Wie damals im Ostblock müssen sich Länder auf bestimmte Wirtschaftsfelder spezialisieren. Der Rest an Wirtschaft werde plattgemacht.

Was einst gut begann mit der Europäischen Union erweise sich als der größte politische Schwindel seit dem Untergang der Sowjetunion. Für alles mögliche wird Geld verschwendet. Neulich war zu erfahren, daß die EU mit zwei Milliarden Euro Beamte im Gaza finanzierte, damit sie nicht zur Arbeit gehen.

Und dann entdeckte man auch noch die über Großbritannien zur EU gehörigen Pitcairninseln, eine weit abgelegene kleine Inselgruppe im südöstlichen Pazifik. Sie wurde 1789 von Teile der meunternden Mannschaft des Schiffs Bounty besiedelt und hat ganze 48 Einwohner. Diese bekam über Jahre allerlei Subventionen um für die 48 Einwohner einen Flughafen zu bauen, der aber immer noch nicht steht. Das Geld ist einfach weg. Auch wissen die wenigsten, daß das Mausoleum von Jassir Arafat aus EU-Mitteln finanziert wurde. Erschreckend sei vor allem der aufgeblähte Personalapparat der EU. Zum Beispiel hätte allein der EU-Parlamentspräsident 38 Mitarbeiter, davon acht für Pressearbeit.

Natürlich heiße immer die Aussage, die hinter allem steht,  man wolle nur das Beste für das Volk. Das hörte man schon genauso bei Stalin über Chavez bis hin zu heute halt Barroso. Ohne jegliche Wahl durch Volksvertreter regieren in Brüssel 28 Volkskommissare über Europas Geschicke.

Ein Paradebeispiel für den in Europa herrschenden Wahnsinn sei der Luxemburger Jean-Claude Juncker, der im Rahmen seines Einsatzes für die Europäische Union ganze 75 Auszeichnungen erwarb. Das sind mehr Orden als jemals Leonid Breschnew getragen habe. Darunter die Schirmherrschaft des gemeinnützigen Tierschutzvereins »Neufundländer in Not e. V.«

Im Anschluß erfolgte noch eine recht rege Diskussion mit vielen weiteren Eindrücken. Ein insgesamt interessanter Abend.

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Gravatar: Ostfriese

Henryk M. Broder ist einer der besten im Land.

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