Viele »Abers«, nur keine Grundsatzkritik

Feministen für Legalisierung der Leihmutterschaft

Der Feminismus hat gegen die technisch assistierte Kinder-Produktion nichts einzuwenden. Nur die Bedingungen sollen verbessert werden. Damit degradiert er Frauen letzten Endes zu Gebärmaschinen.

Foto: Ben Sutherland / flickr.com / CC BY 2.0 (Ausschnitt)
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Dieser feministische Text dürfte leider zukunftsweisend sein. Er heißt »Das Recht auf das eigene Kind« und handelt vom globalen Markt für Eizellspende und Leihmutterschaft. Er beginnt sogleich mit einer Feststellung »altruistischer« Motive: Frauen helfen Frauen! Die Ökonomisierung und Technisierung des menschlichen Lebens und seiner »Produktion« wird keineswegs nur kritisch gesehen, so viel es an den gegenwärtigen Zuständen auch zu kritisieren gibt. Die Produktion ist eine Frage ihrer Bedingungen! Die generelle Entwicklung wird richtig benannt, kann aber nicht mehr bewertet werden: »Der Markt dringt damit in einen Bereich ein, wo er vorher noch nicht war, mitten in den Körper.«

Der Text verweist auf ein Video über eine Diskussionsveranstaltung mit Susanne Schultz vom »Gen-ethischen Netzwerk« und der freiberuflichen Soziologin Christa Wichterich, die dieser neuen Entwicklung »ihr Vokabular entsprechend angepasst« haben: »In den folgenden anderthalb Stunden sprechen sie über die neuen Arbeitsverhältnisse in der Fortpflanzungsindustrie, von Eizellenabgabe, Eizellenarbeiterinnen, Uterusverleih und Reproduktionstourismus.« Natürlich sind sie nicht blind dafür, dass dieser globale, neue Markt »prekäre Arbeitsverhältnisse und gesundheitsgefährdende Jobs« schafft: »Hormongaben, Operationen und Schwangerschaften bergen immer auch gesundheitliche Risiken.« (Das »Gen-ethische Netzwerk« setzt sich zum Beispiel gegen den Präna-Test und vorgeburtliche Selektion, zugleich aber für ein Recht auf Schwangerschaftsabbruch ein …)

An »Abers« fehlt es nicht, und dieser Text ist deshalb so lesenswert, weil er trotz aller Abers keine grundsätzliche Kritik übt. Man erkennt, wies sehr die rein ökonomische, feministische und biologisch-materialistische Sichtweise den Blick auf die wahren Probleme und Gefahren verstellt: »Vor allem Migrant_innen, Student_innen, Arbeiter_innen spenden Eizellen, um das Geld zu verdienen. In England werden 750 Pfund pro Zyklus bezahlt. In Deutschland ist der Eizellentransfer verboten, es gibt aber massive Vorstöße aus der Reproduktionsmedizin, dieses Gesetz infrage zu stellen. Der Augsburg-Münchner Gesetzentwurf von 2013, der sehr nahe an den Vorstellungen der Reproduktionslobby ist, enthält ein Grundrecht auf Fortpflanzung, dass dazu führt, dass der Staat neue Reproduktionstechnologien nicht verbieten darf, also auch Eizellentransfers und Leihmutterschaft« nicht.

Die beiden Damen berichten über fast alle möglichen Probleme: Darüber, dass aus dem Recht auf ein Kind ein Recht auf ein gesundes Kind folgt, dass Leihmütter oft eine emotionale Bindung entwickeln, die nach der Geburt zerrissen werden muss, dass Industrialisierung und Kolonialisierung hineinspielen, dass einerseits materielle Notlagen ausgenutzt und andererseits horrende Gewinne gemacht werden. Da aber Feministen von ihrem Fetisch weiblicher Selbstbestimmung nicht loskommen, müssen sie ihn am Ende der größten denkbaren Ausbeutung der Frau – als Gebärmaschine! – unterordnen. Schließlich geht es ja auch darum, Homosexuellenrechte zu verwirklichen, und da muss die Selbstbestimmung natürlich zurücktreten. Auch da, wo die Leihmutterschaft in traditionellen Gesellschaften der Frau erlaubt, sich von ihrem Mann zu emanzipieren, kann ihr der Feminismus eine positive Seite abgewinnen.

Die Konklusion ist scheinbar zwingend: »Wir brauchen eine Abschaffung des Verbots [der Leihmutterschaft in all den Ländern, in denen sie bislang ganz oder teilweise verboten ist] und stattdessen Arbeitsrechte für Eizellenarbeiter_innen und Leihmütter. Die Forderung nach Arbeitsrechten ist auch etwas, was indische Feminist_innen vor Ort stützen.« Woran erinnert uns das wohl? Genau, an die Umwertung der Prostitution in »Sexarbeit«, die nur entsprechend bezahlt und rentenmäßig abgesichert werden muss, um in den feministischen Kontext zu passen. Das ist aber nichts anderes als die Vernuttung der Mutterschaft. Gegen sie ist aus feministischer Perspektive letztlich nichts einzuwenden!

Allein das Wort »Bestelleltern« zeigt, wie weit die Feministen der kommenden Entwicklung entgegengehen. Sie mögen sich noch lange darüber streiten, ob alle möglichen rechtlichen, materiellen und gesundheitlichen »Absicherungen« dieser »Arbeitsverhältnisse« jemals ausreichen werden, die Entwicklung aus feministischer Sicht zu billigen. Entscheidend ist, dass ihr fragmentiertes Weltbild sie blind macht. Sie können nicht erkennen, dass sie mit der familienfeindlichen Isolierung von Frauenrechten längst auf der Welle der grausamen Atomisierung, Technisierung und Instrumentalisierung menschlichen Lebens mitschwimmen, auf einer Welle, die vom internationalen Kapital und von einer supranationalen Moral- und Gesetzlosigkeit zu einem gigantischen Markt ausgebaut wird. Dieser Markt wird niemals danach fragen, ob nicht die rechtzeitige, natürliche Elternschaft die bessere Antwort auf den Kinderwunsch gewesen wäre. Er wird niemals danach fragen, was für die Kinder gut ist und was nicht. Wie gesunde, tragfähige Familien entstehen und wie nicht.

Diese neue Welt der jederzeit und für jedermann erfüllbaren Wünsche Einzelner ist eine Welt grausamer Instrumentalisierung und Funktionalisierung. Wer die Rechte der einzelnen Frau an die Stelle des Familienorganismus setzt, ist dieser Welt schon heute hoffnungslos ausgeliefert. Tarif- und Arbeitsschutzrechte verschlimmern das Übel, weil sie helfen, es zu auszubauen und zu vervielfachen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: LoLa

Allmählich kommt es anscheinend dazu, dass die Leihmutterschaft nicht nur in den USA und in der Ukraine nachvollziehbar wird, sondern auch Europaweit. Reizlose Aussichten, nicht wahr?! Moral und Ethik werden heutzutage völlig mißachtet. Tragisch…

Gravatar: Gerd Fritz

Leihmutterschaft ist so überflüssig wie ein Kropf. Wenn die biologische Uhr jenseits der Vierzig fast abgelaufen ist, es auf natürlichem Wege nicht mehr geht, wird der verspätete Nachwuchs technisch erzwungen.

Besser ist es, wenn die jungen Leute rechtzeitig heiraten und Kinder kriegen. Haben wir in der Familie - da hat eine Frau gemerkt, daß mit dreißig die Jugendfrische vorbei ist, und ein Kind gekriegt. Ein zweites wird mit Gottes Hilfe auch folgen.

Ein anderes Paar in der Familie bekam auf natürlichem Wege keine Kinder. Sie haben eines adoptiert.

Bei einem dritten wurde die Frau mit gut 40 gerade noch schwanger. Ein zweiter Versuch gelang altershalber nicht - sie adoptierten ein Zweitkind.

Politik muß vor allem unterstützen, daß Familien beizeiten gegründet werden durch Heirat - eine Zusage der Verbindlichkeit - und dann durch Kinderkriegen. Da ist vor allem viel gesellschaftliche Anerkennung erforderlich!

Gravatar: Verena

NEIN der Leihmutterschaft nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit!!! Kinder sollen nicht zu kaufen sein! Menschen sollen das biologische Schicksal einfach akzeptieren und ein solches Verbrechen nicht begehen. Eine andere Frau ausbeuten, um sich glücklich zu machen – es ist echt unmenschlich!

Gravatar: Karla

Es ist so, dass die Mutter eines Kindes jene Frau ist, die das Baby zur Welt brachte. Und wenn die Leihmutterschaft bei Deutschen in Gang gesetzt worden, soll die Frau, die Leihmutter arrangierte, danach das Kind in Deutschland adoptieren. Deshalb fürchten sich viele, dass etwas hier schief laufen kann, und dass irgendwelche Komplikationen mit der Abholung des Babys auftreten können.
Klar, haben mein Mann und ich auch solche Ängste gehabt, als wir uns für die Leihmutterschaft entschieden haben. Doch nach langen Recherchen haben wir herausgefunden, dass die Leihmutter in der Ukraine keine Rechte auf das Kind hat. Hierzulande wird nur der biologische Vater, dessen Samen verwendet wurde, als der einzige Elternteil des Kindes anerkannt (wir sollten auch die Eizellspende in Anspruch nehmen, also bin ich genetisch mit meinem Sohn leider nicht verwandt). Nach der Geburt unseres Babys hat die Leihmutter die Absage unterzeichnet, dann wurden alle Papiere problemlos errichtet, alles ist ganz reibungslos gelaufen. Also waren alle unsere Fürchten ziemlich grundlos. Daher kann ich behaupten, dass die Leihmutterschaft eine gute Lösung der ungewollten Kinderlosigkeit ist.

Gravatar: benedikta

Die Legalisierung der Leihmutterschaft in Deutschland wäre eine gute Lösung des Unfruchtbarkeitsproblems. Wenn die Menschen wirklich einen unbezwingbaren Kinderwunsch haben, der auf dem natürlichen Weg aber nicht erfüllt werden kann, sind sie bereit, alle möglichen Wege zu gehen, um ihren Traum zu verwirklichen.
Ich war leider auch mit der ungewollten Kinderlosigkeit konfrontiert geworden. Ehrlich gesagt war ich mit einer Idee der Leihmutterschaft nicht begeistert, jedoch für mich blieb keinen anderen Ausweg. Es war echt schwierig die Tatsache zu akzeptieren, dass mein Baby von einer fremden Frau ausgetragen und zur Welt gebracht wurde, aber jetzt spielt es für mich gar keine Rolle. Ich bereue diesen meinen Schritt im gar keinen Fall. Und ich bin unendlich dankbar der ukrainischen BioTexCom Klinik. Weiß nicht, wie ich jetzt leben würde, falls sie mir zu meinem Kind nicht verholfen würden.

Gravatar: Kamille

#Majeure
Du bist völlig im Recht. Die Leihmutter muss große Risiken unterziehen, um andere, ihr ziemlich fremde Menschen, glücklich zu machen. Niemand ist in der Lage, dieser Frau ins Herz zu sehen und zu begreifen, ob ihr diese Tat schwerfiel. Und nicht alle Frauen die Leihmutterschaft in Kauf nehmen, nur um sich zu bereichern. Viele hat das Leben dazu gezwungen, manche tun einen solchen Schritt aus ganz altruistischen Gründen. Jedenfalls verhelfen diese Frauen den unfruchtbaren Paaren zum eigenen Kind. Und es ist ein wirklich bedeutender Anlaß, um die Leihmütter zu schätzen und sich dankbar gegen sie zu erweisen!

Gravatar: Kamille

#Guddini
Ja, die Ukraine ist ein „Rettungsring“ für ungewollt kinderlose Paare. Dank hiesigen Reproduktionsmedizinern ist der Kinderwunsch von vielen unfruchtbaren Pechvögeln in Erfüllung gegangen. Doch es wäre sowieso viel besser, wenn die Eizellspende und die Leihmutterschaft in Deutschland auch legalisiert wären. So sollten wir nach einem so fernen Land nicht fliegen, um das Kind bekommen zu können…

Gravatar: Majeure

Nur die Bedingungen sollen verbessert werden. Eben. Die Frau, die ein Kind austrägt, muss man wie eine Königin behandeln. Unsere Leihmama versuchten wir auch so gut wie möglich behandeln. Wir hatten die Möglichkeit sie nur in der 12 SSW und dann schon nach der Geburt des Kindes sehen, aber sie wurde reichlich beschert, da unser Kind gerade am 25 Dezember voriges Jahr geboren wurde.
Bestelleltern waren wir und versuchten dieser Rolle nur eine positiven Sinn verleihen.

Gravatar: Guddini

»Wir brauchen eine Abschaffung des Verbots [der Leihmutterschaft in all den Ländern, in denen sie bislang ganz oder teilweise verboten ist] und stattdessen Arbeitsrechte für Eizellenarbeiter_innen und Leihmütter. " Für unser zweites Kind würden wie es brauchen gewiss, das erste entstand infolge der Reproduktionstechnologien in Europa, in dem Land, wo Leihmutterschaftsverbot nie existierte, und es es die Ukraine (Kiew). Meine Familie war nur auf diese einzigartige Chance angewiesen.

Gravatar: H.Roth

Und wieder feiert der Feminismus die Herabwürdigung der Frau als gesellschaftliche Errungenschaft! Die Fähigkeit zum logischen Denken ist eben nicht die Stärke von Feministinnen.

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