Erfolg von EINER VON UNS macht Atheisten nervös

Der Erfolg der Europäischen Bürgerinitiative EINER VON UNS hat die Gegner des Lebensschutzes in helle Aufregung versetzt. Doch sie werden nicht verhindern können, dass die EU sich an ihr eigenes Recht hält.

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Der doppelte Erfolg der Europäischen Bürgerinitiative ONE OF US – in Deutschland: EINER VON UNS – hat die Europäische Humanistische Föderation (EHF) alarmiert. Die EHF, ein europäischer Zusammenschluss humanistischer beziehungsweise atheistischer Organisationen, sieht in der Initiative »ein weiteres Mittel von Konservativen, um ihre Werte auf europäischer Ebene durchzusetzen und die Rechte der Menschen und die Freiheit der Wahl einzuschränken.« Sie wirft den Initiatoren – »Teil einer starken Lobby-Aktion mehrerer Länder und extremistischer religiöser Organisationen« – vor, Falschinformationen zu verbreiten und Europa einen religiösen Stempel aufdrücken zu wollen, wie es in dem Kommentar heißt, der vom Humanistischen Pressedienst übersetzt und verbreitet wurde.

In einem Erfolg von ONE OF US sieht die EHF eine Gefahr für die »Wahlfreiheit« von Frauen, den Säkularismus Europas und die Freiheit der Forschung. Deshalb appelliert sie an »die Entscheidungs­träger«, »EU-Mittel für Forschung zu hESC [human Embryonic Stem Cells = menschliche embryonale Stammzellen] und SRHR [Sexual and Reproductive Health and Rights = sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte] zu sichern, wenn im Herbst dieses Jahres im Europäischen Parlament über Horizon 2020 und den EU-Haushalt abgestimmt wird.« Ihre Begründung: »Wenn es Konservativen vollständig erlaubt ist, Europäische Bürger­initiativen zu nutzen, um ihre Anliegen auf europäischer Ebene zu Gehör zu bringen, wäre es ein ernsthafter Rück­schlag, wenn die EU ihre Wünsche erfüllt. Da eine säkulare Gesellschaft auf gemeinsamen Prinzipien beruht, kann die EU ihre Politik nicht mit religiösen Dogmen begründen«.

Der EHF gehören unter anderem der Bund freireligiöser Gemeinden Deutschlands, der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften, die Giordano-Bruno-Stiftung und der Humanistische Verband Deutschlands an – zum Teil einschlägig für ihr religionsfeindliches Treiben bekannte Organisationen. Die Erklärung, die der Verband nun herausgegeben hat, kann als Indiz dafür angesehen werden, dass EINER VON UNS von den Verfechtern von »Wahlfreiheit« und »reproduktiven Rechten« als Bedrohung für ihr Konzept von Menschsein angesehen wird, das nur dann funktioniert, wenn man bereit ist, die Schwächsten – zum Beispiel ungeborene Kinder – zu opfern.

Überzeugen kann die Erklärung der EHF allerdings nicht, denn sie enthält Missverständnisse und Unwahrheiten. Zum Beispiel die, dass es EINER VON UNS darum gehe, EU-Politik »mit religiösen Dogmen« zu begründen. Es geht nicht um Religion, es geht nicht um Dogmen. Es geht vielmehr darum, dass sich die EU endlich an ihr eigenes Recht hält und den Beschlüssen der EU-Gerichtsbarkeit nachkommt. Maßstab für jede Handlung einer EU-Einrichtung müssen die Menschenrechte sein – und die gelten auch für das ungeborene Leben. Daran hat der Europäische Gerichtshof erinnert, der, wie der Rechtswissenschaftler Klaus F. Gärditz schreibt,  »implizit auf ein Konzept der Menschenwürde zurück[greift], das vergleichbar der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts Würde nicht als nur individuelles Grundrecht begreift und Schutzpflichten gegen reale Verletzungen konstituiert, sondern in dem die Menschenwürde zugleich als Bestandteil einer normativ geronnenen objektiven Wertentscheidung die Auslegung und Anwendung des geltenden Rechts durchdringt.«

Darüber hinaus offenbart die Erklärung der EHF ein eigenartiges Demokratieverständnis, wenn sie nicht ausdrücklich, aber doch deutlich fordert, Konservativen das Recht abspricht, das neue Instrument der Europäischen Bürgerinitiative zu nutzen. Möglicherweise drückt der Satz, der diese Botschaft enthält, am deutlichsten aus, wovor sich die EHF am meisten fürchtet: vor einer EU, die keine weltanschaulich neutrale Hülle bleibt, sondern sich zu einem wertorientierten Staatenverbund entwickelt, der die Menschenrechte von Beginn an schützt.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Pupsi

ich finde das mega langweilig!

Gravatar: Thomas Rießler

Auch unabhängig von irgendwelchen Menschenrechten, die mir in der Tat ein Konstrukt aus dem säkularen Umfeld zu sein scheinen, hat ein Christ aus meiner Sicht die Pflicht, den Mord an ungeborenen Kindern durch Abtreibung abzulehnen und für das Leben dieser Kinder einzutreten, ob dies einer weitgehend gottlosen Gesellschaft nun passt oder nicht. Die Diffamierung dieser armen Kinder als nichtmenschliche Lebensform, die lediglich aus ein paar Zellen besteht, ist widerlich und erinnert mich höchstens an das Gefasel der Nazis vom unwerten Leben. Photos von abgetriebenen Kindern sind frei zugänglich im Internet und verdeutlichen die Bestialität der Abtreibungsprozedur. Wahre Humanität ist eben, wenn es ernst wird, nicht im Humanismus oder in anderen Ideologien zu finden, sondern in der christlichen Nächstenliebe. Dies soll nun allerdings nicht heißen, dass eine Argumentation gegen Abtreibung etc. auf Basis der Menschenrechte abzulehnen ist.

Gravatar: parksünder

Der letzte Satz im Artikel sollte man sich ruhig mehrmals durchlesen, damit man begreift, wie falsch er ist.
Natürlich muss die EU weltanschaulich neutral bleiben, alles andere wäre ein Religionsstaat, der je nach gesellschaftlichen Mehrheiten den Katechismus , die Scharia oder sonstige Dogmen bevorzugt, mit der der Rest der Bevölkerung nichts anfangen kann.
In Sachen Menschwerdung ist die Grenze bei Verschmelzung von Ei- und Samenzelle sowohl bei Medizinern, Biologen als auch bei Philosophen recht umstritten. Die Meisten vertreten immer noch das Prinzip der allmählichen Menschwerdung während des Heranwachsens im Mutterleib. Weshalb sollten also gerade die Vorstellungen der katholischen Kirche zum Gesetz werden? Die Kirche berief sich übrigens lange Zeit auf Thomas von Aquin, der die Auffassung vertrat, dass die Beseelung des Kindes im Mutterleib erst nach 40 Tagen stattfände. Dies alleine zeigt doch schon, dass es hier nicht um Logik geht. Was wir brauchen sind aber keine willkürlichen Grenzen, sondern Entscheidungen, die jeder Mensch nachvollziehen kann wie z. B. das Schmerzempfinden von dem Elevenpath schrieb und die Frauen bei einer ungewollten Schwangerschaft oder in einer Konfliktsituation nicht alleine lässt bzw. die Frauen nicht zur Illegalität (unter schlechten medizinischen Bedingungen) zwingen. Und diese Entscheidungen sind keinesfalls wertneutral, sondern entsprechen dem ethischen Konsens einer werteorientierten Gesellschaft.

Gravatar: Redaktion (oe)

"Christfaschisten"? "Vergewaltigerfan-Club"? Und wo soll das letzte Zitat denn stehen? Oh, Mann! Was für ein Bullshit!

Gravatar: A.H.Dören

Oh, hier spielen Christfaschisten also Verstecken und verstecken sich hinter der üblichen Propaganda, an der sie hängen, seit ihnen die bösen Atheisten das Hexenverbrennen, Foltern, Zwangsbekehren, den Völkermord an Ungläubigen, etc, in Europa verboten haben.

Ein Vergewaltigerfan-Club mit den Mottos "Läßt Gott dich vergewaltigen, will er, daß du austrägst!", "Hat es auch kein Gehirn, muß es ausgetragen werden , sollte die Mutter, ist das Wille und Beispiel für die Liebe des Herrn!" und "Die Fehlgeburt ist ein Geschenk des Herrn, stirbt die Mutter, ist es Gottes Wille, verliert das niedere Weibsvolk die Fähigkeit zu gebähren, ist das ein Akt der göttlichen Nächstenliebe!" ist durchaus ein paar Sorgen wert.

Und vergessen wir nicht die Klassiker von EINER VON UNS: "Der Vergewaltiger erzwingt ungewolltes Leben im Namen des Herrn, gelobt sei der Vergewaltiger und ab in die Hölle mit dem Opfer, das den Bastard nicht austragen will!".

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Gravatar: hans

schön gesagt elvenpath

Gravatar: Elvenpath

Es ist immer witzig, wenn Religionen, insbesondere Christen von Menschenrechten sprechen.
Denn die Kirchen haben bisher so ziemlich jedes Menschenrecht bekämpft, welches wir heute als selbstverständlich erachten.
Neuestes Beispiel: Die Unverletzlichkeit der Person, insbesondere von Kindern. Selbstverständlich haben sich die Kirchen auf die Seite der Kindsverletzer und gewaltsamen Beschneider geschlagen.
Andere Beispiele: Religionsfreiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Gleichberechtigung von unehelich geborenen Kindern (noch in den 70er Jahren!) und und und.

Dass etwas "lebt" ist kein Maßstab. Entscheidend ist, wann das Lebewesen empfindungsfähig wird. Bis dahin ist es nur ein Haufen Zellen. Die zu Anfang sogar alle identisch sind. Da von einem menschlichen Wesen zu sprechen, ist absurd. Der Körper der Frau stößt auch oft genug befruchtete Eizellen, die sich schon festgesetzt und geteilt haben, ab.
Menschenrechte auch ein paar gleichartige Zellen auszuweiten zeugt sehr wohl von Dogmatismus. Besonders pervers wird es, wenn Abtreibungen aus "religiösen Gründen" verwehrt werden, obwohl die Mutter höchsten Gefahren bei einer Geburt ausgesetzt wird.
Ihr Menschenrechte sind den Kirchen egal. Ich habe oft den Eindruck, dass die christlichen Führer vor allem eines im Sinn haben: Möglichst viele "Schäfchen".

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