Deutsche Medien wettern gegen Brexit und Volksentscheide

Das Volk hat entschieden und die Elite regt sich auf

Anstatt das Votum der Briten zu respektieren, wird der Brexit von den deutschen Zeitungen und Sendern zur europäischen Katastrophe hochstilisiert und die direkte Demokratie infrage gestellt.

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Die Briten haben eine vorbildliche Demokratie. Die Debatten sind leidenschaftlich und offen. Die Briten dürfen über die wichtigsten Fragen ihres Landes direkt abstimmen. Die Briten haben bewiesen, wie eine Demokratie zu funktionieren hat, auch wenn das Ergebnis des Referendums nicht allen passt. Zu einer Demokratie gehört, dass die Mehrheit entscheidet. Nun hat sich die Mehrheit entschieden, und zwar gegen die EU.

Eigentlich wäre es angebracht, das Votum der Briten als Faktum hinzunehmen. Bevor über die weitere Zukunft der EU diskutiert wird, wäre es an der Zeit, die Gründe zu analysieren, warum sich die Briten für den Ausstieg entschieden haben.

Doch insbesondere in Deutschland haben die Zeitungen und Rundfunkanstalten von Anfang an mit aller Kraft und medialem Geheul vor einem Brexit gewarnt. Neutralität? Fehlanzeige. Sie haben Druck auf die Öffentlichkeit ausgeübt. Nachdem nun des Volkes Stimme entschieden hat, treten die deutschen Medien nach. Panikmache ist das, was wie ein Sturm durch den Blätterwald fegt.

„Referenden sind bei Demagogen beliebt. Denn ihr Ausgang lässt sich durch Hasskampagnen beeinflussen. Mehr Demokratie kommt dabei nicht heraus“, schrieb Martin Klingst in der ZEIT. Seine Schlussfolgerung: „In derart entscheidenden, geradezu existenziellen Wesensfragen sollte man nicht das Volk befragen.“

In der FAZ mahnte Reinhard Müller nach dem Brexit in Bezug auf Deutschland: „Es ist absurd, wenn ausgerechnet nach dieser Erfahrung deutsche Politiker Volksentscheide im Bund fordern. Es wird darüber gestritten, ob sogar ohne Verfassungsänderung eine fakultative Volksbefragung im Bund eingeführt werden könnte. Und das soll dann ausdrücklich nicht bindend sein? Man stelle sich vor, die Bundesregierung legte den Bürgern die Frage vor, ob die Türkei der EU beitreten solle, ob deutsche Soldaten nach Afghanistan geschickt werden sollten, ob das Land aus der EU oder aus der Nato austreten solle.“ Was soll man zu solch einem Statement noch sagen?

Was Herr Müller vergisst: Vielleicht hätte es die Euro-Krise nie gegeben, weil das Volk von Anfang an gegen den Euro gestimmt hätte. Mit Sicherheit hätte es keine Auslandseinsätze der Bundeswehr gegeben, denn die Menschen lehnen instinktiv militärische Abenteuer wie den Bundeswehreinsatz in Afghanistan ab.

Vom Deutschlandradio Kultur hören wir vom „Dilemma mit der direkten Demokratie“.  Und Sascha Zastiral fabulierte in der ZEIT, der Brexit sei von Rupert Murdoch herbeigeschrieben. Dabei gehört nicht nur die Sun, die für den Brexit gewoben hatte, zum Zeitungs-Imperium des Murdoch, sondern auch The Times und The Sunday Times. Und die letztgenannten Zeitungen hatten sich eindeutig gegen den Brexit ausgesprochen.

Was die deutsche Presse von der britischen lernen kann: In Großbritannien war die Medienlandschaft gespalten und bot somit genügend Raum für die Argumente beider Seiten. In Deutschland wurden Brexit-Befürworter schnell als Populisten oder Retro-Nationalisten abgetan.

Es ist beschämend, wie deutsche Politiker und Journalisten sich despektierlich über die britische Politik und die direkte Demokratie äußern. Großbritannien hat eine mehrhundertjährige parlamentarische Tradition. Die deutsche Geschichte hat diesbezüglich dunklere Kapitel vorzuweisen.

Die Europäer haben genug von der EU-Arroganz

Die Bevölkerung Europas schießt den EU-Institutionen immer wieder vor den Bug. Die Menschen winken allerorts mit dem Zaunpfahl. Ihr Rufen ist nicht zu überhören: Wir haben ein Demokratiedefizit in Europa. Die Wahl der Briten war eine Wahl gegen die Arroganz der Macht in Brüssel.

Die Medien schreiben viel über das Erstarken populistischer Parteien. Sie spielen mit der Argumentation „rechts-und-links“. Dabei haben die kritisierten Parteien – von Syriza in Griechenland und Podemos in Spanien bis zum Front-National in Frankeich und UKIP in Großbritannien – einen klaren gemeinsamen Nenner: Sie sind Protestparteien. Und das ist es, was die Menschen zum Ausdruck bringen: Protest gegen die EU, gegen das Establishment, gegen den wirtschaftlichen Niedergang Europas zugunsten weniger Partikularinteressen.

Die Wirtschaftskrisen, die Wählerbewegungen zu neuen Parteien, die Referenden, die immer wieder Kritik an der EU zum Ausdruck bringen – und schließlich der Austritt des zweitgrößten EU-Netto-Einzahlers: Es wäre niemals so weit gekommen, wenn die Politik die Warnungen, Stimmen und Sorgen der Menschen ernst genommen hätte.

Die Deutschen müssen sich wie unmündige Kinder vorkommen

Wie fühlen sich Menschen, die nicht mitbestimmen dürfen, aber zusehen müssen, wie andernorts abgestimmt wird? Fühlt man sich nicht ausgeschlossen von der Demokratie? Was muss man von einer Regierung halten, die Referenden fürchtet wie der Teufel das Weihwasser? Was ist das für eine Regierung, die die Meinung des Volkes nicht hören will? Was ist von Politikern und Journalisten zu halten, die jedes Sprachrohr des Volkes als „Populismus“ abtun?

Europa wählt, die Deutschen schauen zu. Ein paar Beispiele: Die Schotten durften über ihre Unabhängigkeit abstimmen. Die Briten durften 1975 über den Verbleib in der EG und 2016 über den Verbleib in der EU abstimmen. Die Franzosen durften 2005 über die Annahme des Vertrages für eine europäische Verfassung abstimmen. Die Iren durften 1992 über die Maastricht-Verträge und 1995 über die Annahme des Amsterdamer Vertrages abstimmen. 2009 durften sie über eine Verfassungsänderung zur Annahme des Lissaboner Vertrages abstimmen. Die Kroaten haben 2012 über den Beitritt zur EU abgestimmt. Die Niederländer haben 2005 über die Annahme des europäischen Verfassungsentwurfs abgestimmt. In Norwegen gab 1972 eine Volksabstimmung über den Beitritt in die EWG und 1994 in die EG. In Österreich gab es 1994 ein Referendum zum EU-Beitritt. Die Polen durften 2003 über einen Beitritt in die EU abstimmen. Die Schweden hatten ihr Referendum zum EU-Beitritt im Jahre 1994. Und 2003 durften sie über die Einführung des Euro abstimmen. Die Slowenen durften 2003 sowohl zum Beitritt zur EU als auch zur NATO abstimmen. Und die Dänen durften 2000 über die Annahme des Euro entscheiden.

Hat eigentlich niemand darüber nachgedacht, dass man einem 80-Millionen-Volk erklären muss, warum es nicht abstimmen und wählen darf wie die meisten anderen europäischen Völker? Sind wir eine entmündigte Nation von Kindern, die von Erziehern betreut werden müssen?

Millionen Deutsche sind politisch frustriert. Die alten Parteien haben sich längst vom Volke abgewandt. Die Massenmedien sind kein Sprachrohr des Volkes, sondern nur noch die PR-Maschine für den gemeinsamen Nenner des Elitendiskurses. Das Erstarken zunächst der Linkspartei und später der AfD geschah immer im Kontext einer Protesthaltung gegenüber dem Kurs der Regierung.

Und wenn Brüssel und Berlin so weiter machen wie bisher, werden die Protestparteien weiter wachsen. Der Wille der Bevölkerung lässt sich nicht ausbremsen. Wie das Wasser eines Flusses sucht er sich seine Bahn.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: blubby

Was lernen wir daraus ?
Wahlen sind die Legitimation zur Diktatur.
Der Souverän (das Volk) ist schei... egal.
Hauptsache der TEURO rollt und der Machterhalt ist gesichert.
Unter Elite Verstehe ich jemanden mit aussergewöhnlichen Fähigkeiten, die nicht jeder hat.
Ein Flasche austrinken und Blödsinn labern kann jeder.
Mir langt's ich steige aus.

Gravatar: Hans von Atzigen

Letztlich entscheidet immer das Volk.
Die Urne ist allemal der humanste WEG.
Ein Faktum das die ,,Mächtigen,, offensichtlich immer
aufs neue lernen müssen.
Früher oder später kommt immer die Zeit, in der das
Volk nicht mehr mitmachen will, oder KANN.
Die Geschichte ZB. der letzten 250 Jahre
ist übervoll der Beispiele.

Gravatar: Theo

Die intellektuelle und demokratische Elite im Vereinigten Königreich von Großbritannien hat entschieden!

Das Pack und Demokratieverwahrloste Prekariat in den Parlamenten in Berlin und Brüssel haben sich zu fügen.

Gravatar: Hans Meier

Ich erinnere mich, an die deprimierende Phase, als noch keine AfD in Sicht war und die FDP sich korrumpieren ließ.

Wir sind also ein gutes Stück weiter!

Am meisten freue ich mich, dass diejenigen, die nun die Zeit verzweifelt zurück zu drehen versuchen weder ihre absolute Dummheit sehen, bzw. begreifen wie quer sie drauf sind, weil sie in ihrer „Schwarm-Intelligenz“ schweben, sie gar nicht erkennen können, was ihnen eigentlich widerfährt.

Sie sind die komplett Überforderten, die sich nach Ruhe und Entschleunigung Sehnenden, die als „Alt-Hippies“ ihren Spleenen wie auf Schienen hinterherlaufen und in der Brüsseler Hirn-Anbindung ihren politischen Rolator gefunden hatten und nun summen sie wie die aufgescheuchten Hummeln.

Herrlich, die Hummeln brummeln beim Fliegen und machen wenigstens alles richtig.
Sie sind nämliche diejenigen die die wesentliche Dimension, die Zeit, wirklich aktiv nutzten.

Was man von der Mehrzahl der Chef-Journalisten nicht erwarten kann.
Wir bzw. ich, mag den Wettbewerb um die besseren Konzepte die Turniere die fairen Freiheiten, zu gewinnen und auch gegen Bessere zu verlieren.
Es trainiert uns doch nur, um fit und fähig zu sein, es ist ganz einfach gesünder und fröhlicher lebendig zu sein, als zu einer menschlichen Marionette zu verkommen.

Gravatar: Becker

Das ist mir hier alles genau so einseitig wie auf der andern Seite des Mainstreams :-).
Also ein bisschen mehr Ausgewogenheit stände der 'Freien Welt' besser zu Gesicht.
Immerhin war es in Great Britain seeehr knapp, also sind fast genau so viele für den Verbleib - wäre die Jugend mal zur Wahl gegangen, hätte sich das Thema eh erledigt.
Ich bin kein Europa-Junkie - aber ganz so eifach, wie der Artikel und leider auch die meisten Kommentare es darstellen, ist es sicher nicht.

Gravatar: Alfred

Das ist offener Rassismus der Etablierten gegen die deutsche Bevölkerung.

Gravatar: p.feldmann

Die Argumentationen gegen direkte Demokratie ventilieren immer nur Eines: Misstrauen gegen das Volk ,-und sind damit gleichzeitig eine Leugnung der Vernunftnatur des Menschen wie sie ebenso eine Leugnung der Gleichheit der Menschen sind!
Damit stehen diese Gegner klar gegen die Aufklärung.

Fragt man sie dann wiederum, wer denn dann entscheiden solle..., dann verweisen sie auf Politiker, die sie als #Experten# benennen. Wie weit es mit dem Expertentum dieser Klientel her ist, ist hinreichend bekannt.

Letztlich verkürzt sich damit die Problematik auf die Machtfrage. Die sogen, eliten wollen die Macht in ihren Händen monopolisieren. Demokratie ist aber ein Mechanismus der Skepsis gegenüber der Macht, der Macht begrenzen will damitnes nicht zum Mißbrauch kommt. (sehr schön von Konrad Adam in der jungen freiheit beschrieben: Wir brauchen mehr Mißtrauen ).

Natürlich muß die Macht vom Volk ausgehen. Alle anderen Modelle sind totalitär oder feudal.

Gravatar: Wolf Köbele

Allmählich reicht's! "Elite", als welche uns Juncker, Schulz, Brook e tutti quanti präsentiert werden, sind diese 'Ausplünderer' nicht.
Sucht bitte einen anderen (zutreffenden) Begriff für die Politiker und Wirtschaftsbosse! Die Journalisten der MM will ich ebenfalls nicht zur Elite gerechnet wissen.

Gravatar: Theo

Reinhard Müllers Aussage "Man stelle sich vor, die Bundesregierung legte den Bürgern die Frage vor, ob die Türkei der EU beitreten solle, ob deutsche Soldaten nach Afghanistan geschickt werden sollten, ob das Land aus der EU oder aus der Nato austreten solle" trifft aber genau den Punkt, warum Leser sich von FAZ / FAS / Süddeutscher Zeitung abwenden und nicht länger von Halb- und Viertelgebildeten irgendwelche absurden Meinungen lesen wollen und dafür auch noch bezahlen müssen.

Keine Sorge, den Rest werden Marktgesetze erledigen, wenn Reinhardt Müllers Regionalblättchen für irgendwelche esoterischen Zirkel aus Bielefeld, Berlin und Bad Homburg auch nicht mehr förderungswürdig erscheinen.

Gravatar: Klaus Friedrich Bartholomay

In einer demokratischen Diktatur,wie in D.,ist es normal, das sich dessen unrechtsstaatliche Eliten über Mitsprache und gelebte Basisdemokratie in anderen Staaten aufregen.Denn die EU basiert auf dem Zentralismus der demokratischen deutschen Diktatur ! Nun werden deren Auswirkungen sicht - und spürbar,und das Lügengebäude bekommt Risse.
So dumm wie die Eliten die Bevölkerung machen wollen,mit Show must go on,für eigene Geld - und Machtkonzentration ist dem "Sozialismus" noch nie gelungen.Das Ende war immer Scherbenhafen und Ruin.Leider mußte immer das gewöhnliche Volk die Lasten tragen,statt die Eliten.

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