Abgeordnete Veronika Bellmann (CDU): Gelobt sei der Widerstand gegen die Schuldenunion

Man soll ja nicht immer nur kritisieren, dachte sich offensichtlich ein Bürger, der über das Internetportal Abgeordneten-Check.de eine Nachricht an die Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann (CDU) schickte. »Keine Frage, sondern einfach mal Anerkennung für Ihre mutige Haltung in der Euro-/Schuldenpolitik«, lobte er Bellmann für ihre Standfestigkeit.

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Der Bürger schrieb weiter: »Sie gehören zu den wenigen der politischen Klasse in Berlin, die ihren Verstand behalten haben. Gehen Sie diesen Weg weiter! Ich kenne in meiner Familie und unter meinen Freunden niemanden, der die offizielle Politik der geöffneten Geldschleusen und der Bail-Out-Politik gutheißt!«

Abgesehen davon, dass sich jeder hin und wieder über ein Lob freut, weil permanente Kritik auf die Dauer die härtesten Kämpfer zermürbt – Bellmann kann es besonders gut gebrauchen, denn sie weist eine Eigenschaft auf, die im Zeitalter des grünen Mainstreams mit seinen periodisch wiederkehrenden hysterischen Debatten fast schon den gesellschaftlichen Todesstoß bedeuten können: Sie vertritt auch konservative und andere von der Mehrheitsmeinung abweichende Positionen.

Einen Eindruck erhält man, indem man sich ansieht, was Wikipedia über sie vermeldet; dort wird sie auf drei Ansichten reduziert: Sie unterscheidet zwischen konservativ und rechtsradikal, sie lehnte 2011 weitere Zahlungen an Griechenland ab und sie war 2012 – unter anderem mit Klaus-Peter Willsch und Peter Gauweiler – Mitinitiatorin der »Allianz gegen den ESM«.

So viel Mut muss man erst einmal aufbringen in der heutigen Zeit! Aber Bellmanns Lebensweg scheint sie dafür bestimmt zu haben, gegen den Strom zu schwimmen. Geboren 1960 in Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz); schloss sie 1977 die Polytechnische Oberschule mit Auszeichnung ab und besuchte die Medizinische Fachschule Neukirchen, wo sie ihren Abschluss als Krippenpädagogin machte. Sie ist katholisch, ging nicht zur Jugendweihe. 1991 bis 1994 absolvierte sie ein berufsbegleitendes wirtschafts- und verwaltungswissenschaftliches Studium und studierte auch an der TU Dresden.

Ihre politische Karriere begann 1989, als sie die Bürgerinitiative Eppendorf mitbegründete. Unbelastet von einer SED- oder Blockparteienmitgliedschaft trat sie 1990 in die CDU ein. 1994 bis 2002 war sie Mitglied des Sächsischen Landtags, seit 2002 nimmt sie ihr Mandat im Bundestag wahr. »Chancen eröffnen, Zusammenhalt stärken, Zukunft sichern« - das ist das Motto, unter das sie ihre parlamentarische Arbeit gestellt hat.

Wie schwer es die Kanzlerin mit Bellmann hat, kann man ahnen. Denn auf Unabhängigkeit und Meinungspluralismus innerhalb ihrer Partei, mit der sie durchaus fremdelt, legt sie großen wert. »Kein Wähler will eine stromlinienförmige, gleichgeschaltete Partei«, sagte sie gegenüber der Zeitschrift Cicero. Und deshalb folgte sie bei den großen Entscheidungen über ESM und Griechenland-Hilfen lieber ihrem Gewissen als der Kanzlerin. Den gegenwärtigen Zustand der Politik beschreibt sie so: »Wir haben uns im Euro-Rettungs-Wald verirrt. Den Ausweg fänden wir nur noch, wenn wir alles um uns herum roden würden.«

Aus diesem Grund engagiert sich die von ihren Kollegen geschätzte Abgeordnete gegen immer neue Zahlungen in ein Fass ohne Boden. Der Zehn-Punkte-Katalog (PDF) der »Allianz gegen den ESM« ist Teil dieser Bemühungen, endlich wieder solide Finanzpolitik zu betreiben. Ob sie ihr Ziel erreichen wird, steht in den Sternen. Aber das zeichnet die heimatverbundene Sächsin ja aus: dass sie wenigstens versucht hat, das Übel des ESM, der Schuldenunion und der europafeindlichen Politik der europäischen Eliten zu verhindern, während andere, bekanntere und einflussreichere Kolleginnen und Kollegen immerzu mit dem Strom schwimmen. Allein dafür, für den Versuch, hat sie das Lob des Bürgers über Abgeordneten-Check.de redlich verdient.

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