Bücher sollen aussortiert werden

Zensur in Bibliotheken

Eine Zensur findet nicht statt. Heißt es. Auch nicht in Bibliotheken, die mit öffentlichen Geldern arbeiten. Da erst recht nicht. Oder doch? In Potsdam wird das Aussortieren von Büchern gefordert.

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In Potsdam gibt es in der Stadtverwaltung eine linksalternative Fraktion, die sich ‚Die Andere’ nennt. Die korrekte Schreibweise führt ein kleines »a« im Schilde, sie nennen sich also: »DIE aNDERE« – hier stellen sie sich vor.

Die Fraktion hat, wie die Potsdamer Neuen Nachrichten melden, nachgefragt, ob es in der Stadt- und Landesbibliothek Bücher gibt, die »laut Kritikern mindestens rechtspopulistisches oder verschwörungstheoretisches Gedankengut vermitteln.«

In der Frage stecken schon verschiedene Fallstricke. Wer sind die Kritiker, die hier als ausschlaggebend gesehen werden? Sind sie es womöglich selber? Was heißt »mindestens rechtspopulistisch«? Gibt es auch »höchstens rechtspopulistisch«, das dann gerade noch durchgehen würde? Was heißt überhaupt Verschwörungstheorie? Was heißt »vermitteln«? In einer Bibliothek wird nur etwas angeboten; es wird nur etwas zur Verfügung gestellt. Ob es jemand annimmt, ist eine ganz andere Frage. Wenn ein Buch in einer Bibliothek steht, ist das noch keine Vermittlung.

Wie auch immer: Mehr als 20 »umstrittene« Bücher wurden genannt. Dazu gehören unter anderem ‚Finis Germania’, ‚Die Asyl-Industrie’ oder ‚Kontrollverlust’ – Titel also, die es auch in die Bestsellerliste geschafft haben und an denen öffentliches Interesse besteht.

Hier wird offenbar, was gemeint ist: Es geht um Kritik an der so genannten Flüchtlingskrise.

Die Fraktion DIE aNDERE wittert hier einen Widerspruch zu den »Zielsetzungen des Potsdamer Aktionsplanes für Toleranz sowie Demokratie und gegen Gewalt, Rechtsextremismus sowie Fremdenfeindlichkeit beim Literatur- und Medienbestand der Stadtbibliothek«. Demnach sollten solche Meinungsäußerungen »nicht unwidersprochen« stehen gelassen werden. Es wird ein »generell offensiver Umgang mit rechter Propaganda empfohlen«.

Das Thema sei schon lange Debattengegenstand im öffentlichen Bibliothekswesen, hieß es dazu. Der Dachverband des Bibliotheks- und Informationsvereins habe die Position, solche Titel »in geringem Umfang« anzubieten, spreche sich aber für den »ungehinderten Zugang zu Informationen aus« und lehne Zensur ab.

Die Fraktion DIE aNDERE findet die Antwort »unbefriedigend«, sie zeige, dass »keinerlei Problembewusstsein bei Stadtspitze und Leitungsebene der Bibliothek vorhanden ist«. In einem Kommentar, den die Potsdamer Neue Nachrichten veröffentlichen, heißt es: »Natürlich sind es nur einige wenige Bücher mit rechtspopulistischem Inhalt, die in Potsdams Stadt- und Landesbibliothek angeboten werden. Allerdings könnte man auch kritisch anmerken: Es sind einige solcher Schriften zu viel.«

Sie gehen keine Ruhe. Sie geben sich nicht damit zufrieden, die Bücher selber nicht zu lesen. Das steht ihnen ja frei. Die Freiheit der Kunst hat zwei Enden. Die Freiheit des Schriftstellers korrespondiert mit der Freiheit des Lesers, der ein Buch nur liest, wenn er es will und der dann die Freiheit hat, sich kritisch distanziert zum Inhalt des Buches zu verhalten.

Es gibt jedoch – und gab schon immer – Kräfte, die gegen so eine Freiheit wirken und die Leser bevormunden wollen. Sie nennen ihren Ruf nach Zensur eine »treffliche Argumentation«: »Es lässt sich nämlich trefflich argumentieren, dass in Zeiten, in denen im Internet jede noch so absurde Verschwörungstheorie und rechte Hetze jedweder Art als normale Meinungsäußerung durchgehen, solche Inhalte nicht noch in öffentlichen und von Steuergeldern bezahlten Bibliotheken angeboten werden müssen.«

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Sigmund Westerwick

Kontrollverlust

es gibt tatsächlich den Kontrollverlust des Staates und öffentlicher Verwaltungen, offensichtlich wissen sie nicht mehr, was sie tun.
Wenn man so in alten Wochensschauen sieht, wie die Nazis in den 30er Jahren Bücher verbrannten, kann man richtig sehen, wie sich die Meinungsfreiheit und Bildung in Rauch auflösen.
Und nun kommen die Linksfaschisten und Meinungswächter an und wollen die Bücher der Andersdenkenden 'aussortieren', wie originell.
Ich kann keinen Unterschied zwischen den damaligen Bücherverbrennungen und denm heutigen Aussortieren erkennen, das Aussortieren ist vielleicht nachhaltiger und mehr umweltschonend, die Meinungsfreiheit geht aber so oder so verloren.
Es ist eigentlich eine ausgesprochene Peinlichkeit für die Linken, die sich doch gerne so über die Zustände in Nazideutschland aufregen, wie man dann aber die gleichen Methoden der Zensur anwenden mag, ist mir völlig unverständlich.
Vielleicht hilft da mal ein politisch geübter Linker aus die Zusammenhänge zu erklären.

Gravatar: ropow

@Michael M.

So in etwa hatte ich mir das zwar vorgestellt, wenn man dann allerdings leibhaftig vor sich sieht, wie getreu in diesen modifizierten 12 Thesen die heutige Zeit durch Ihre präzisen Substitutionen widergespiegelt wird - also dieselbe Ideologie im neuen Gewand immer noch funktioniert, ohne dass sich auch nur irgendjemand dieser geschichtlichen Parallele bewußt ist - könnte man schon eine Gänsehaut bekommen.

Gravatar: Michael M.

Nachtrag:
Sorry, in These 1 muss es natürlich heißen: "Die linke Bewegung trägt die Verantwortung dafür, daß ihre Sprache und ihre Literatur reiner und unverfälschter Ausdruck der Bewegung sind".

Gravatar: Michael M.

Angeregt durch den Beitrag von ropow (3.1., 13:16) habe ich die "12 Thesen wider den undeutschen Geist" aus der Wikipedia in die heutige Zeit transformiert. Hier mein Vorschlag:

12 Thesen wider den unlinken Geist

1 Sprache und Literatur wurzeln in der Bewegung. Die linke Bewegung trägt die Verantwortung dafür, daß seine Sprache und seine Literatur reiner und unverfälschter Ausdruck seiner Bewegung sind.
2 Es klafft heute ein Widerspruch zwischen Literatur und linker Bewegung. Dieser Zustand ist eine Schmach.
3 Political correctness in Sprache und Literatur liegt an Dir! Deine Bewegung hat Dir die Sprache zur politisch korrekten Überarbeitung übergeben.
4 Unser gefährlichster Widersacher ist der Rechtspopulist und der, der ihm hörig ist.
5 Der Rechte kann nur populistisch denken. Schreibt er demokratisch, dann lügt er. Der Linke, der links schreibt, aber unglobalistisch denkt, ist ein Verräter. Der Student, der unlinks spricht und schreibt, ist außerdem gedankenlos und wird seiner Aufgabe untreu.
6 Wir wollen die Lüge ausmerzen, wir wollen den Verrat brandmarken, wir wollen für den Studenten nicht Stätten des selbständigen Denkens, sondern der Linientreue und der politischen Erziehung.
7 Wir wollen den Rechten als Fremdling achten und wir wollen den Schuldkult ernst nehmen. Wir fordern deshalb von der Zensur: Rechte Werke erscheinen in altdeutscher Frakturschrift. Erscheinen sie in lateinischer Schrift, sind sie als Transkription zu kennzeichnen. Schärfstes Einschreiten gegen den Mißbrauch der lateinischen Schrift. Lateinische Schrift steht nur Linken zur Verfügung. Der rechts-populistische Geist wird aus öffentlichen Büchereien ausgemerzt.
8 Wir fordern vom antifaschistischen Studenten Wille und Fähigkeit zur selbständigen Anprangern und Denunzieren von Abweichlern.
9 Wir fordern vom antifaschistischen Studenten den Willen und die Fähigkeit zur Reinerhaltung des Multikulti-Gedankenguts.
10 Wir fordern vom antifaschistischen Studenten den Willen und die Fähigkeit zur Überwindung des rechten Populismus und der damit verbundenen nationalen Restitutionserscheinungen im linken Geistesleben.
11 Wir fordern die Auslese von Studenten und Professoren nach der Sicherheit des Denkens im Geiste der open society.
12 Wir fordern die deutsche Hochschule als Hort des linken Multikultigedankens und als Kampfstätte aus der Kraft des globalistischen Geistes.

Gravatar: rüdiger blohm

Es sind bedenkliche Zeichen einer neu aufblühenden Diktatur in Deutschland unter dem politischen Regime einer fragwürdigen Merkelregierung. Demokratische Kräfte werden als Volksverhetzer verunglimpft, beschmutzt und verfolgt ähnlich wie in zerbrochenen Unrechtsregimes jüngster deutscher Vergangenheit. Wenn nun noch zur "Maulkorb"- Zensur ein Literatur, Lektüre bzw Bücherverbot folgt, dürfen sich zumindest demokratisch gesinnte deutsche Bürger die berechtigte Frage stellen, was hat Deutschland, seine Politiker aus der Geschichte Europas gelernt oder bis heute nicht begriffen. 8BMYU

Gravatar: Lerge

Sogar "Wilhelm Tell" (Schiller) darf in deutschen Schulen nicht mehr erarbeitet werden !!! Aus dem Lehrplan gestrichen.

Gravatar: R. Avis

Kann mir mal jemand bei meinem Problem helfen: mit zunehmendem Alter (die Kinder sind aus dem Haus, die Großeltern leben nicht mehr und die Familie schrumpft weiter) ist es vernünftig, in eine Behausung umzuziehen, die mit wenig Aufwand in Schuß gehalten werden kann. Die Frage ist nur: wohin mit den paar tausend Büchern, die in den letzten siebzig Jahren zusammengetragen wurden? Die jüngere Generation liest nur noch e-books, was natürlich sehr praktisch ist: man kann auf einem kleinen Tablet eine ganze Bibliothek mit sich führen. Nur, bei einem Kurzurlaub auf einer abgelegenen Insel fiel einmal der Strom für ein paar Tage aus und wir verbrachten die Abende bei Kerzenschein, billigem Rotwein und Skat kloppen. Daher hege ich meine Bücher in dem Bewußtsein, daß es ihnen womöglich einmal gehen wird wie den Qumran Rollen, die als letzte Zeugnisse eines geistigen Lebens gelten, von dem wir wohl sonst gar nichts wüßten. Also: Haus gesucht, 2 ZKB und ca. 50 m Bücherregale!

Gravatar: JayTee

Erst verbrennen sie Bücher. Danach verbrennen sie Menschen...

Gravatar: Svend-Uwe Weber

Eingangs wurde freundlicherweise darauf hingewiesen, bei Abgabe eines Kommentars die Regeln der höflichen Kommunikation einzuhalten.
Da mir dies bei den Geschehnissen in meinem Vaterland definitiv nicht mehr möglich ist, enthalte ich mich eines jeden Kommentares.
.......oder darf ich schreiben: "MAAS ist ein A..... Loch ?"

Gravatar: Manni

Die Diktatur lebt,der Kommunismus in seiner schönsten Form,eine Schande ohne Gleichen in diesem Land

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