Israel, Saudi-Arabien und die USA erhöhen Druck auf den Iran

Wie wahrscheinlich ist ein Krieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran?

Die Katar-Krise zeigt, wie angespannt die Lage am Golf ist. Saudi-Arabien und die kleinen Golfstaaten versuchen mit allen Mitteln, Katar auf Linie zu bringen, damit die einheitliche Front gegen den Iran gewahrt bleibt. Denn dort könnte sich der nächste große Konflikt entzünden.

Veröffentlicht:
von

Der Druck Saudi-Arabiens und der kleinen Golfstaaten auf Katar hält ununterbrochen an. Doch es geht nicht gegen Katar direkt. Sondern darum, einen Ausreißer in die Linie zurückzubeordern. Denn die einheitliche Front gegen den Iran steht auf dem Spiel. Katar hatte sich zu sehr dem Iran angenähert. Doch genau dort könnte sich bald ein großer Konflikt entzünden. Die Kriege in Syrien und im Jemen könnten sich als Vorspiel zum wahren Konflikt des Mittleren Ostens entpuppen: Saudi-Arabien, Israel, die Golfstaaten und die USA gegen den Iran, der wiederum von Russland und China unterstützt wird.


Zwischen Saudi-Arabien und dem Iran herrscht seit mehr als dreißig Jahren ein Kalter Krieg. Nach der iranischen Revolution gegen den persischen Schah und der Ausrufung der islamischen Republik Iran ist das Königreich Saudi-Arabien alarmiert, denn das gleiche Schicksal könnte der saudischen Königsfamilie drohen. Daher ist es für die Saudis wichtig, ihr Militär aufzustocken und ihre Machtbasis sowohl im Innern als auch über die Außenpolitik zu festigen.


Saudi-Arabien ist konfessionell mehrheitlich sunnitisch, der Iran mehrheitlich schiitisch geprägt. Doch an der Golfküste Saudi-Arabiens gibt es eine große schiitische Minderheit. Saudi-Arabien befürchtet dort Separatismus. Denn am Golf liegen auch Saudi-Arabiens wichtige Ölquellen. Damit der Gedanke des schiitischen Separatismus nicht auf Saudi-Arabien übergreift, drängt das Königreich seine kleinen Nachbarstaaten wie Kuwait, Katar, Bahrain und den Jemen dazu, deren schiitische Bevölkerungsgruppen in Schach zu behalten. Das Schisma zwischen Schiiten und Sunniten prägt alle Golfstaaten inklusive den Irak, aber auch Syrien, wo die den Schiiten nahestehenden Alawiten den ebenfalls alawitischen und Iran-freundlichen Präsidenten Baschar al-Assad unterstützen.


Die Konflikte in Syrien, im Irak und im Jemen sind teilweise Stellvertreterkonflikte zwischen dem Iran und Saudi-Arabien. Wie während des Kalten Krieges zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt, befürchtet man auch für den Nahen und Mittleren Osten, dass der Kalte Krieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien zu einem heißen Krieg ausgeweitet werden könnte. Saudi-Arabien kauft seit Jahren massiv Waffen aus den USA und Europa, um seine Armee aufzurüsten.


Israel ist indirekter Verbündeter Saudi-Arabiens, nach dem Motto: Uns eint ein gemeinsamer Feind, nämlich der Iran. Israel betrachtet die sogenannte schiitisch-alawitische Achse (Iran, schiitischer Südirak, alawitische Assad-Regierung in Syrien, schiitische Hisbollah im Libanon) als größte Sicherheits-Bedrohung. Israel drängt immer wieder international darauf, härter gegen den Iran vorzugehen, um dessen Atomprogramm zu unterbinden und die schiitische Achse zu brechen.


In den letzten Monaten nimmt der Druck von Israel und Saudi-Arabien auf den Iran zu. Auch die USA haben unter Donald Trump klare Zeichen gegen den Iran gesetzt. Trump hatte erst kürzlich große Waffen-Deals mit Saudi-Arabien abgeschlossen.


In einer solchen Zeit kommt es höchst ungelegen, wenn ein Staat wie Katar aus der Reihe tanzt. In Katar sind rund 20 Prozent der Muslime Schiiten, 80 Prozent Sunniten (bzw. Wahhabiten). Doch es sind vor allem wirtschaftliche Gründe, die eine mögliche Annäherung zwischen Katar und dem Iran attraktiv machen. Beide Länder teilen sich mitten im Golf das mit Abstand größte Erdgasfeld der Welt. Da Katar wegen des Syrienkrieges und des Irakkonfliktes keine Pipeline nach Europa bauen kann, und auch Saudi-Arabien in der letzten Zeit unkooperativer geworden ist, ist es naheliegend geworden, Kooperationen zwischen Katar und dem Iran anzudenken. Doch allein der theoretische Gedanke daran und die Tatsache, dass der Iran zusammen mit China Militärmanöver im Golf abhält, bringt Saudi-Arabien auf die Palme.


Die USA stehen bei dieser Auseinandersetzung zwischen Katar und Saudi-Arabien neutral da. Die USA haben eine wichtige Marinebasis in Katar. Von diesem Flottenstützpunkt aus kontrollieren die USA den Persischen Golf. Während die Iraner zusammen mit China Marineübungen veranstalteten, hatten die USA und Katar ebenfalls mit gemeinsamen Übungen begonnen. Falls es also zu einem Konflikt käme, stünde Katar eindeutig auf der Seite der USA und der anderen Golfstaaten. Katar kann nicht anders, weil die US-Truppen ja schon im Lande sind. Doch solange die Lage am Golf friedlich bleibt, könnte Katar mit dem Iran bei der Ausbeutung des weltweit größten Erdölfeldes kooperieren. Eine mögliche gemeinsame Pipeline könnte durch die Türkei führen. Wen wundert es da noch, das Recep Tayyib Erdogan Katar bei dessen Krise zur Seite springt?


Für den Westen ist die ganze Geschichte eine Zwickmühle. Einerseits will man vom Erdgas des Golfes profitieren und unabhängiger vom russischen Erdgas werden, andererseits will man die einheitliche Front gegen den Iran wahren. Es bleibt spannend.

 

Siehe zum Thema auch:

http://www.freiewelt.net/nachricht/china-und-iran-intensivieren-auch-militaerische-zusammenarbeit-10071226/

http://www.freiewelt.net/nachricht/erdogan-schickt-soldaten-nach-katar-10071117/

http://www.freiewelt.net/nachricht/nato-und-arabische-staaten-gegen-is-und-iran-10071022/

 

[ Schlagwort: GeoAußenPolitik ]

 

 

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Anton

So einfach scheint die Situation nicht zu sein, denn die
USA spielen schon wieder einmal mit gezinkten Karten,
für sie sind in erster Linie die Waffenverkäufe von Bedeutung, so "nebenbei" interessiert man sich um Öl-und
Gasgeschäfte!
Ihre listig in der ganzen Welt installierte Militärbasen waren
bis jetzt wirksame Kontrollorgane. Nach dem Einstieg
Russlands in Syrien werden die Karten neu gemischt, denn auch China steht zu der Allianz mit Russland und
beide Staaten sind eindeutig auf der Seite des Iran und
damit auch Katars, sodaß der US-Stützpunkt ebendort
wird gewaltigen Druck bekommen und sich vorsehen
müßen, den Iran in Ruhe zu lassen!
Man muß immer wieder vehement darauf hinweisen, daß
die USA für all diese Negativ-Entwicklungen schuldig ist
und es ist Zeit, daß Europa sich distanziert.
Deutschland wird sich aus dem Würgegriff der USA
befreien müßen, koste es was wolle!!!

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

Ich denke: Selbst ein Stellvertreten-Krieg der Saudis im US-Auftrag gegen den Iran ist völlig ausgeschlossen, weil der Iran Russland schon anno 2015 darum bat, nicht nur als dessen Schutzmacht „aufzutreten“!

Warum das so ist, lässt sich m. E. relativ einfach erklären:

Da die USA - als „einstige“ Schutzmacht des Iran – viel lieber Krieg gegen diesen Staat führten, wendete sich dessen Führung verständlicherweise an Präsident Putin https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/10/07/putins-plan-geht-auf-irak-will-russland-als-schutzmacht-nicht-mehr-die-usa/, der „sicherlich nicht“ ablehnte!

Hinzu kommt, dass auch China größtes Interesse am Frieden im Staat der Ajatollahs hat und bei einer militärischen Intervention der Saudis im US-Auftrag mit Sicherheit nicht ruhig bleiben würde!

Darf man deshalb davon ausgehen, dass der erneute US-Waffendeal mit den Saudis - nun durch Mr. Trump im Wert von 350 Milliarden Dollar – allein nach seinem Slogan „Amerika First“ abgeschlossen wurde?

Nimmt er – wie all seine Vorgänger auch - die seit dem Sturz des Schahs US-geschürte Feindschaft zwischen den Saudis und Iran etwa nicht als Basisauch zum gesunden auch der US-Waffenindustrie?

Wurde der Grund für die Isolation Katars "nicht" in Washington kreiert https://www.heise.de/tp/features/Katar-Widerspruechliche-Aeusserungen-aus-der-US-Administration-3737492.html, um in der Folge ein weiteres riesiges Waffengeschaft Geschäft auch mit "Doha" abschließen zu können? https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/52417-f15-trump-terrorstaat-katar-usa-boeing/

Wurden nicht auch die gesamten Ölstaaten von den Amis bisher aus dem einzigen Grund grundsätzlich an der Nase herumgeführt, um der US-Administration das Überleben zu garantieren???

Gravatar: H.von Bugenhagen

Wen interessiert es,nicht einmal die Einheimischen....Sie kennen kein anderes Leben und kommen im Orient nicht ohne aus...ihnen würde etwas fehlen und sie fühlen sich nur als Männer mit einer Waffe in der Hand...ein ärmliches Männerbild.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang