Griechenland-Rettung allein als Rettung europäischer Großbanken

Varoufakis: Merkel und Schäuble belogen das eigene Volk

Der früherere griechische Finanzminister Varoufakis wirft Merkel und Schäuble vor, das deutsche Volk bei den Milliardenkrediten nach Athen belogen zu haben. Es ging nicht darum, etwas in Griechenland zu retten, sondern nur um deutsche und französische Großbanken.

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Schon länger erklärte Griechenlands Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis wiederholt, dass es bei den Milliardenkredite für Griechenland nicht um die Rettung der Griechen ging, sondern die der großen europäischen Banken. Jetzt sagt der Politiker in der ARD-Sendung »Titel, Thesen, Temperamente« ("ttt") sogar, dass Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble sich dem mehr als bewusst gewesen wären und das eigene Volk belogen hätten.

»Als der große Zusammenbruch des Finanzsektors stattfand, entdeckte die deutsche Regierung bald zu ihrem Entsetzen, dass die Deutsche Bank und alle anderen deutschen Banken 'kaputt' waren«, sagte Varoufakis. Daher habe in nur 24 Stunden die Bundesrepublik den Banken 500 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um sie zu retten. Den Milliardenkrediten habe sie zugestimmt, nachdem ihr Stab ihr erklärt habe, dass die Geldautomaten sonst kein Geld mehr ausspucken würden.

Varoufakis fügt an: »Und dann wurde ihr ein paar Monate später gesagt, sie brauche noch ein paar hundert Milliarden mehr, weil der griechische Staat bankrott ginge. Dieselben Banken würden wieder Konkurs gehen, wenn der griechische Zahlungsausfall nicht abgewendet werden würde.« Daher folgte ein zweites Rettungspaket für deutsche und französische Banken, »getarnt als ein Akt der Solidarität mit Griechenland.«

Der griechische Ex-Finanzminister betont, Merkel und Schäuble hätten öffentlich zugeben müssen, dass die Finanzhilfen für Griechenland vielmehr Finanzhilfen für die europäischen Großbanken gewesen seien. Das dies nicht geschehen sei, sagt er zynisch, hätten beide zumindest ihre Lüge zugeben müssen. Varoufakis stellt fest, wer einmal ein Verbrechen gegen die Logik begehe, der begehe auch ein zweites oder drittes, um die erste Lüge zu vertuschen.

Kritik hat Varoufakis auch gegenüber der Regierung Griechenlands übrig: »Ich werfe unserer Regierung vor, dass sie es unterschrieben hat. Wären wir standhafter gewesen, hätten wir den deutschen Bürgern in die Augen gesehen und gesagt: 'Sie zwingen uns, mehr von eurem Geld zu nehmen, um vorzutäuschen, dass wir nicht bankrott sind. (...) Wir werden das nicht tun. Helft uns!'«

Mehr dazu unter merkur.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ted Glücklich

Leider hat unser Volk nicht begriffen das es der Polik nicht um den einzelnen Bürger geht , sondern nur um die Privilegien einiger weniger Wohlhabenden die auf alles Einfluss nehmen was in Deutschland passiert . Sowie die Politiker doch nur interessiert was Sie im Geldbeutel haben . Der kleine Mann auf der Strasse ist nur Mittel zum Zweck . Daher wird es nicht mehr lange dauern bis Deutschland kollabiert .NAH

Gravatar: Reiner Trenkle

Uns wird lediglich grade soviel gelassen, dass wir nicht auf die Strasse gehen.

Wenn es dann doch soweit kommt sind Merkel und Co. eh über alle Berge sich zu retten.

Gravatar: Klaus Peter Kraa

Das Problem Europas ist nicht Draghi. Das Problem Europas ist der Beschluß von 1988 zwischen Kohl und Mitterrand, ihre Länder über eine einheitliche Währung zusammen zu schweißen: Das größte Währungsabenteuer des „größten Dilettanten“ aller Zeiten, wie der ehemalige französische Staatspräsident Giscard d´Estaing mit düsterer Ahnung sagte und wie man heute sieht, hat sie ihn nicht getrogen. Weil es sich für jeden logisch denkenden Menschen, er muß nicht unbedingt Ökonomie studiert haben, eben zusammenreimt, daß eine einheitliche Währung einem Wirtschaftsraum mit unterschiedlichen Kosten-, Finanz- und Sozialstrukturen und vor allem mit der festen Absicht, sie nicht anzugleichen, nicht gut bekommen kann. Die sogenannten Stabilitätskriterien von Maastricht sind doch eine Farce und niemand hat sie jemals befolgt oder auch nur daran gedacht, sie zu befolgen, außer Schröder mit seiner Agenda 2010. Deshalb hat der Euro außer einer kleinen, weltweiten Finanzclique niemandem Wohlstand gebracht, wie man sich am Vergleich der Zahlen in zeitgleichen Perioden bis 2000 und nach 2000 klar machen kann, wenn man sich mal die Mühe macht. Oder die Weltbank befragt, nach der Europa in den letzten 10 Jahren in der Wohlstandsstatistik auf den 17. Platz „abgesackt“ ist. Es betrifft also nicht nur die Masse der Bevölkerung in den mediterranen Staaten, die es besonders schlimm erwischt hat, sondern auch die mitteleuropäischen Staaten. Angefangen nach dem Ende von Jaques Delors „Erprobungsphase“, etwa 2005, haben sich die Staaten auf ein Wachstum auf Pump eingerichtet und ihre Politiker haben großzügig Geschenke an ihre Klientel verteilt, bis auf Deutschland, daß ab 2003 mit der Agenda 2010 insbesondere den Arbeitnehmern einen Sparkurs aufgedrückt hat, was ja Schröder auch das Amt gekostet hat. Wenn man sich mal die Entwicklung der Lohnstückkosten im Währungsgebiet ansieht, so sind sie von 2000 bis 2013 in den südlichen Ländern und in Frankreich um 30-40% gestiegen, in Deutschland um 10%, also real gesunken (Macron versucht jetzt in Frankreich, das auszugleichen). Die Einkommen und Vermögen der reichen und schönen 10% der Bevölkerung sind aber seit Beginn der Währungsunion ins unermessliche gestiegen und jetzt sorgt Draghi für eine weitere Fahrt nach oben (Hans Ulrich Wehler – Die neue Umverteilung, soziale Ungleichheit in Deutschland). Die Verbände der Reichen und Schönen wollen aber ihren dank Schröders Agenda 2010 gerafften Reichtum nicht mehr hergeben, wie es internationale Organisationen jetzt fordern. Sie haben Macron stattdessen daran erinnert, den Franzosen ihre Zuwächse wieder zu nehmen, was der jetzt versucht. Und Merkel soll ihnen Hilfestellung dazu leisten, denn sie ist ja von deren Gnaden.
Und was haben wir jetzt? Deutschland ist weiterhin „Exportweltmeister“: Es exportiert Arbeitslosigkeit und gigantische Schuldenberge ins europäische Ausland, während der Mittelstand im eigenen Lande weiterhin rapide verarmt und 10% der Menschen im Lande wie Dagobert Duck im Reichtum ersticken. Über OMT, Banken- und Transferunion will Draghi jetzt die Rechnung dem europäischen Sparer (vorwiegend in Deutschland ansässig) präsentieren. Eine Depression zeichnet sich aus durch sinkende Wirtschaft und steigende Arbeitslosigkeit, steigen jetzt auch noch die Preise, dann bezeichnet man das als Stagflation. Die Preise steigen aber für viele schon, und zwar weit mehr als die schön gerechneten 2% (Mieten, Gesundheitskosten, Energiepreise etc.) Und eines steigt mit absoluter Sicherheit: Die Schulden, dafür sorgt Draghi mit seiner „Geld-Flutung“ und er nimmt zur Untermauerung der Anschaffung internationaler Schrottpapiere immer mehr den Sparer in Haft – künftige Generationen werden uns „dankbar“ sein für diese Hinterlassenschaft, wenn sie in Abfallkörben nach ihrer verlorenen Rente suchen.
So, und vom totalen Verlust humanistischer demokratischer Umgangsformen in so einem EUROTOPIA, die Steuerhehler Juncker aus verständlichem Eigeninteresse (Panama Papers) jetzt noch ausweiten möchte, wäre noch viel zu sagen, dafür reicht der Raum hier aber nicht mehr. Und dann gilt ja immer noch: Erst kommt das Fressen und dann die Moral. Und solange die Einkaufskörbe bei ALDI immer noch voll sind, kann uns ja nichts passieren – „uns geht es ja noch gut“ (Volkes und der Presse Stimme, Merkel tutet kräftig mit und lässt Falschinformationen verteilen) und morgen leben ja Andere. Deshalb gibt es in diesem Lande immer noch Menschen, die für dieses Europa noch auf die Straße gehen. Auch vom Großkapital bezahlte Trabanten, wie Merkel und Co.?
Allen Gläubigen und Ungläubigen ein noch erträgliches Jahr 2017.

Gravatar: caesar

@Ekkehardt Fritz Beyer
"Sollte der Verfassungsschutz bzw. das Bundesverfassungsgericht ´Jamaika incl. der beteiligten Parteien` nicht schon im Vorfeld des Abschlusses der aktuellen Verhandlungen verbieten? "

Das war der Witz des Monats.

Gravatar: AlbertNola

@Karl Napp - "Varoufakis ist ein sehr intelligenter und sympathischer Grieche." Und ein Parasit, der Deutschland erpresste! Solche Griechen gehören lebenslänglich ins Gefängnis!

Gravatar: Dr. Klaus Miehling

Eine typisch linke Verdrehung der Tatsachen. Griechenland hat sich Geld von den Banken geliehen, und damit letztlich auch von (u. a. deutschen) Steuerzahlern, die ihr Geld dort angelegt haben.Also bezahlt der Steuerzahler durch die "Hilfspakete" die Schulden Griechenlands.
Sie leihen einem Freund 100 Euro. Dann geben Sie ihm 100 Euro, damit er das Geld zurückzahlen kann. Haben Sie damit sich geholfen oder dem Freund?

Gravatar: Karl Napp

Mittelmeerweisheit: Ein Grieche belügt sogar einen Kreter. Varoufakis ist ein sehr intelligenter und sympathischer Grieche.

Frau A. Merkel ist die späte Rache Honneckers.

Gravatar: Suse

Das ist jetzt keine neue Nachricht. Wir werden schon lange belogen und betrogen und ausgenommen. Der Bürger in diesem Land ist nur den Pfifferling wert, den seine Steuerzahlungen ausmachen. Ansonsten interessiert sich kein Politiker für ihn. Leider ist das die traurige Realität. Armes Deutschland. Die meisten Bürger wollen sich mit dem Trauerspiel nicht befassen. Deshalb wird sich auch nichts zum Positiven hin ändern. Im Gegenteil.

Gravatar: Freigeist

Die Lösung ist ganz einfach: Die EZB übernimmt die Schuld-Titel und zahlt mit geschöpftem Geld. Danach werden die Schuldtitel vernichtet, denn man schuldet das Geld doch niemandem, da es aus dem Nichts geschöpft wurde. Man darf solche Aktionen natürlich nur in Notfällen machen, ansonsten gibt es zu hohe Inflation.

Gravatar: H.Frankenfeld

Eines der größten Verbrechen am deutschen Volk und der Haupttäter wird Bundestagspräsident!

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