Gastbeitrag von Romano di Pietro

The Young Pope and the real Pope - Der junge und der echte Papst

Paolo Sorrentinos Mini-Serie The Young Pope mit Jude Law als Pius XIII. ist von der Kritik mit Lob überhäuft worden. Zu Recht. Aber der Kontrast zwischen Pius XIII. und dem real existierenden Papst Franziskus wurde dabei niemals zur Sprache gebracht.

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Das ist erstaunlich. Denn größer läßt sich dieser Kontrast kaum denken. Und müssen wir nicht annehmen, daß eine Papstserie mit dem künstlerischen Anspruch von The Young Pope immer auch so etwas ist wie ein Reflex, eine Antwort auf das Papsttum der Gegenwart und auf den, der es verkörpert? Ein Gegenentwurf?

Natürlich: Pius XIII. – Lenny Belardo – ist selbst alles andere als ein einfacher Charakter. Im Gegenteil, er ist schwierig, ein Machtmensch, zeigt einen deutlichen Mangel an Empathie und wirkt im ganzen unreif. Aber genau das ist der Punkt. Lenny Belardo ist das Ergebnis einer maximalen kindlichen Verletzung. Seine Flower-Power-Eltern haben ihn auf ihrem Selbstverwirklichungstrip verlassen und ins Waisenhaus gegeben, wo er in Schwester Mary eine Mutterfigur und in Gott einen Vater findet, einen Vater, zu dem er, Lenny, eine Beziehung von einer Exklusivität entwickelt, wie dies Normalsterblichen nicht möglich ist. Wie soll man diese Grundkonstellation anders verstehen denn als stumme Anklage gegen den Zeitgeist von ‘68? Hierin erinnert The Young Pope stark an Love, Love, Love von Mike Bartlett, das 2012 im Royal Court Theatre in London lief.

Belardo ist also das Gegenteil von Bergoglio: So progressiv, populistisch, geschmacklos, medienorientiert und häßlich manch einer Bergoglio finden mag, so reaktionär, elitär, ästhetisierend, medienscheu und „unfaßbar attraktiv“ ist Belardo. Belardo glaubt, daß Gott und die Kirche anspruchsvoll sein müssen, unzugänglich, ein Mysterium, ein Faszinosum. Was ihm völlig fern liegt sind Egalitarismus und Sozialismus. Bergoglio will in allem das exakte Gegenteil. Seine Barmherzigkeitskirche und ihr Barmherzigkeitsgott sollen anspruchslos bis zur Selbstaufgabe, gewöhnlich im Auftreten und für jeden und jederzeit verständlich, verfügbar und zugänglich sein.

Während Belardo den harten Kern anspricht und die Massen ihrer Weltlichkeit überlassen will, sind Bergoglio die Seinen fremd und die Fremden lieb. Nur so ist letztlich auch die Verachtung zu verstehen, mit der er die Franziskaner der Immakulata samt ihren Gründer Manelli hat verfolgen und den Großmeister des Malteserordens, Festing, sowie die Kardinäle Burke, Caffarra, Meisner, Müller, Pell, Sarah und andere hat abstrafen lassen. Bergoglio predigt Fernstenliebe wo Belardo schon Schwierigkeiten mit der Nächstenliebe im engten Kreis hat. Aber hat er so unrecht, wenn er die Larmoyanz und Anspruchshaltung der Plebs verachtet, die Bergoglio so befeuert? Wer von beiden die prophetische Figur, und wer hingegen jederzeit bereit wäre, einen wahren Propheten wegen Fanatismus‘ zu maßregeln, ist klar.

Und damit sind wir beim letzten großen Unterschied zwischen Belardo und Bergoglio angelangt. Pius XIII. ist ein Heiliger. Sicher keiner von der milden Sorte. Oder noch nicht. Er wird uns einfach als ein Gottesmann gezeigt, der trotz seiner Fehler und Eigenarten eine exzeptionelle Gottesbeziehung hat. Und zwar eine von Gott selbst beglaubigte Gottesbeziehung, denn Gott erhört die Gebete Lenny Belardos, auch und gerade wenn es dabei um Leben und Tot geht. Und darin gipfelt all das auf, wonach sich heute gerade die Besten sehnen: Nach einer wirklich heiligen Kirche. Sorrentino spricht in The Young Pope von dieser Sehnsucht, die wohl die Sehnsucht einer bestimmten Generation ist, seiner Generation, der Generation derer, die als erste in die kulturellen Verwüstungen hineingeboren worden sind, die uns die 68er hinterlassen haben. Und so steht denn Bergoglio für eine Vergangenheit, die viel zu langsam vergehen und Belardo, in all seiner Belastung durch ein vergiftetes Erbe, für eine Zukunft, die viel zu zögerlich anbrechen will.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hajo

Ist doch mal was neues, ein Marxist als Stellvertreter Gottes auf Erden, im Gegensatz zu früheren Päpsten, die entweder vom Gottesglauben oder von Machtgelüsten jeglicher Art durchdrungen waren. Dem Religionsgründer steht er somit nahe, wenn da nicht der Widerspruch der Neuzeit in sich läge, denn Gottesglaube und Atheismus haben zwei unterschiedliche Seiten und deswegen paßt diese neue Form des lateinamerikanischen Weltbildes überall hin, aber nicht in den Vatikan.

Gravatar: P.Feldmann

Ein herausragender Beitrag!
Das Leitsymptom, das die one-world-Ideologen vereint, ist eine Fernstenliebe statt Nächstenliebe. Konkret landen sie damit beim Hass auf den Nächsten, der ihre verklärende Sicht nicht teilen will und auf Realbezüge verweist.
Bergoglio ist so einer und die gesamte EU-Umvolkungsmischpoke wie auch das Regime der BRD.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

… „Aber der Kontrast zwischen Pius XIII. und dem real existierenden Papst Franziskus wurde dabei niemals zur Sprache gebracht“ …

Gibt der Franzi deshalb zu, dass er versucht, sich nicht im Spiegel zu sehen?

Zitat: … „Ich versuche, mich von innen zu sehen, von dem her, was ich tagsüber gefühlt habe, und mich dann zu beurteilen. Ganz allgemein sehe ich mich als Sünder, den Gott sehr liebt und den er weiter liebt. Konkret betrachte ich dann jeden Tag, wie ich mich verhalte, die Entscheidungen, die ich treffe, die Fehler, die ich mache - ein Bild, das sich bewegt, wie das Leben sich bewegt.“ … http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/warum-der-papst-sich-nicht-im-spiegel-anschaut

Wenn er meint ein Sünder zu sein, kann ich ihm schon deshalb nicht wiedersprechen, weil er scheinbar nur durch einen von seinen Freunden Clinton, Soros und Obama inszenierten ‚Regimewechsel’ im Vatikan in das Amt des Stellvertreter Gottes kam.

Welche Rolle aber spielte Gott bzw. die Göttin (ohnehin geschlechtslos) dabei und was bezweckte er/sie tatsächlich damit?

Wollte Gott/die Göttin damit etwa ein Zeichen setzten um zu zeigen, dass er/sie in Kürze zum Islam konvertiert und dabei schon deshalb darauf hofft, möglichst viele ´bisher` christliche Schäfchen mitnehmen zu können, weil sie etwa alle bisher einem falschen Heiland huldigten???

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