Grünen-Politiker erklärt nach 18 Jahren Verzicht

Ströbele tritt nicht mehr für den Bundestag an

Der grüne Abgeordnete Hans-Christian Ströbele will nun doch Schluss machen. Der 77-jährige Parteilinke, der viermal in Berlin das Direktmandat holte, kandidiert 2017 nicht noch einmal für den Bundestag.

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Der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele (Grüne) tritt nicht wieder für den Bundestag an. Das gab der 77-jährige am Dienstag zunächst in seinem Berliner Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg und dann über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt. Er wolle sich den Stress nicht noch einmal antun.

Der Jurist, der einst in einem Anwaltskollektiv mit Otto Schily und Horst Mahler die RAF verteidigte, rückte erstmals 1985 als Nachrücker für zwei Jahre in den Bundestag. 1990/91 war der immer zum linken Parteiflügel gehörige Ströbele Bundessprecher der Grünen, musste aber nach einer Israel-feindlichen Äußerung zurücktreten.

1998 kehrte er über die Landesliste in den Bundestag zurück. 2002 verwehrten ihm dort die Delegierten einen chancenreichen Platz, doch er gewann mit einem völlig eigenständigen Wahlkampf, der sich dezidiert gegen die eigene Parteiprogrammatik richtete, überraschend das erste grüne Direktmandat im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.

Drei weitere Male gelang es ihm in Folge ein Direktmandat in dem Wahlkreis zu holen, dass er seit 1998 ununterbrochen im Bundestag saß. Immer wieder vertrat der Parteilinke auch offen von seiner Fraktion abweichende Meinungen, so auch am 29. Juni 2012 als einziger aus dieser gegen ESM und Fiskalpakt stimmte.

Da der bisherige Alterspräsident der CDU-Abgeordnete Heinz Riesenhuber (81) nicht mehr kandidiert, wurde in linken Kreisen in den letzten Monaten massiv bei Ströbele um eine erneute Kandidatur gebuhlt, er solle damit den für den Bundestag kandidierenden 75-jährigen AfD-Vize Alexander Gauland als möglichen neuen Alterspräsidenten verhindern.

Die Frage aber, wer die Eröffnungsrede bei der Bundestagskonstituierung halten darf, stimmte Ströbele nicht mehr um. Er erklärte seinen Rückzug. Was von den um seinen Wiederantritt Buhlenden verschwiegen wurde, sollte die FDP zurückkehren, würde der Alterspräsident dann ohnehin wohl an Ex-Bundestags-Vize Otto Solms fallen.

Mehr dazu unter zeit.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Magnus

Bei grünem Ströbele bedanken? Das ist ja krank!

Gravatar: kassandro

Ich war fast nie seiner Meinung, aber man muss ihm bescheinigen, dass er seinen Weg konsequent gegangen ist und sich wohltuend von den Salonsozis in seiner Partei unterscheidet.

Gravatar: Rotwurst

Schade, dass er nicht mehr antritt. Ströbele, ein unbequemer Geist - und das war und ist politischer `Widerstand in Aktion´, der authentisch ist. Hätte ich ihn wählen können, ich hätte für ihn mit der Erststimme votiert. Aber nur für ihn, und nicht für die Partei der Grünen.

Ströbele stimmte immer so, wie es ihm passte, verlangt stets Frieden, stimmte gegen den Angriff auf Jugoslawien und Afghanistan, prangerte die Spähaktionen der USA öffentlich an, die auch seine Fraktion kaum interessieren, setzte sich für Snowden ein und fand auch beim mysteriösen NSU-Fall das eine oder andere nötige Wort als Querkopf, das dem öffentlichen Narrativ nicht so gepasst hat. Mehr mochte und konnte er kaum sagen, schließlich sitzt er in der PKK der Geheimdienste, hat also Einblick in deren Tätigkeit, was ihn zum Schweigen verpflichtet. Ströbele war und ist aber einer der wenigen Akteure, die ihr Misstrauen gegen das politische System aus der eigenen Biographie speisen. Wer nicht angepasst ist, lernt viel dabei. Ein Vorläufer derer, die heute gegen den Mainstream schwimmen - und der sich das Verhalten erhalten hat, während sich die meisten seiner Kollegen in seinem Umfeld politisch an die Strippenzieher `verkauft´ haben. Ströbele, ein Demokrat, der Lobbygruppen und seiner Partei nicht verpflichtet ist, sondern nur seinem Gewissen.

Herr Ströbele, ich bedanke mich für Ihre Arbeit! Alles Gute in der Rente und Gesundheit. Eine Lücke, die politisch keiner füllen kann.

Gravatar: Karin Weber

Eine gute Nachricht. Mehr muss man dazu nicht mehr sagen.

Die linksgrüne Mischpoke hatte ja auf dessen Kandidatur gehofft, da sonst wohl die Gefahr eines AFD-Alterspräsidenten bestünde. Die AFD ist zwar ne junge Partei, aber es gibt auch viele ältere Erfahrene, auf die wir nicht verzichten können. Schließlich wollen wir wieder Normalität und Sicherheit in Deutschland und dazu brauchen wir auch Generationen, die das noch erlebt haben. Kinder die jetzt groß werden, kennen ja dank Merkel nur noch Mord, Totschlag, Lügenpresse und GenderGaga.

Gravatar: Brain Storm

Mein Gott, WANN endlich verschwindet der alt68er endlich von der politischen Bühne?

Nun schickt er sich auch noch an, in einer Herz zerreissenden Selbstdarstellung einen Abtritt mit Pomp und Panz zu machen. Anwidernd!

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