An der Basis wächst der Widerstand gegen den CSU-Chef

Seehofer will Rücktrittsforderungen bis November aussitzen

Nach massiven Wählerverlusten mehren sich an der CSU-Basis Forderungen nach einem Rücktritt von Seehofer. Der will bis zum Parteitag im November davon nichts hören und eine Jamaika-Koalition voran bringen, dabei von der Kernforderung Obergrenze redend.

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Während sich die Spitzenfunktionäre noch offiziell hinter dem Parteichef und bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer stellen, grummelt es bei der CSU immer lauter an der Basis. Seit Seehofer am Sonntag einräumen musste, dass die CSU mehr als zehn Punkte bei der Wahl verloren hatte, gibt es Rücktrittsforderungen.

Der Chef des CSU-Kreisverbands Nürnberg-West, Jochen Kohler, fordert auf Facebook: »Die personellen Weichen müssen an der Parteispitze neu gestellt werden. Wenn nicht jetzt ein Neuanfang kommt – wann dann?« Dem Parteivorsitzenden wird eine zu große Wankelmütigkeit vorgeworfen, die bei der Bundestagswahk zu »eine deftigen Klatsche« führte.

Thomas Zehmeister als Chef des mittelfränksichen CSU-Ortsverbands Großhabersdorf, fordert Seehofer gar recht deutlich auf, »mit sofortiger Wirkung sein Amt als CSU-Parteivorsitzender niederzulegen um den Weg für einen personellen Neuanfang freizumachen«.

Der CSU-Landtagsabgeordnete Alexander König postet: »Ich glaube, wir brauchen einen anderen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl«. Er schlägt den bei Seehofer in Ungnade gefallenen bayerischen Finanzminister Markus Söder als geeigneten Kandidaten vor, der entsprechende Ambitionen auch hegt.

Seehofer will jedoch die nächste bayerische Landtagswahl im Herbst 2018 weiter selber als Spitzenkandidat bestreiten, wo er noch nach der letzten Landtagswahl ankündigte, dass dieses seine letzte Wahlperiode sei. Von seiner ursprünglichen Aussage ist der immerhin schon 68-jährige unterdessen zurückgerudert.

Seehofer flog nun ungeachtet der Kritik zunächst einmal nach Berlin, um der Konstituierung der Unionsfraktion und der CSU-Landesgruppe beizuwohnen. Auf dem Programm stand dabei auch ein Termin mit Bundeskanzlerin Merkel im Kanzleramt. Zu den Rücktrittsforderungen sagt er: »Ich sehe, dass nach dieser Wahl nicht nur in der CSU Fragen gestellt werden»,  was letztlich »demokratische Normalität« sei.

Dabei fügt er an: »Es geht um den richtigen Stil und den richtigen Platz.« Dieser sei für ihn im November am CSU-Parteitag, wo man solche Debatten führen könne. »Alles andere ist nicht hilfreich.« Sprich Seehofer will bis dahin die Diskussion um seinen Posten an der Spitze der Partei und des Freistaates aussitzen. Er wolle die Zeit jetzt nutzen, ein Jamaika-Bündnis aus Union, Grünen und FDP zustande zu bringen, sehe da »große Zuversicht im Herzen«.

Gleichzeitig kündigt Seehofer aber auch schon wieder an, dass es in den Koalitionsverhandlungen als eine Kernforderung der CSU um eine Obergrenze bei Flüchtlingen gehen werde, wohlwissend dass nicht nur die CDU-Vorsitzende Angela Merkel diese ablehnt, sondern das mit den Grünen überhaupt nicht zu machen sein wird. Seehofer erklärt trotzdem träumerisch, dass er mit Merkel da bald auf einen grünen Zweig kommen werde.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

„Seehofer will Rücktrittsforderungen bis November aussitzen“

Sollte die AfD-Führung den Uli Gellermann aber in Sachen der von ihm geübten AfD-Kritik
https://www.youtube.com/watch?v=N2hdIFmlW8I
Lügen strafen, bin ich davon überzeugt, dass dies
nicht nur den endgültigen politischen Tod der deutschen Göttin & Co. bedeutet, sondern – sollte die CSU ihrer
sie bevormundenden heimlichen Chefin den mit der CDU eingegangenen Koalitionsvertrag nicht
möglichst bald vor die Füße schmeißen – auch der Seehofer samt der im Moment von noch von ihm
geführten Partei!!!

Gravatar: Aufbruch

Mir schlagen zwei Herzen in der Brust. Das eine meint, Seehofer müsse nach dieser Wahlschlappe seinen Hut nehmen. Das andere, Seehofer soll bleiben, um bei den Landtagswahlen noch härter abgestraft zu werden. Es gibt ja eine Alternative im rechten Spektrum. Bayern soll Bayern bleiben und nicht Wurmfortsatz des Merkel-Imperiums sein.

Gravatar: Alfred

Leider ist Seehofer nur ein Maulheld! Er redet viel und geht dabei ständig rückwärts.
Sein letzter Satz ist dann immer: "Frau Merkel ist eine gute Frau....."
Was soll uns das sagen?

Gravatar: karlheinz gampe

Leuten wie Seehofer müssen die Pensionsansprüche entzogen werden ! Wer gegen seine Basis handelt, der soll keinerlei Anspruch auf Vergütung mehr haben.

Gravatar: H.Roth

Nur weiter so, Herr Seehofer. Es hat bisher noch keiner das Kunstsück geschafft, in zwei Richtungen gleichzeitig zu fahren, ohne dabei entweder krachend auf dem Boden zu landen oder zu zerreissen. Und genau das wird der CSU passieren bei den Landtagswahlen 2018. Die nächsten mindesten 10 Prozentpunkte, die die CSU dann verliert, sind der AfD schon sicher!
Also, auf geht's nach Dschamaikaaah!

Gravatar: Werner

Der Dampfplauderer kriecht aussitzend seinem Ende zu.
Sein Weichei-Kabinett kommt bei einem Wechsel in die Hinterbänke, die kann eh keiner mehr sehen
Das ist das voraussehende Ende von einem, der sich ständig am Rockzipfel von einer Hosenanzug- Domina, durchs politische Chaos ziehen ließ.
Mit seiner zaudernden Art und einwickelnden Sprachweise, trumpfte er nur bei Weibern und ein paar Bauern, die diese hin und her Mistpolitik noch mit machten.
Der einzige, der für das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten getaugt hat, war Franz Joseph Strauß. Alle folgenden war windige Abziehbilder.

Gravatar: Marc Hofmann

Das Problem bei er CSU und CDU ist....dass es hier keine gestanden Mannsbilder mehr gibt, die Merkel und Seehofer angreifen und diese vom Thron hinunterfegen. Die Harmonie steht in der CDU und CSU immer noch an erster Stelle...diese Harmonie der politischen Korrektheit lähmt einfach nur und bringt somit auch keinen Umschwung zustande.
Es MUSS KRACHEN und zwar LAUT, wenn man Merkel und Seehofer entmachten will! Dazu braucht es aber "Eier in der Hose"....Hr Söder und Hr. Spahn!

Gravatar: Stephan Achner

Das "Beste", was passieren kann, ist, dass Seehofer bayerischer Ministerpräsident und CSU-Chef bleibt. Dann marschiert die Landes-CSU bei den bayrischen Landtagswahlen in 2018 geradewegs in den Absturz.

Die Merkel-hörige Seehofer-CSU hat fertig. Nur Seehofer und seine Getreuen kapieren das wohl nicht. Aber wie heißt eine Lebensweisheit: Wer nicht hören kann, muss fühlen. Und die Wähler in Bayern werden es schon richten.

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