Papstbrief-Skandal

Manipulation aufgedeckt: Benedikt distanziert sich ausdrücklich von Franziskus-Theologie

Letzte Woche wurde die Manipulierung eines Briefes von Papst em. Benedikt XVI. publik, mit dem der Vatikan Werbung für die Theologie von Papst Franziskus machen wollte. Jetzt kamen Details ans Licht, die den Skandal noch ausweiten.

Foto: Pixabay
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Wie Freie Welt berichtete, hatte Msgr. Dario Viganò, Verantwortlicher für die Medien im Vatikan, von Papst Benedikt ein Vorwort für eine Sammlung von theologischen Kleinschriften über Papst Franziskus erbeten. Zu diesem Zweck wurde ein Brief von Benedikt XVI. auszugsweise veröffentlicht, der symbolisch die Anerkennung des emeritierten Papstes bezeugen sollte.

 

Im Nachhinein wurde zunächst festgestellt, dass Benedikt in seinem Brief ausdrücklich geschrieben hatte, die Werke aus Zeit- und gesundheitlichen Gründen nicht gelesen zu haben und deshalb auch kein Vorwort schreiben könne.

 

Nachdem der Brief nun im vollständigen Wortlaut veröffentlicht wurde, kam aber ans Licht, dass Benedikt das Gesuch um ein Vorwort oder eine Würdigung entschieden abgelehnt und noch weitere Gründe dafür genannt hat. Einer davon ist, dass der deutsche Theologe Peter Hünermann unter den Autoren der Kleinschriften ist.

 

Hünermann habe während seines Pontifikats „anti-päpstliche“ Initiativen unterstützt, wie die sogenannte „Kölner-Erklärung“, erklärt Benedikt. Auch habe Hünermann hinsichtlich moraltheologischer Fragen „virulent die Lehramtsautorität des Papstes angegriffen“. Weiter führt Benedikt in seinem Brief aus, die „Europäische Theologengesellschaft“ sei dezidiert gegen den Papst gegründet worden und die Mitglieder stellten sich gegen das Lehramt.

 

Mit diesen Begründungen wies Benedikt eine Würdigung der hier dargestellten Franziskus-Theologie ab und bat um Verständnis für seine „Absage“.

 

Benedikt nahm also bezüglich der Kleinschriftenreihe keine neutrale Position ein, sondern er distanzierte sich energisch von den Aufsätzen sowie von den Autoren der Heftchen.

 

Peinlich ist der Versuch von Msgr. Viganò, den Brief als „Werbung“ für Franziskus instrumentalisieren zu wollen. Mit dieser „Initative“ fügt Viganò der Glaubwürdigkeit des Vatikans und seiner Medienarbeit eklatanten Schaden zu.

 

Die Tatsache, dass der Brief direkt an Viganò adressiert und nie zur Veröffentlichung gedacht war, macht die Sache nur noch schlimmer; Veröffentlichung eines Briefes, auf dessen Umschlag „personale riservata“ (kath.net berichtete) gestanden hat, ist Verletzung des Briefgeheimnisses.

 

Auch der Hinweis auf die „Moraltheologie“ lässt aufhorchen und kann als mahnender Hinweis des emeritierten Papstes an seinen Nachfolger gelesen werden.

 

Ausnehmend verwunderlich bleibt, wie sehr Tatsachen verbogen bzw. manipuliert werden, um den amtierenden Papst in der Öffentlichkeit gut abschneiden zu lassen.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Peter Kraa

Erasmus von Rotterdam hat die christliche Kirche vor 500 Jahren aufgefordert, auf Christus zurückzugehen und sich vom weltlichen Machtgeschiebe des Macchiavelismus zu trennen. Vergebens: Luther hat mit seiner Staatsreligiion sogar noch nachgelgt. Trotz Säkularisation erreichte man dann Höhepunkte im Konkordat von 1933 und den Deutschen Christen: Jesus wurde mit dem Segen der christlichen Kirchen in Auschwitz zum zweiten Mal gekreuzigt. Goethe hat im "Ewigen Juden" dem Christus nach seiner Erdenfahrt in den Mund gelegt:Er sei nunmehr der Länder satt, / Wo man so viele Kreuze hat / Und man für lauter Kreuz und Christ / Ihn eben und sein Kreuz vergißt.
Ich kann jeden verstehen, der an einen Gott glaubt, einen Gott im Sinne Platons als Idee des absolut Guten oder an den Christus der Bergpredigt.
Aber wer diese christlichen Kirchen noch rechtfertigt und dabei humanistisches Gedankengut zu reflektieren vorgibt, den halte ich ebenso für einen Scharlatan wie einen Atheisten, Sozialisten, Kommunisten oder Moslem.

Gravatar: Claudia Lambert

Das eine ist, dass es nicht nachvollziehbar ist, weshalb Msgr. Viganò Prof. Ratzinger um das Vorwort für die Festschrift gebeten hat. Prof. Ratzinger hat sich selbst vom Spielfeld genommen, da braucht er dann auch keine Vorworte mehr zu schreiben. Noch unverständlicher ist es, aus einem vertraulichem Brief auszugsweise und somit verfälschend zu zitieren. Der eigentliche Skandal ist aber, das Verhalten von Prof. Ratzinger. Wie kann es bitte sein, dass ein alter Mann, der sich offensichtlich für nicht mehr fähig hielt, Papst zu sein, in dieser Art und Weise agiert? Er hat sich für mich damit komplett diskreditiert. Er dient weder der Weltkirche noch dem Papst und schon gar nicht seinem Schöpfer.

Gravatar: Thomas Riessler

Er ist insofern einzigartig, als er einerseits von Schülern der Apostel im Glauben belehrt wurde und andererseits Zeitzeuge der Entstehung der römisch katholischen Sekte war. Eure Sekte verehrt ihn mittlerweile sogar als Heiligen, ohne jedoch seine Ansichten sonderlich ernst zu nehmen.

Gravatar: Teresa

@ Thomas Rießler 23.03.2018 - 15:32

Wenn Sie jetzt schon einen Sektier, Schismatiker und Proto-Gegenpast ins Feld führen müssen...

Gravatar: Thomas Rießler

Teresa, zu der römisch-katholischen Sekte hat sich bereits Hippolyt von Rom im 3. Jahrhundert sachkundig geäußert. Diese Sekte erfüllt durchaus ihre Funktion und wer unbedingt darin bleiben und Werbung dafür machen will, der soll es auch tun, sich mitschuldig machen und die Konsequenzen tragen.

Gravatar: Teresa

@ Aufbruch

Erstens: „Authentisch“ ist nicht unbedingt gleich „rechtgläubig“. „Authentisch“ bedeutet nur, dass Herr Ratzinger sich selbst treu war. Das trifft aber auch auf Küng und Co. und sogar auf Herrn Bergoglio zu.
Zweitens: Die Grundlage der Verkündigung von Joseph Ratzinger war von Anfang an nicht der Glaube, sondern die Aufklärung und ihre falsche Philosophie. Es mag sein, dass Sie den Unterschied nicht mehr erfassen. Ratzinger vielleicht auch nicht. Hinweis: Er ist als Dogmatiker bei rechtgläubigen Theologen wie Michael Schmaus „durchgefallen“. Aus guten Gründen. Ratzinger hat im 2. Vatikanum als Berater von Kardinal Frings aus taktischen Gründen einfach mal den katholischen Kirchenbegriff undefiniert, damit dieser „ökumenisch verträglicher“ wird, nur um dann als Präfekt der Glaubenkongregation mit „Dominus Jesus“ ängstlich wieder zurückzurudern. Er hat seine Halbherzigkeit niemals zur Eindeutigkeit hin korrigiert und gewissermaßen „die Quadratur des theologischen Kreises als legitime Entwicklung zu verkaufen“ versucht. – Das ist das typische Verhalten einer narzistischen Persönlichkeit.
Lesen Sie den obigen Artikel doch mal ohne rosarote Ratzinger-Brille. Es ist nicht die falsche Theologie von Bergoglio, die er ablehnt, er begründet seine Ablehnung eines Vorwortes mit Peter Hünermann, einem persönlichen Gegner…

@ Thomas Rießler & Jutta
Ihr Begriff von „Biblisch“ ist aber leider sehr viel weniger aus der Bibel herzuleiten, als das von Ihnen verschmähte Papstamt, das im NT durchaus implizit vorhanden ist. Die Kirche war nämlich vor der „Schrift“. Die Apostel hatten kein NT und die Bibel ist leider ein durch und durch kirchliches Produkt. Niemand würde wissen können, was in die Bibel gehört, wenn es nicht immer schon eine katholische Kirche inklusive deren Petrusamt gegeben hätte, die den Kanon des NT verbindlich festgelegt hätte. Tun Sie sich selbst doch den Gefallen sich mit den katholischen Gegenargumenten zu beschäftigen, bevor sie schon lange widerlegte Behauptungen erneut in den Ring werfen.

@ Lisje Türelüre
Ich bin überhaupt nicht gegen „Öffentlichkeit“, aber es gibt immer auch das äußere „aptum“ eines Diskussionsgegenstandes als Voraussetzung einer fruchtbaren Auseinandersetzung. Der katholische Glauben als Lehre ist selbstverständlich eine öffentliche Angelegenheit und muss es sein, weil die Erlösung keine Geheimlehre ist! Ob es auch die innerkatholischen Querelen sein müssen, ist aber noch nicht ausdiskutiert. Allerdings sind es solche Verwechslungen und Ungenauigkeiten wie die Ihre hier, die - so wie sie vor fünfhundertjahren in die protestantische Irrlehre geführt haben - heute in den Modernismus führen. Nur weil man konservativ ist, ist man noch lange nicht rechtgläubig: Wie es auch an Herrn Ratzinger zu beweisen ist.

@ Thomas Waibel
Die derzeitige Leitung der Piusbruder irrt schwer, wenn sie neuerdings den Erzfeind des katholischen Glaubens bei den Sedisvakantisten verortet und dafür den Modernismus um so mehr verharmlost. Im Gegensatz zu den Modernisten, irren Sedisvakantisten ja nicht bezüglich des Glaubens, sie haben nur einen andere Meinung bezüglich einer konkreten kirchengeschichtlichen Situation. Ich halte diese Meinung übrigens für legitim, auch wenn ich meine guten Gründe habe, diese nicht zu teilen…
Ähnlich wie bei Bergoglio, muss man leider davon ausgehen, dass Frau Merkel ihr Amt als Bundeskanzlerin leider trotzdem noch inne hat, obwohl sie gegen das Wohl des Deutschen Volkes regiert. Sie hat es deshalb weiter inne, weil sie von denen, die sie absetzen müssten, nicht abgesetzt wird. Sie und ich, Herr Waibel, wissen – wie vielen andere auch -, dass Frau Merkel ihre Legitimation als Bundeskanzlerin verloren hat, nur haben wir leider nicht die Möglichkeit die Dame wirklich abzusetzen. Es wäre völlig illusorisch als Gruppe von Bürgern einfach mal zu behaupten, das Amt der Bundeskanzlerin wäre „vakant“, nur weil es von Frau Merkel bewiesenermaßen illegitim und gegen den Strich der rechten Intention geführt wird.
Allerdings ergibt sich aus solchen Situationen eine strenge Pflicht des Bürgers wie auch des Katholiken zum Widerstand.

Gravatar: Thomas Rießler

Die aktuellen Intrigen innerhalb dieser Sekte sind wohl nur für die Sektenmitglieder selbst von Interesse, aber weniger für die Allgemeinheit. Mit dem Christentum und der Bibel hat das direkt nichts zu tun. Da könnte man sich auch gleich seine tägliche Dosis Lindenstraße geben und darüber auslassen. Das ist wohl ähnlich populär.

Gravatar: Aufbruch

@Teresa
Ihre Begründung, warum Joseph Ratzinger ein Verräter am Christentum sei, überzeugt keineswegs. Er hat die Lehre Christi in einer Weise verkündet, wie kaum ein anderer in unserer Zeit. Ratzinger war in seiner Glaubenslehre immer authentisch und hat sich nicht verbogen. Die Frage ist nur, was Sie unter Glauben verstehen. Glauben und Vernunft waren und sind für Benedikt XVI. die zwei Seiten einer Medaille. Sein Abgang ist ein großer Verlust für die Kirche. Er wird das Geheimnis dieses Abgangs wird wohl mit ins Grab nehmen.

Wenn Kirche anfängt Politik zu machen, ist das nicht richtig und muss schon auf diese Seiten thematisiert werden. Denn dann unterscheidet sich Kirche nicht mehr vom politischen Islam. Ob Franziskus das will? Benedikt hätte das sicher nicht gewollt.

Gravatar: Thomas Waibel

Theo 20.03.2018 - 12:30

Man muß diesen Militärdiktaturen (Chile, Uruguay, Argentinien und andere) zu Gute halten, daß sie ihre Länder vor dem Kommunismus bewahrt haben, auch wenn in vielen Fällen die Methoden mit denen sie den linksextremistischen Terrorismus bekämpft haben, unmoralisch waren.

Bergoglio, der seit seiner Jugend immer ein Linker war, soll "Montoneros" (kommunistische Terroristen und Partisanen), angeblich (nur) aus humanitären Gründen, nach Italien ausgeschleust haben, so wie er jetzt islamische Terroristen nach Europa schleußt, angeblich (nur) aus humanitären Gründen.

Gravatar: Thomas Waibel

Teresa 20.03.2018 - 12:03

Richtig!

Aber die Piusbrüder und die Konservative bestreiten vehement, daß Bergoglio ein Häretiker ist, obwohl es offenkundig ist, weil ansonsten müßten sie zugeben, daß er kein Papst sein kann und sich von ihm trennen.

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