Historisches und topographisches Wissen wird an Schulen vernachlässigt

Geographie: mangelhaft!

Wozu sollen die Kinder etwas über den Dreißigjährigen Krieg wissen? Warum sollten sie wissen, wo Neuseeland auf der Landkarte liegt? Grundkenntnisse in Erdkunde und Geschichte werden nur noch mangelhaft vermittelt.

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Ein mündiger Staatsbürger, der sich aktiv an der Demokratie beteiligen soll, bringt idealerweise gute Kenntnisse aus der Geschichte und Geographie mit. Denn nur so kann er sich selbst, sein Land und seine Gesellschaft in Raum und Zeit verorten.

Doch die heutigen Bildungspläne haben in fast allen Bundesländern dreierlei gemeinsam: Erstens wird mehr Wert auf Abstraktionsfähigkeiten als auf Wissensvermittlung gelegt. Zweitens werden die Fächer Erdkunde und Geschichte hoffnungslos vernachlässigt. Drittens sind die Lehrer von heute mehr Sozialarbeiter als Wissensvermittler.

Dabei geht es gar nicht darum, dass die Fächer Geschichte und Erdkunde für den späteren Berufsweg wichtig sein könnten. In der Regel sind sie es nämlich nicht. Sondern es geht um die Tatsache, dass Menschen ohne ein gewisses Grundverständnis von historischen Entwicklungen und topographischen Fakten die täglichen Nachrichten gar nicht verstehen können.

Den Kindern wird an keiner Schule eine Grundstruktur an die Hand gegeben, wie in Form einer Zeitskala historische Ereignisse in einer gewissen Reihenfolge angeordnet werden, oder in Form einer soliden Topographie-Kenntnis, die zur räumlichen Orientierung auf der Weltkarte notwendig ist. Wer die Kinder nach Stadt-Land-Fluss fragt, wird schnell mit der nüchternen Realität des Nichtwissens konfrontiert. Tatsächlich nähern wir uns schon amerikanischen Verhältnissen an.

Auch Heimatkunde wird vernachlässigt. Die deutsche Geschichte wird ohnehin hauptsächlich auf das Dritte Reich und die Nachkriegszeit reduziert. Kenntnisse vom Heiligen Römischen Reich deutscher Nation sucht man auf den Schulhöfen vergeblich, ebenso eine Idee von der Gesellschaft der Kaiserzeit 1871-1914.

Die Tendenz ist eindeutig: Kinder, die sich in Geschichte und Geographie gut auskennen, haben ihre Kenntnisse entweder aufgrund ihres Elternhauses (Bildungsbürger) oder aufgrund ihres persönlichen Interesses (Hobby) erworben. Die Schule bietet hier keine Grundlage mehr. Die letzte Hoffnung liegt einzig auf der gymnasialen Bildung. Hier ließe sich noch das Ruder herumreißen. Die Hauptschulen, Realschulen, Werksrealschulen, Gesamtschulen, Gemeinschaftsschulen mit ihren integrativen Tendenzen und neuen pädagogischen Konzepten stimmen pessimistisch.

 

(Dieser Kommentar-Artikel bezieht sich auf Gespräche mit Eltern, Lehrern, Nachhilfelehrern und Schulkindern in drei Bundesländern: Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen.)

 

 

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Gravatar: Eva Herman

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