Ein Gastbeitrag von Oilver Zimski

Frohe Weihnachten nachträglich!

Ich weiß nicht, wie Ihnen das ging, aber mir mangelte es diesmal an jeglichem „Weihnachtsgefühl“.

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Natürlich taten der selbstgemachte Geschenke-Stress und der Druck, kurz vor Jahresende noch alles Mögliche erledigen zu wollen, das Ihrige. Zudem lag ich in der letzten Adventswoche erkältet im Bett und sog mit fiebrigen Augen die Nachrichten vom Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt auf. Haften blieb das Bild, wie der schwarze Todes-Lkw durch die festlich geschmückten Buden raste, bevor er mit zersplitterter Frontscheibe stehen blieb.

Meinen Angehörigen, die sich zu Weihnachtseinkäufen in die Berliner Shoppingmeilen aufmachten, erteilte ich den völlig unnützen Ratschlag, „wachsam“ zu sein. Im Heiligabend-Gottesdienst hockte ich wie hinter Panzerglas. Bescherung, Lieder, Familienessen verpufften wirkungslos. Aus meinem Hinterkopf wollte die angespannte Erwartung nicht weichen, gerade jetzt würden „sie“ versuchen, erneut zuzuschlagen. Ihr Ziel, Ängste oder zumindest eine latente innere Unruhe zu verbreiten, haben die Islamisten bei mir leider erreicht. Die traditionell besinnlichste, ruhigste und friedlichste Zeit des Jahres verkehrte sich ins Gegenteil.

Silvester und Neujahr wurde es nicht besser. In den Böllern auf den Straßen hörte ich die tödlichen Schüsse von Istanbul, wo Menschen ermordet wurden, weil sie „unislamisch“ feierten. In den erlebnisorientierten „Nafris“, die sich auch in diesem Jahr wieder zu Tausenden auf der Kölner Domplatte und in vielen westdeutschen Innenstädten versammelten, sah ich Vorboten für den Einzug einer aus deren Herkunftsländern importierten Instabilität auch in Deutschland.

Früher als sonst wurden der Weihnachtsbaum aus der Wohnung geschafft und die Deko abgeräumt. Und dann – zusammen mit den ersten Schneeflocken – kam plötzlich der Ohrwurm: „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben“. Einen ganzen Tag lang ließ mich das Lied nicht mehr los, und auf einmal war sie da, die so dringend ersehnte „Besinnung“ – ausgerechnet in dem Moment, da die letzten Weihnachtsurlauber zurückkehrten und das Neue Jahr vom Feiertagsmodus auf die graue Endlos-Alltagsstrecke bis Ostern umschaltete. Wobei die Russen ja auch erst am 6./7. Januar Weihnachten feiern und die Polen ihre Weihnachtslieder sogar bis Ende Januar singen können.

„Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren.“

Man kann sie glauben oder nicht, die Geschichte vom Gottessohn, der in der Krippe Mensch geworden ist; der ans Kreuz geschlagen wurde, weil den Herrschenden seine Gute Nachricht nicht gefiel, welche dem einzelnen Menschen eine bis dahin nicht gekannte Würde und Individualität verlieh: Gott liebt dich, also sollst auch du Gott lieben und dich selbst wie deinen Nächsten! Der aus seinem Grab auferstand und damit den Tod überwand.

In Deutschland wird sie heute immer weniger geglaubt, diese Geschichte, auch nicht in den von reichlich Steuergeld korrumpierten und vom Schwimmen mit dem Strom völlig konturlos gewordenen Großkirchen. Doch das menschliche Grundbedürfnis nach Lebenssinn verlangt nach einer Füllung des entstandenen Vakuums. Stetig wächst somit die gesellschaftliche Anerkennung für eine andere Geschichte: die vom unnahbaren, Furcht einflößenden Allah, obwohl (oder gerade weil) das spirituelle Potential dieser Religion überschaubar erscheint, der Drang ihrer Führer, sich in irdische Angelegenheiten zu mischen, übermächtig ist und in ihrem Namen weltweit jedes Jahr zehntausendfach gemordet wird. Immer mehr Raum nimmt sie bei uns ein: in den Nachrichten, im Straßenleben, auf Kita-Speiseplänen, in Schwimmbädern, in Lehrplänen von Schulen und Universitäten, in den beschwichtigenden Sonntagsreden von Politikern, Lobbyisten und Kirchenführern.

Christliche Stimmen dagegen sind in der deutschen Öffentlichkeit völlig verstummt. Auch dass Christen die in der Welt am stärksten verfolgte religiöse Gruppe darstellen (meist in islamischen Ländern), wird kaum thematisiert. Den Ton geben entweder die postreligiös-hedonistischen Im-Hier-und-Jetzt-Genießer an, die sich erhaben fühlen über vergangene Zeiten und den abhanden gekommenen Glauben ihrer Vorfahren. Oder jene „Linken“, die sofort ihr „Aber die Kreuzzüge!“-Geschrei anstimmen, wenn  ihre muslimischen Schützlinge, die sie in einer grotesken Täter-Opfer-Umkehr pauschal zu den „neuen Juden“ erklären, mit Kritik am Islam konfrontiert werden.

Haben wir wirklich vergessen, was alles maßgeblich auf der Geschichte vom Kind in der Krippe basiert? Unsere Kultur (von klassisch bis experimentell), unser Rechtssystem, unser Demokratieverständnis, unsere individuellen Lebensentwürfe, unsere Vorstellungen von Helfen und Barmherzigkeit, auch unser Sozialstaat. Die christliche Prägung ist viel älter und geht viel tiefer, als den meisten bewusst ist. Wir sind Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, und wir leben wie jede andere Generation von der Substanz dessen, was vorangegangene Generationen aufgebaut haben.

„Ich lag in tiefer Todesnacht, du warest meine Sonne“

Das Lied über das scheinbar arme und schwache Kind in der Krippe, das in Wirklichkeit stark und mächtig ist, hat Paul Gerhardt in Berlin geschrieben, kurz nachdem Dreißigjähriger Krieg, Pest und Pocken die Bevölkerung der Stadt um mehr als die Hälfte reduziert hatten und vier seiner fünf Kinder gestorben waren.

Ohne den Willen zur Selbsterhaltung, zur Bewahrung und Verteidigung des Eigenen hätte das Christentum nie und nimmer zwei Jahrtausende überdauern können. Nicht ignorantes Laissez-faire oder als „Toleranz“ verbrämte Konfliktscheu stehen im Zentrum der christlichen Botschaft, sondern der für die Menschheitsgeschichte revolutionäre Glaube, dass es Erlösung und Vergebung gibt für eigene Verfehlungen, dass Umkehr und Neuanfang möglich sind, dass die Schwachen stark werden können und auch in ausweglos erscheinenden Situationen Hoffnung erwächst.

„Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen“

Es ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis, an einen Gott zu glauben – freudig und aus freien Stücken. Andere glauben an „das Leben“, „die Kräfte des Marktes“ oder das „innere Kind“, an Horoskope, Pendel, Schamanen oder die Weltrevolution. Jeder, wie er will und kann. Zwang im Glauben passt nicht in unsere Zeit. Das gilt für alle Religionen, besonders aber für jene, die auch im 21. Jahrhundert noch immer Apostasie mit dem Tode bestrafen will. Ein Islam, der zu Deutschland gehören möchte, muss zuerst die Abkehr vom Glauben gestatten. Erst dann kann Allah sich mit dem Kind in der Krippe und den Gottheiten der anderen Religionen auf eine Stufe stellen – im friedlichen Wettstreit um das attraktivste Sinnangebot.

 

Oliver Zimski ist Übersetzer und Autor. 2015 erschien sein Kriminalroman „Wiosna – tödlicher Frühling“.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Guest

Christliche Stimmen dagegen sind in der deutschen Öffentlichkeit völlig verstummt.

Die "Echten" gibt`s ja auch so gut wie gar nicht mehr. Stattdessen massenhaft verschiedene Konfessionen. Das Urchristentum ist etwas anderes.

Gravatar: Löwenzahn

@Lothar Hannappel, ich empfehle Ihnen die Rundbriefe
des DiplomchemikersDr.Hans Penner. Einfach
diesen Namen eingeben. Dr. Penner hat die Gabe,
kirchliche Probleme auf den Punkt zu bringen.
Besten Gruß

Gravatar: Lothar Hannappel

Mein Weihnachtsgefühl wurde in der Christmette einer schweren Prüfung unterzogen. "Maria und Josef waren auch so etwas wie Flüchtlinge" gab der Pfarrer zum Besten.Also jung männlich und mit Geldern der Allgemeinheit bestens versorgt? In welchem Zustand muss eine Kirche, ein Theologe sein, der die Frohe Botschaft der Art mißbraucht?

Gravatar: M.B.H.

@ Ercan Aslan
der freie Wille trifft vielelicht bei allen anderen Religionen zu, doch beim Islam nicht.
Wer hier hineingeboren wird hat zu bleiben, wer nicht muss
sein Leben und das seiner Familie geben - Todesstrafe!
Daher sind auch die "Gläubigen" aufgerufen aufeinander aufzupassen, das ja jeder die Islam Vorschriften lebt und befolgt. Wie kann da ein Mensch frei sein?
Bei anderen Religionen stimme ich Ihnen zu, Gott will Freiden unter den Menschen, allen Menschen.
Gerade deshalb gehört der Islam in dieser Form der Menschenverachtung und Menschenwertlosigkeit nicht in unsere Welt.

Gravatar: Löwenzah

Ging mir auch so. Unterschwellig grassiert Angst. Ich
brauche den Grund nicht zu nennen; jeder denkende
Deutsche kennt ihn. Die Partei mit dem kleinen f in der
Mitte könnte Angst verhindern helfen.

Gravatar: Klaus Friedrich Bartholomay

Ohne Retter in der Not droht der ewige Tod.Darum ist für bibeltreue Christen jeder Tag seines Lebens Weihnachten (Geburtstagsfeier Matth. 1,21-23 / Lk. 1,31-33),weil es allein durch den Glauben an den SIEGER über Hölle ,Tod und Teufel das Geschenk des Ewigen Lebens durch JESUS CHRISTUS gibt.
Und so kämpft eine immer GOTT-loser werdende religiös-politische Welt (siehe z.B. Islam) für die Selbsterlösung.
Wer den VATER unser weder kennt und SEIN (Bibel) Wort ablehnt,kann auch nicht Weihnachten ,Ostern,Himmelfahrt und Pfingsten in diesem Sinne ,als Rettung in Ewigkeit feiern,auch wenn der Tisch vor lauter Geschenken zusammenbricht.
Auch Angst vor der Zukunft und falsche Beurteilung des derzeitigen Weltgeschehens sind eine Folge des Aberglaubens und vergeblicher Suche nach Heil durch unheilvolle Staatskirchenpolitik.Und so wird aus Gut ,Böse gemacht und damit die Freiheit der Menschen und ihre Gehirne manipuliert. Demokratische Diktatur Regiert,wie Merkelismus.

Frohe Weihnachten täglich - bis zur Ausreise in die Ewigkeit !

Gravatar: Thomas Rießler

Ihr Verständnis des Christentums geht zwar über den bloßen Brauch des Festle-Feierns hinaus, kratzt aber dennoch nur an der Oberfläche. Das Christentum ist weit mehr als lediglich eine Ethik des Rechtsstaats und des zivilisierten Zusammenlebens unter vielen. Ob das Christentum in das 21. Jahrhundert der Fernsehglotzer, Facebook-Lästerer, Veganer oder sonstwie besonders gut Angepassten passt, ist dabei völlig Wurst. Bei der Wiederkunft Jesu Christi wird es sein wie in den Tagen Noahs.

Gravatar: Ercan Aslan

Allah hat den Menschen den freien Willen gegeben. Hätte er den Menschen zum islamischen Glauben zwingen wollen, hätte er auch Roboter oder willenlose Menschen erschaffen können. Gewiss würde er keine Menschen benötigen, um seinen Willen auszuführen! Auch hat ein Mensch nicht zu entscheiden, ob jemand gläubig oder ungläubig ist! Christen sind auch gläubig und glauben an den gleichen Gott! Jedenfalls bin ich mir ziemlich sicher, dass Gott nicht will, dass man anderen Menschen die Köpfe abschneidet! Nichtsdestotrotz fühle ich ähnlich; so, als hätte das "Endspiel" begonnen! Wem geht es auch so?

Gravatar: Gittel

Genau diese Gefühle umschlichen mich in der Adventszeit, an den Feiertagen. Zu Silvester war es dann an der Zeit , auf das vergangene Jahr zurück zu blicken. Ich dachte nur, Gott sei Dank ist es vorbei. 2016 ist so viel passiert, was keinen kalt lassen kann und ich bemerke zunehmend ,bei mir und auch in meinem Umfeld , wie diese Entwicklung das alltägliche Leben bestimmt. Man kann sich dem nicht einfach entziehen, Meine Gefühle für das noch junge 2017 schwanken zwischen Hoffnung, Angst und Wut.

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