Neue Vorwürfe gegen französischen Präsidentschaftskandidaten

Fillon soll eigene Familie für fast eine Million Euro beschäftigt haben

In Frankreich gerät der konservative Präsidentschaftskandidat François Fillon immer stärker unter Druck. Seine Frau soll als Mitarbeiterin mit 831.000 Euro mehr kassiert haben als bisher angenommen. Auch seine Kinder arbeiteten bei ihm.

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Die Ehefrau des französischen Präsidentschaftskandidaten der konservativen Republikaner François Fillon soll deutlich mehr Geld aus der Parlamentskasse erhalten als bisher bekannt. Demnach bekam Penelope Fillon als parlamentarische Mitarbeiterin rund 831.000 Euro brutto, was die bisher genannten 500.000 Euro weit übersteige.

Seit vergangene Woche prüft in Paris die Staatsanwaltschaft jetzt auch Vorwürfe, nachdem Fillon seine Ehefrau nur zum Schein beschäftigt habe. Diese war von 1998 bis 2002 als Mitarbeiterin ihres Mannes und später bis 2007 bei dessen Nachfolger Marc Joulaud in der Nationalversammlung angestellt. Sie soll aber Berichten zufolge, weder im Parlamentsgebäude noch im Wahlkreisbüro gesehen worden sein.

Die aktuellen Enthüllungen treffen den konservativen Kandidaten schwer in seiner Wahlkampfkampagne, galt er doch bisher als einer der Favoriten für die Präsidentschaftswahl in drei Monaten. Ihm wurde in Umfragen zugetraut in eine Stichwahl gegen Marine Le Pen von der Front National zu kommen und sich zu behaupten.

Unterdessen verliert der angeschlagene Fillon bei den Demoskopen deutlich, während Le Pen die Liste der Präsidentschaftsbewerber anführt. Der Republikaner weist die Vorwürfe weiter entschieden zurückgewiesen. Der 62-Jährige wertet diese als eine professionelle Verleumdungskampagne, um ihn als Kandidaten aus dem Rennen zu werfen.

Wie sich jetzt Medienberichten zufolge herausstellt, soll Penelope auch in den Jahren 1988 bis 1990 für ihren Mann gearbeitet haben sowie nach dem Abschied Fillons aus dem Amt des Premierministers im Mai 2012 auch nach seiner Rückkehr ins Parlament abermals bis November 2013.

Ebenso sollen in Fillons Zeit als Senator (2005 bis 2007) zwei seiner Kinder als parlamentarische Assistenten mit 84.000 Euro bezahlt worden sein. Der Spitzenkandidat erzählte bisher in einem TV-Interview, als Senator zwei seiner Kinder, die Rechtsanwälte seien, beschäftigt zu haben, nannte aber keine Beträge.

Jetzt ermittelt die Polizei auch im Parlament. Den Beamten geht es insbesondere um die Arbeitsverträge von Penelope Fillon. Mehr Auskünfte wollte die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht erteilen. Derzeit werden von Ermittlern François und Penelope Fillon befragt.

Laut einer aktuellen Umfrage glauben 69 Prozent der Franzosen mittlerweile, dass der frühere Premierminister nicht die Wahrheit sagt. Probleme gibt es aber auch für Marine Le Pen. Sie soll 298.000 Euro an das Europaparlament zurückzahlen. Ihr wird vorgeworfen, einen Parlamentsmitarbeiter beschäftigt zu haben, der letztlich in der Parteizentrale arbeitete.

Mehr dazu unter faz.net

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Sabine H.

Und ich dachte bereits dass François Fillon die düstere Prophezeiung aus Michel Houellebecqs Roman "Unterwerfung" verhindern würde.

Wenn Marine Le Pen die meisten Stimmen erhält und sich daraufhin alle anderen Parteien in unverantwortlicher Hybris darauf einigen, dass Le Pen um JEDEN Preis verhindert werden muss, dann ist es eben auch möglich, dass dieser Preis auch bezahlt werden muss, siehe "Unterwerfung".

Ich hoffe auf Vernunft, Pragmatismus und Augenmaß und ganz konkret, dass es gelingt, Koalitionen zu bilden, die die Entscheidung der Wähler auch abbilden.

Gravatar: packi

So kickt man mißliebige Präsidentschaftskandidaten aus dem Rennen.

Gravatar: H.von Bugenhagen

Na iss denn dass
Dass ist nichts neues. BRD Politiker machen dass genau so und es wird geduldet.
Sie schreiben sogar Prostituierte auf Spesen Rechnungen oder setzen sie von der Steuer ab.
[...]

Gravatar: kassandro

Schüttelschorsch ist überall. Fillons Raffgier könnte dem Radikalsozi Hamon den Weg in den Elysee Palast ebenen. Vor diesem Skandal wurden Hamon keinerlei Chancen eingeräumt, in den zweiten Wahlgang zu gelangen. Jetzt könnte er dort mit den Stimmen der Altparteien sogar siegen. Noch mehr steigen durch den Fillon-Fehltritt die Chancen von Marine Le Pen, denn viele konservative Fillon-Wähler, könnten Bauchweh bekommen, einen Supersozi zu wählen.

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