Es fehlen die angemessenen Begriffe

Die Sprache verrät den Bankrott der Alt-Parteien

Ohne richtige Begriffe hat man keine richtigen Gedanken. Eine kleine Sprachbetrachtung zeigt, dass die Regierungsparteien abgewirtschaftet haben. Sie haben keinen Plan. Sie haben daher auch keine passenden Formulierungen. Sie haben keine Begriffe. Sie begreifen nicht.

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Johannes Hillje schreibt einen Gastbeitrag für die Zeit. Er vergleicht darin die Sprache des Koalitionsvertrages von 2013 mit der Sprache des Vertrages von 2018  – ein durchaus sinnvolles und nützliches Unterfangen. Es bringt jedoch ein anderes Ergebnis zu Tage als das, das er sich wünscht.

Hillje sieht die Sprache als »Soundtrack von Politik«. Das ist nicht gerade die beste aller möglichen Beschreibungen. Es wird noch schlechter. Hillje spricht von einem »AfD-Sound im Koalitionsvertrag«. Das kann man nun wirklich nicht sagen.

Seiner Meinung nach fängt es nicht gut an. »Gleich der erste Satz im Migrationskapitel des neuen Koalitionsvertrags setzt einen gänzlich anderen Ton«, schreibt er. Er bleibt also dabei, einen Text so zu lesen, als würde er Musik hören. Was hört er? Im Jahre 2013 hieß es noch: »Deutschland ist ein weltoffenes Land«.

Fünf Jahre später steht an der entsprechenden Stelle: »Deutschland bekennt sich zu seinen bestehenden rechtlichen und humanitären Verpflichtungen.« Da ist in der Tat eine Veränderung eingetreten. Das sieht Hillje so: »Das Selbstverständnis von Weltoffenheit wurde durch die Selbstverständlichkeit der Rechtstreue ersetzt.«

Über die »Selbstverständlichkeit der Rechtstreue«, die man nicht erwähnen müsste, wenn sie wirklich selbstverständlich wäre, kann man durchaus anderer Meinung sein. Man könnte es auch so sehen: Die Regierung hat eben gerade nicht rechtmäßig gehandelt und möchte nun betonen, ja, geradezu beschwören, dass sie es doch getan hat. Doch sehen wir weiter.

Im Vertrag der großen Koalition von 2013 findet Hillje zahlreiche Formulierungen und Begriffe, die man, wie er meint, mittlerweile als »verbrannt« bezeichnen würde: »Vielfalt als Chance«, »Diversity«, »interkulturelle Öffnung von Staat und Gesellschaft«, »Willkommenskultur«. Er meint: »All das trauen sich selbst die Bündnisgrünen heute kaum noch öffentlich zu sagen.«

Wieso nicht? »Der neue Koalitionsvertrag vermeidet ... aus Angst vor einer rechtspopulistischen Hetzkampagne eine eigene Sprache für die Einwanderungsgesellschaft«. Das meint jedenfalls Hillje. Damit unterstellt er eine Bedrohung, die von den Rechtspopulisten ausgeht. Gibt es die? Ist es nicht eher so, dass sich die Begriffe nicht bewährt haben. Sie sind nicht verbrannt. Sie haben sich als hohl erwiesen.

»Menschliches Elend wird 2018 technokratisch verklausuliert«, schreibt Hillje weiter. »Statt von Menschen zu sprechen, denen in der Heimat politische Verfolgung, Todesstrafe, Folter oder andere Gräuel drohen, sprechen Union und SPD von ‚subsidär Schutzbedürftigen’.«

Stimmt. So reden die Politiker. Das gefällt ihm nicht: »Man braucht kein Kognitionswissenschaftler sein, um zu verstehen, dass der Begriff ‚subsidär Schutzbedürftige’ deutlich weniger die Hilfsbereitschaft einer Gesellschaft auslöst als etwa die Formulierung ‚Menschen in Todesgefahr’.«

Es geht aber nicht darum, eine Formulierung zu finden, die möglichst viel an Hilfsbereitschaft auslöst. Es geht vielmehr darum, eine wahrhaftige Sprache zu finden.

Es muss sogar darum gehen, die Dinge so darzustellen, dass sie so gut wie möglich der Wahrheit entsprechen. Hätte man »subsidär Schutzbedürftige« immer nur »Menschen in Todesgefahr« genannt, wäre es schlicht falsch gewesen. Es wäre eine lügenhafte Formulierung. Flüchtlinge, die schon die deutsche Grenze erreicht hatten, waren nicht in Todesgefahr.

Hillje räumt ein: »Gewiss haben viele Fürsprecher und Fürsprecherinnen einer offenen Flüchtlingspolitik in der Vergangenheit durch die pauschale Verleihung des Flüchtlingsbegriffs an alle Asylsuchenden nicht zur sprachlichen Differenzierung beigetragen.«

Das haben sie nun wirklich nicht. Aber: »Im Kapitel zur Migrationspolitik des Koalitionsvertrags mangelt es nun aber an sprachlichem Ausgleich in die andere Richtung.«

Auch hier werden wieder falsche Ansprüche an die Sprache herangetragen. Sprache soll – wie schon gesagt – versuchen, der Wirklichkeit gerecht zu werden. Sie soll sich nicht um »Ausgleich« bemühen und sie soll nicht versuchen, irgendwelchen »Richtungen« gerecht zu werden.

Doch genau das wünscht sich Hillje. Er möchte eine Sprache, die den Flüchtlingshelfern schmeichelt. Schließlich gibt es viele davon. »Viele Deutsche leben noch immer die ‚Willkommenskultur’«, meint er, » ... das zeigen die unzählige Ehrenamtlichen im Land jeden Tag.«

Diesen Menschen fehlt der sprachliche Zuspruch: »Für diese Menschen hat der Koalitionsvertrag kein sprachliches Angebot. Stattdessen spricht er in Teilen die Sprache der anderen: der AfD«.

Also – zusammengefasst: Wenn man von »subsidär Schutzsuchenden« spricht, dann verwendet man die »Sprache der anderen«, die »Sprache der AfD«.

Unsinn!

Hier zeigt sich etwas anderes: Die Alt-Parteien haben ihre sprachlichen Mittel verbraucht. Sie haben bislang lügenhafte Formulierungen verwendet, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Nun stehen die Politiker ohne Worte da wie ein Kaiser ohne Kleider.

Darin liegt das Problem. Da hilft auch kein Schimpfen über die AfD.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karl Brenner

Der politisch-mediale Komplex hält sich krampfhaft aneinander fest, und sinkt gemeinsam langsam gen Meeresboden.

Sie wissen, dass es schiefgegangen ist, und versuchen durch Rhetorik und Selbsthypnose über den nächsten Tag zu retten

Gravatar: Paul Kroge

Wir brauchen auch kein Sicherheitskonferenz, wo die Kriegstreiber und Asylmaffia an der Spitze tussi multi-kulti-mutti spricht, sie soll sich schämen den Armen im Land so allein zu lassen, kein Ostminister in der Regierung zu holen. Deshalb wünsche ich, daß der Osten aufwacht und die CDU in der Wählergunst unter der AfD katapultiert.
Normalerweise nach der Westeroberung müßte 20 % der
Minister aus dem Osten stammen und nur Kümmeltürkinnen, wie bis jetzt, eine Schande....

Gravatar: Christine Bonger

Wer die Begrifflichkeiten bestimmt, bestimmt das Denken der Menschen!
Zum Beispiel der Begriff "Heimat".

Interessanter Weise wird bei den sogenannten "Flüchtlingen" immer gerne von Heimatvertriebenen gesprochen. Wenn man als Deutscher aber von Heimat spricht, hat das sofort etwas anrüchiges.

Dabei ist Heimat etwas sehr Wichtiges, und es ist definitiv nicht einfach durch MultiKulti austauschbar, wie das rot-grün und Merkel ja seit einiger Zeit betreiben. Und das geht schon gar nicht, wenn dieses MultiKulti überwiegend aus Vertretern des politische radikalen Islam besteht.
Der Islam ist die einzige religiöse Gruppierung, die sich selbst ins Abseits stellt wie keine andere, und sich dann darüber beschwert.

Es beschwert sich nämlich sonst keiner! Nicht die Griechen, nicht die Italiener, nicht die Spanier, nicht die Juden und auch nicht die Buddhisten, und auch nicht die Koreaner oder Russen, es beschweren sich immer nur die Muslime!

Dass das mit dem Islam nicht gut geht, sieht man ja in Europa auch mittlerweile an allen Orten!

​Aber Heimat ist etwas sehr wichtiges. Heimat gibt Geborgenheit und Schutz. Üblicherweise...

Denke ich an Heimat, verstehe ich einen weitgehend homogenen Religions-Bildungs-Kultur-, und Sprachraum, in dem ich mich auch überwiegend mit meinen Mitmenschen in diesen Dingen identifizieren kann und in dem ich dann in der Regel auch aufgewachsen und die gleich Geschichte erlebt habe.

Da dürfen äußere Einflüsse, wie fremde Sprachen und Gewohnheiten, oder gar dominante politische oder religiöse Ideologien keinen all zu großen Raum einnehmen!

Wenn ein Land eine überwiegend friedliche Gesellschaft haben will, darf es diese Dinge nicht missachten!

Gravatar: Unmensch

Das ist typisch für die Linksgrünen: sie meinen, die Kommunikation kontrollieren zu können, und zu müssen. Sie meinen dass es dabei nicht darum ginge, die Realität angemessen darzustellen, sondern darum, die linksgrüne Propaganda zu transportieren. So weit, so nachvollziehbar - nur, wie es scheint, glauben die ernsthaft daran dass ihre Propaganda das allein seelig machende Instrument für alle Menschen ist, und stehen deshalb fassungslos vor diesen Abweichungen vom heiligen Pfad ihrer Aufopferungsbereitschaft für alles Fremde.

Gravatar: Catilina

Die "richtigen Begriffe" gibt es nicht. Was geäußert wird sind Worthülsen, die mit einer Semantik assoziiert werden, welche durchaus wechseln kann.
In Klartext: der durchschnittliche Bürger glaubt ohnehin, daß Politik nur etwas für Experten ist. Er merkt nicht einmal, daß der durchschnittliche Politiker unterdurchschnittlich qualifiziert ist, egal für was.
Daher wird der durchschnittliche Bürger mit Begriffen gefüttert, die sich gut anhōren und unter denen er sich etwas vorstellen kann. Das kommt dann im Hirn so an: Blah blah Pflicht und Schuldigkeit blah blah Wirtschaft gehts so gut wie nie blah blah blah humanitäre Verpflichtung blah äh, ja, bedauerlicher Einzelfall blah blah Schutzsuchende, Toleranz blah blah kulturelle Vielfalt ...
Die Bürger werden mit einer Scheinwirklichkeit sediert, weil man ihnen das genaue Hingucken und das Denken abgewöhnt hat.

Gravatar: Mark Anton

Ein afrikanisches Sprichwort besagt:

"Das, was du tust, schreit so laut, daß ich nicht hören kann, was du sagst."

Gravatar: Andreas Stüve

Ein Satz genügt: " Fürsprecher und Fürsprecherinnen".
Danach kann man getrost aufhören zu lesen, da weiß man, was man hat: Idiotinnen und Idioten.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

… „Ohne richtige Begriffe hat man keine richtigen Gedanken.“ …

Klar! Deutsche Sprache, schwere Sprache“!!!

Da es unsere Sprache scheinbar auch nicht hergibt, den Begriff „aktiver Kriegseinsatz“ zu definieren und es offensichtlich an den göttlich gesteuerten Gedanken der Gro Ko-Regierungsmitglieder liegt, dass auch hierfür keine entsprechende Formulierung gefunden wurde, wird z. B. der Einsatz der Bundeswehr in Syrien allgemeinverständlich(?) ausgedruckt.

Die „WELT“ veröffentlichte am 04.12.2015 zum Thema unter dem Titel - „Merkels gefährliche Wende im Syrien-Konflikt“ - u. a.:

… „Es gehe nur um Aufklärungsflüge, beruhigten Koalitionspolitiker heute in der Bundestagsdebatte sich selbst und die Bürger. Das ist Unsinn: Auch wer Ziele findet, beteiligt sich an Bombardierungen. Und auch Bombenkrieg ist Krieg.“ … https://www.welt.de/debatte/kommentare/article149609022/Merkels-gefaehrliche-Wende-im-Syrien-Konflikt.html

Dem deutschen Normalo wird also suggeriert, die Bundeswehr in Syrien würde für die Alliierten(?) völlig harmlos(?) nur die Ziele für ihre Bombeneinsätze suchen.

Warum aber lügt uns die Göttin(?) & Co. auch in diesem Fall an? http://derhonigmannsagt.org/category/usa-usa-haiti/

Der Grund: „Ohne richtige Begriffe hat man keine richtigen Gedanken“???

Gravatar: Manfred Czemper

"Deutschland bekennt sich zu seinen bestehenden rechtlichen und humanitären Verpflichtungen" dieser Satz zeigt die ganze Lüge des Merkel Regimes.....es ging NIE um "humanitäre Verpflichtungen" es ging immer nur um Umvolkung,oder auch resettlement....und somit war und ist es der grösste Betrug an der deutschen Bevölkerung,den die GROKO begangen hat,seit dem Ende des II.Weltkriegs.

Gravatar: karlheinz gampe

Hillje ist meines Erachtens kein richtiger Wissenschaftler, denn er ist unproduktiv und leistet keinerlei Erkenntnisgewinn. Früher als Studenten nannten wir solche Leute Schwafelköppe. Die reden dumm um eine Sache herum und keinerlei Erkenntnis kommt dabei heraus. Solche Leute sind eigentlich über, werden aber von einer politischen Klientel zu Lasten des Steuerzahlers alimentiert. Sie dienen sich auch antidemokratischem System als Zensor an.

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