Venetien und Lombardei haben für mehr Autonomie gestimmt

Autonomiebestrebungen in Europa: Bürger wollen regional über ihr Geld bestimmen

Bei den aktuellen Referenden in Venetien und in der Lombardei haben die Bürger für mehr regionale Autonomie gestimmt. Es geht vor allem ums Geld. Der reiche Norden Italiens will nicht permanent für die armen Süden bezahlen.

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Am Wochenende haben in Venetien (Venedig, Verona, etc.) und in der Lombardei (Mailiand) die Bürger in Form eines Referendums über mehr Autonomie abgestimmt. In der Lombardei haben rund 95 der Teilnehmer für mehr Autonomie der Region gestimmt. In Venetien waren es rund 98 Prozent. Allerdings haben in der Lombardei nur 39 Prozent und in Venetien 57 Prozent der Wahlberechtigten an den Referenden teilgenommen.

Im Gegensatz zu Katalonien ging es in Norditalien nicht um die Unabhängigkeit. Statt Sezession will man lediglich mehr Autonomie, und zwar insbesondere in Bezug auf die Verwendung der Steuereinnahmen aus der Region. Das Geld, das vor Ort erwirtschaftet wird, soll auch vor Ort ausgegeben werden.

Hier zieht sich ein roter Faden durch die Autonomiebestrebungen europäischer Regionen. In manchen Regionen (zum Beispiel in Tirol) geht es zwar auch stark um Identität, aber oftmals auch um Geld. Je zentralistischer der Staat das Geld verwaltet, desto unzufriedener werden die Bürger in den Regionen. Denn je weiter entfernt Peripherie und Zentrum voneinander agieren, desto größer wird die Distanz zwischen der Zivilgesellschaft und dem Fiskus. Das zeigt sich auch bei der wachsenden Kritik an der EU und an Brüssel. Die Bürger wollen ihr erwirtschaftetes Geld, das sie in Form von Steuern an das Gemeinwesen zahlen, in ihrem Gemeinwesen wieder investiert sehen.

Wenn man weiß, dass mit dem eigenen Geld die Schule renoviert wird, in die die eigenen Kinder gehen, ist man motivierter zu zahlen, als wenn das Geld in eine Schule fließt, die 500 Kilometer entfernt ist. Je mehr Geld regional und lokal reinvestiert wird, desto mehr Übersicht und Mitspracherecht haben die Bürger. EU-Gelder dagegen sind weit weg. Auf deren Verteilung haben die Bürger kaum Einfluss.

Und so kann man auch die Ergebnisse der Referenden in Venetien und in der Lombardei erneut als klare Signale für mehr regionale und lokale Basisdemokratie werten.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: AlbertNola

@karlheinz gampe - Dieses Referendum hat 70 Millionen Euro gekostet. Die Föderalisten, Autonomisten der Lega Nord sind gemeine Landesverräter, die gehören eingesperrt! Volksentscheide in Spanien, in Italien bewirken nur Chaos und müssen verboten werden! Die Regionen muss man sofort abschaffen; das französische (napoleonische) System ist das richtige Modell!

Gravatar: karlheinz gampe

In einer guten Demokratie bestimmen die Bürger was mit ihrem Geld geschehen soll. In einer schlechten der Tyrann (die Tyrannin) oder die Junta. Deshalb ist Autonomie ( Selbstbestimmung) zu befürworten. Nur Idioten wollen fremd bestimmt (manipuliert) werden. Bürger gehen bürgernah sparsamer mit dem Geld um als Politiker.

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