Astrid von Friesen Erziehungswissenschaftlerin, Therapeutin

»Verwöhnen bis zur Lebensbehinderung«

Veröffentlicht:
von

Sie begleiten ihre Kinder in den Hörsaal, fahren Kilometer weit, um ihnen die Hausordnung zu machen, lassen sie nicht alleine Zugfahren und auf Bäume klettern. Ca. 30% der Eltern kreisen nach Ansicht der renommierteren Erziehungswissenschaftlerin, Astrid von Friesen, überängstlich und selbstverliebt um ihre Kinder. FreieWelt.net sprach mit ihr über die Ursachen derart überbehüteter Erziehung und die Konsequenzen für Eltern, Kinder und nicht zuletzt unsere Gesellschaft. 

FreieWelt.net: Seit einiger Zeit geistert – nicht zuletzt seit der jüngsten Buch-Veröffentlichung des Pädagogen Joseph Kraus – der Begriff „Helikopter-Eltern“ durch die Medien. Gemeint sind Eltern, die ständig um ihre Kinder kreisen. Sehen auch Sie eine Tendenz zur Überbehütung?

Astrid von Friesen: Ich hatte bereits 2007 einen Kommentar im Deutschlandradio-Kultur zu "Helikopter-Eltern" gemacht und beschreibe seit ca. 30 Jahren die zunehmenden Folgen von Narzissmus. Und nenne seitdem dieses Verhalten "Verwöhnen bis zur Lebensbehinderung". Das beinhaltet ja auch, dass - zunächst in Westdeutschland, aber erstaunlich rasch auch in Ostdeutschland - die heute 30jährige Elterngeneration häufig narzisstische Züge aufweist. Sie kreisen um sich, selbstverliebt, zunehmend ängstlich-aggressiv, wie ich gerade junge Frauen wahrnehme und von Patienten über "Kämpfe" unter Frauen in den Kitas usw. höre.

Sie kreisen wirklich wie Hubschrauber über den Köpfen ihrer Kinder, ständig verbunden durch die „längste Nabelschur der Welt“, das Handy, ständig im Angstmodus, was wir als Therapeuten dann "hysterisch" nennen. - Bei einer Supervision der Angestellten einer ostdeutschen Universität vor fünf Jahren bezog sich deren Klage in erster Linie auch auf die Eltern, die nicht nur ihre erwachsenen Kinder in die Uni-Büros begleiteten, sondern auch für sie sprachen, als seien diese Kleinkinder. – Ich bekomme öfters auch Anfragen nach Praktikumsplätzen in meiner therapeutischen Praxis. Zu 90 % rufen Mütter an. Denen sage ich dann ganz freundlich, dass ich nur direkt mit den Praktikumssuchenden spreche, woraufhin die Mütter höchst beleidigt reagieren.  Ebenfalls wie Kleinkinder, denen man ihr liebstes Spielzeug weg nimmt.

FreieWelt.net: Was steckt hinter diesem Narzissmus?

Astrid von Friesen: Eine tiefe Angst, manchmal sogar versteckte Depressionen, oftmals gepaart mit der eigenen Leere im Leben. Was dazu führt, dass die Kinder die Sinnleere der Eltern auffüllen müssen. Aber dazu ist kein Kind auf der Welt, um Lieferant von Sinn, Zärtlichkeit, Selbstbestätigung und die Vertreibung von Langeweile für die Eltern darzustellen. Das kann sogar ein "emotionaler Missbrauch" sein.

Wenn ich höre, dass eine Mutter ihren 15jährigen Sohn nicht mit der Bahn von Dresden nach Nürnberg ohne Umsteigen (Oh je, er kann ja wohl nicht lesen und den Bahnsteig finden!) alleine reisen lässt, dann ist erstens in der Mutter-Sohn-Beziehung etwas grundlegend schief gelaufen und zweitens kann sich der Ehemann und Vater nicht durchsetzen und dem Sohn den Rücken stärken, was eine seiner vornehmsten Vateraufgaben ist! Und drittens fürchte ich, wenn man dies weiter denkt, um unsere Demokratie, denn solche verwöhnten und narzisstisch um sich selbst kreisenden Menschen  werden sich schwerlich für das Gemeinwohl einsetzen.

FreieWelt.net: Der Erziehungswissenschaftler Dr. Albert Wunsch warnt Eltern davor, ihre Kinder zu sehr zu verwöhnen. Selbstverantwortung und Eigenständigkeit könnten so nicht erlernt werden. Auf der anderen Seite wird – auch von Dr. Wunsch selbst – immer wieder betont, wie wichtig eine intensive Eltern-Kind-Bindung für die spätere geistige und emotionale Entwicklung der Kinder sei. Wie nah und wie lang sollten Eltern, um mal im Bild zu bleiben, um ihre Kinder kreisen?

Astrid von Friesen: Natürlich haben Eltern Ängste. Das ist normal. Doch vor 40 Jahren war die Anzahl der Gewaltdelikte gegen Kinder doppelt so hoch wie heute, Kinder durften damals jedoch durchaus draußen spielen, heimlich in Abbruchhäusern, bauten Buden im Wald, streunten durch den Stadtpark oder fuhren Rad, 10 oder 15 Kilometer zum Badesee. Heute darf nur eins von acht Kindern in England selbstständig in die Schule gehen. Die Angst  vor Kriminalität ist dagegen jedoch um das Vierfache gestiegen – dank monatelanger hysterischer Berichterstattung in allen Medien und dank zu häufig und mehrfach pro Woche konsumierter Krimis. Wissenschaftler sprechen von „Elternhysterie“ und „Elternparanoia“, also der übersteigerten Angst bis hin zu hysterischen Anwandlungen. Dass eine tiefe Eltern-Kind-Bindung das Wichtigste ist, ist unbestritten. Aber Bindung heißt immer auch, das Kind Schritt für Schritt loszulassen, buchstäblich: vom Krabbeln übers Laufen und Hinfallen bis in die Kita und Schule und hinaus ins Leben, ohne tägliche Kontrollanrufe! Und Mütter, die mit Bahn und Bus zu den nicht behinderten und nicht debilen 25jährigen Söhnen fahren, um denen die Treppenhausreinigung abzunehmen! Oder die das Wäschewaschen als Hobby haben. Doch darin steckt natürlich auch Kontrolle und Macht, was mit Liebe verwechselt wird.

Der große Pädagoge Jean Piaget hat einmal gesagt: "Das, was wir den Kindern zeigen, können sie nicht mehr selbst entdecken!". D.h. wir Erwachsene machen vieles den Kindern an Lebens-Erfahrungen kaputt, dazu gehört ja beim Laufenlernen 100 mal sich auf seinen Po zu setzen, beim Skilaufen hinzufallen, beim Klettern auf Bäume die Gefahren abzuschätzen. Eine Mutter von vier Kindern erzählte bereits vor 25 Jahren in Hamburg, dass sich Besuchskinder öfters aus dem hohen Baumhaus in ihrem Garten herunterzustürzen drohten, weil sie erstens nie gelernt hatten, Höhen abzuschätzen, zweitens weil sie zu viele Trickfilme gesehen hatten, in denen die Figuren immer wieder aufstehen, auch wenn sie tief abgestürzt oder plattgefahren waren und weil sie über keine gute Körperempfindungen verfügten - im Gegensatz zu den eigenen Kindern, denen in 15 Jahren Baumhaus nie etwas zugestoßen war.

Oder: Lehrer trauen sich nicht mehr, Kinder zum Trost in den Arm zu nehmen, es könnte missverstanden werden. Oder: In Japan gibt es bereits das Massen-Phänomen der Hikikomori-Jugendlichen und nunmehr Erwachsenen, die gewaltmedienverseucht und -abhängig Jahre nicht mehr ihre Zimmer verlassen. Denn sie haben gelernt: Wenn ich 1000 Figuren am Tag abschieße, wird es mir vor der Haustür evtl. ebenso ergehen!

FreieWelt.net: Was haben denn Eltern heute für ein Erziehungsideal?

Astrid von Friesen: Nach meiner Erfahrung kann man Eltern grob in drei Kategorien einordnen, wie mir Lehrer immer wieder bestätigen: 20-30 Prozent kümmern sich wenig um Erziehungsfragen, die sogenannten bildungsfernen Eltern. Diese Population wächst jedoch leider. Dann gibt es ca. 30 Prozent "normale" Eltern, die keine narzisstischen Ängste haben, ihren Kindern vieles liebevoll, vertrauensvoll und pädagogisch sinnvoll zumuten, ihnen liebevoll Grenzen setzen, die "Nein" sagen können und entspannt sind. Und ca. 30 Prozent überängstlicher Eltern. Verschärfend kommt oftmals hinzu, dass es dort oft nur Einzelkinder gibt und/oder alleinerziehende Eltern (80% Mütter/20 % Väter), die die Kinder als Partnerersatz brauchen, die auch Ratschläge kategorisch ablehnen, weil ihr ICH diese als ausschließlich krankend empfinden. Was die Schwierigkeiten erhöht, denn niemand weiß alles "am Besten"!

Ich gehe davon aus, dass die meisten Eltern ihre Kinder zu selbständigen Persönlichkeiten erziehen wollen. Gut so! Komisch nur: Bloß nicht heute! Da stürzt ein Elternteil hysterisch zum Dreijährigen, der eine sichtbar feste Leiter erklimmen will und reißt ihn weg. Meine Güte, was lernt das Kind durch solch Elternverhalten: " Ich bin zu blöd, ich darf nichts ausprobieren, ich darf aus meinen eigenen Fehlern nicht lernen, nicht meine Kräfte und Grenzen erproben und darf nicht stolz auf mein eigenes Tun sein. Ich bin abhängig von meinen ängstlichen Eltern, deren Ängste ich unbewusst natürlich aufnehme, ich muss sie glücklich machen durch Nichtstun und Nicht-in-die-Welt-hinaus-Marschieren an der langen Leine und unter gelassenen, vertrauensvollen Blicken....das ist ein blödes leben, langweilig, eng, nervend, depressiv machen... also hänge ich mich vor den Fernseher oder Computer und schieße dort vor lauter Wut auf meine Eltern 1000de von Figuren tot.... denn sie verhindern meine Lebendigkeit, Neugier und meinen Bewegungsdrang." Das nennt man auch Frustrationstoleranz, was Kinder immer weniger erwerben DÜRFEN und was das Leben unendlich anstrengend, nervig und ewig kränkend macht. Denn wenn man nicht mit normalen Alltagsfrustrationen locker, lässig und charmant lächelnd umgehen kann, wird es höchst mühsam und der Mensch entwickelt sich zu einem unfreundlichen bis ekligen Zeitgenossen.

Durch extreme Elternhysterie und – natürlich durch unzureichende Freiräume in den Städten - bleibt vielen Kindern nichts anderes übrig als zu Hause herum zu lungern. Natürlich ist das Leben voller Risiken, aber wir müssen sie meistern, nicht künstlich vermeiden! Kinder bleiben sonst alleine, isoliert, wie in einer „echolosen Welt“, schlimmstenfalls wie in der Gummizelle: Niemand ist da, der antwortet. Alles ist steril, sie leben in einer Welt aus Plastik im virtuellen Schein ihrer Computer, es gibt keine „Vollwertkost für die Seele“, wie ein bekannter Kindertherapeut es fordert. Es gibt nur das echolose  „Als-Ob“ und die sich steigernde Furcht vor dem „Draußen“, allem „Fremden“, der „Welt“ gegenüber.  - Wollen wir dies der nächsten Generation als Grundgefühl einimpfen: Furcht, Ängste, Bedrohungsphantasien?Mutig dagegen werden Kinder nur durch erprobten Mut, überwundene Ängste und Risiken, durchlittene Furcht. Und ihren Stolz auf sich selbst!

FreieWelt.net: Eine Zeit lang waren Eltern vor allem dann in den Medien vertreten, wenn es um das Thema Vernachlässigung ging. Jetzt kümmern sie sich augenscheinlich zu intensiv um ihren Nachwuchs. Es scheint, egal was Eltern tun, sie machen es immer falsch. Was steckt Ihrer Ansicht nach dahinter?

Astrid von Friesen: Das Schwierige ist, dass die Medien zu Schwarz-Weiß-Malereien neigen. Natürlich ist es Quatsch zu behaupten, Eltern machen alles falsch! Und das tut auch niemand! Es gab zu allen Zeiten Unterschiede im Erziehungsverhalten, die immer abhängig vom eigenen Seelenzustand sind. Problematisch ist nur, dass gerade Narzissten, weil ihre eigene Seele fragil ist und sie sich beständig gekränkt, angegriffen und nicht verstanden fühlen, keine Hilfe suchen, annehmen und auch Therapien rasch wieder abbrechen. Ich kenne viele Familien, in denen sich niemand mehr traut, den jungen Eltern mit liebevollen Ratschlägen zur Seite zu stehen, weil diese wütend abgelehnt werden... sie aber damit auch im eigenen Saft weiter schmoren. Ebenso wie es schwierig bis unmöglich ist, Unterschichteltern pädagogisch zu erreichen, sind Eltern aus mittleren oder oberen Schichten mit der besagten Problematik kaum anzusprechen. Da sie alles besser wissen....

FreieWelt.net: Ein Erziehungsrat?

Astrid von Friesen: Verwöhnende Eltern nehmen normalerweise keine Ratschläge an. Vielleicht erst, wenn die Kinder (unbewusst) rebellieren, indem sie krank oder aufmüpfig werden, wenn die Wutanfälle (und kindliche Wut ist unbewusst immer gegen die eigenen  Eltern gerichtet) überhand nehmen und sie in der Kita oder Schulklasse nicht mehr tragbar sind, wenn die Ehen an der Verwöhnung des einen Partners/in zu zerbrechen drohen, was häufig passiert, wie ich aus den Paartherapien weiß, die ich mache.

Mit Ratschlägen, die auf der Oberfläche bleiben müssen, ist dagegen nur schwer anzukommen, weil es sich um tiefe, unbewusste Lebens- Ängste der Eltern, um tiefe Wut der Kinder handelt. Aber einen Ratschlag vielleicht doch, den ich in meinem E-Book "Ein Erziehungsalphabet: Von A bis Z – 80 pädagogische Begriffe" beschrieben habe unter "Natur und Natur-Defizit-Syndrom":

"Menschen, die vor 1980 geboren wurden, sowohl in Ost- wie in Westdeutschland, haben als Kinder noch draußen gespielt, also sich alleine und mit Freunden an der frischen Luft, in der Bewegung, im Wald, an Bächen verlustiert und oftmals dabei die Zeit vergessen. Heutige Kinder und Jugendliche gehören zur ersten Generation seit Menschengedenken, die in der Mehrheit kein eigenes Verhältnis zur Natur hat. Sie kennen die Natur meist nur aus den sogenannten „Containern“ heraus, womit Kinderwagen, Autositze und Räume mit Fernsehgeräten gemeint sind. Ein Wissenschaftler nennt sie deswegen „Containergeneration“. Sie haben keine sinnlichen Erfahrungen mehr, sondern nur abstrakte durch die Glasscheiben und durch die Medien. Sie wissen vieles über tropische Regenwälder, aber nichts über den Wald , die Wiesen und die Tiere in ihrer Nähe. Und besonders wichtig: Haben keine sinnlichen Erfahrungen von Natur und Freiheit MACHEN DÜRFEN.

Ihnen gehen viele positive Lebensmomente verloren: Bestenfalls findet ein Kind in der Natur Freiheiten, Abenteuer, Staunen und Ungestörtheit von den Launen und Ängsten der Erwachsenen. Es kann dort entspannen. So wie der Autor Richard Louv sagt „Das Kind nimmt die Verwirrung der Welt mit in den Wald, wäscht sie in einem Bach und dreht sie um, um nachzusehen, was auf der Rückseite dieser Konfusion lebt“. Es kann dort sich selbst fühlen beim Rennen, Klettern, Höhlen bauen, beim Pilzesuchen, Verstecken usw. Fast jeder Erwachsene hat noch Erinnerungen daran: Bei diesem tiefen und sinnlichen Fühlen entsteht Lebenssinn , Lebensfreude, der Ärger verschwindet. Auch wird man demütig angesichts der Größe der Natur.

Wir sind seit Beginn der Menschheit darauf gepolt, Dinge zu erfassen, d.h. mit den Händen zu erforschen, mit dem Geruch, dem Gehör, der Haut zu erspüren. Wir verhungern innerlich, werden unruhig und aggressiv, wenn unsere Sinnesorgane still gelegt sind. Selbst Gefängnisinsassen oder Menschen im Krankenhaus bleiben länger bzw. werden rascher gesund, wenn sie auf Bäume vor dem Fenster schauen können. Weil die Natur uns entspannt. Und Bewegung in der Natur vermindert Aggressionen und auch Depressionen, macht schlanker als jeder Sportunterricht, verringert z.B. das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und die Hyperaktivität und verdoppelt die Anzahl der Freunde. Stressabbau pur!"

 

Astrid von Friesen ist Journalistin, Erziehungswissenschaftlerin, sowie Gestalt-, Paar- und Trauma-Therapeutin in Dresden und Freiberg. Sie unterrichtet an der Universität in Freiberg, macht Lehrerfortbildung und Supervision. Außerdem schreibt sie Bücher, zuletzt: „Schuld sind immer die anderen! Die Nachwehen des Feminismus: frustrierte Frauen und schweigende Männer“ ( 2006, Hamburg) sowie „Ein Erziehungsalphabet: Von A bis Z – 80 pädagogische Begriffe“ (E-Book, Amazon/Kindle, 7,90 Euro).

 

Mehr auf www.astrid-von-friesen.de

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Mag. Erika Gossler

Ich sehe in dem Interview etliche interessante Ansätze, leider hat die Dame sie aber mangels eigener Kinder offenbar nie selbst erprobt ...

Gravatar: Johannes Klinkmüller

Ehrlich gesagt wirken manche Kommentare auf mich seltsam bissig.
Ich meine, wenn eine Erziehungswissenschaftlerin, die therapeutisch tätig ist, aus ihrer Praxis berichtet, ist das doch legitim; klar ist sie da weniger Lehrerin und weniger Mutter - was spielt es da für eine Rolle, ob sie de facto eine ist?

Ich persönlich bin froh, dass FreieWelt solche Interviews durchführt und gleiche das Gesagte bzw. Geschriebene mit meinen Erfahrungen ab. Das sowie Anregungen und Denkanstöße: Darin besteht meines Erachtens der Sinn solch eines Beitrags.
Und klar ist auch, dass der Interviewte in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht super-differenziert argumentieren kann. Davon abgesehen finde ich, Frau Friesen gibt durchaus Hinweise zur Hilfe; so teile ich ihre Ansicht, dass unseren Kindern Bewegung in der Natur fehlt.
Ich habe als Kind noch mitbekommen, wie Erde zu bestimmten Jahreszeiten riecht, wenn wir am Bornheimer Hang auf dem Boden lagen und uns anschlichen, um das Mal umzuwerfen :-)
Heute sitzen die Kinder während der Ganztagesschule in den Pausen auf den Schulgängen und spielen mit dem Handy ... Was brauchen wir groß über Erziehung und ADHS reden, wenn wir so wenig der körperlichen Realität unserer Kinder gerecht werden, die zunehmend weniger in Sportvereine gehen, weil sie so lange in der Schule rumhocken.

Klar kann man über über den Sinn der Kategorisierung von Frau Friesen streiten und ich kann mir vorstellen, dass mancher Mutter das zuwider läuft.
Ihre Aspekte sind ja auch nicht neu, aber, wie ich finde, lesens- und bedenkenswert, gerade in einer Gesellschaft, in der der Wert einer Familie sehr stark gemessen wird am Schulerfolg der Kinder, was letztere ja nun nicht gerade entlastet.

Ich kenne Frau Friesen nicht, aber was ich nicht möchte, ist, dass Leute denken: Warum soll ich eigentlich ein Interview geben, wenn niemand wirklich argumentativ Stellung nimmt und meine Sicht respektiert.

Ich finde, gerade in einem Bereich, in dem es um das Wertvollste geht, was wir haben, unsere Kinder, dürfen wir untereinander etwas versöhnlicher miteinander umgehen, und konstruktiver.

Gravatar: Lomax

Es gibt einen schönen Beitrag auf youtube von Astrid von Friesen im SWR Nachtcafé,

(Astrid von Friesen outet sich als Maskulinistin)

http://www.youtube.com/watch?v=LVo86FY2JLg

Oh je, so etwas, wie Frau Plogstedt dort erzählt, müssten Männer mal vom Stapel lassen, da wäre aber die Hölle los. "Es ist ein ehernes Gesetzt, dass man mit einem männlichen Glied mehr Geld verbraucht als Frauen". #AUFRSCHREI

Gravatar: Stefanie Selhorst

Sehr geehrte Frau von Friesen,

wer möchte, dass Eltern mutig sind, der wird geneigt sein, ihnen Mut zu machen.

Mit freundlichen Grüßen,

Stefanie Selhorst

Gravatar: Thomas Rießler

Bei Frau von Friesen scheint mir die Pädagogik nahtlos in die Psychotherapie überzugehen. Aus überbehütenden Eltern werden dann zwangsläufig Narzissten und nach der von ihr vertretenen Faktenlage gibt es sowieso nur 30 Prozent normale Eltern ohne narzisstische Ängste. Die restlichen 70 Prozent wären demnach eigentlich Therapiekandidaten. Leider, leider nehmen sie jedoch keine professionelle Hilfe in Anspruch oder sie brechen ihre Therapien vorzeitig ab. Wahrscheinlich wäre die Praxis von Frau von Friesen noch besser ausgelastet, wenn mehr Eltern ihrem Rat zur Therapie folgen würden.

Gravatar: Stefanie Selhorst

Ich kann das ewige Jammern und Meckern über die Eltern hier und die Eltern dort nicht mehr hören.. Wie wär es denn mal mit einem Artikel über den Narzissmus der Erziehuns-Besserwisser? Die haben nämlich sehr viel mit dem Stagnieren der Geburtenrate zu tun.

Gravatar: Daniela M.

Tolles Interview! Frau von Friesen bringt vieles auf den Punkt.

Gravatar: kri

Ist ja nett, was Frau von Friesen da von sich gibt. Kann man auch mal drueber nachdenken. Aber praktisch umsetzbar ist es nicht. Ich weiss jetzt nicht, wie viele Kinder Frau von friesen gross gezogen hat und wie gut die geraten sind. Nichts desto trotz gilt es fuer die meisten Eltern, dass sie ihre Kinder auf das deutsche Bildungssystem ausrichten, das nunmal so ist wie es ist und bei dem man den Kindern durchaus Vorteile verschaffen kann, wenn man sich um sie kuemmert und sie etwas anleitet. Dazu gehoert auch sie vor Verletzungen zu schuetzen. Ob man dabei immer das genau richtige Mass trifft ist natuerlich nicht garantiert, aber im Wesentlichen machen es sicherlich mehr als 30% der Eltern richtig.

Waere aber eine interessante Information, wie die Ratschlaege von frau von Friesen in der Praxis ausgesehen haben. Die Theorie glaube ich kann naemlich jeder.

Gravatar: Freigeist

Überbehütete Kinder werden als Erwachsene das bedingungslose Grundeinkommen fordern.
Dies wird noch eine Menge politische Auseinandersetzungen geben.

Gravatar: Hans

Jonny K. hatte leider kein Eltern mit ausgeprägtem Narzissmus. Sonst würde er noch leben.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang