Rudolf Weeber Stuttgart21 - Ja bitte!

"Stuttgart 21 wird Stadt und Land voranbringen" - Interview mit Rudolf Weeber

Der Bau des unterirdischen Bahnhofs "Stuttgart 21" hat nicht nur Gegner.  Aus Sicht von Rudolf Weeber von der Initiative "Stuttgart21 - Ja bitte!" spricht vieles für die Realisierung dieses Projekts gegen das derzeit so vehement protestiert wird.  Im Interview mit FreieWelt.net erläutert Weeber, wie Stadt und Land von Stuttgart 21 profitieren könnten und wieso er einen "Kopfbahnhof 21" für keine sinnvolle Alternative hält. 

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FreieWelt.net: Die Proteste gegen Stuttgart 21, also die Umwandlung des jetzigen Kopfbahnhofs von Stuttgart in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof sind von in Deutschland selten gesehener Heftigkeit. Wie erklären Sie sich diese heftigen Proteste?

Rudolf Weeber: Zunächst einmal wird in Deutschland gegen fast jedes großes Infrastrukturprojekt heftig protestiert, etwa bei den Flughäfen in München und Frankfurt, der ICE-Strecke Stuttgart-Mannheim oder der
Landesmesse Stuttgart. Dass die Proteste bei Stuttgart 21 besonders heftig ausfallen, könnte auch an einer generellen Unzufriedenheit mit Politik und Wirtschaft liegen - das in der Finanzkrise verspielte Vertrauen ist noch lange nicht zurückgewonnen. Insgesamt gibt es eine komplexe Mischung aus allgemeiner Unzufriedenheit, Kritik und Stimmungsmache. Nicht zuletzt ist in Baden-Württemberg bereits Wahlkampf.

FreieWelt.net: Und was hat Sie dazu bewogen, eine Initiative zu gründen, die sich für Stuttgart 21 einsetzt?

Rudolf Weeber: Als wir vor zwei Jahren mit unserer Webseite www.stuttgart21-ja-bitte.de begonnen haben, hatten die Projektträger das Feld der öffentlichen Meinung komplett den Stuttgart21-Gegnern überlassen. Uns war es wichtig, aus Bürgersicht darzustellen, wie sehr Stuttgart 21 und die Strecke nach Ulm Stadt und Land voranbringen werden. Es geht schließlich nicht nur darum, dass der Bahnhof tiefergelegt wird. Die Gleise, die Stuttgart heute zerschneiden, machen Platz für Park, Wohnen und Arbeiten, der Süden von Stuttgart mit Flughafen und Messe wird an Regional- und Fernverkehr angebunden und die Region wächst durch ein besseres Verkehrsangebot zusammen. Nachdem sich gerade junge Menschen in erster Linie über das Internet informieren, haben wir uns dazu entschieden, eine Webseite zu starten, die all diese Argumente sachlich darlegt.

FreieWelt.net: Dennoch sind die Gegner von Stuttgart 21 anscheinend offene Türen eingerannt, sonst hätten sie nicht so viele Menschen mobilisieren können. Ist es da nicht offensichtlich, dass der Bürgerwillen bei der Planung von Stuttgart 21 übergangen worden ist?

Rudolf Weeber: Die Bürgerinnen und Bürger sind nicht übergangen worden. Während der Planung und dann der Planfeststellung hatten die Bürger und Bürgerinnen reichlich Recht und Möglichkeiten, sich zu informieren und Einwände vorzubringen. Das ist tausendfach geschehen. Auf Grund von Klagen gegen die Planfeststellung ist von mehreren Gerichten bestätigt worden, dass die Ziele von Stuttgart 21 legitim sind und dass niemand Alternativen vorgelegt hat, die diese Ziele besser oder mit weniger Eingriffen erreichen kann. Zu guter Letzt war Stuttgart 21 auch Thema bei allen Wahlen der letzten zehn Jahre in Stuttgart und Baden-Württemberg. Stets haben die Parteien, die sich für Stuttgart 21 ausgesprochen haben, eine klare Mehrheit bekommen.

Als alles beschlossen war, wurden die Projektträger aber bei der Kommunikation müde und konzentrierten sich nur auf die fachlichen und organisatorischen Fragen. Bei so langen Planungsverfahren darf man mit der Information nicht nachlassen - auch die nachkommenden Leute, die sich vorher nicht interessiert haben oder noch zu jung waren, müssen einbezogen werden. Viel zu wenig wurde hinterher noch deutlich gemacht, wie viel es durch Stuttgart21 zu gewinnen gibt, auch weil man fälschlicherweise meinte, die Realisierung dauert noch und es würde reichen, die weiteren Planungen der Parkgestaltung, der Neubauareale und der Zugfahrpläne zu diskutieren, wenn dies nach 2015 konkret ansteht.

FreieWelt.net: Auch sind einige Menschen bei den Protesten schwer verletzt worden. Bringt das Vorgehen der Polizei nicht erst recht viele Menschen gegen das Projekt auf?

Rudolf Weeber: Es war ein großer Fehler der Polizei, die Baufläche im Schlossgarten ausgerechnet an dem Tag zu räumen, an dem anderen Ortes in der Innenstadt eine Schülerdemo stattfand. Man macht es sich andererseits aber zu einfach, wenn man nur Polizei und Politik die Schuld gibt. Ein kleiner Teil der Gegner hat auf die Eskalation hingearbeitet. Beispielsweise wurde auf der Webseite der Parkschützer schon vorher das Anketten an Bäume und das Blockieren der Polizei angekündigt und Trainings angeboten. "Bei Abriss Aufstand" lautete der Slogan.

FreieWelt.net: Wie stehen Sie zu der vorgeschlagenen Alternative „Kopfbahnhof 21“?

Rudolf Weeber: "Kopfbahnhof 21" ist keine brauchbare Alternative zu Stuttgart 21. Die ICE-Züge Richtung Ulm müssten dann durch das dicht besiedelte Neckar- und Filstal donnern - in manchen Varianten zwölf Meter hoch aufgeständert. Die betroffenen Gemeinden haben jetzt schon erbitterten Widerstand angekündigt. Die Zerschneidung der Stuttgarter Innenstadt bliebe bestehen, und der kleine Teil der Flächen die dennoch frei würden, wären durch noch mehr Zuglärm als heute belastet. Es müssten weitere Gleise durch die grüne Lunge Stuttgarts gelegt werden - wie das ohne Bäumefällen gehen soll, hat noch niemand erklärt. K21 wäre vermutlich noch nicht einmal wesentlich billiger, da im Gegensatz zu Stuttgart 21 nicht getrennt zur aktuellen Infrastruktur, sondern komplett im laufenden Betrieb der Kopfbahnhof aufwändig saniert werden müsste. Das würde auch viel mehr Störungen des laufenden Bahnbetriebs verursachen. Kopfbahnhof 21 ist daher zu recht in allen Parlamenten, bei der Planfeststellung und vor Gericht unterlegen.

FreieWelt.net: Wie sehen die Aktionen Ihrer Initiative konkret aus?

Rudolf Weeber: Wir sind ein sehr kleines Team und beschränken uns daher auf die Betreuung der Webseite.

FreieWelt.net: Werden Sie sich noch weiter engagieren, wenn Stuttgart 21 wie geplant gebaut wird?

Rudolf Weeber: Auch während der Bauzeit wird es sicher noch Bedarf für sachliche Informationen rund um das Projekt geben, so dass wir noch einige Zeit weitermachen. Hoffentlich werden die Projektträger aber jetzt mit der öffentlichen Information und Diskussion nicht mehr so schlafen, wie sie das in den letzten Jahren gemacht haben.

FreieWelt.net: Herr Weeber, herzlichen Dank für dieses Interview!

www.stuttgart21-ja-bitte.de

Das Interview führte Fabian Heinzel

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gockeline

Pro Stuttgart 21 sind gesponsert von Politik und Wirtschaft.
Warum bringen sie nicht ihr privates Geld mit um die Finanzlücken zu schließen?
Kassiert von allen Pro Stuttgartern ihr Privatvermögen bis ihr die Summe habt die Stuttgart21 braucht.
Diese Politiker samt Wirtschaft will nur verdienen und abkassieren und der Steuerzahler darf bluten!
Dafür steht Stuttgrt21!
Sie leben alle noch in dem Wahn,
Steuergelder fließen automatisch und sind unbegrenzt.

Gravatar: Peter Müller

eine so umfassenden webauftritt wie s21 ja-bitte! umzusetzen ist mit hohem zeitlichen und wirtschaftlichen aufwand verbunden. herr weeber kennzeichnet nicht, ob er interessenskonflikte hat oder nicht, ob er z.B. persönlich oder im nahe stehende personen durch s21 unmittelbar oder langfristig wirtschaftlich profitieren. um die seriösität von informationen zu bewerten ist eine solche information aber ausgesprochen wichtig. herr weeber weiss als physiker bestimmt, dass eine solche offenlegung in der wissenschaft entscheidend für die beurteilung der glaubwürdigkeit von daten ist. beispielsweise ist es bei der beurteilung von forschungsergebnissen zu einem medikament entscheidend, ob die daten von dem pharmaunternehmen veröffentlicht werden, das dieses medikament später vermarkten will oder von einer unabhängigen forschergruppe.
die s21-gegner sind sicherlich gut organisiert und haben bestimmt auch gewisse finanzielle mittel zur verfügung, aber es macht aus meiner sicht einen entscheidenden unterschied, ob ich mich gegen etwas stelle, weil ich es als sinnlos und verschwendung von steuergeldern ansehe oder ob ich mich für etwas stelle, weil ich dafür bezahlt werde oder später davon profitiere. sicherlich gibt es auch eine kleine gruppe s21-befürworter, die schlecht informiert sind und tatsächlich ohne eigeninteressen für dieses projekt kämpfen, das will ich nicht bestreiten. aber diese wachsende medienpräsenz der befürworter hängt sicherlich vorwiegend mit einer konzentrierten aktion der betreiber und profiteure zusammen. die s21-gegner kämpfen in der großen mehrheit sicherlich nicht, um eigene persönliche vorteile zu erzielen, sondern um eine verschwendung von geldern zu verhindern, die an anderer stelle dringend gebraucht werden. die idee, dass hinter all diesen menschen die grünen stecken, die ein paar prozente in ba-wü zulegen wollen, ist doch wirklich völlig unrealistisch. diese ganze propaganda, die darauf zielt die mehrzahl der s21-gegner als unmündige, naive, gedankenmanipulierte schäfchen hinzustellen, ist durchschaubar und steigert ihren ärger nur noch mehr. und in einem punkt hat herr weeber im übrigen recht: dieser protest ist sicherlich auch ausdruck der unzufriedenheit mit einer politischen kaste, die (sobald sie gewählt ist) die interessen der menschen aus den augen verliert und sich bedingslos den interessen der industrie unterwirft. ich bin übrigens weder fortschritts- noch wirtschaftsfeindlich. ich bin nur der aufassung, dass beides dem menschen dienen sollte.

Gravatar: Bundeskleingartengesetz

Viel intereressanter als die Frage nach den Hintergründen des Herrn Weeber, der nichts tut als eine einfach gehaltene Internetseite zu betreiben, die nicht gerade nach PR-Agentur aussieht, ist doch die Frage nach den Hintergründen der offensichtlich gut finanzierten und gut organisierten Stuttgart21-Gegner. Das Märchen vom spotanen Bürgerprotest sollte man lieber nicht glauben.

Gravatar: Peter Müller

Ich möchte gar nicht inhaltlich auf dieses "interview" eingehen und all die details entkräften. jeder der sich mit der faktenlage intensiv und ehrlich auseinandersetzt, erkennt relativ schnell, dass stuttgart 21 kein gewinn ist, im gegenteil: im nahverkehr wird es sogar zu verschlechterungen kommen. da muss man sich nur die gutachten ansehen. bei s21 gibt es nur einen großen gewinner: die bauindustrie. sie bekommt ein schönes geschenk vom steuerzahler. ich bezweifle im übrigen, dass hier überhaupt ein interview stattgefunden hat, dazu passt nicht die pr-agentur sprache und auch nicht, dass einzelne textfragmente identisch(!)in einem kommentar des selben autors bei n24 zu finden sind. im übrigen genügt eine ziemlich primitive google recherche, um aufschlussreiche informationen zu erhalten: Das Impressum der Stuttgart-Ja bitte!-Homepage hat exakt die gleiche Adresse wie ein Stuttgarter Standplanungsinstitut, das gerade in Internet Architekten sucht. Und jetzt fragen Sie sich mal wie dieses Institut heisst? Wer weiss, vielleicht ist dies alles ja nur Zufall? Meine freie Welt sieht auf jeden Fall anders aus.

Gravatar: Wayne Fraser

Welcher PR-Agentur gehört denn ein Herr Peter Müller an? Schon bezeichnend, dass die von Seiten der links/grün angezettelten Propagandakampagne immer den Befürwortern von S21 worgeworfen wird, was man sich zur eigenen Maxime gemacht hat. Zum Glück verstehen immer mehr Bürger den Zusammenhang und schauen auf die Fakten. Und die sprechen eindeutlig für ein Projekt, daß neben einem riesigen Konjunkturprogramm für die Region einmalige städtebauliche Chancen mit einer Verbesserung des Öffentlichen Nah-und Fernverkehrs verbindet.

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