Christian Zeuß Portfoliomanager

Manipulation der Geldmenge - Interview mit Christian Zeuß

Christian Zeuß ist unabhängiger Portfoliomanager und Autor des Buches „Kapitalanlage und die Gefahr des schleichenden Sozialismus“. Er studierte Betriebswirtschaft  und war als  Unternehmer und Prokurist im Private Banking einer schweizer Großbank tätig. Sein Buch soll einen Einblick in die Entscheidungsparameter und die Anlageklassen der Vermögensverwaltung vermitteln und kritisiert das Papiergeldsystem und die derzeit bestehende Wirtschaftspolitik. FreieWelt.net sprach mit Christian Zeuß über sein Buch, die Vorzüge von Gold gegenüber Papiergeld, die österreichische Schule und Kritik sowie mögliche Reformansätze des bestehenden Wirtschaftssystems.

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FreieWelt.net: Ihr Buch soll keine direkte Handlungsempfehlung für Anleger sein, aber Sie verweisen auf bestimmte Ungereimtheiten und Möglichkeiten, die beachtet werden sollten. Worauf müssen Anleger schauen und welche Gefahren und Risiken gilt es zu berücksichtigen?

Zeuß:
In der Tat halte ich mich zurück, wenn es darum geht konkrete Anlageempfehlungen zu geben. Kapitalanlage ist eine äußerst persönliche Angelegenheit, die genaue Recherche und Mitarbeit des Betroffenen notwendig macht. Mein Buch soll dem Anleger einen sehr kompakten ersten Einblick in die Vermögensanlage bieten. Nach der Lektüre sollte er durchaus seinen Anlageberater kontaktieren. Dieser wird sich sicherlich wundern, wenn er das Portfolio nach statistischen Gütekriterien und (echter!) Inflationssicherung durchleuchten soll. Wenn ihm das den Angstschweiß auf die Stirn treibt, dann sollte so lange nachgehakt werden, bis alle Risiken auf dem Tisch liegen. Welche Gefahren und Risiken es gibt? Sehr viele, das größte Problem ist die eigene Gutgläubigkeit. Jeder Anleger sollte seine Vermögenswerte bis ins Detail verstehen und sich an Realwerten orientieren.
  
FreieWelt.net: Sie sprechen im Buch von echtem kapitalistischen Geld und sozialistischem Papier(schein)geld. Erklären Sie unseren Lesern bitte den Unterschied und warum Sie ersteres favorisieren.

Zeuß:
Kapitalistisches Geld bildet sich am Markt heraus, wenn Angebot und Nachfrage aufeinander treffen. Über Jahrtausende hinweg wurde hier Gold und Silber als allgemein anerkanntes Geld bestätigt. Mit der Einführung des Papiergeldes durch die amerikanische Zentralbank (FED) im Jahr 1913 wurde ein Geldmonopol gegründet, das seither den Markt durch Planwirtschaft ersetzt hat. Mit der Aufhebung der Goldbindung des US-Dollars durch Präsident Nixon im Jahr 1971 wurde schließlich die Möglichkeit zu einem gigantischen Schneeballsystem realisiert. Nur Kapitalistisches Geld kann auf Dauer überleben. Sozialistisches Geld wird früher oder später verschwinden. Mein Favorit ist das Leben.

FreieWelt.net: Sie berufen sich bewußt auf die Österreichische Schule der Nationalökonomie im Gegensatz zur aktuellen Wirtschaftspolitik. Wie würden Sie diese charakterisieren und gibt es Länder in denen beispielhaft „österreichische“ Wirtschaftspolitik betrieben wird?

Zeuß:
Die Österreichsche Schule der Nationalökonomie glaubt an den Individualismus und die dezentrale Verteilung des Wissens. Jeder mündige Mensch kann demnach seine Wünsche selbst am besten einschätzen. Daraus resultiert ein ausgeprägter Glaube an den Markt und eine Aversion gegen jede Form von staatlicher Manipulation. Als Fallbeispiel der Österreichischen Schule werden gerne die USA in ihrer Gründungsphase gesehen. Dieser florierende Zustand ist natürlich schon lange Vergangenheit.

FreieWelt.net: Was sind, aus Ihrer Sicht, die größten Fehler im derzeitigen Wirtschaftssystem und welche Verbesserungen schlagen Sie vor?

Zeuß:
Fehler gibt es viele, aber die zentralen Themen sind die Manipulationen der Geldmenge und der Zinshöhe. Ersteres führt zu sich beschleunigender Inflation, letzteres zu Verzerrungen bei den Investitionen. Ein ständiges Wiederkehren von künstlichen Aufschwüngen und echten Krisen ist die Folge. Wir sollten das Papiergeldmonopol der Zentralbanken abschaffen und den Markt echtes Geld hervorbringen lassen. Wenn das wieder Gold werden sollte, dann wird sich in dessen weitaus höherem (Papiergeld-) Preis die gewaltige Inflation der Vergangenheit offenbaren. Ganz reibungslos würde das natürlich nicht abgehen, aber wir wären es unseren Kindern schuldig. Die junge Generation soll sich in Frieden und Freiheit entfalten, nicht in einem sozialistischen Moloch.

FreieWelt.net: Herr Zeuß, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Zur Internetseite von Christian Zeuß: Liberaler-Verteiler.de

Das Interview führte Norman Gutschow

Christian Zeuß: „Kapitalanlage und die Gefahr des schleichenden Sozialismus“, Books on Demand, ISBN 978-3-8391-6913-1, Paperback, 144 Seiten
Das Buch bei Books on Demand

Foto: Christian Zeuß

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Freigeist

@Otto
Bitte kramen Sie Ihre Krügerrand, die sie gut im Keller versteckt haben, hervor und schauen Sie mal einen an, wie klein diese Münze ist - und was sie derzeit kostet. Äh! Hätte ich beinahe vergessen - schauen Sie nicht nur Ihre Barren an, sondern auch mal wieder Ihre Kürgerrand.

Gravatar: Otto

@ Freigeist

Dann machen Sie eben die Münzen etwas kleiner, für geringe Beträge nehmen Sie Kupfer oder Nickel.

Gravatar: Freigeist

Für 6,7 Mrd. Menschen nur Edelmetalle als Geld.
Gibt es denn so viel Edelmetalle derzeit?

Gravatar: Meier

Ich denke man kann Herrn Zeuß nur zustimmen.
Die Manipulation der Geldmenge, ausgehend von der amerikanischen Notenbank und nun auch durch die EZB verursacht folende Scenarien:

1. zuviel "Kredit-Geld" ohne bisherigen Gegenwert gibt die Notenbank in Umlauf für Staatsausgaben in den Bereichen,
- sozialer Konsum
- Militärausgaben
- Subventionen

2. Diese Geldmenge drängt über die Geschäftsbanken in rentable Anlageformen mit geringem Risiko, wandert also preistreibend in den Rohstoff- und Immobilienmarkt oder zu staatlichen Schuldnern.

3. In diesen Anlagebereichen entsteht durch das "ungedeckte Zentralbankgeld" eine "Spekulationsblase entsprechend den steigenden Renditeerwartungen".

4. Die cleveren Investoren ziehen bei hohen Preisständen und noch steigenden Erwartungen schon ihre Einlagen zurück, bevor die "Spekulationskartenhäuser" zusammenbrechen und die Krise als eklatanter Werverlust offensichtlich wird.

5. Die Korrektur von Geldmenge zu Realwerten die sich in der Krise zeigt, veranlasst nun allerdings die Verlierer, sich mit "neuem Spielgeld" durch die Notenbank ausstatten zu lassen, um am nächsten Zyklus teilhaben zu können.

6. Im Interesse der politischen Meinungsbildung wird die Krise nicht den politischen Verursachern der "Geld/Kreditschwemme" sowie den "Bezahlern bzw. Verlierern" präsentiert, sondern es werden "potemkinsche Dörfer" als Feindbilder verschrieen.

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