Interview mit Stefan Schubert

»Kriminelle Strukturen mit migranten Hintergründen«

Bandenkriege um Territorien und kriminelle Geschäftsfelder kannte man bisher fast nur aus amerikanischen Metropolen. Es gibt sie längst auch in Deutschland. Gangs und Banden tragen tödliche Revierkämpfe aus, handeln mit Drogen, erpressen Schutzgeld und betreiben Zuhälterei. Innenminister und Justiz versagen angesichts dieser neuen Kriminalitätswelle. Stefan Schubert, Autor von »Gangland Deutschland« bringt im FreieWelt-Interview Licht in ein dunkles Kapitel.

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FreieWelt.net: „Gangland Deutschland“ ist ein beängstigendes Buch – mit teilweise grausamen Details und noch schockierenderen Visionen. Wie lange geht diese Entwicklung bereits und welche Richtung wird sie nehmen?

Stefan Schubert: Ich beschäftige mich bereits seit vielen Jahren mit diesem Thema und besitze dadurch sehr gute Kontakte. Während der Arbeit an meinem Buch über die „Hells Angels“ habe ich sehr verlässliche Ansprechpartner gewinnen können und hatte bereits zu Beginn dieser Entwicklung die Gangs im Blick. Es ist einfach ärgerlich, dass schon die Rocker-Szene nicht wirklich ernst genommen wurde und sich dies in den letzten Jahren bei den Gangs wiederholt. Aus den verschiedensten Gründen wird einfach so getan, als ob es sich bei diesen Gangs lediglich um eine Art aufmüpfiges Proletariat handelt, das zu belächeln ist. Dabei haben wir es hier nicht mit einer spannenden Modeerscheinung zu tun, sondern mit hochkriminellen Bandenstrukturen, die uns noch die nächsten zehn bis zwanzig Jahre beschäftigen werden.

FreieWelt.net: Sie schreiben von Vermummten und bewaffneten Rollkommandos, „die in Horden über verfeindete Gangs herfallen und erst von ihren Opfern ablassen, wenn deren Schädel infolge der Schläge aufgeplatzt sind und die Gehirnmasse austritt.“ Überspitzt ausgedrückt: Löst sich nicht damit das Problem der Gangs von alleine? Was geht uns das an?

Stefan Schubert: So sehen es scheinbar viele, aber dieser Gedanke ist völlig falsch und gefährlich. Aus zwei Gründen: Je härter der Kampf unter den Gangs ausgetragen wird, desto roher und brutaler werden die Kämpfer selber. Schon heute scheinen die Gangs in einem eigenen Milieu, einem rechtsfreien Raum zu leben. Hier werden weder Polizei noch Justiz anerkannt oder gar akzeptiert. Das ist bei jeder polizeilichen Vernehmung und bei jeder Gerichtsverhandlung zu erleben. Zum zweiten geschieht ist immer wieder, dass völlig unbeteiligte Passanten zwischen die Fronten geraten, weil sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort waren. In meinem Buch beschreibe ich den Fall eines jungen Mannes, dem dies passiert ist. Der Student war ein vollkommen Unbeteiligter, ist aber so schwer misshandelt worden, dass nur eine Notoperation sein Leben retten konnte. Den Rest seines Lebens wird er trotzdem ein Pflegefall bleiben.

FreieWelt.net: Sie beschreiben Blutrache, Selbstjustiz, Brandanschläge, Schießereien, Mord, Totschlag, ausbeuterische Zuhälterei, Zwangsprostitution, Vergewaltigungen und Menschenhandel. In der überregionalen Presse ist davon aber kaum etwas zu lesen; zumindest nicht im Zusammenhang mit Gangs und dem organisierten Verbrechen. Warum, Ihrer Meinung nach nicht?

Stefan Schubert: Das scheint ein sehr unbeliebtes Thema zu sein. Nach meinen Recherchen bestehen die Streetgangs zu über 90 Prozent aus Migranten. Kriminelle Strukturen mit migranten Hintergründen zu thematisieren, findet in vielen Medien per se nicht statt. Und wenn eine Berichterstattung doch stattfinden muss, weil die öffentliche Wirkung nicht zu verschweigen war, dann ohne Namensnennung und den Verweis auf ein Gang-Milieu. Hier rettet man sich dann in aktuelle Meldungen über die „Hells Angels“, die damit nun wirklich nichts zu tun haben, aber in der Regel keinen oder kaum einen migranten Hintergrund besitzen.

FreieWelt.net: Sie behaupten, dass eine „Integrationsindustrie ihre eigenen finanziellen Vorteile über alles andere stellt. Hauptsache, die Steuermillionen fließen weiter und neue Budgets werden erschlossen“.

Stefan Schubert: Es ist klar festzustellen, dass dieser Bereich der Integrationsbemühungen keinerlei Kontrolle unterliegt. Es werden enorme Summen ausgeschüttet – nach dem Motto: „Wir haben unser Bestes getan“. Was dabei wirklich herauskommt, scheint dann keinen mehr zu interessieren. Wenn mit nicht unerheblichen Steuergeldern ein Jugendzentrum betrieben wird, dass sich später als Gründungsort der heute größten Streetgang herausstellt oder aktive und polizeibekannte Straftäter als Kickbox-Jugendtrainer beschäftigt werden, die gleichzeitig hier noch Gang-Mitglieder rekrutieren können, sind das einfach haarsträubende Zustände.

FreieWelt.net: Sie behaupten, dass über die unkontrollierte Verschwendung von Steuermitteln hinaus, der Staat als solcher, in seiner „Schutzfunktion gegenüber der Bevölkerung versagt“.

Stefan Schubert: In Bad Godesberg bei Bonn kam es innerhalb weniger Monate zu einer wahren Brutalitäts-Schwemme. Mehr als vierzig schwere Straftaten wurden hier von Gang-Mitglieder begangen. Überfälle auf Lebensmittelläden, auf eine Postfiliale und Einbrüche in Wohnungen, um dort Schutzgeld zu erpressen. Das alles, als das Ergebnis einer unheilvollen Entwicklung. Hätten Behörden, Polizei und Justiz die Gangs hier früher und härter angefasst, deren Vereinslokale oder Fahrzeuge öfter und schärfer kontrolliert, hätte das sicherlich eine durchaus abschreckende Wirkung gehabt. Stattdessen wurde gewartet, bis etwas passiert und dann tritt ein Behördensprecher vor die entsetzte und schockierte Öffentlichkeit, um zu behaupten, die Vorgänge wäre wohl ein wenig ärgerlich, man habe aber alles im Griff und „No-go-Areas“ wären reine Fiktion. Dass die betroffene Bevölkerung das ganz anders erlebt, interessiert niemanden. Das ehemals beschauliche Städtchen ist dabei kein Einzelfall.

FreieWelt.net: Was sollte Ihrer Meinung nach getan werden, um eine Entwicklung zu stoppen, in der Gangs „Deutschland untereinander aufgeteilt haben und ungestört ihren kriminellen Geschäften nachgehen können“.

Stefan Schubert: Ich fürchte hier eine typisch deutsche Herangehensweise: Es gibt ein Problem und man will eine Lösung. Meiner Meinung nach, muss man sich daran gewöhnen, dass es Probleme gibt, die derart komplex gewachsen sind, dass es kein einfaches Lösungsmodell gibt. Die Gang-Strukturen haben sich über zehn Jahre lang fast völlig ungestört entwickeln können. Es ist einfach ein Irrglaube, zu meinen, diese „Geschichte“ erledigt sich von alleine. Jetzt möchte man einfach alles rückgängig machen. Das wird nicht funktionieren. Dieses Problem wird bleiben.

FreieWelt.net: Wenn Sie schreiben, dass „ganze Wohnviertel mit Panzerwagen und Spezialeinheiten abgesperrt und gesichert werden müssen, nur weil eine Gang ihre allwöchentliche Party feiert“ - ist das nicht ein wenig übertrieben dargestellt?

Stefan Schubert: Das sind ganz einfach Tatsachen. Was sich für Unbeteiligte nach einem Untergangsszenario aus einem Endzeitfilm anhört, ist so zum Beispiel in Duisburg- Rheinhausen tatsächlich passiert. Und nicht nur dort und nicht nur in einer fernen Vergangenheit. Das geschieht auch morgen und übermorgen. Und dann vielleicht auch in Ihrer Stadt.

FreieWelt.net: Dem Thema Strafverfolgung widmen Sie viel Platz. Allerdings immer in Verbindung mit den Begriffen „Deal“, „Geschachere in den Hinterzimmern der Richter“, „Strafzumessungen unter einer Haftstrafe“. Warum geht die Justiz nicht mit aller gebotenen Härte vor?

Stefan Schubert: In den Antworten zu meinen Anfragen an die zuständigen Staatsanwaltschaften gab es ein Begriff, der immer wieder auftauchte: Verfahrensökonomie. In der Regel wird gegen eine Mehrzahl von Tätern und von Delikten verhandelt. Mitunter dann auch gegen die Mitglieder unterschiedlicher und rivalisierender Gangs. Alleine schon das Heer der Pflichtverteidiger, das vom Staat bezahlt werden muss, die Transporte der Angeklagten aus den unterschiedlichsten Vollzugsanstalten, die Ladungen der Zeugen – es gibt nicht einen, mir bekannten Prozess, der über die volle Distanz gegangen ist. Aus reinen Kostengründen, werden mit den Angeklagten dann Verabredungen zum Schuldspruch in extrem minderschweren Fällen getroffen, nur das kostspielige Verfahren abzukürzen. Wenn eine Haftstrafe, dann eine unter drei Jahren, damit es keinen Abschiebegrund gibt. Vielfach einigt man sich allerdings auf eine Bewährungsstrafe. Die selbstverständlich nicht die geringste abschreckende Wirkung auf ein Gangmitglied hat.

FreieWelt.net: Wenn die Gewaltkriminalität weiter zunimmt und „ganze Stadtteile verrohen und sich in No-go-Areas verwandeln“ - welches Szenario sehen Sie für ein Deutschland in zehn Jahren?

Stefan Schubert: Es gibt heute bereits in skandinavischen Ländern einige Städte, in denen alle drei, vier Tage blutige und brutale Auseinandersetzungen zwischen Gangs stattfinden. Was dort bereits an der Tagesordung ist, wird auch in Deutschland ankommen und weiter eskalieren.

FreieWelt.net: Die „schweren Jungs“ können auch lesen. Gibt es Reaktionen zu Ihren Recherchen aus dem Milieu?

Stefan Schubert: Ja, die gab es schon auf mein Buch über die „Hells Angels“. Wie bereits gesagt, dieses Milieu ist längst in einem rechtfreien Raum unterwegs. Man zeigte sich eher amüsiert und war sogar ein wenig stolz darauf, in einem Buch erwähnt zu werden.

FreieWelt.net: Danke für das interessante Gespräch.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.von Bugenhagen

Na ist denn das...
,,Innenminister und Justiz versagen,, ??? Austauschen...wenn ein Manager versagt muss er auch gehen.Alle haben Angst um ihre Familien aber das Grauen kommt trotzdem.,,Hells Angels und Boons sind schon 50 Jahre unter uns ,es geht hier vielmehr um Nord Afrikaner und Asiaten.Aber hier wird ja sogar noch der Drogenhandel finanziert und unterstützt..Peinlich...

Gravatar: Roman Bodurka

Sehr geehrter Herr Schubert!

Es muß den Redaktionen inzwischen unterstellt werden, daß hier Fakten, die mit dem Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland auf dem Boden des Bonner Grundgesetzes von Staats wegen nicht vereinbar sind, bewußt totgeschwiegen werden und hierunter fällt auch die Schwerstkriminalität, so wie es der NAZI-Jurist Dr. jur. Willi Geiger 1941 schon in seiner Promotion "Die Rechtsstellung des Schriftleiters" vom pflichtbewußten Journalisten im Konfliktfall mit dem Staat verlangt hat, nämlich nicht die Wahrheit verfälschen, sondern totschweigen.

Das heißt, denjenigen NAZI-Schergen, denen ein Persilschein ausgestellt werden oder mit denselben sympathisierten, konnten das "braune Gedankengut" bis in heutige Zeit fortschreiben.

Grund: Eine Absurdität, die sich in der letzten Tagebucheintragung des NAZI-Propagandisten Joseph Goebbels widerspiegelt, Zitat-Anfang: "Die letzte Berechnung"
»Sollte uns der Sprung in die große Macht nicht gelingen, dann wollen wir unseren Nachfolgern wenigstens eine Erbschaft hinterlassen, an der sie selbst zugrunde gehen sollen. Das Unglück muß so ungeheuerlich sein, daß die Verzweiflung, der Wehruf und Notschrei der Massen trotz aller Hinweise auf uns Schuldige sich gegen jene richten muß, die sich berufen fühlen, aus diesem Chaos ein neues Deutschland aufzubauen. Das ist meine letzte Berechnung.« (Quelle: Staatsarchiv Freiburg W 110/2 Nr. 0065, Bild 1)

Gravatar: Wolfgang

Es ist immer noch der traurigen Geschichte der Judenvernichtung geschuldet, daß wir auch 80 Jahre nach diesem schlimmen Greueltaten, immer wieder daran erinnert werden. Daher werden alle Tendenzen zur Bekämfung dieses offensichtlichen Migrantenproblemes, die auch nur im Ansatz in diese Richtung gehen, gerne grundsätzlich mit erhobenem Zeigefinger und Hinweis auf den Holocaust zerredet und abgewürgt.
Der deutsche Staat, hat ganz besonders aus diesem Grund die Verpflichtung zur Vermeidung dieses Problemes zu sorgen. Das kann und muß durch vielerlei geeignete Maßnahmen erfolgen und eine Maßnahme wäre es den Migranten, die sich hier nicht einfügen/anpassen wollen, Herrn Erdogan zurückzuschicken. Ganz sicher muß allen Jungendlichen von heute eine Perspektive, sowie Beschäftigung gegeben werden und daran gilt es zu arbeiten. Toleranz ist bei diesem Thema sehr wichtig, darf jedoch nicht als Schwäche ausgelegt, oder durch Untätigkeit realisiert werden.

Gravatar: Tilda

Presseleute und Anwälte werden bedroht und eingeschüchtert.
Die heile Welt Darsteller haben kein Interesse an der Wahrheit.
Menschen die mahnen, werden als ausländerfeindlich bezeichnet.
Es wird noch schlimmer werden.

Gravatar: K. St.

Beängstigend! Danke für das Interview.
Mir ist schon lange aufgefallen, dass Verbrechen von Tätern mit ausländischen Wurzeln kleingeredet oder unter den Teppich gekehrt werden. Dazu gibt es dann noch Pseudo-Studien, die besagen, dass Jugendliche mit Migrantenhintergrund keineswegs auffälliger seien und mehr Straftaten begingen als deutsche Jugendliche.
Neben der Justiz machen auch die Medien bei diesem Spiel mit. Da frage ich mich, was hinter diesem einträchtigen Kuschelkurs gegenüber ausländischen Gesetzesbrechern und Totschlägern steckt? Und warum werden wir ständig zu noch mehr Willkommenskultur aufgefordert?

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