Horst Hennert Geschäftsführer der Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft

»Jungen sind im Bildungswesen benachteiligt« - Interview mit Schulgründer Horst Hennert

Jahrelang wurden die Pläne der Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft, ein Jungengymnasium in Potsdam einzurichten, von der Brandenburgischen Landesregierung blockiert. Doch am Ende hat das Bundesverwaltungsgericht die Behörden in ihre Schranken verwiesen. FreieWelt.net sprach mit Hennert, dem Geschäftsführer der Fördergemeinschaft, über die Umstände der Schulgründung.

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FreieWelt.net: Bitte erläutern Sie uns, wie Sie auf die Idee gekommen sind, ein Jungengymnasium in Potsdam zu gründen: Warum gerade jetzt? Warum in Potsdam?

Horst Hennert: Nachdem Berlin zur Bundeshauptstadt wurde, sind viele Familien aus dem Westen nach Berlin und ins Umland gezogen. Auf der Suche nach Schulen für ihre Kinder wurden sie damit konfrontiert, dass hier die Gymnasien meist erst mit der 7. Klasse beginnen, dass statt Religionsunterricht Ethik vermittelt wird, dass es wenig Schulen mit christlichem Profil gibt. So bildete sich eine Initiative aus Eltern, die sich stark machen wollte, eigene Schulen zu gründen. Da einige aus dem Kölner Raum die Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft kannten, die seit 40 Jahren ein Mädchengymnasium in Jülich betreibt, konnten sie diesen Schulträger für ihr Anliegen gewinnen. Da die Ersatzschulfinanzierung in Brandenburg günstiger ist als in Berlin und einige Eltern aus dem »Speckgürtel« um Berlin kommen, bot sich Potsdam als Standort an, weil er auch aus dem Westen Berlins leicht zu erreichen ist.

FreieWelt.net: Offiziell hat die Landesregierung ihren Widerstand gegen die Schulgründung damit begründet, dass reine Jungen- oder Mädchenschulen im Brandenburgischen Schulgesetz nicht vorgesehen sind. Sie wollen aber eine Jungenschule gründen. Was spricht für das Konzept der Monoedukation?

Horst Hennert: Dass die Jungen in unserem Bildungswesen benachteiligt sind, ist inzwischen allgemein bekannt: Inzwischen sind fast 60 Prozent der Abiturienten Mädchen, bei den Sitzenbleibern sind die Jungen in der Mehrzahl, 80 Prozent der ADHS-Geschädigten (Zappelphilipp-Syndrom) sind Jungen, Gewalt und Drogen treten vor allem bei Jungen auf. Das sind nur einige der Phänomene, die zum Nachdenken anregen über die Frage, wie man den Jungen besser helfen kann.

Als wir mit dem Schulprojekt begonnen haben, stand im Brandenburgischen Schulgesetz, dass die Schulen »in der Regel« koedukativ seien. In einer Neufassung wurde dann »in der Regel« gestrichen und unser Antrag von 2006, ein Jungen- und zeitversetzt ein Mädchengymnasium zu gründen, abgelehnt. Dagegen hat die Fördergemeinschaft durch drei Instanzen geklagt und nach sieben Jahren beim höchsten Gericht Recht bekommen. Das Land Brandenburg hatte argumentiert, dass an einer monoedukativen Schule die Gleichberechtigung der Geschlechter nicht vermittelt werden könne, dass sie diskriminierend für das andere Geschlecht und für »Transgender« sei. Das Bundesverwaltungsgericht hat nun letztinstanzlich entschieden: Nicht alles, was man in der Schule lernt, muss dort auch praktisch erfahren werden, zum Beispiel Respekt und Achtung vor anderen Ethnien erfordert nicht, dass in jeder Klasse fünf ausländische Schüler sitzen.

Wir wollen nur ein Angebot für Eltern machen, das im schulischen Lernen die Unterschiedlichkeit der Geschlechter berücksichtigt, das die besonderen Fähigkeiten der Jungen zum Beispiel in den naturwissenschaftlichen Fächern fördert, ihre sprachlichen Defizite ausgleicht, ihrem größeren Bewegungsdrang durch sportliche Aktivitäten entgegenkommt, ihr eher sachorientiertes Lernen und ihre gegenüber Mädchen langsamere Entwicklung berücksichtigt. Auch von staatlichen Stellen wird jetzt darüber nachgedacht, ob es nicht pädagogisch sinnvoll sei, in bestimmten Entwicklungsphasen und in einigen Fächern Jungen und Mädchen zu trennen. Das läuft unter der Bezeichnung »reflexive Koedukation«.

FreieWelt.net: Die Landesregierung hat versucht, die Gründung des Gymnasiums zu verhindern und dabei kaum einen Hehl daraus gemacht, dass sie die Verbindung zum Opus Dei stört. Wie wollen Sie derartigen Sorgen – die immer wieder geäußert werden – begegnen?

Horst Hennert: Wir haben immer zum Ausdruck gebracht, dass für uns die Erziehungsgrundlage das christliche Menschenbild ist, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist, dem höchste Achtung entgegenzubringen ist. Die Schüler sollen zu selbstverantwortlichen Persönlichkeiten werden, die einmal im Beruf, in der Familie und in der Gesellschaft ihre Fähigkeiten einbringen und sich nicht von Ideologien einfangen lassen.

Die Spiritualität des Opus Dei ist gerade darauf ausgerichtet, sich als Christ in der Welt in diesen Bereichen zu bewähren. Die seelsorgliche Betreuung durch einen Priester des Opus Dei ist ein Angebot an die Eltern und Schüler, ihnen dabei zu helfen.

Das Opus Dei ist eine Personalprälatur innerhalb der katholischen Kirche, ein Bestandteil der hierarchischen Struktur der Kirche, und vertritt daher keine anderen Werte und Ziele als die katholische Kirche. Diese Erkenntnis setzt sich langsam auch im Bewusstsein vieler Menschen entgegen allen romanhaften Verzerrungen durch.

FreieWelt.net: Wie bewerten Sie das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das Ihnen Recht im Streit mit der Landesregierung gegeben hat: Handelt es sich um eine Einzelfallentscheidung oder hat es eine darüber hinausgehende Bedeutung?

Horst Hennert: Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ist von grundsätzlicher Bedeutung. Seine Tragweite liegt darin, dass jetzt Eltern, die dies wünschen, in allen – auch in den neuen Bundesländern – Schulen gründen können, die getrenntgeschlechtlich sind. Es ist eine Entscheidung für das freie Schulwesen in Deutschland und für das Recht der Eltern auf freie Schulwahl. Und sie stärkt die Eltern in ihrer im Grundgesetz verankerten Erstverantwortlichkeit für die Erziehung ihrer Kinder.

FreieWelt.net: Vom Erzbistum Berlin hört man wenig zu Ihrem Vorhaben, obwohl es selbst mehrere Schulen betreibt. Fühlen Sie sich ausreichend unterstützt?

Horst Hennert: Wir haben das Erzbistum Berlin von Anfang an über unser Vorhaben informiert. Da es sich aber nicht um eine kirchliche Schule handelt, war auch klar, dass sich das Bistum nicht finanziell engagieren würde.

FreieWelt.net: Vielen Dank für das Gespräch.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Cowboy Hank

Da will jemand Bildung anbieten und muss sich
ganze 7 Jahre durch die Instanzen klagen, nur
weil die GenderSozialisten was dagegen haben.

Gravatar: Benno

Toll, endlich mal eine Schule für Jungen! Die für Mädchen waren ja nie ein Hindernis in unserem feministisch dominierten Deutschland.

Gravatar: Gero Pischke

Klasse! Herzlichen Glückwunsch zu diesem positiven Urteil! Damit habe ich nie gerechnet.

Nun gibt es eine Möglichkeit mehr seine Kinder in eine nichtstaatliche Schule zu schicken. Was gibt´s da zu meckern? Wettbewerb belebt das Geschäft!

Ich beneide die Jungen, die dort unterrichtet werden jetzt schon.

Viel Erfolg bei der weiteren Organisation und natürlich bei der späteren Schulführung!

Gravatar: Freigeist

Jetzt fehlt nur noch eine Schule der Taliban.

Gravatar: Duke of Danzig

Frau Merkel ist nicht frei! Sie muß den
Siegermächten USA, F.GB gehorchen, deswegen eine "deutschfeindliche" Pooitik. Geld gibt es nur für amerikanische Untrernehmen. Ford/Opel
General Motor und verschiednen Pharmariesen , die US Mutterhäuser haben. Es wurde festgestellt, daß die deutschen Armen, der Regierung inklusiv der Poolitiker egal ist - hauptsächliche -IHRE Pensionen sind sicher. Kanzleramt wie auch die amtierenden Politiker - müssen persönlich haften für den Mist/Betrug etc.den sie machen
DoD
Die Wahlen sind ein Witz, die meisten
Aktionen werden in geheimen Absprachen geregelt - nach Vorgabe von Logen und anderen geheimen Gesellschaften.
Da Deutschland sein Geld nicht selber druckt, haben die intern. Banker das Sagen über Deutschland/Europa- über die Weltbank etc.
Der Bürger ist nur Melkkuh. Sonst hätte man die gesamten Rentenlandschaft nicht so brutal verändert. Soziale Gelder werden unter falschen Vorraussetzungen (Lügen) an die Siegermacht des 2. Weltkrieges gegeben,
um einen sinnlosen Krieg zu finanzieren.
Wir sind von dem militärischen Überbau abhängig- nicht von unseren Politiker.
Von hier aus wird die Politik bestimmt.
Die Politiker sind eigentlich nur Marionetten. Kohl ist dafür von der City of London belohnt worden und geehrt. Des wegen konnte er nicht sagen, woher er das Geld hat, wofür es keine Erklärung gab.
Als Hochgradfeimaurer ist fast alles erlaubt. Die meisten denken nicht, daß sie sich vor dem Gott der Bibel verantworten müssen.
Menschen sind keine Tiere und auch keine Hunde. Soldaten sind Menschen und nicht das Klopapier der Politiker, wie Herr Kissinger meint
Wen interessiert es , daß tägöich 100 00 Menchen wegen der Schuldenpolitik - sterben. Solange wir zu essen haben meinen wir haben nichts damit zu tun.
Wenn die Politik so weiter geht, werden wir mit der NWO noch Schlimmeres erleben. Die Medien sind von den Geldmagnaten gekauft und beherrscht. Nur was diese Leute gut heißen, das wird im Fernsehen, Radio und in den Printmedien weitergegeben. Hier werden die größten Lügen propagiert.

DoD

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