Dr. Eike Hamer von Valtier Krisenexperte

»Goldlieferung eingestellt. Die Krise eskaliert.«

Interview mit Dr. Eike Hamer von Valtier

Eike Hamer von Valtier ist Diplomkaufmann, Buchautor und Unternehmer in Hannover. Als Vorstand im Mittelstandsinstitut Niedersachsen gilt er als einer der führenden Experten in den Bereichen Edelmetallmärkte, Krise, Finanzen und Mittelstand. Im Interview mit FreieWelt.net analysiert er die aktuelle Edelmetallkrise an den Weltbörsen.

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FreieWelt.net: Die Gold- und Silberbörse in Hong Kong, die HKMEx, liefert kein Gold mehr aus? Was hat das zu bedeuten?

Von Valtier: Am Wochenende erklärte die HKMEx, die elektronische Börse für den Handel von Gold und Silber auf Ziel (so genannte „Futures“) in Hong Kong, daß sie bis auf weiteres den Handel einstellen würde. Deshalb wurden am Montag alle Handelsverträge (Futures) über die Lieferung von physischem Gold und Silber zwangsabgewickelt in bar - es erfolgte also keine Lieferung von Gold und Silber, wie die Käufer eigentlich beabsichtigt hatten, sondern Cash. Statt Gold und Silber erhielten sie Dollar zum Tageskurs des Goldes bzw. des Silbers. Dumm nur, daß der Goldpreis zufällig zuvor auf ein Rekordtief gefallen war.

FreieWelt.net: Mit welchen Folgen?

Von Valtier: Denjenigen, die glaubten, daß sie über die Börse z.B. im kommenden Juni oder September Gold zu einem bestimmten Preis geliefert bekämen, wurde nun erklärt, daß sie das Gold nicht bekommen werden. Wer nun aber das Gold braucht, weil er beispielsweise ein Juweliergeschäft hat oder es als Goldhändler einem anderen zu liefern versprochen hat, hat nun ein Problem. Sein Vertragspartner liefert ihm über die Börse HKMEx das versprochene Gold nicht mehr, weil die Börse  beschlossen hat, zu schließen. Mit der Schließung der Börse entfällt die Lieferpflicht des Goldverkäufers.

FreieWelt.net: Kann die Börse einfach beschließen, statt Gold und Silber physisch zu liefern, Dollar zu zahlen?

Von Valtier: Die HKMEx-Börse hat einen Trick angewandt. Sie haben die Börse unter dem Vorwand geschlossen, freiwillig die Börsenlizenz abzugeben, die sie sich dann wieder neu holen will. Die Geschäftsbedingungen sehen für diesen Fall vor, daß alle Verträge – sogenannte Kontrakte – abgewickelt werden müssen und zwar in Bar. Die tatsächliche Lieferverpflichtung physischer Rohstoffe entfällt.

FreieWelt.net: Warum hat die Börse zu diesem Mittel gegriffen?

Von Valtier: In den vergangenen Wochen explodierte die Nachfrage nach physischem Gold. Die Chinesen kauften über 300 Tonnen Gold und zwangen damit die Banken aus den USA zu liefern. Auf diese Weise wollen sie – und auch andere Staaten – ihre Dollarreserven gegen etwas Wertbeständiges eintauschen. Die Banken, die Goldkontrakte verkauften und nun eigentlich physisch liefern müssten, rechneten aber eigentlich gar nicht damit, tatsächlich liefern zu müssen. Sie glaubten oder hofften, die Menschen  würden – wie früher - nur mit dem Preis spekulieren. Wenn aber mehr als 10%  Käufer bei der New Yorker Börse beispielsweise auf ihren Vertrag auch Lieferung verlangen, können die Banken nicht liefern. Soviel physisches Gold, wie die Banken „leer“ verkauft haben, haben sie nicht.  Wenn also zu viele Käufer tatsächlich Lieferung verlangen, ist für die Banken Schluß. Genau dies zeichnet sich gerade ab. Die Investoren haben (Liefer-)Versprechen gekauft und jetzt wollen sie tatsächlich Lieferung, weil sie zu Recht fürchten, daß die Versprechen nicht eingehalten werden. Wenn aber der Verkäufer erwartet, daß er nicht liefern kann, muß eine Lösung her. Es ist aber Aufgabe der Börse sicherzustellen, daß die Vertragspartner auch liefern können und werden. Dies war nicht mehr zu leisten. Obwohl sie das selbst absehen konnten, schritten sie nicht ein. Die Börse zu schließen war wohl eine Lösung aus dem Dilemma. Das gibt natürlich keiner gerne zu und so heißt es offiziell, „der Handel lohnte sich aufgrund der geringen Mengen für die Börse nicht mehr“.

FreieWelt.net: Warum ist das dramatisch?

Von Valtier: Jeder Zusammenbruch einer Börse ist dramatisch- der einer Gold- und Silberbörse aber besonders. Über die Börsen wird nämlich im Vertrauen darauf, auch wirklich Lieferung bekommen zu können, mehr Gold und Silber in Kontrakten gehandelt als physisch lieferbar ist. Beim Zusammenbruch schwindet das Vertrauen auf die Lieferfähigkeit der Verkäufer. Zudem ist besonders Gold nach wie vor der Kern, auf dem alle Papierwährungen basieren. Am Gold und Silber erkennen die Menschen, wie wertlos Papiergeld wird. Deshalb versuchen die Notenbanken seit langem, den Gold- und Silberpreis niedrig zu halten. Dabei versprachen Sie über eben diese Börsen, mehr Gold und Silber zu liefern, als geliefert werden kann. Sie haben nicht nur zu viel Papiergold, sondern auch zu viel Papiergeld produziert und fürchten nun, daß das den Menschen auffällt. Tut es das nämlich, steigen die Preise, weil die Menschen das Geld loswerden wollen und dafür lieber Sachwerte kaufen. Dann leiht aber auch niemand mehr dem Staat Geld zu 1 % oder weniger. An diesen Punkt kommen wir jetzt.

Dr. rer. pol. Eike Hamer von Valtier setzte als Koautor der Buchpublikationen, „Was passiert, wenn der Crash kommt?“ (Olzog, 12. Auflage) und „Der Welt-Geldbetrug“ (Aton, 4. Auflage) und "Warum lassen wir das geschehen?" Maßstäbe in der Politischen Diskussion.

Als Herausgeber des Informationsbriefes Wirtschaft aktuell gibt von Valtier wertvolle Hintergrundinformationen, Tipps und Insidereinblicke. Dazu veranstaltet Wirtschaft aktuell für seine Abonnenten regelmäßig hochexklusive, geschlossene Seminarveranstaltungen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Swissedelmetalle

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Gravatar: Frager

Was sagen jetzt die schlauen Vorhersager, die den Goldpreis bei 10.000 Dollar vorausgesagt haben???

Gravatar: Konietzke

Spare schon länger in der Schweiz bei Swissedelmetalle physisch an und hole mir bei Erreichen von 200g das Gold selber ab, seit drei jahren noch nie Probleme gehabt.

Gravatar: Melanie G.

Wie kann man nur so dumm sein, Papiergold zu kaufen. Jeder wurde doch seit Jahren davor gewarnt, so ein wertloses Papier, ich sage mal ein ..Anrecht dafür Gold zu bekommen, zu kaufen.
Eine Ironie des Schicksals, jetzt wollen sie ihr Gold abholen und bekommen dafür keines, weil dieses Gold gar nicht vorhanden ist.
Genau betrachtet ist das ein weiterer Betrug neben vielen anderen, die wir heute sehen und erleben.

Gravatar: bertram

@Fred
Bei pro Aurum hast du den Vorteil, dass die schon lange Edelmetallhändler sind und sich physisch eindecken und auch nur physisch EM verkaufen, dazu kommen, dann noch jahrelange Partnerschaften mit den Lieferanten. Aber auch hier in Deutschland gab es einige kleiner EM-Händler, die nicht mehr liefern konnten bzw. bei denen der Laden einfach ausverkauft war.
An einem großen Börsenplatz wenn da mehrere Tonnen auf einmal bestellt werden, dieses aber vorher notwendigerweise zur Manipulation verwendet werden musste um die Preise niedrig zu halten, dann muss halt einer warten.

Und das ist mit unserem Geld genauso, wenn 2% der dt. Bevölkerung ihr Geld in Bargeld umwandelt, dann ist D auch gleich zahlungsunfähig, da dann nichts mehr an Geld vorhanden ist. Außer dem digitalen Geld.
Bargeld : digitales Geld
= Papiergold : echtem Gold

Gravatar: Fred

Pro Aurum kann jede Menge Münzen und Barren liefern, und das zu normalen Preisen. Hier in Deutschland kann also keine Rede davon sein das physisches Gold knapp ist. Offensichtlich gibt es halt in Hong Kong lokale Lieferschwierigkeiten die nach einigen Wochen (oder 1-2 Monaten) behoben sein sollten.

Gravatar: Sven Oertel

Warum überhaupt Gold?? -Besser strategische Industriemetalle kaufen, welche nicht an der Börse notiert sind und als Industrierohstoff immer dringender gebraucht werden und dabei extrem stark verknappen-somit muss zwangsläufig der Preis steigen und kann nicht durch Börsengeschehen heruntergeprügelt werden. Bei Fragen sven.oertel@t-online.de

Gravatar: Hans

Es wird viel mehr Golf gehandelt als es gibt,so einfach ist das!Sie werden keins bekommen haben...

Gravatar: Umdenken2012.de

Und der Mann hat genau so Recht wie sein Vater ! Viele Kluge Menschen haben vor den folgen gewarnt, haben Bücher geschrieben, Interviews gegeben oder waren auf Kongressen....so wie Prof. Bocker und Prof. Senf bei uns (umdenken2012) darüber referierte. Das das Dicke Ende kommen wird ist nichts neues doch das ignorante Volk lauscht ja lieber dem alternativlosem Gesäusel unserer Politiker die Stets behaupten wir wären auf einem Guten Weg *lach*
Hier kann man nur Prof. Bocker zitieren: Wer seine Augen jetzt nicht zum Sehen nutzt, wird sie bald zum Weinen brauchen !

Gravatar: Fred

Eine zentrale habe ich hier vermisst. Warum decken sich die Investoren, die jetzt kein Gold erhalten haben, nicht einfach woanders mit Gold ein mit dem Geld was sie jetzt erhalten haben? Ich hab nichts davon gehört das Goldbarren knapp sein sollen. Und selbst wenn schon. Dann dauert es ein paar Wochen bis die Hysterie um das Gold vorbei ist und es wird wieder Gold lieferbar sein. So war es in den letzten Jahren immer! Damit will ich nicht sagen das daß für alle Zeiten so bleiben wird, ganz im Gegenteil. Aber die Freie Welt hätte diese Frage stellen müßen, bzw. Herr Hammer hätte diese Frage von sich aus aufwerfen müssen!

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