Interview mit Pol Rodriguez

Freiheit versus Karriere

Pol Rodriguez war früher Bauleiter in seinem Heimatland Spanien und lebt jetzt seine wahre Leidenschaft als selbstständiger Filmemacher in Berlin aus.

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In unserer heutigen Gesellschaft nimmt das Streben nach Glück immer mehr zu. Besonders junge Menschen entscheiden sich oft für einen Weg gegen die Karriere, die sie eigentlich hätten anstreben können, und für das persönliche Glück. Dabei hätten sie die besten Voraussetzungen für ein Leben aufwärts der Karriereleiter, aber sie wollen lieber ein erfülltes Leben. Erwartungen der anderen spielen eine untergeordnete Rolle. Es geht um persönliche Werte, Freiheit und Selbstbestimmung. Eine Balance zwischen Beruf und Freizeit ist wichtiger geworden.

Der Lebensweg von Pol Rodriguez steht exemplarisch für diesen Trend. FreieWelt.net sprach mit ihm über Geld, Glück und Veränderungen.

FreieWelt.net: Sie haben sich gegen Ihre frühere Karriere als Bauleiter und für Ihr persönliches Glück entschieden. Nun sind Sie leidenschaftlicher Filmemacher und leben Ihre kreative und künstlerische Seite in vollen Zügen aus. Wie kam es dazu, dass Sie Ihre damalige Karriere aufgegeben und neu durchgestartet haben?

Pol Rodriguez: Erkenntnis. Es war meine Erkenntnis! Ich schaute in mich hinein und mir wurde klar, dass ich nicht vollkommen glücklich war. Ich strebte nach mehr Kreativität und erkannte, dass ich diese Eigenschaft Tag für Tag in mein privates wie auch mein berufliches Leben einbringen möchte. Ich wollte meine kreative Ader ausleben und mein Leben danach ausrichten. Es ist für mich sozusagen eine Lebenseinstellung! Ich brauche das Gefühl, dass ich in das, was ich tue, auch vollständig involviert bin. Und dabei rede ich von meinem Verstand und meiner Seele.

FreieWelt.net: Welche Erwartungen und Wünsche hatten Sie zu Beginn Ihrer Karriere als Bauleiter?

Pol Rodriguez: Damals erwartete ich nicht so viel. Ich war gefangen in einer Welt, in welcher der Gedanke existiert, dass man sich um eine „echte“ Arbeit bemühen muss, damit man viel Geld verdienen kann. Diese Einstellung ist eine Art Gehirnwäsche. Man denkt, genau das wird von einem erwartet. „Verrichte harte, ‚echte‘ Arbeit, damit du gutes Geld verdienst!“ Aber ich hatte gleichzeitig auch immer das Gefühl, dass es nicht so ist.

FreieWelt.net: Waren Sie damals glücklich?

Pol Rodriguez: Nein. Ich tat nicht das, was mich komplett erfüllte. Nur arbeiten, um Geld zu verdienen, ist zu wenig. Im Leben geht es um mehr!

FreieWelt.net: Und sind Sie es heute?

Pol Rodriguez: Ja! Ich tue genau das, was ich liebe auf eine Art und Weise, die mir behagt. Ich habe mein Leben umgestaltet, damit ich mehr Freiheit habe. Ebenso kann ich nun endlich die Arbeit und den Spaß verbinden!

FreieWelt.net: Wann wussten Sie, dass es Zeit für eine berufliche Veränderung ist und warum?

Pol Rodriguez: Ich fühlte es! Man spürt tief in seinem Inneren, wenn etwas nicht gut für einen ist. Dann ist es an der Zeit Entscheidungen zu treffen, ehrlich zu sich selber zu sein, Risiken auf sich zu nehmen und endlich damit aufzuhörenVerantwortungen von sich zu schieben. Es ist wichtig, dass man das tut, was man gerne macht und das auf eine Art und Weise, wie man es am besten kann. Man darf sich nicht an Mustern und Klischees aufhalten, wenn man dafür nicht geschaffen ist. Wer sagt denn, dass eine gute Arbeit, eine Ehefrau und ein teures Auto alleine schon glücklich machen. Jeder sollte seinen eigenen Weg finden und sich nicht an den Erwartungen anderer festhalten.

FreieWelt.net: Was hat Sie zu dieser persönlichen Veränderung in Ihrem Leben angetrieben?

Pol Rodriguez: Jeder will glücklich sein. Wenn du nicht glücklich bist, versuchst du etwas in deinem Leben zu ändern.

FreieWelt.net: Was war für Sie das Schwierigste auf Ihrem Weg der Veränderung?

Pol Rodriguez: Wenn man einen Weg alleine und in Freiheit geht, gibt es keine Lehrer oder Regeln. Es ist manchmal schwierig zu entscheiden, was zu tun ist. Keiner gibt dir vor, was in diesen Momenten richtig oder falsch ist. Du musst selbst entscheiden und fühlst dich in manchen Situationen allein. Dann kommen auch Zweifel auf.

FreieWelt.net: Was denken Ihre Familie und Freunde über Ihre Entscheidung?

Pol Rodriguez: Sie sind sehr stolz, dass ich so viel Mut hatte!

FreieWelt.net: Was bedeuten für Sie Freiheit und Glück und wie wichtig ist Selbstbestimmung?

Pol Rodriguez: Ich denke, Freiheit ist, wenn man nicht permanent von Sachen aufgehalten wird. Man ist frei, wenn man die eigene Persönlichkeit entfalten kann und seinen Weg geht. Glück ist dabei das Gefühl,welches man in solchen Situationen verspürt. Wenn man nicht ständig seine Energie an Probleme verschwendet, hat man mehr Energie übrig. Folglich fühlt man sich auch besser. Das ist Glück!

FreieWelt.net: In welcher Rolle sehen Sie sich und Ihre Generation in der Gesellschaft?

Pol Rodriguez: Meiner Meinung nach gibt es Leute, die sich über ihr Leben und sich selbst bewusst sind. Diese trauen sich auch etwas zu ändern. Andere sind sich darüber nicht im Klaren und ändern auch nichts. Ich glaube, die Generationen sind gar nicht mal so verschieden, denn was wirklich zählt, ändert sich nicht! Jeder will glücklich sein. Der Mensch wurde gemacht, um ein glückliches Leben zu führen! Wenn man nicht glücklich ist, wird man krank. Vielleicht ist die heutige junge Generation einfach mutiger und vom Denken her freier, weil auch die Welt mehr und mehr sich öffnet. Die Leute lernen, dass es nicht nur den einen richtigen Weg im Leben gibt, sondern jeder danach streben sollte, was für ihn richtig und wichtig ist.

FreieWelt.net: Was ist Ihre persönliche Motivation im Leben und welche Ziele gibt es für die Zukunft?

Pol Rodriguez: Glücklich sein und weiterhin meinen eigenen Weg gehen.

FreieWelt.net: Warum sind heute Glück und Freiheit wichtiger als Geld und Karriere?

Pol Rodriguez: Wir sollten aufhören, dies zu trennen! Es ist möglich, dass man mit etwas, was man liebt, einen guten Verdienst erwirtschaften kann und gleichzeitig glücklich und frei ist. Wir können unser Leben so gestalten, wie wir es wollen! Ich tue es!

FreieWelt.net: Vielen Dank für das Gespräch.

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