Interview mit Steven Kuhn

»Die Linke hat einen gemeinsamen Feind gefunden«

Im Interview mit der Freien Welt erklärt Steven Kuhn, wie die Differenzen der amerikanischen Gesellschaft sich auf zwei gegenüberliegende Lager geschlagen haben: rechts und links der Mitte, für oder gegen Trump. Um Amerika voranzubringen, muss man diese Spaltung überwinden.

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Freie Welt: Hallo Herr Kuhn. Schön, dass Sie wieder da sind. Wie war Ihre Woche?

Steven Kuhn: Danke. Freut mich, wieder hier zu sein. Die Woche war wieder voller Neuigkeiten. Es gab mehr zu verfolgen als üblich.

Freie Welt: Gut, dann lassen Sie und gleich mit Trumps Steuererklärungen anfangen. Ist es nicht endlich an der Zeit, dass Präsident Trump sie veröffentlicht?

Steven Kuhn: Ich wusste, dass dies die erste Frage sein wird. Aber sollte von allen Fragen, Sorgen und Problemen, die unser Land betreffen, dies die dringendste sein? Schade, dass das Thema überhaupt in den Schlagzeilen sein muss.

Ich werde mal aus meiner persönlichen Sicht sprechen. Sicherlich spreche ich nicht für den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Schließlich ist er der Präsident, und die Veröffentlichung wird nichts bringen, das mit seine Präsidentschaft berührt.

Unabhängig davon wird das Establishment niemals zufrieden sein, egal was passiert. Eine liberale amerikanische Journalistin hatte diese Woche eine Live-Show, in der sie seine Steuererklärung von 2005 offenlegte. Es stellte sich heraus, dass er 35 Millionen Dollar Steuern zahlte. Nun wird erzählt, Trump habe sie selbst an die Öffentlichkeit lancieren lassen. Ich habe vorausgesehen, dass dies die Reaktion [der Medien] sein würde, und zwar noch in der Sekunde, in der sie offengelegt wurden.

Wie kann irgendjemand solche Berichte noch ernst nehmen? Ich meine, es ist alles außer Kontrolle. Seine Familie wird angegriffen, seine Vergangenheit als Geschäftsmann, sein Charakter, sogar sein Sohn; und es sieht so aus, als würde das nicht enden.

Also warum Öl ins Feuer gießen und etwas veröffentlichen, das niemals irgendwas belegen wird noch jemals die linksliberalen Haie beruhigen wird. Es ist so, als schösse man sich in den eigenen Fuß. Die Linke wird niemals zufrieden sein. Also warum sich noch darum kümmern?

Freie Welt: Das mag ja sein, aber er versprach, er würde sie veröffentlichen. Und das amerikanische Volk hat das Recht dies zu erfahren.

Steven Kuhn: Da Sie kein Amerikanischer sind und nicht wissen, dass es kein Gesetz gibt, dass vom Präsidenten verlangt, seine Steuererklärungen offenzulegen, nehme ich Ihnen das nicht übel. Es wurde einfach von den meisten Präsidenten gemacht, das heißt, nicht von allen, denn er ist gesetzlich nicht dazu verpflichtet. Es stimmt zwar, dass er sagte, er würde sie veröffentlichen, aber wie ich schon sagte: Sie sind irrelevant geworden. Der einzige Grund, warum irgendjemand die noch sehen will, ist weil man es versuchen und irgendwo noch Dreck finden will.

Freie Welt: Danke für die Klarstellung. Wichtig zu wissen. Wie sehen Sie die derzeitige Situation der Vereinigten Staaten? Was denken Sie wird besser oder schlechter?

Steven Kuhn: Ich bin froh, dass Sie mich fragen, was ich denke, was besser wird, weil es davon so viel gibt. Vor der Wahl gab es eine Spaltung in den USA bezüglich Hautfarbe, Gender und politischer Einstellung. Es scheint, dass all dies nun verschwunden zugunsten von zwei Seiten: Links von der Mitte und rechts von der Mitte. Die Linke hat einen gemeinsamen Feind gefunden und die Rechte einen gemeinsame Führungsfigur.

In der Realität rückt unsere Nation weiter zusammen, wenn man von den vergangenen Spaltungsversuchen durch Identitäts-Politik und Glaubenskämpfen einmal absieht. Die, die rechts von der Mitte sind, glauben, dass wir vorankommen müssen und Amerika wieder zur alten Größe zurückführen müssen. Und daran ist nichts falsch, weil am Ende ein großartiges Amerika gut für alle ist. Das ist das Wichtigste, was ich sehe. Und es ist wunderbar.

Wir sind auf dem Weg, wieder eine bessere und moralisch ausbalancierte Nation zu werden, auf christlichen Werten stehend, was nicht gegen irgendwas gerichtet ist, wie viele es sagen wollen.

Einige mögen nicht zustimmen, aber ich kann nur sagen, dass eine Nation einen Bezugspunkt braucht, um verantwortungsvoll zu handeln. Unserer Bezugspunkt war immer Gott. Es ist in unserem Geld, in unseren Schulen und über allen öffentlichen Gebäuden, es half uns zu einer großen Nation zu werden.

Keine Struktur und keinen grundlegenden Glauben zu haben, das haben wir in den vergangenen acht Jahren durchgemacht: Chaos, jeder für sich selbst, Hass, Vorurteile wucherten überall.

Sie sehen, seltsamerweise werden selbst solche gläubig, die nicht mit Trump sind, und wenn nur indirekt. Das ist ein großartiger Moment, den wir erleben.

Freie Welt: Das habe ich selbst so noch nie gesehen, aber es ist plausibel. Wieder einmal überraschen Sie uns mit einer positiven Sicht in einer Situation, die allgemein als negativ wahrgenommen wird.

Steven Kuhn: Wissen Sie, es ist schade, dass dies als Überraschung empfunden wird. Ich versuche und lebe mein Leben, und viele andere, die ich kenne, tun das gleiche, indem sie sich auf die Lösungen konzentrieren und nicht auf die Probleme. Wenn dennoch Probleme aufkommen, suchen wir nach weiteren Lösungen und nach dem Positiven dieser Probleme.

Unser ganzes Leben, alles was wir tun, wen wir treffen, wie unsere Beziehungen funktionieren und wie wir uns selbst fühlen, all das hängt mit unserer Einstellung zu den Herausforderungen des Lebens zusammen. Wie schaffen mit unserem Handeln unsere eigene Realität, durch unsere Gedanken und Sprache. Die einzige Frage bleibt: Welche Realität wirst du wählen? Ich wähle die positive.

Freie Welt: Das ist ein typisch amerikanisches Statement. Deutsche sind da weniger romantisch. Aber es klingt immerhin sehr inspirierend. Nehmen wir einmal an, Sie haben recht und das Land kommt tatsächlich zusammen, auf jeder Seite, was ist dann die Lösung beide Seiten wieder zusammenzuführen?

Steven Kuhn: Großartige Frage. Ich muss zugeben, dass mich derselbe Gedanke beschäftigt. Was könnte es sein? Ich bin mir nicht sicher. Aber ich kann sagen, was es nicht sein wird: ein Problem, ein Statement, ein Tag oder einige Stunden. Den Wirrwarr zu enthüllen und anzugehen, mit dem die Bevölkerung vom Establishment überschüttet wurde, ist wie eine zerpflückte Zwiebel wieder Schale um Schale zusammenzufügen.

Ich denke, dass man damit anfangen muss, die Probleme anzugehen, die uns spalten und voneinander trennen. LGBT-Themen gehören dazu. Geben wir es doch zu: Weniger als drei Prozent der Gesellschaft gehören zu den LGBT. Es ist kein Massenproblem, dass viele berührt.

Damit soll das Thema für die Betroffenen nicht kleingeredet werden. Aber es ist nicht etwas, dass uns alle spalten sollte. Ein anderes Thema ist die Black-Lifes-Matter-Bewegung, die begann, nachdem Michael Brown in einer unklaren Situation sein Leben verlor, welche sich später als gerechtfertigt herausstellte.

Es gibt viele ernste Themen, die betrachtet werden müssen. Aber keiner wird versuchen mit ihnen zusammenzuarbeiten, solange die Meinungsverschiedenheiten in den Vordergrund gestellt und mit Verachtung und Gewalt vorgebracht werden, mit Hass und mit dem Anspruch, jemanden beleidigen zu dürfen.

Die Bewegungen würde sich selbst einen großen Dienst erweisen, wenn sie ihre Art und Weise sich darzustellen, ihre Forderungen zu äußern und ihre Botschaft zu vermitteln seriöser nehmen würden und es wie ein ernstes Thema angehen.

Wenn die Regierung diese Themen klären und kontrollieren soll, dann muss es der Regierung erlaubt sein, beide Seiten gleichermaßen zu beäugen. Das große Problem ist doch, wenn diese Gruppen nicht kriegen, was sie wollen. Dann bricht der Konflikt aus. Das muss aufhören, oder nichts wird besser.

Freie Welt: Wie es aussieht, ist also noch viel zu tun. Aber wie können diese Gruppen sich darauf verlassen, dass die Regierung von Trump sie ernst nimmt?

Steven Kuhn: Der erste Schritt wäre es, damit aufzuhören, auf ihn und seiner Regierung herumzuhacken, aufzuhören „Unrecht“ zu schreien, bevor man die Probleme überhaupt angehen konnte. Sie schaden nur der Vorwärtsbewegung unseres Landes. Sie machen es sehr schwer für jeden, sie ernst zu nehmen, mit der wahren Leidenschaft für positive Veränderungen.

Freie Welt: Sie sagen, dass diese Gruppen eine Chance haben, zu einem Konsens zu gelangen? Glauben sie das wirklich?

Steven Kuhn: Wir leben in einer Demokratie. Es ist nicht nur ihr Recht, sondern auch ihre Pflicht. Das Problem ist, wenn Persönlichkeiten das Rampenlicht für persönliche Vorteile suchen, dass dadurch berechtigte Bewegungen disqualifiziert werden. Andere Hürden, um Übereinkünfte zu erzielen, sind die nicht vorhandene Bereitschaft, Kompromisse einzugehen oder darüber zu sprechen, ihre Forderungen aufzunehmen. Das schafft auf beiden Seiten eine Mauer.

Nichts wäre besser für unser Land, wenn alle Seiten gut miteinander zurechtkämen und ihre unrealistischen Erwartungen für das Gesamtwohl beiseite lassen würden. Es ist noch ein langer Weg. Aber wir sind auf dem richtigen Kurs. Und bin guten Mutes es zu erleben.

Freie Welt: Die Zeit läuft davon. Aber erneut herzlichen Dank für Ihre positiven Gedanken, die Sie uns hinterlassen.

Steven Kuhn: Es war mir eine Ehre. Dankeschön.

 

Das Interview ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Das englische Original finden auf der Webseite des ISSB e.V.

 




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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Friedrich Bartholomay

Die Linke hat einen gemeinsamen Feind gefunden ?
Keineswegs !
Die Linke besteht heut wie zu SED-Zeiten aus einer "Einheitspartei" bestehend aus den Altlastparteien die die "Nationale Front" bilden. Und dessen Klassenfeind ist nach wie vor die ehemals lebendige Demokratie des Westens in der noch eine demokratische Opposition existierte.
Die AfD ist daher in D.schland der Klassenfeind den man nun Rechtspopulismus nennt,was die Begriffe des Kapitalismus und Sozialismus ersetzt. nichts Neues unter der Sonne. Aus SED wurde PDS und nun Linke.
Wer uns heute regiert bestätigt auch Brigadegeneral a.D, Günzel auf you tube : "Es reicht ,für wie dumm haltet ihr uns" oder "Deutschland befindet sich in seiner schwersten Kriese".

Gravatar: Karlson

Egal wer hier Kanzler, oder dort Präsident ist;
Amerikaner und Deutsche müssen zusammen halten.
Uns muss auch bewusst sein, dass wir Amerika mehr
brauchen als umgekehrt.
Nur die dummen Medienschaffenden scheinen das
noch nicht zu begreifen.
Die betreiben so lange Hetze, bis es uns an den Kragen
geht.

Ach, hätten wir doch einen Donald Trump.
Von wegen, der ist bei Deutschen unbeliebt.
Ich liebe den für 1000 Deutsche mit!!! JA.!

Gravatar: Rügener

Die Spaltung wird auch von oben diktiert. George Soros und Co. finanzieren das. Teile und Herrsche, lautet das Motto. Ein starkes Coporate America braucht keine Einigkeit in der Bevölkerung.

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