Theresia Theurl Professorin der Universität Münster

»Die Lateinische Münzunion war von Beginn an fehlerhaft«

Interview mit Professor Theresia Theurl

Die europäische Idee hat eine lange Tradition – und deshalb überrascht es, wie geschichtsvergessen die europäischen Eliten handeln. Besonders bei der Euro-Krise wird dieser Mangel an historischem Bewusstsein offenbar. Wer erinnert sich schon an das Scheitern der lateinischen Münzunion? FreieWelt.net sprach darüber mit Professor Theresia Theurl (Münster).


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FreieWelt.net: Unter welchen Rahmenbedingungen kam der Gedanke an die Lateinische Münzunion (LMU) auf?

Theresia Theurl: Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war ein Zeitraum des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels, verbunden mit einer Aufbruchsstimmung und einer »Modernisierung aller Lebensverhältnisse“, also realwirtschaftlicher Expansion, Industrialisierung, Strukturwandel, dem Ausbau der Verkehrssysteme und anderer Infrastruktureinrichtungen. Größer werdende Wirtschaftsräume gingen mit einer zunehmenden Internationalisierung und Arbeitsteilung und stark steigenden internationalen Handels- und Kapitalströmen einher. Die Freihandelsbewegung und die Bildung größerer politischer Einheiten durch die Gründung von Nationalstaaten trugen wesentlich dazu bei. Geld wurde wichtiger als es vorher je gewesen war. Die Geldwesen waren kleinräumig organisiert, was zunehmend als störend, kostenverursachend und handelshemmend eingeschätzt wurde. Die fortschreitende realwirtschaftliche Integration führte zu Forderungen nach einer Intensivierung der monetären Integration. Nicht nur die internationale Standardisierung von Mess- und Zählsystemen, sondern auch die Vereinheitlichung von Währungsstandards und die Bildung von Geldbünden standen auf der Tagesordnung. Die wieder auflebende – romantisch verklärte – Weltgeldidee bildete den geistigen Hintergrund einer überwiegend ökonomisch motivierten Integrationsepoche.

FreieWelt.net: Was hat manche Staaten zur Teilnahme an der LMU bewogen, andere aber nicht?

Theresia Theurl: Gründungsmitglieder waren vor allem Staaten, die bereits im Vorfeld ähnliche Währungssysteme hatten und daher mit der Münzunion keine größeren Reformen durchführen mussten und die bereit waren, das französische Münzsystem zu übernehmen. Bei den Gründungsmitgliedern handelte es sich um Volkswirtschaften wie Frankreich, Italien, Schweiz und Belgien, die auch realwirtschaftlich bereits stark verflochten waren. Die Lateinische Münzunion mit ihrem französischen Zentrum und europäische Staaten mit einem hohen ökonomischen Entwicklungsstand sollten der innere Kern einer neuen Weltwährungsordnung sein. Die kleineren Mitglieder sahen in der Münzunion eine Chance, ihre eigenen Interessen stärker einbringen zu können. Der Vertrag legte fest, dass das Recht des Beitritts allen Staaten offenstehen sollte, die bereit waren, das gemeinsame Münzsystem sowie alle Vertragsverpflichtungen zu übernehmen. Die Verhandlungen mit mehreren »Interessenten« zogen sich hin und zerschlugen sich mit der Ausnahme von Griechenland, das 1868 aufgenommen wurde. Vorverträge mit Österreich und mit dem Vatikan führten allerdings nicht zu einem Beitritt. Auch Schweden revidierte seine integrativen Absichten.

Die Verhandlungen scheiterten aus unterschiedlichen Gründen, vor allem als sich die Probleme des Münzbundes herausstellten. Manche Staaten waren nicht bereit, die Dominanz Frankreichs hinzunehmen, manche litten an innenpolitischen Problemen, die einen Konsens über einen Beitritt verhinderten. Die Weltgeldidee verlor bereits nach der internationalen Währungskonferenz von 1867 ihre Strahlkraft, nachdem dort beschlossen worden war, dass das zukünftige Währungssystem ein Goldwährungssystem sein würde. Die Lateinische Münzunion beruhte hingegen auf einem Doppelwährungssystem (Silber und Gold) und litt darunter, dass sich die jahrzehntelang gültigen Metallpreisverhältnisse nicht mehr einstellten. Der Übergang zum Goldwährungssystem in der Lateinischen Münzunion war ein mühsamer Prozess, der sich über viele Jahre hinzog. Als er andauerte, schreckten die meisten Interessenten vor einer stärkeren Bindung zurück. Sie waren nicht bereit, formelle Verpflichtungen einzugehen. Einige Volkswirtschaften koppelten sich informell und einseitig an die Münzunion, zum Beispiel Rumänien, Finnland, Spanien.            

FreieWelt.net: Wie funktionierte die LMU?

Theresia Theurl: Sie wurde 1865 gegründet und Ende 1926 beendet. Für die Gold- und Silbermünzen bestand ein unbegrenzter Annahmezwang in allen Unionsländern, die Münzen wurden 1:1 ausgetauscht. Alle Mitglieder mussten regelmäßig über das geprägte Münzvolumen informieren. Man hatte sich nicht darauf verständigen können, alle Angelegenheiten in die Verträge aufzunehmen, die sich auf die Währung auswirken konnten, zum Beispiel das Papiergeld, das damals aber noch wenig Bedeutung besaß. Vor allem aber blieben die Staatshaushalte Angelegenheit der einzelnen Staaten. Dies sollte sich bald als ein gefährliches Gemisch herausstellen. Denn in wirtschaftlicher Hinsicht unterschieden sich die Mitglieder deutlich, ebenso hinsichtlich ihrer Vertragsinterpretation und der Vertragstreue. Deshalb gab es bald ernsthafte Probleme.

FreieWelt.net: Wer hatte die Probleme? Und gab es auch Staaten, die von der LMU profitierten?

Theresia Theurl: Vorteile erzielten letztlich jene Mitglieder, die sich zunehmend nicht oder nicht mehr an die geschriebenen und ungeschriebenen Regeln hielten. So geriet Italiens Staatshaushalt schnell in eine Krise. Die Regierung nahm einen Kredit bei der Banca Nazionale auf, entband diese im Gegenzug von der Metalleinlösungsverpflichtung ihrer Banknoten und verlieh diesen den Zwangskurs. Im Klartext: Die Bank gab dem Staat hohe Kredite und durfte im Gegenzug ohne Deckung Papiergeld drucken. Dieses Papiergeld musste statt der Münzen angenommen werden. Auch die Banque de France erhielt wegen fiskalischer Bedrängnisse die Genehmigung, die Metalleinlösung ihrer Banknoten für acht Jahre zu suspendieren. Griechenland wurde diesbezüglich bald als ein hoffnungsloser Fall eingeschätzt: Es gab nur noch kaum gedecktes Staatspapiergeld, alle werthaltigen Münzen verschwanden. Der belgische Staat hingegen hatte sich darauf spezialisiert, unter Einstreichung eines satten Prägegewinnes Silbermünzen in Umlauf zu bringen, die freilich immer weniger wert wurden. So verstand es bald jedes Mitglied, seine Vorteile aus der Union zu ziehen. Einzig die Schweiz war ein Muster an Disziplin und hielt sich an die geschriebenen und sogar an die nicht geschriebenen Regeln des Vertrags, wurde aber zunehmend frustrierter, fühlte sich als Opfer seiner undisziplinierten Partner. Erstmals 1874 und später in immer kürzeren Abständen verlangte sie die Auflösung der Geldunion. Doch dazu kam es erst 1926: Denn die Gemeinschaft hätte nach dem Übergang zur Goldwährung, die inzwischen stattgefunden hatte, mit hohen Verlusten die entwerteten Silbermünzen in Gold eintauschen müssen. Die Aufrechterhaltung der Münzunion wurde im Vergleich zu ihrer Auflösung als das kleinere Übel angesehen. Es gab unterschiedliche Vorstellungen darüber, wer den Preis zu zahlen hätte.

Ebenso wichtig ist es zu sehen, dass Nachteile vor allem die einfache Bevölkerung der Mitgliedsstaaten erlitt. Hintergrund war, dass sich vertraglich festgeschriebene Preisverhältnisse selbst im täglichen Zahlungsverkehr nicht mehr einstellten: die Wechselkurse zwischen Gold und Silber, zwischen Metall- und Papiergeld (vor allem Staatspapiergeld), zwischen den Währungen der Mitglieder (mit dem fixierten Austauschverhältnis von 1:1, also wie wenn es eine einzige Währung gewesen wäre). Am Beginn hatte sich schnell ein einheitliches Zinsniveau herausgebildet. Mit dem Auftreten der Probleme entwickelten sich jedoch Risikoaufschläge. Man versuchte sich vor entwerteten Forderungen zu schützen. Dies bot Anlass zu vielfältigen Spekulationsgeschäften, freilich in etwas anderer Form als heute: Viel beklagt waren Münzwanderungen durch die Union, begleitet von einem Mangel an Münzen und späteren Überschwemmungen, akkordierten Einsammlungs- und Repatriierungsaktionen, Banken- und Spekulationskrisen, und entsprechenden makroökonomischen Fehlentwicklungen, die die einzelnen Partner sehr unterschiedlich trafen.

Wenn Geld ins Land kam – ausgelöst durch Staatsverschuldung, Drucken von Papiergeld, Münzzuflüssen –, entstand eine wirtschaftliche Überhitzung: Neue Banken entstanden, Unternehmen wurden gegründet, Inflation bildete sich heraus. Das heißt, man lebte über seine Verhältnisse. Heute würden wir von spekulativen Blasen, einer Scheinstärke mancher Regionen oder Staaten sprechen, die anschließend wieder durch Rezessionen mit dem Zusammenbruch von Unternehmen und Banken, großer Armut breiter Bevölkerungsgruppen und so weiter korrigiert wurde. Die Geldunion wurde von den Menschen zunehmend als Ärgernis eingeschätzt und als Ursache der Übel gesehen.

FreieWelt.net: War die LMU rückblickend betrachtet zum Scheitern verurteilt?

Theresia Theurl: Ja. Die Unionsordnung enthielt von Beginn an drei grundlegende Konstruktionsfehler: Der erste war die Doppelwährung knapp vor der Transformation der Weltwährungsordnung in die Goldwährung. Diesbezüglich haben die entscheidenden Politiker zu wenig Weitsicht gezeigt. Zweitens fehlten Regeln bezüglich des Staatshaushalts. Die »Sünder« argumentierten, dass die monetäre Staatsfinanzierung nicht vertraglich verboten war, also sei sie erlaubt gewesen. Jene Mitglieder, die massive Vorwürfe erhoben, kritisierten, dass das Verbot der monetären Staatsfinanzierung so selbstverständlich sei, dass ein formelles Verbot nicht notwendig gewesen wäre. Belgien argumentierte, dass es keinesfalls so viele Silbermünzen geprägt hätte, wenn es gewusst hätte, dass es diese Münzen in Gold einzulösen hätte. Die anderen Mitglieder warfen Belgien vor, dass der hohe  Prägegewinn wohl sehr willkommen gewesen sei und dass nun die Kosten getragen werden müssten. Drittens wurde auf eine Exit-Regel verzichtet. In dieser hätte festgelegt werden müssen, wie in der Union aufgelaufene Probleme zu bewältigen seien, wie gemeinsame Lasten aufzuteilen sind und unter welchen Voraussetzungen Mitglieder auszuscheiden haben. Das jahrzehntelange Ringen um die »Liquidationsklausel« zeigt, welche schwerwiegende Folgen auftreten, wenn darauf verzichtet wird.

Diese Konstruktionsfehler wurden dadurch verstärkt, dass es nicht gelang, die Union an geänderte Rahmenbedingungen anzupassen. Ein Konsens war nicht möglich, denn jedes Mitglied hatte seine eigenen Interessen und wusste, was eine Veränderung der Regeln für sich selbst bedeutet hätte. Rechte und Pflichten wurden sehr unterschiedlich interpretiert. Zusammenfassend kann argumentiert werden, dass die Lateinische Münzunion unter Konstruktions- und Managementfehlern litt – nicht anders als die Euro-Union heute.    

FreieWelt.net: Auffällig ist, dass Griechenland beim Niedergang der LMU eine prominente Rolle spielte. Was war da los?

Theresia Theurl: Die Rolle Griechenlands in der Lateinischen Münzunion wird heute eher überschätzt, weil man eine Parallele zur aktuellen Euro-Währungsunion sieht. Viel interessanter ist die Rolle von Frankreich und Italien in der Lateinischen Münzunion, auch hier unter dem Gesichtspunkt von Parallelen mit der aktuellen Union.

Griechenland war von Anfang an ein Fremdkörper in der Union. Als Agrarstaat mit Handwerk und Manufaktur war sein Entwicklungsstand mit jenem der übrigen Mitglieder kaum vergleichbar. Die Existenz inkonvertiblen Papiergeldes großen Ausmaßes bedeutete, dass das neue Münzsystem nur formell Eingang in die Geldordnung Griechenlands fand. Henry Willis, wohl der bedeutendste zeitgenössische Kenner der Lateinischen Münzunion, urteilte 1901 in »A History of the Latin Monetary Union« sehr eindeutig: »It is hard to see why the admission of Greece to the Latin Union should have been desired or allowed by that body. In no sense was she a desirable member of the league. Economically unsound, convulsed by political struggles, and financially rotten, her conditions were pitiable.« Griechenlands Aufnahme dürfte dem Wunsch nach einer Maximierung der Mitgliederanzahl entsprungen sein, der auf der Weltgeldidee und den hegemonialen Motiven Frankreichs basierte.                  

FreieWelt.net: Worin bestehen die Unterschiede zwischen der LMU und dem heutigen Euro?

Theresia Theurl: Sie sind im Grundsätzlichen deutlich geringer als im Oberflächlichen. Natürlich ist man schnell geneigt, zu argumentieren, dass damals alles anders war als heute und wir vor Herausforderungen stehen, die historisch einmalig sind. Überhaupt seien wir heute klüger als damals. Die Rahmenbedingungen waren andere, das Geld war ein anderes, viele Unterschiede im Detail wird man ebenfalls finden. Doch schaut man etwas genauer hin, lassen sich markante Strukturähnlichkeiten erkennen, die den Zusammenhang zwischen Geld und Staatshaushalt zum Ausdruck bringen, der letztlich die Lateinische Münzunion zu Fall brachte. Zu wenig hatte man im Unionsvertrag auf den Staatshaushalt geachtet, teils weil Disziplin selbstverständlich erschien, teils weil man diese völkerrechtliche Einschränkung nationaler Souveränität nicht akzeptiert hätte, teils weil man sich im Vorfeld nicht mit Problemen beschäftigen wollte, die vielleicht nie eintreten würden.

Die fiskalische Not einzelner Partner, die immer wieder plötzlich alles andere in den Hintergrund drängte, war die wichtigste Ursache für Regelverstöße. Dabei sollte man sich jedoch vor Augen halten, dass realwirtschaftliche, sozialpolitische oder verteilungspolitische Zielsetzungen, die heute stark budgetwirksam sind, im 19. Jahrhundert wenig Bedeutung hatten. Doch weder das Korsett der Metallwährungsordnungen noch ein gemeinsames ordnungspolitisches Verständnis reichten aus, um budgetpolitische Disziplin und den Bestand der Union zu sichern. Und dies ist auch nicht überraschend: Solange Regierungen zu Hause gewählt werden, werden sie in einem Dilemma zwischen heimischen und gemeinsamen Anforderungen die eigene Volkswirtschaft und die eigene Wählerschaft im Auge haben, zumindest im 19. Jahrhundert war dies immer der Fall, in unterschiedlichsten Konstellationen und bei allen Mitgliedern. Ist es heute anders?

FreieWelt.net: Wahrscheinlich nicht. Um so drängender deshalb die Frage, ob und welche Lehren man für die Bewältigung der aktuellen Euro-Krise ziehen kann?

Theresia Theurl: Lernen aus der Geschichte ist möglich, wenn auch nicht zwingend. Auch in diesem Fall. Viele Lehren im Detail könnte man herausarbeiten. Ich will mich hier auf drei beschränken:

Erstens: Je mehr Probleme aufgelaufen sind und je mehr Investitionen zum Erhalt einer Währungsunion getätigt wurden, die unter schweren Konstruktionsfehlern leidet, umso beharrender werden die politischen Kräfte, umso mehr Kosten der Beibehaltung treten auf und umso länger zieht sich der Prozess der Auflösung hin, der letztlich doch nicht zu vermeiden ist.    

Zweitens finden »ökonomische Gesetze« ihre Wege, um sich gegen politische Illusionen durchzusetzen. Währungsunionen mit heterogenen Mitgliedern beinhalten Anreize zu einem Abwägen dezentraler wirtschaftlicher oder politischer Vorteile mit einem formell oder faktisch unionsgerechten Verhalten. Es ist also notwendig, in der Währungsunion Anreizstrukturen zu schaffen, die sicherstellen, dass nicht nur wirtschaftspolitische und finanzpolitische Kalküle ein unionsgerechtes Verhalten zum Ergebnis haben, sondern auch die einzelwirtschaftlichen Kalküle privater Akteure (Banken und andere Finanzmarktteilnehmer, international tätige Unternehmen).

Schließlich: Das Ergebnis der Kombination einer supranationalen Geldordnung mit einer politischen Ordnung, in der Entscheidungs- und Verantwortungsstrukturen auf den eigenen Staat ausgerichtet sind, macht es für politische Entscheidungsträger rational, die Auswirkungen ihrer Handlungen auf die eigene Volkswirtschaft und die eigenen Wähler nicht zu vernachlässigen. Es sind diese politischen Rahmenbedingungen, die die Gefahren eines unionsbelastenden Verhaltens von Mitgliedern fördern. Sie enthalten Anreize, gegen Regeln der Unionsordnung zu verstoßen, auf diese Weise die Unionspartner zu belasten, schädliche Anreize für private Akteure zu schaffen und im Ergebnis die Funktionsfähigkeit der Union insgesamt einzuschränken. Nur in politischen Unionen verliert ein solches Kalkül an Bedeutung. Die formelle Abgabe dezentraler Souveränitätsrechte ist ein sehr starker Absicherungsmechanismus. Soll die Währungsunion dauerhaften Bestand haben, müssen sich die Vertragspartner im Vorfeld einig werden, wie sie zu einer politischen Union – heute: zu den »Vereinigten Staaten von Europa«, welchen Inhalts auch immer – stehen.

Die krisenhaften Entwicklungen in der Euro-Union haben nun diesen fundamentalen Zusammenhang wieder in den Vordergrund gedrängt, der im Vorfeld der Währungsunion klar gesehen wurde, für den ein Konsens jedoch nicht möglich war. Eine dezentrale politische Verantwortung bei supranationalen Verpflichtungen beinhaltet die Festschreibung einer destabilisierenden Anreizstruktur für Staaten und Private, die immer wieder »zuschlägt«. Dies hat sich auch in der Euro-Union sehr deutlich herausgestellt. Ein Diskurs über den Zusammenhang zwischen dieser und einer politischen Union wurde vernachlässigt. Dies gilt für die Politik und ihre Kommunikation mit der Bevölkerung ebenso wie für die Wissenschaft. Ist eine politische Union heute notwendig, um der Europäischen Währungsunion eine positive Perspektive zu geben? Wäre sie Voraussetzung für eine dauerhafte Währungsunion gewesen, so wie dies bei irreversibel gewordenen historischen Währungsunionen der Fall war? Welche Inhalte müsste sie haben? Vor allem aber: Wird sie von der Bevölkerung der Mitgliedsstaaten gewünscht oder akzeptiert? Und falls dies nicht der Fall ist: Welche Substitute sind verfügbar? Diese Fragen sind bislang unbeantwortet, was beunruhigen muss, mehr jedoch noch, dass sie bisher kaum gestellt wurden, vor allem nicht ergebnisoffen und dass sie auch heute noch möglichst vermieden werden.                                                                             

FreieWelt.net: Vielen Dank für das Gespräch.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans von Atzigen

Hochinteressanter Beitrag.Da Geistert seit dem Untergang des Roemischen Imperiums ein Fluch durch den Europaeischen Kontinent. Der Wahntraum von einer Wiederbelebung eines Imperialen Europa. Der Kontinent kann seinen Frieden erst finden wenn dieser Wahntraum begraben wird. Es gibt letztlich nur einen Weg. Ein Europa Freier selbstverantwortlicher Nationen der Verzicht auf Dominanz. Sowohl einzelner Nationen als auch eine Gemeinschafts- Dominanz. Dieser Vielfaeltige Kontinent kann nur als Wertebund freier Selbstverantwortlicher Nationen in gegenseitiger Achtung und Respekt funktionieren. Eine Organisationsstruktur in der man Dinge von gemeinsamem Interesse in,Freiheit und einvernehmlich regelt. Ein Lieberales Europa, getragen von den Werten Freiheit und Verantwortung. Verantwortung in Bezug gegenueber der eigenen Nation aber auch Verantwortung im Gemeinsamen Interesse. Denn Freiheit kann nur nachhaltig Leben wenn diese mit Mass und Verantwortung gekoppelt wird.

Gravatar: Karin Weber

Man kann das fehlerhafte Prinzip der "Münzunion" durchaus auch auf den europäischen Gedanken adaptieren. Hitler, zweifelsfrei ein Verbrecher, hatte diesen "europäischen Einigungsgedanken" schon vor ca. 70 Jahren umzusetzen versucht. Es ist gründlich in die Hose gegangen, wie wir alle wissen und viele Menschen haben diesen Irrsinn mit ihrem Leben bezahlt. Daraus haben leider viele EUrokraten nichts gelernt. Vielfalt bedeutet Fortschritt, Einfalt logischerweise Rückschritt. Momentan kostet uns diese Einfalt nur unser Geld/Vermögen.

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