Martin Lohmann Arbeitskreis Engagierter Katholiken in der CDU

"Die CDU muss mehr sein als Merkel" - Interview Martin Lohmann

Martin Lohmann, der Vorsitzende des Arbeitskreises engagierter Katholiken in der Union (AEK); fordert im Gespräch mit FreieWelt.net eine angstfreie, nicht ausschließende Streitkultur in seiner Partei. Die CDU biete derzeit ein zu schwaches Profil.

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FreieWelt.net: Herr Lohmann, in den vergangenen Wochen hat man wenig vom AEK gehört. Sie haben eine wichtige Debatte angestoßen. Immer mehr Christdemokreten melden sich zu Wort. Wo ist jetzt der AEK?

Martin Lohmann: Wir sind da. Aufmerksam und hellwach. Die immer notwendige innerparteiliche Diskussion, die wir mit unserer Initiative vor beinahe neun Monaten mit angestoßen haben, ist erfreulich lebendiger und lebhafter geworden. Verständlicherweise gerade auch nach dem Wahldebakel in NRW und dem "Ausstieg" von sechs Ministerpräsidenten aus dem landespolitischen "Tagesgeschäft" seit Anfang dieses Jahres. Alles mit weitreichenden Folgen für die Personalstruktur und das bundespolitische Profil der Partei. Lebhafte und offene Diskussionen waren noch nie zum Schaden für Parteien und Demokratien. Zum Glück ist das so. Inzwischen ist aber leider nicht mehr zu übersehen, dass unsere CDU in einer tiefen Krise steckt und Gefahr läuft, sich selbst ins politische Nirwana der Austauschbarkeit zu katapultieren. Wähler- und Mitgliederabwanderungen sprechen eigentlich eine deutliche Sprache, da hilft alle ver- und erklärende Semantik nichts. Was wir jetzt also beobachten, ist einerseits sehr gut und höchst notwendig, ja, es ist sogar höchst zukunftsrelevant. Andererseits ist es höchst erschreckend, dass manche in der Parteiführung wohl noch immer nicht begriffen haben, wie ernst die Lage unserer Partei ist und wie sehr sie inzwischen inhaltlich und personell ausgehöhlt ist. Der Kern ihres eigenen Profils ist fast schon verdunstet. Es wäre fatal, wenn man im Adenauerhaus gerade jetzt die drei Affen geben wollte: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

FreieWelt.net: Wen meinen Sie denn jetzt?

Martin Lohmann: Viele Führungskräfte, die so tun, als könne man die Warnsignale ignorieren. Alle, die sich selbst begnügen und immer noch meinen, man könne straflos die eigenen Stammwähler ins Reich der Nichtwähler vertreiben. Alle, die vor lauter Ehrfurcht gegenüber der Parteivorsitzenden das kritische Denken und Handeln ausschalten.

FreieWelt.net: Das klingt nicht freundlich…

Martin Lohmann: Ehrlich gesagt, für unsere Mitglieder im AEK ist es kein Grund zur Freundlichkeit, wenn anscheinend nichts ausgelassen wird, um das eigene Profil und den eigenen Anspruch der Partei zu leugnen und unsere so dringend gebrauchte Partei in die Unglaubwürdigkeit zu stürzen. Sollen denn wirklich jene noch Recht bekommen, die davor warnten, nur Angela Merkel werde die CDU repräsentieren, so dass die CDU außer der Kanzlerin nichts mehr zu bieten haben werde? Das reicht einfach für eine große christliche Volksparteien nicht und das wollen wir auch  nicht, bei allem Respekt vor der Parteivorsitzenden! Wir brauchen und  wollen eine lebendige, vielfältige und vor allem erkennbare Christlich-Demokratische Union, die mehr haben und bieten muss als eine international omnipräsente Kanzlerin.

FreieWelt.net: Angela Merkel dominiert die Partei und hat viele Kritiker ausgeschaltet oder vertrieben...

Martin Lohmann: Leider. Aber lebendige Demokratie lebt von Vielfalt und Wettstreit. Den gibt es in unserer Partei erst langsam wieder, weil er zu lange leise und kaum merklich weggedrückt wurde. Jetzt ist das System Merkel, das sie sich mit Fleiß und Kontrolle hart aufgebaut hat, in der Gefahr, an geschlossenen Zirkeln zu scheitern. Es sei denn, aus dem innerparteilichen Diskussionsvakuum wird wieder eine lebendige CDU, also eine mit C-Profil und Vielfalt. Und dazu müssen vor allem erkennbar und sichtbar wieder die christlich-bürgerlichen Freiheitskräfte zum Markenkern unserer Partei gehören. Wenn das von Merkel und den wenigen Profilierten um sie herum nicht begriffen und – sagen wir es mal so: zugelassen wird, dann schadet die Spitze sich selbst wie der Partei. Denn da scheint viel auf Angst aufgebaut zu sein. Und Angst führt nicht wirklich zum Erfolg. Wenigstens nicht für länger.

FreieWelt.net: Was schlagen Sie Ihrer Partei denn vor?

Martin Lohmann: Schluss mit PR-Botschaften, die keiner mehr glaubt. Schluss mit Regionalkonferenzen und Roadshows, wo einige Promis der Basis die Wirklichkeit erklären wollen. Es braucht eine neue Dialogkultur auf allen Ebenen, wo man auch die Führung und die Regierungspolitik dort kritisieren kann, wo das angebracht ist und wo man endlich ziemlich eckig miteinander Klartext redet. Wir brauchen eine neue angstfreie, nicht ausschließende Streitkultur in unserer Partei. Und wir brauchen dringend Signale in unsere ehemalige Wählerschaft, dass wir verstanden haben, wie sehr unser Kern durch nichts ersetzbar ist. Die CDU ist eigentlich einzigartig. Eigentlich. Auch wenn sie nur noch Kanzlerinnenverein wäre, wäre das auf Dauer zu wenig. Unser Profil ist daher derzeitig erkennbar zu schwach. Wir brauchen viele starke und profilierte Köpfe in einer diskussionsfreudigen Union.

FreieWelt.net: Ist die Zeit von Angela Merkel denn schon vorbei?

Martin Lohmann: Nein. Aber sie wird schneller vorbei sein, wenn die Zeichen der Zeit nicht erkannt werden. So ist das ja immer, wenn man meint, alles geht auch ohne die innerparteilichen Kritiker und ohne die kritisch Loyalen wie bisher weiter. Noch weniger Glaubwürdigkeit könnte tödlich sein. Schönreden von Misserfolgen und Fehlern hilft nicht. Irgendwann wird es eine Zeit nach Merkel geben. Geben müssen! Sie sehen: Die CDU muss mehr sein als Merkel. Es kann doch nicht sein, dass nach ihr nichts mehr da ist, dass mit ihrem Ende die Partei in ein tiefes Loch fällt. Wir vom AEK stehen loyal zur Partei und zu unserem Grundsatzprogramm, aber wir wollen auch endlich wieder mehr als nur Merkel unterstützen und tragen. Das wäre und ist aus demokratischer Sicht viel zu wenig.

FreieWelt.net: Ist nicht die Zeit reif für eine neue Partei?

Martin Lohmann: Merkel und Gröhe scheinen, so wird ja gerne behauptet, viel dafür zu tun, dass diese Gefahr täglich wächst. Ja, diese Gefahr ist sehr real. Das spüren auch wir und werden immer wieder entsprechend ermutigt und gefragt. Wenn es sie eines Tages geben sollte, das neue Bündnis Christlicher Demokraten, dann werden dafür ausschließlich jene verantwortlich sein, die heute noch meinen, den berechtigten Protest arrogant ignorieren zu können. Es wäre viel besser, endlich die Kritiker ins Boot zu holen und gemeinsam mit ihnen das Schiff wieder flott zu machen. Ich habe es immer wieder gesagt: Wir wollen versuchen, es innerhalb unserer Partei zu schaffen.

FreieWelt.net: Aber Frau Merkel hat Sie – trotz einer Ihnen übermittelten schriftlichen Einladung durch den Generalsekretär – noch immer nicht empfangen…

Martin Lohmann: Nein. Aber es bestätigt all das, was wir an Kritik vorzubringen haben. Immerhin hatte Hermann Gröhe, nach eigenem Bekunden ja die Nummer Zwei der Partei, vor einigen Wochen viel Zeit für uns. Er war freundlich und auch interessiert an unserer Arbeit. Ich glaube, dass wir deutlich machen konnten: Der AEK ist nicht gegen die Partei, sondern mit ihr unterwegs ist. Und ich füge hinzu: Gerade jetzt wollen wir alles tun, um unsere Partei und ihr Profil zu stärken. Ehrlich gesagt: Eine Alternative ist nicht zu sehen.

FreieWelt.net: Warten Sie denn noch auf einen Termin bei Frau Merkel?

Martin Lohmann: Wir drängeln nicht und laufen niemandem hinterher. Auch einer Vorsitzenden nicht. Und wir haben Verständnis, wenn sie als Kanzlerin sicher Wichtigeres zu tun hat. Aber wir sind jederzeit bereit, unsere Parteivorsitzende über unsere Arbeit und unseren Einsatz im Sinne der Partei zu informieren, wenn ihr das wichtig ist. Niemand sollte sich jedoch täuschen: Wenn wir mal etwas ruhiger sind, dann heißt das keineswegs, wir seien nicht mehr da. Im Gegenteil. Wir sind da, und leider bestätigt so vieles unsere Kritik und unsere Befürchtungen. Frau Merkel braucht vor uns wahrlich keine Angst zu haben. Es sei denn, klare Überzeugungen machen ihr Angst. Das aber kann und will ich mir nun wirklich nicht vorstellen.

FreieWelt.net: Braucht die CDU einen Neustart?

Martin Lohmann: Ja!

FreieWelt.net: Mit oder ohne Merkel?

Martin Lohmann:
Das hängt von ihr ab. Und von denen, die Einfluss auf sie haben.

Foto: Heike Lohmann

Zur Website des AEK: www.aek-online.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: georg hoffer

Meine Freunde, DIE ANGELA MERKEL-IST EINE GLÜHENDE KOMUNISTIN- FDJ-SED-FUNKTIONÄRIN-IM DDR AMT ;FÜR AGITATION;DIE STASI FOLGTE IHR BEI FUßE:
SIE WURDE ""EINDENKRATISIERT;;; VON SCHÄUBLE;KOHL;FDP:IHREM GÖNNER KOHL DA MEZIERE...DANACH KAM DER RAUBZUG OST:
DANACH KAM ASSE-ENDLASGER...DANACH WURDE SIE KANZLERIN;; ABER NACH DEM BILDERBERGER TREFFEN; WO WESTERWELLE;SCHRÖDER; BURDAVERLAG....
DANACH WURDE SIE KANZLERIN: FAKTISCH BETRUG: HANDLANGER; DER DDR-WIEDERHERSTELLUNG; URSULLA VONDEREIN;SCHÄUBLE; DER SOHN JUNIOR -DA MEZIERE; BEGINN DURCH SCHRÖDER SPD-+GRÜNE-UND ALLE SCHWEIGEN; KIRCHEN GEWERKSCHAFTEN; UND VIELE ANDERE: NUTZNIESER--GRUSS GEORG

Gravatar: georg hoffer

CDU CSU -sind zu UNDEMOKRTISCHSTEN PARTEIEN GEWORDEN GESAMMT SPD-UND GRÜNEN:
EINE FDJ-SED-DDR -AMT FÜR AGITATION IST NUN KANZLERIN; DURCH BILDERBERGER UND CO:
WEG MITT: ZURÜCK ZU DEMOKRTIE:

Gravatar: Marie Luise Schellen

Merkel hat seit nun 10 Monaten die gesamte christliche Union und die FDP am langen Arm verhungern lassen. Diese Frau ist beratungsresistent. Ihre Arroganz, oder ist es Dummheit, wird unserm Land teuer zu stehen kommen.
Ein Posten in der EU auf dem sie keinen Schaden anrichten kann, ist eine Alternative.

Gravatar: Frank Martin

Die CDU von heute stellt sich nicht mehr gegen die gerade modernen Hirngespinste, sondern versucht gar, sich an die Spitze der in ihrem Privatleben erfolglosen Besserwisser zu stellen. Sie steht nicht (mehr?) für die christliche Suche nach der Wahrheit, sondern nurmehr für die Verbreitung tolldreister Ideologien. Das aber kann jede beliebige modernistisch-sozialistische Partei, die keine freien Gesellschaften duldet, ob sie nun in rot, braun oder grün daherkommt. Noch eine solche Partei in schwarz ist völlig überflüssig und wird daher auch von denen verschmäht, die sich nicht permanent von neunmalklugen Staazis auf der Nase herumtanzen lassen wollen. Die CDU hat nur als Gegengewicht zu den Linken und ihren selbsteingemachten faulen Eiern eine Chance. Der Slogan "Freiheit oder Sozialismus" ist deshalb völlig unzeitgemäß, weil er in jeder Epoche den Kern des Problems trifft.

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