Matthias Kopp Pressesprecher Deutsche Bischofskonferenz

"Den Christen im Irak schwindet die Hoffnung" - Interview mit Matthias Kopp

Die Lage der Christen im Nahen Osten, insbesondere im Irak, ist ernst.  Die Gewalt gegen sie nimmt ständig zu, sie sind ihres Lebens nicht mehr sicher, mehr als die Hälfte haben den Irak bereits verlassen.  Die seit dem 1. Jahrhundert bestehenden christlichen Gemeinden im Irak könnte schon bald verschwunden sein.  Haben die Christen in Europa genug zum Schutz ihrer Glaubensbrüder getan?  Matthias Kopp, der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz hat FreieWelt.net einige drängende Fragen zu den bisherigen Maßnahmen der Bischofskonferenz und zur Einschätzung der Lage beantwortet.

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FreieWelt.net: Was hat die Deutsche Bischofskonferenz bisher konkret zum Schutz der Christen im Nahen Osten getan?

Matthias Kopp: Die Deutsche Bischofskonferenz arbeitet eng mit der katholischen Kirche in den Ländern des Nahen Ostens zusammen und pflegt darüber hinaus regelmäßige ökumenische Kontakte. Auf dieser Grundlage haben die deutschen Bischöfe über die kirchlichen Hilfsorganisationen eine Vielzahl von konkreten Projekten und Fördermaßnahmen auf den Weg gebracht oder unterstützt, die von den Kirchen vor Ort gewünscht werden. Generell geht es dabei vor allem um die Infrastruktur und die materiellen Voraussetzungen für den Erhalt lebensfähiger christlicher Gemeinden und Kirchen in der Region. Im übrigen hat die Deutsche Bischofskonferenz vor mehreren Jahren die „Initiative Verfolgte Christen“ ins Leben gerufen, die sich bereits ausführlich mit den Christen im Nahen Osten beschäftigt. Erst vor wenigen Wochen hat sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz unmissverständlich zur Lage der Christen im Irak geäußert (beides s. www.dbk.de)
 
FreieWelt.net: Welche Maßnahmen plant die Deutsche Bischofskonferenz, um die Christen im Nahen Osten in Zukunft zu schützen?

Matthias Kopp: Die Bischofskonferenz und die katholischen Werke sind bereits seit Jahren darum bemüht, die Öffentlichkeit in Deutschland auf die gravierenden Probleme der mittelöstlichen Christen aufmerksam zu machen und sie auf die Agenda der Politik zu bringen. Bei diesen Bemühungen waren die Bischöfe erkennbar auch nicht erfolglos. In Zukunft kommt es noch stärker darauf an, dass die kirchliche Informations- und Lobbyarbeit international vernetzt wird. Darüber hinaus wird natürlich die materielle Unterstützung unserer Partner im Nahen Osten fortgesetzt.

FreieWelt.net: Wie schätzt die Deutsche Bischofskonferenz die Lage der Christen im Irak ein?

Matthias Kopp: Die Lage der Christen im Irak ist bedrängend. Bei vielen schwindet die Hoffnung, weiterhin in ihrer Heimat leben zu können, ohne Leib und Leben aufs Spiel zu setzen. Die deutschen Bischöfe fördern deshalb mit großem Aufwand die Anstrengungen der Ortskirchen, die den Weiterbestand des dortigen kirchlichen Lebens sichern sollen. Daneben wirbt die Bischofskonferenz in Deutschland und in der Europäischen Union aber auch für eine großzügigere Aufnahme von Christen und Angehörigen anderer Minderheiten, die den Irak verlassen mussten und keine Chance zur Rückkehr haben. Deutschland hat sich hier in der Vergangenheit konstruktiv verhalten. Das gilt nicht in gleicher Weise für andere Länder.

Das Interview führte Fabian Heinzel

www.dbk.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Monika

Dies ist kein neuer Kommentar:
nur die Bitte, eine kleine Korrektur vorzunehmen an meinem Artikel von 19.32 Uhr. In der 6. Zeile von unten bitte ich, "Türkei" zu streichen und "Ägypten" einzusetzen. Ich habe das falsche Land geschrieben.
Herzliche Grüße Monika

Gravatar: Monika

Die Situation der Christen ist nicht nur ernst oder bedrängend, sie ist katastrophal. Wer zum Beispiel Sr. Hatune gehört hat, welche vor Ort im Irak - selbst unter Lebensgefahr - tätig ist, kann ein wenig ahnen, wie schlimm es wirklich um die Christen im Irak steht. Ebenso verschlechtert sich die Lage vor allem der koptischen Christen auch im wunderschönen Urlaubsland Ägypten.
Umso bedrückender ist die heutige Debatte im Bundestag, wo die Opposition die Situation der Verfolgung der Christen bewußt herunterspielt. Einige Redner hatten überhaupt keine Ahnung worüber sie sprachen, wenn sie z. B. auf die Kopftuchdiskussion in manchen Ländern hinweisen. Den Rednern war z. B. gar nicht bekannt, dass die Kopftücher bis vor kurzem im islamisch geprägten Land Türkei in öffentlichen Gebäuden - wie in den Universitäten verboten war. Und die Frauen haben es sogar akzeptiert, weil es eben nicht anders ging. Aber hier geht es doch nicht um Ablehnung einiger religiösen Symbole, sondern bei den verfolgten Christen weltweit geht es ums nackte Überleben. Hier sollte man an einem Strang im Bundestag ziehen und nicht durch Parteipolitik echte Hilfe für die gequälten Menschen im Irak und auch in der Türkei zu verhindern. Wir müssen erreichen, dass man in ganz Europa aufhorcht und etwas Wirksames zum Schutz der Christen in diesen Ländern tut. Alle feiern jetzt Weihnachten, aber wissen leider oft nicht warum.Bitte helft alle mit, dass wir frohen Herzens dieses Fest weiterhin begehen können. Dies wünscht Monika

Gravatar: Mohammad Moshiri

Vielen Dank Herr Hainzel,
Das ist sehr wichtig, daß man für diese Schutzlose Minderheit sich einsetzt. Die Heutige Maleki-Regierung ist ein Freund von Mullas und die Mullahs wollen die Christen im Irak nicht.

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