Helmut Moll Theologe und Historiker

"Christenverfolgung hat sich zu einer wahren Katastrophe entwickelt" - Interview mit Helmut Moll

Christenverfolgung gab es nicht nur vor 2000 Jahren.  Auch im 20. Jahrhundert sind in vielen Teilen der Welt Menschen für ihren Glauben gestorben.  Bereits im Jahr 1994 hatte Papst Johannes Paul II. daher der gesamten Kirche den Auftrag erteilt, die Blutzeugen des vergangenen Jahrhunderts vor dem Vergessen zu bewahren.  In Deutschland wurde diese Aufgabe von dem Priester und Theologieprofessor Helmut Moll wahrgenommen, der soeben die fünfte Auflage des Buches "Zeugen für Christus" vorgestellt hat.  Der CDU-Politiker Martin Lohmann sprach für FreieWelt.net mit Helmut Moll über die Bedeutung der Märtyrer für das Christentum.

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FreieWelt.net: Sie haben soeben die fünfte Auflage Ihres Buches über die Märtyrer des 20. Jahrhunderts vorgestellt. Worum geht es da?

Helmut Moll:  Bereits im Jahre 1994 hatte Papst Johannes Paul II. der gesamten Kirche den Auftrag erteilt, die Blutzeugen des vergangenen Jahrhunderts vor dem Vergessen zu bewahren. In der Folge hatte mich die Deutsche Bischofskonferenz gebeten, diese Aufgabe für Deutschland wahrzunehmen. Nach der Erstauflage 1999
wuchs das Interesse an diesen Vorbildern sprunghaft. Die vierte Auflage 2006 enthält bereits 84 neue Namen aus den Bereichen Nationalsozialismus, Kommunismus, Reinheitsmartyrium und Mission. Die fünfte Auflage 2010
präsentiert 76 bislang unbekannte Lebensbilder aus allen genannten Bereichen. Die Arbeit am deutschen Blutzeugenverzeichnis geht unvermindert weiter.

FreieWelt.net: Es war ein Auftrag von Papst Johannes Paul II., der nicht wollte, dass die Märtyrer der Neuzeit ins Vergessen geraten. Waren Sie selbst überrascht, wie
viele Christen in der eigentlich doch aufgeklärten Neuzeit verfolgt werden?


Helmut Moll:  Die "aufgeklärte Neuzeit" trägt ein ambivalentes Gesicht. An die Stelle von Freiheit und Toleranz sind nicht selten Totalitarismus und Knebelung des Gewissens getreten. Im 20. Jahrhundert sind die Menschenrechte mit Füßen getreten worden.

FreieWelt.net: Würden Sie sagen, dass es auch heute noch Christenverfolgung gibt?

Helmut Moll:  Aber ja! Nach einer Studie von "Kirche in Not" aus dem Jahre 2008 unter dem Titel "Christen in großer Bedrängnis. Diskriminierung und Unterdrückung"
werden Christen weltweit verfolgt. Die stärkste Verfolgungswelle in Asien betrifft Länder wie Nordkorea, der Irak, Pakistan, Vietnam und Indien.
Erzbischof Basile George Casmoussa aus Mossul (Irak) schreibt: "Die Christenverfolgung in unserer heutigen Zeit hat sich zu einer wahren Katastrophe entwickelt. Die Medien haben diese Katastrophe bislang weitgehend ignoriert".  In Afrika werden Christen vor allem im Sudan, in Ägypten und in Algerien unterdrückt.

FreieWelt.net: Bei Ihren Reisen und Vorträgen erfahren Sie immer wieder, dass viele Menschen noch gar nichts von diesem Märtyrertum unserer Zeit wissen. Wie kommt das? Sonst wird doch auch viel über Verfolgung berichtet in den Medien.

Helmut Moll:  Angesichts heutiger Informationsflut fehlt vielen Menschen die Unterscheidung der Geister. Was ist wichtig? Was ist richtig? Wer nur auf Wellness setzt, wer den Hedonismus verherrlicht, verliert den Bezug zur
Wirklichkeit.

FreieWelt.net: Sind diese Märtyrer eigentlich alles Heilige? Und: was ist eigentlich ein Heiliger?

Helmut Moll:  Märtyrer, die mit diesem Ehrentitel bezeichnet werden, müssen Christusträger sein, bereit, Verfolgungen zu ertragen, sogar bis zum Vergießen
des Blutes. Heilige dürfen sie erst dann genannt werden, wenn sie auf der Grundlage des Neuen Testamentes authentische Vorbilder für unsere Gegenwart
sind. Eine Botschaft für uns sollen sie enthalten, damit wir die Orientierung nicht verlieren.

FreieWelt.net:  Müssen, sollten Christen immer Flagge zeigen, Mut zum Bekenntnis haben?
 
Helmut Moll:  Diese Frage muss aufgrund der gegenwärtig wachsenden Auseinandersetzung des Christentums vor allem mit dem Islam mit einem uneingeschränkten "Ja"
beantwortet werden.

FreieWelt.net: Herzlichen Dank für dieses Interview!


Das Interview führte Martin Lohmann

Das zweibändige Hauptwerk: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, Ferdinand Schöningh-Verlag, 5., erweiterte und aktualisierte Auflage 2010. 2 Bände, 1632 Seiten, zahlreiche (600) Abbildungen, Leinen mit
Schutzumschlag Euro 88,-- / sFr 124,--. ISBN 978-3-506-75778-4.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Josef Roth

Was ich hier, durch Zufall hier vorbeigekommen, mal wieder nicht verstehen kann, ist der so unbändige Hass auf die Fehler der Kirche! Wir sind alle MENSCHEN und wir ALLE sind nicht ohne Fehler! Und wer nicht bereit ist, selbst etwas zu tun, etwas zu verändern, sich zu wehren ohne Gewalt so wie zB mein Großvater, der für seinen tiefen Glauben und seine tiefe Überzeugung sowie seinem Nichtbereit sein beim Mitlaufen der brauenen Masse ermordet wurde, sollte echt mal seinen dummen Rand halten.
Meistens sind gerade die, die am lautesten über die Kirche schimpfen, eh entweder längst ausgetreten oder nie drinnen gewesen. WIR sind Kirche, WIR glauben. Eine Glaubensfrage hat nichts mit Wissen oder Unwissen zu tun, sondern mit der eigenen Überzeugung an das was man glaubt.

Gravatar: Erwin

Was Helmut Moll verschwiegen hat, die Wahrheit natürlich - ist die Tatsache, dass die meisten Christen von Christen ermordet wurden, meist auf Befehl der katholisch unchristlichen Kirche. Motive sind vielfältig, vor allem aber Habsucht, Geltungssucht, Macht, Mordsucht, Prunksucht, Unzucht, Verantwortungslosigkeit und, und, und...

Gravatar: Ottokar

@ Janowitz, 06.12.2010 14:39
Danke für Ihren Link zu „Hitlers Konkordat“. Natürlich war es nicht Hitlers Konkordat. Der Abschluss dieses Konkordats, zu Ungunsten Deutschlands Freiheit und der Re-Katholisierung Deutschlands, war die Forderung und der Preis von Pius XII., um Hitler als Erster Machtpotentat vor aller Welt anzuerkennen.
Übrigens: @ Janowitz, 06.12.2010 14:33 ...
wer selbst Schaum vor dem Mund hat, sollte diesen nicht zu voll nehmen, vor allem aber bei der Wahrheit bleiben. Keine Institution hat soviel Leid über die Menschheit gebracht, wie die katholische Kirche. Es wurde als Kronzeuge bereits auf die zahllosen Enthüllungen über diese Machtorganisation von Karl-heinz Deschner verwiesen, der insbesondere die zahllosen Unheil stiftenden Maßnahmen von Pius XII. akribisch dokumentiert hat.

Gravatar: Ottokar

Gestern (20.11.2010) und heute wurden von Papst Benedikt VXI. viele neue Kardinäle ernannt. Ist es ein Zufall, dass diese Kardinäle alle in knall-roten Gewändern auftraten, der typischen Farbe des Teufels? Doch wohl kaum. Oder unterlief da der katholischen Kirche ein "freudscher" Fehler? Nicht alle sind perfekt.

Gravatar: Ingrid Kraemer

Danke für dieses aufschlußreiche Interview über Christenverfolgung in heutiger Zeit. "An die Stelle von Freiheit und Toleranz sind nicht selten Totalitarismus und Knebelung des Gewissens getreten"
Wie wahr, allein können dies antichristliche Agitatoren die sich Methoden der Klitterung bedienen wohl nicht erfassen.

Gravatar: Wolf

die ganzen Religionen gehören abgeschafft,sie bringen den meisten Menschen nur nachteile.Bis zum heutigen Tage werden die Menschen von sogenannten Priestern ect. einfach nur verarscht,hier geht es doch meist nur um Macht über andere zu haben.Die Bibel mag auf der einen Seite zu ca: 50% dokumentarisch sein, aber die anderen 50% sind einfach nur erfunden oder ein sammelsurium von Märchen.Wer war denn eigentlich Jesus, doch nur ein Mensch wie jeder andere auch,wiso wird Er so hochstilisiert,oder dieser Mohamed oder oder oder.Wer ist Gott ????? kein schwein weis wer er ist!! keiner kann eine Antwort geben,warum ist dieser Gott dann nicht so Human wie Er immer beschrieben wird und im gleichen Atemzug böse auf irgend jemanden, weil dieser nicht nach dem Buch der Bücher lebt.Ihr lieben Pfaffen seid mal ehrlich zu Euch selbst,was soll dieser ganze Unsinn den Ihr da den Menschen weis machen wollt???????. Nur um Sie abhängig zu machen,von etwas was es gar nicht gibt??????????????????????????

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