Michael Ortmann Ratingagenturen, Griechenland-Austritt

Berliner Professor kritisiert Ratingagenturen

Karl Michael Ortmann, Dozent für Wirtschafts- und Versicherungsmathematik an der Beuth-Hochschule in Berlin, kritisiert die Rolle der großen Ratingagenturen in der Wirtschafts- und Eurokrise. Im Gespräch mit abgeordneten-check.de vertritt er die Ansicht, das die mächtigen Bonitätswächter das aktuelle Debakel überhaupt erst ausgelöst hätten. Außerdem plädiert der Mathematik-Professor für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. freiewelt.net dokumentiert das Interview in Auszügen.

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Halten Sie die großen Ratingagenturen, angesichts ihrer gewaltigen Fehleinschätzungen der Finanzkrise 2008, für seriös?

Ich halte nicht allzu viel von den großen Ratingagenturen. Persönlich wundert es mich, dass niemand diese Agenturen im Zuge der Finanzkrise verklagt hat. Die Finanzkrise wurde  ausgelöst, weil die Rating-Agenturen sogenannten gebündelten Sub-Prime-Kredite als äußerst sicher bewertet haben.  Diese Bewertungen waren grob falsch. Insofern tragen Moodys, Standards and Poor, Fitch einen großen Anteil der Schuld am Zusammenbrechen der internationalen Finanzmärkte 2008. Meiner Meinung nach ist es ein Unding, dass eine unabhängige Risikobewertung in privater Hand liegt. Man braucht dafür eine wirklich unabhängige Institution. Wie eine solche geschaffen werden könnte und funktionieren würde, ist nicht so einfach zu beantworten.

Wie bewerten Sie die Staatschuldenkrise in Griechenland?

Meine persönliche Meinung zu Griechenland ist, dass dem Land der Zutritt zum Euroraum ungerechtfertigter Weise zugestanden wurde. Im Anbetracht dessen denke ich im Nachhinein, dass es ein Fehler war, Griechenland in den Euroraum aufzunehmen. Ich persönlich fände es richtig, wenn die Griechen aus dem Euro austreten dürften, damit dem Schrecken ein Ende gesetzt wird. Die damit für alle Beteiligten verbundenen Risiken halte ich für beherrschbar. 

 

Weitere Infos unter abgeordneten-check.de und Beuth-Hochschule.de

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans von Atzigen

Gero Pischke 29.02.29012Volle Zustimmung.Geht halt nur wenn man willens ist laufend dazuzulernen, gepaart mit periodischer kritischer Hinterfragung. Na ja denken kann ganz schoen anstrengend sein, nicht umsonst verbraucht das Hirn einen hohen Anteil an Energie.Zitat Edison.Denken ist die haeteste Arbeit,darum denken so wenige!

Gravatar: Freigeist

Auf den "Kopf gehaut" wurde es nicht. Fahren Sie mal heute durch die ehemalige DDR, dann sehen Sie, was dort gebaut wurde. Es ist investiert, nicht verludert worden.

Gravatar: Hans von Atzigen

Dem ersten Teil muss man zustimmen.
Bis 2008 haben die Ratingagenturen oberlausige Arbeit geleistet.
Die Lehmann-Pleite hat die gewaltig aufgeschreckt.
Innzwischen presentieren die die Elende Wahrheit,die holen das zuvor in 20 Jahren versaeumte nach.
Eigentlich logisch das jetzt die meisten kaum noch mitkommen bei diesem Tempo und den geballten Ladungen an Negatifmeldungen.
Nicht die Arbeit nach 2008 ist das Problem sondern die oberlausige Arbeit vor 2008.
Tja wer zu spaet kommt den bestraft das Leben.
Nicht nur die Ratingagenturen haben elendiglich versagt, auch Wirtschftswissenschaftler haben in ihrer erdrueckenden Mehrheit elendiglich Versagt.
Freundliche Gruesse

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