Zur Debatte über den militärischen Einsatz von Drohnen

Ist ein Krieg dann ethisch vertretbar, wenn diejenigen, die man auf der “ethisch richtigen Seite” wähnt, ebenfalls in Lebensgefahr schweben? Sind Kriege abzulehnen, weil Drohnen eingesetzt werden? Ist das nicht eine völlig künstliche Debatte?

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Anstatt Aussagen über politische Motive zu treffen, werden Scheinargumente gebracht à la “Die Entscheidung über Leben und Tod darf aber nicht ein Computer treffen.” Kritik am Krieg wird reduziert auf die Mainstream-Kritik an Technologie. Und das ist das eigentlich barbarische daran.

“Computer dürfen nicht über den Tod entscheiden” (Zeit Online)

Beitrag erschien auch auf: zeitgeisterjagd.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: MAX

Wir werden uns gegenüber den Mächten , die diese Drohnen
haben und auch einsetzen als machtlos erweisen.
Das System der Mächtigen ist die totale Kontrolle und Überwachung
durch NSA usw. und der gezielten Tötung durch ferngesteuerte Drohnen.
Besser kann man seine Weltherrschaft nicht zementieren.
Und das dritte Bein ist das Dollar- Imperium, das den Geldmarkt beherrscht.

Gravatar: Karin Weber

Wie Recht Sie haben. Leider.

Ich habe letztens einen Fernsehbeitrag gesehen, da wurde darüber berichtet, dass die Drohnen auf die Mobiltelefone (die einem mutmaßlichen Taliban zugeordnet werden) automatisch zur Tötung gelenkt werden. Dumm nur, dass diese Taliban aller 4 Wochen die CallYa-Karte ändern und an wildfremde Menschen weitergeben. Über solche Kollateralschäden debattiert im Deutschen Bundestag niemand.

Die Definition "Terror" ist wirklich der Beliebigkeit geopfert worden. Für mich gibt es nun auch Medienterror, Steuerterror und GEZ-Terror. Also wir Bürger werden von jeder Art von Terror nunmehr terrorisiert.

Aus meiner Sicht haben diese Drohnen mehr eine psychologische Wirkung zu entfalten: Den Menschen soll suggeriert werden, dass sie an jedem Ort der Welt und zu jeder Zeit kontrolliert und vernichtet werden können. Es geht darum, auf diese Weise Macht & Kontrolle auszuüben. Keiner von uns Bundesbürgern weiß, ob sein Haus hinter ihm in die Luft fliegt, während er man auf der Terrasse sitzt. Niemand sieht dieses Teil in 3.000,00 m Höhe, aber man ist im Visier und vernichtbar.

Von mir ein klares Nein zu diesen Tötungsmaschinen. Wir wollen Frieden und keinen Terror. Drohnen sind Angriffswaffen. Den Ausbau der Überwachung im Inland lehne ich grundsätzlich ab.

Gravatar: Andreas Schneider

Der Einsatz von Drohnen ist nur nachrangig eine Frag der Ethik. Oder wollen wir die sinnlosen Gemetzel des vor 100 Jahren ausgebrochenen 1. Weltkriegs etwa als "ethisch" ansehen, nur weil keine Drohnen zum Einsatz kamen?

Tatsächlich aber bedeuten Drohnen einen strategischen Quantensprung der Kriegführung, über dessen Auswirkungen man sich m. E. nicht so recht im Klaren ist.

Man behauptet gemeinhin, einen "Kampf gegen den Terror" zu führen (führen zu müssen??) und dazu bedürfe es aller Mittel. Gegenfrage: was ist "Terror"? Wird nicht letztlich "Terror" vom davon Betroffenen als solcher wahrgenommen und definiert? Nehmen wir dazu einmal an, man wohnte in Bagdad, und urplötzlich, ohne jede Vorwarnung, flöge das Haus des Nachbarn in die Luft, weil irgendwo auf dem Erdenrund ein Drohnenkrieger seinen Joystick bedient hat. Kein "Terror"?

Zudem darf man die US-Praxis der gezielten Tötungen durchaus kritisch betrachten, selbst, wenn dadurch tatsächlich unliebsame Menschen von der Bildfläche verschwinden. Ich kann nur für mich sprechen, aber meinem rechtsstaatlichen Empfinden steht die Vorstellung entgegen, dass da vielleicht in einem Hinterzimmer jemand einen "Einsatz" mit fragwürdiger Legitimation anordnet und verfolgt. Und niemand erfährt davon.

Solange eigene Truppen in Marsch gesetzt werden, besteht dagegen eine ganz natürliche Hemmschwelle. Die Möglichkeit scheinbar "sauberer" Punktzielangriffe mit chirurgischer Präzision mag da so manchem Verantwortlichen den Finger jucken lassen.

Was Kriegseinsätze in fernen Ländern langfristig an wirklich Positivem bewirkt haben, vermögen 6 Jahrzehnte seit Ende des zweiten Weltkriegs nicht wirklich zu belegen. Jedoch ist seitens der zumeist Betroffenen aus meiner Sicht eine Bewusstseinsänderung zu erkennen: der "böse Westen" greift in die eigene Lebensart, in den Alltag ein und geruht seine Vorstellungen notfalls mit Waffengewalt durchzusetzen. Ist es verwunderlich, wenn sich dann Widerstand regt, auch, wenn wir dessen Ausprägungen aus unserem Kulturverständnis heraus nicht nachzuvollziehen vermögen?

Es stößt mir recht sauer auf, dass ein im Wartesaal eines Flughafens vergessener Koffer heute einen "Terroralarm" auslöst und zur Räumung des Flughafens bzw. zur Einstellung des Flugbetriebs führt. Solange die Bundeswehr uns noch nicht am Hindukusch "verteidigte", hätte man das Dingen einfach zum Fundbüro gebracht.

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