Ziel Bildung oder Bildungsziel Bewegung?

Es ist ein Riesenglück. Wir haben ein neues Bildungsziel für unsere Schulen gefunden: Bewegung.

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Jetzt ist er also wieder da, der Ruf nach der täglichen Turnstunde. Ein Volleyball-Funktionär hat ihn diesmal erhoben – und als Begründung lieferte er starken Tobak: Die vielen übergewichtigen Kinder, die heutzutage die Schulbank im wahrsten Sinn des Wortes drücken, hätten eine um fünf Jahre geringere Lebenserwartung. Also her mit der täglichen Turnstunde. Pardon: War das nicht eines jener verbalen Federln, die sich eine Dame namens Claudia Schmied an ihren Hut geheftet hat? Damals war die Begründung, dass wir wieder mehr Olympiasieger brauchen – damit Österreich nicht noch einmal wie bei den Olympischen Sommerspielen von London leer ausgeht. Mehr als verbal war die Schmied’sche Erfolgsmeldung von der täglichen Turnstunde nicht, aber wenigstens ohne böse Folgen. Denn sonst ist die Hinterlassenschaft dieser Ministerin alles andere als folgenlos. Das Desaster Neue Mittelschule. Und teils von ihr freihändig bestellte Kulturmanager – mittlerweile geschasst, suspendiert und pensioniert –, deren nächster Auftritt nicht von Kulturkritikern, sondern von Strafrichtern bewertet wird (nicht so Frau Schmieds Verantwortung, da ist schon ihr Nachfolger davor). Was ist da schon eine Erfolgsmeldung dagegen, die keine war? Also gibt es jetzt den nächsten Aufguss der täglichen Turnstunde. Und damit niemand glaubt, es handle sich nur um ein Thema für das österreichische Sommerloch, wird es gleich mit der Forderung nach einem „Bildungsziel Bewegung“ untermauert. Das hat ja auch wirklich gefehlt. Die Liste der immer neuen Bildungsziele, für die die Lehrer zuständig sind, wird immer länger. Kreativität, Vernetzungsfähigkeit, Arbeitshaltung, Teamfähigkeit, Sozialkompetenz und jetzt noch Bewegung. Man könnte die Liste beliebig erweitern. Und man wird. Gesunde Ernährung und geringer ökologischer Fußabdruck – wär das nicht was?

Weiterlesen auf: andreas-unterberger.at

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Andreas Schneider

Der Mythos, dass der Sportunterricht (zu meinen Grundschulzeiten noch "Leibeserziehung") auch dicken Kindern schlankere macht, ist wohl nicht mehr totzukriegen.

Ja, auch wir hatten ein paar schwergewichtigere Mitschüler. Und die schlugen immer drei Kreuze, wenn der verhasste Schulsport beendet war.

Sofern die Mitschüler heute noch leben (Krebserkrankungen und Unfälle haben die Reihen gelichtet ) haben sich die kindlichen Erscheinungsformen von lepsotom über pyknisch bis athletisch auch bis Mitte 50 gehalten. Und während alle gemütlichen "Dicken" sich heute noch des Lebens erfreuen, sind es gerade so "gesunde Kinder" gewesen, die heute nicht mehr unter uns weilen.

Was uns das nun wohl sagen mag?

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