Wie gehts jetzt weiter?

Die Europa-Politiker und -Bürokraten in Brüssel reagieren auf das Abstimmungsergebnis über den Brexit mit Entsetzen und Empörung, vor allem aber mit Überraschung.

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Das zeigt, wie weit sie sich von den Menschen „da draußen“ entfernt haben, wie sehr sie sich in der Behaglichkeit ihrer Abgehobenheit selbstzufrieden eingerichtet und damit gerechnet haben, es werde natürlich letztlich eine Mehrheit gegen den Brexit geben und alles werde so weiterlaufen wie bisher.

 

Deswegen haben sie auch nicht vorausgesehen, daß sie und die Medien, besonders die deutschen, allen voran wie immer das Staatsfernsehen, zu dem Ergebnis beigetragen haben: mit den Anklagen, den Abwertungen, den Schmähungen für die Anhänger des Brexit und den Horrorprognosen für die Folgen. Es ist sicher nicht verkehrt anzunehmen, daß die entscheidenden Prozente darauf zurückgehen. Die Engländer sind nun mal dafür bekannt, to keep a stiff under lip. Und der Versuch, sie durch Beleidigungen zu bekehren, durch Drohungen zu erschrecken oder durch Horrorvisionen zu ängstigen, bewirkt deswegen leicht das genaue Gegenteil.

 

Und auch jetzt, nach der Entscheidung für den Brexit, kommen die ersten Äußerungen des Establishments aus der gewohnten Höhe der Selbstgewißheit, die es für ausgeschlossen hält, daß es sachliche Gründe für das Ausscheiden geben könne, nicht etwa nachdenklich, sondern Reaktionen der Wut: Sofort will man den Scheidungsbrief haben, damit man die Tür hinter England zuschlagen könne, als habe man es hinausgeworfen. Martin Schulz findet - wie üblich besonders schnell, besonders scharf und besonders falsch - die Nutzung der einem ausscheidenden Land zustehenden Frist von zwei Monaten „skandalös“, weil Europa damit „in Geiselhaft“ genommen werde.

Wenn das Brüsseler Europa jetzt nicht anfängt, selbstkritisch über die sich immer weiter ausbreitende Ablehnung nicht von Europa, aber der europäischen Politik und seiner selbstherrlichen, machtgierigen und hyperbürokratischen Gestaltung nachzudenken und die anstehenden Verhandlungen über die Bedingungen des Austritts nicht sachlich nüchtern, sondern im Stile eines Rachefeldzuges führt - und dafür gibt es bereits handfeste Hinweise -, dann bestätigt es damit die Briten in der Richtigkeit ihrer Entscheidung. Und zugleich ermuntert es die anderen Kandidaten für den Austritt, sich nicht länger mit dieser europäischen Horrorbürokratie zu identifizieren.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas Rießler

Bei Ihnen ist's wie bei den papsttreuen Katholiken: Die Typen an der Spitze können einen Bock nach dem andern schießen und das Fußvolk betet um Einsicht für die Führung, aber die heilige Kuh selbst wird nicht angetastet.

Gravatar: Hans Meier

Ich versuche gerade der Einschätzung zu Entkommen, „was hat über Jahre stattgefunden, als in Brüssel ausgebuffte Paten, mit ihren Stäben, in 28facher Anzahl ihre Dinger drehten, um die Bevölkerungen, dingfest zu machen“?

Es ist eine Sichtweise, die eher die aktuellen Reaktionen beider Seiten bilanziert.
Wobei sogar die Ethik, in der britischen konstitutionellen Monarchie, eine Tradition von ehrewerter Aufrichtigkeit einer königlichen familiären Majestät, unangefochten weiter besteht „God safe the King“! Eigentlich eine romantische Menschlichkeit, eine beliebte Lebensweise für optimistische Paare mit ihren Kindern, mit ihrem Vertrauen eine gute Zukunft zu haben!
Da eine große Distanz, zu dem, was in ihren Parlamenten, als Alltags-Politik so verarbeitet wird, haben die Briten eine historische Identität und eine Gemeinsamkeit, die vielen republikanischen Ländern gänzlich abhanden kam.

Ein weiterer negativer Aspekt, ergibt sich dadurch, dass die EU „Zwietracht als politische Strategie“ verwendet, um damit die Streitenden letztlich, unter die Fittiche ihrer Verwaltung zu bekommen, wo sie ruhig gestellt werden. (Lady Ashton war darin in Peinlichkeit, bis zur Blödheit kaum zu topen.)
Was wieder an die ausgebufften Paten denken lässt, die ihre Reviere und Branchen absprechen, sich organisieren, damit sie einerseits die Medien und Bevölkerungen, als ihre Kunden in den Griff kriegen und nicht als „politisch organisierte Paten“ mit Entsetzen durchschaut und „geblitzt werden“, sondern sie als politische Retter verehrt, um ihre unehrlichen Unterschlagungs-, Erpressungs- und Veruntreuungs-Dinger weiter gnadenlos durchziehen können.

Diese Entschlossenheit der Paten nach dem Brexit, jetzt erst recht!
Spricht definitiv für das „Paten-System“ dieses „Alternativen wird es mit uns niemals geben“, denn wir dulden keinen Widerspruch!

Dieses „Sitz! Platz! Aus!“, Sonst holen wir die Knarre raus und dann ist`s mit Euch Kläffern aus!
Wir werden euch schon noch grillen!
Hat ein Niveau verraten, bei dem die Kaumuskulatur mächtiger ist, als der gesamte Rest der Köpfe, die in Brüssel Politik verwalten!

Merkel war ja heute schon mal mit der OP-Kleidung zu sehen, sie sollte rechtzeitig dorthin gehen wo sie ihre Apanage gebunkert hat.

Die Briten haben sich für Optionen und Optimismus entschlossen und das gefällt mit mehr, als die EU-Paten knechten wollen und glauben, sie seien keine Deppen. Was bilden die sich den ein?
Wie kann man so entlarvend bescheuert sein, und an der Zeit, der vierten Dimension was verdrehen zu wollen?

Gravatar: rinhard

Die zu Unrecht überversorgte und wohlbestallte Politkaste in Brüssel und Straßburg, allen voran dieser machtgeile SPD Kunstlenin Schulz, hat es immer noch nicht kapiert, was das No der Briten eigentlich bedeutet. Es bedeutet schlichtweg, daß Sie diese EU in ihrer jetzigen Rolle und Verfassung und ihre Repräsentanten nicht wollen. Und das lehnen nicht nur die Briten ab son-
dern Millionen und Abermillionen andere europäischen Bürger auch. Es wird Zeit, daß diese EU-Politbande end-
lich zum Teufel gejagt und durch eine völlig neu konzi-
pierte europäische Gemeinschaft ersetzt wird. Denn
Europa braucht die Briten und die Briten brauchen Euro-
pa aber nicht die EU in Brüssel! Und so fühlt auch die
Mehrheit der europäischen Bürger. Sie wollen eine
Gemeinschaft sein aber sie wollen keiner europäischen
Politdiktatur wie Sie Schulz und Konsorten gerne hätten,
angehören!

Gravatar: KritischeStimme

Sinkendes EU Schiff retten! Hat die EU Elite etwas gelernt v Brexit?Wenn man die nachtragende Haltung mancher EU Politiker Eliten hoert koennte man daran zweifeln.Was waere jetzt zu tun?
1. EU Erweiterungsabteilung muss geaendert werden in Zusammenarbeitsabteilung,dann ist Kriegsgefahr gebannt,der Handel m allen Gebieten rundherum EU kann bluehen
2. Drohende Atomkriege durch USA+Nato Aktivitaeten sollen vermieden werden.EU soll das Sagen haben ueber alle Atombomben innerhalb v EU gelagert.Nato in eine EUorganisation aendern damit nur EUbelangen gedient werden
3. Unsere Gesundheit wird gefaehrdet.Deshalb TTIPverhandlungen stoppen+damit EU sich nicht abschliesst v 80% der Weltbevoelkerung
4. Sanktionen+Kriege stoppen damit Nato in eine EUorganisation geaendert wird.Dann kommt mehr Finanzraum f Einkommensunterschiede+braucht man nicht zu arbeiten bis zum Umfallen.Fluechtlingswellen fallen weg.Uebertriebene Ueberwachung EU Buerger wird unnoetig

Gravatar: Bärbel Fischer

Ganz meine Einschätzung!

Herr Öttinger warnte, auf einer Linie mit Junker und Schulz am Wochenende ganz entschieden davor, irgendwelche Änderungen in der europäischen Politik vorzunehmen. Man dürfe den Briten jetzt nicht auch noch Recht geben! Bravo!

Das Erstaunen und das Entsetzen der Politiker über den Brexit gleicht 1:1 der Reaktion auf das fulminante Abschneiden der AfD im März. Auch dieses ist zu großen Teilen den Schmähungen, Verleumdungen, Unterstellungen im Vorfeld der Wahlen und bis heute zu verdanken. Nur ganz zögerlich wagen manche besonnenen Politiker die Mahnung, man solle mit der AfD endlich sachlich umgehen. Die große arrogante Mehrheit incl. Medien sinnt auf Vergeltung.

So einfältig, wie sie die Festländer die Briten einschätzen, sind sie vermutlich gar nicht. Lassen wir uns überraschen!

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