Widerstand - aus Liebe zur Familie

Friedliche, bürgerliche Demonstration in Paris gegen das Gesellschaftsmodell der Linken / Leichte Krawalle fernab, Manipulationen der Regierung

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Trotz massiver Warnungen der sozialistischen Regierung haben sich am Sonntagnachmittag mehr als eine Million Personen in Paris vor und hinter dem Invalidendom versammelt, um gegen das Gesellschaftsmodell der Linksregierung zu protestieren. Die Bewegung Manif pour tous – „Demo für alle“, in Anlehnung an das Gleichstellungsgesetz „Ehe für alle“, das wenige Tage vorher in Kraft getreten war – war auch diesmal der konkrete Auslöser, wobei die Demonstration in der Hauptsache ein millionenfaches Plädoyer für die normale Ehe und Familie war. Noch nicht einmal am Rande, sondern nach der Veranstaltung gab es leichtere Krawalle in der Stadt, wobei rund drei Dutzend Personen festgenommen und bei gut 200 die Personalien aufgenommen wurden. Verletzt wurde niemand. Weit ab von der Demonstration, sozusagen über den Dächern von Paris, hatte eine Gruppe der Generation Identitaire, die ähnlich wie Greenpeace stets am Rand der Legalität mit Aktionen von sich Reden macht, vom Dach der sozialistischen Parteizentrale eine Banderole entrollt mit der Aufschrift: Hollande Demission (Hollande - tritt zurück), eine Aufforderung, die in der Partei und in vielen Medien aufgeregt wie eine Majestätsbeleidigung behandelt wurde.

Der Platz vor und hinter dem Invalidendom, in dem der tatsächliche Kaiser der Franzosen, Napoleon Bonaparte, begraben und die jüngere Geschichte Frankreichs in Dokumenten, Bildern, Uniformen und musealen Gegenständen aus dem vergangenen Jahrhundert üppig und detailliert dargestellt ist, war eine halbe Stunde nach der Demonstration, gegen zwanzig Uhr, wieder leer und sauber. Die öffentlichen Mülleimer waren voll – ein Zeichen mehr für die Disziplin und Ordentlichkeit der Demonstranten. Die Veranstaltung war absolut friedlich verlaufen, wer durch die Menge streifte und sich teilweise durchquetschte, traf überall auf freundliche Minen, die Gesichter waren heiter und gelassen, das Gesamtbild bestimmt vom bürgerlichen Outfit der Teilnehmer. Nicht wenige waren wie zum Sonntagsspaziergang in Sacko und Krawatte oder im sportlichen Damenkostüm gekommen, was ziemlich komisch wirkt, wenn vor allem Personen im gesetzten Alter dann in den Slogan der Menge einstimmen: „Wir geben nicht auf, niemals!“ oder „Hollande – lass die Finger von der Ehe und kümmere dich um die Arbeitslosigkeit“. Bedrohlich klang allenfalls der Spruch: „Hollande, Frankreich wird dein schlimmster Alptraum werden!“ Es war in der Tat das ruhige Frankreich, das Urstromtal der Bevölkerung, das hier am Invalidendom in drei Zügen sternmarschförmig zusammengeflossen war, um dem breiten Unbehagen im Land gegen diese Regierung und ihre mit fanatischem Eifer und Hilfe etlicher Medien verfolgten Gesellschaftsprojekte Ausdruck zu verleihen.

Das friedliche und heitere Bild wurde von fantasievollen Einlagen unterstrichen. So erschienen plötzlich hier und da zwei Dutzend junger Leute, junge Männer mit freiem Oberkörper und in rosa Latzhosen, begleitet von - auch oben bekleideten - jungen Damen meist in Blau, die als Hommen-Gruppe auf bürgerlich-spassige Art die Protestbewegung Femen imitierte und für Unterhaltung sorgte. Und um erneut zu unterstreichen, daß die Bewegung keineswegs homophob ist, trat auch wieder ein Homosexueller auf, der offenbarte, daß er mit seinem Lebensgefährten von Hollande empfangen worden sei, er aber weiter gegen das Gleichstellungsgesetz sei und daß sein Gefährte ihn daraufhin verlassen habe. Dennoch rief er der Menge zu: „Gebt nicht auf! Wegen der Folgen dieses Gesetzes für die Gesellschaft, wegen der Demokratie, die ohne Zivilisation verloren ist, und wegen der Familie, Grundstein jeder freien Gesellschaft. Danke. Ich liebe Euch!“

Auch diesmal waren hunderttausende aus der Provinz gekommen, was schon an den Flaggen aus der Bretagne oder diverser größerer Städte wie Lyon, Nantes, Bordeaux, Lille erkennbar war. Auch Delegationen aus der Schweiz und Belgien waren angereist, was die beginnende Internationalisierung der Bewegung andeutet, die Internetseite ist übrigens auch in Englisch und Deutsch (www.lamanifpourtous.fr/de/aktuelles) zu lesen. Diese Teilnehmer hatten Züge und Busse gechartert, um noch am Abend die Heimreise anzutreten. Allein die Platzzahl in den gemieteten Zügen und Bussen übersteigt schon die von der Präfektur und dem Innenministerium angegebene Zahl der 150.000 Teilnehmer. Es handelt sich um eine politische Zahl, so wie schon bei den Großdemonstrationen am 13. Januar und 24. März als 800.000 beziehungsweise 1,7 Millionen Teilnehmer gekommen waren. Die Zahl lässt sich anhand von Luftaufnahmen und Computern ziemlich genau kalkulieren. Bei den Aufnahmen vom 24. März sind nachweisliche Fälschungen in Umlauf gekommen. Der Manipulationskrieg der Zahlen hat mit der Angst der Regierung vor der anschwellenden Unpopularität zu tun, man will die Bewegung verharmlosen und diskreditieren, indem man ihr den Stempel des Rechtsextremismus aufdrückt. Aber hier versammelte sich erneut die bürgerliche Mittelklasse, das Bild vor und hinter dem Invalidendom war geprägt von jungen Familien mit drei und mehr Kindern. Auch Bürgermeister mit ihren Schärpen waren nicht selten zu sehen. Einer von ihnen, Jean Michel Fourgons, aus der Kleinstadt Elancourt, sei gekommen, sagte er dem Berichterstatter, um „gegen die Inkompetenz und die Lügen der Regierung zu protestieren, und zwar nicht nur in gesellschaftspolitischen Fragen, sondern auch bei Wirtschaft und Finanzen. „Frankreich macht sich mittlerweile zum Gespött in Europa. Wer nimmt Hollande noch ernst? Seine Kritik am deutschen Modell ist lächerlich. Schon die Fakten sprechen eine andere Sprache“. Aber „diese Leute“ in der Regierung lebten in einer anderen Welt und wollten eine andere Gesellschaft. Der Bürgermeister ist auch Unternehmer und gehört zur bürgerlichen Oppositionspartei UMP. Von dieser Partei und von der Front National waren mehrere Abgeordnete gekommen, um dem bürgerlichen Protest auch eine politische Note zu geben.

Die wirkliche politische Parole aber wurde von einem Gewerkschafter ausgegeben. Der rief zum „friedlichen Widerstand“ gegen die Regierung auf, ähnlich wie es die Solidarnosc in Polen in einer aussichtslosen Position vor dreißig Jahren getan habe. In seiner Begründung wählte er den Dreiklang der französischen Revolution. Denn Freiheit bedeute auch Gewissensfreiheit und die wollten die Sozialisten, auch mit dem Gleichstellungsgesetz einschränken. Gleichheit bedeute auch Anerkennung und nicht mediale Unterdrückung anderer Meinungen, Brüderlichkeit sollte vor allem den Schwächsten und Hilflosen, den Kindern, zuteil werden. Ein Staatsrechtler, hinter ihm auf der Bühne acht Richter in Roben, legte dar, wohin das posivitistische Recht führe, wenn man die Natur des Menschen nicht mehr achte und so die Verfassung verfälsche. Auch er rief zum „ruhigen Widerstand“ gegen die „Ideologen des Genderismus“ und eines „perversen Menschenbildes“ auf. Widerstand hieß auch die Devise einer Gruppe, die von Rennes zu Fuß die 350 Kilometer nach Paris zurückgelegt hatte, um auf diese Weise die „friedliche Entschlossenheit“ im „Kampf um die Zivilisation für die künftige Generation“ zu unterstreichen.

Die Katholische Kirche hatte die Demonstration offen unterstützt. In Predigten wurde am Sonntagmorgen zur friedlichen Zusammenkunft aufgerufen. Ein Dominikaner auf dem Feld vor dem Invalidendom meinte lapidar auf die Frage, warum er gekommen sei: „Aus Liebe zur Familie“. Es ist dieses friedliche Bild der Resistance, das die Regierung fürchtet. Deshalb hatten der Premier und der Innenminister Tage vorher schon vor gewalttätigen Ausschreitungen gewarnt und die Familien offen aufgerufen, zuhause zu bleiben. Mit Hilfe linksgerichteter Medien ist die Regierung bemüht, der Bewegung das Etikett „rechtsextrem“ zu verpassen und wenn es sich durch Fakten nicht belegen lässt, dann wenigstens durch Behauptungen. Hier sind Parallelen zu Deutschland erkennbar, sozusagen von ancien regime zu altem Establishment.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Carolus

„Freundliche Minen“?
Bergwerke werden das ja wohl nicht gewesen sein, und ob eine Sprengfalle wohl freundlich genannt werden kann? ;-)

Gravatar: Ulli B.

Nicht nur die französische Regierung ist bemüht, die Bewegung als "rechtsextrem" zu diffamieren, sondern auch die tonangebenden Medien in unserem Lande, z.B. Nachrichtensendungen.

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