Wer ist für den Lernerfolg verantwortlich?

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Jeden Tag bekomme ich einige unverfängliche Einladungen. Die Kinder wollen mich für ihren Lernerfolg belangen. Es ist bequem sich ziehen zu lassen. Papa gibt den Takt vor, Papa stoppt die Zeit, Papa hakt nach, Papa mahnt, Papa ermutigt. Ja, dies sind alles wichtige Aufgaben, denen ich mich verpflichtet weiss. Aber: Ich bin nicht zuerst für den Lernerfolg meines Sohnes zuständig. Wenn ich innerlich diese Aufgabe zu meiner Aufgabe mache, bringe ich meinen Sohn um ein wichtiges Lernfeld - nämlich zu lernen für sein Handeln Verantwortung zu übernehmen.

Am frühen Morgen schon beginnt es. Es ist wohlig im warmen Bett. Papa wird schon nochmals rufen. Der Geschirrspüler sollte noch eingeräumt werden. In fünf Minuten gibt es Frühstück. Vor dem Essen wird eben noch der Geschirrspüler eingeräumt. Nach dem Frühstück kein Trödeln, sondern Zähneputzen. Und dann die nächste Möglichkeit die eigene Verantwortung zu delegieren: Was mache ich jetzt? Genau: "Ihr geht an die Tafel und schreibt euer Tagesprogramm auf." (N. B. Wir sind Homeschooler.) Ich bespreche das Notierte und bitte um Priorisierung.

Wie viele ähnliche Situationen habe ich schon beobachtet. Mütter und Väter nehmen sich selbst in die Pflicht. Hausaufgaben sind ihre Aufgaben. Das Weiterkommen scheint ihre ureigene Angelegenheit zu sein. Die Psychologie spricht von (ungesunder) Symbiose. Moment, ich werde gerade unterbrochen: "Papa, könntest du noch...?"

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Da kann man Eltern nur empfehlen, Kinder von Anfang an zur Verantwortung zu erziehen.

So sind z.B. Hausaufgaben eine Sache zwischen Lehrer und Schüler, Eltern haben damit nichts zu tun! Sollte tatsächlich Hilfe notwendig werden, dann möglichst in Form von Gegenfragen. Kommt also der Nachwuchs mit Fragen zu einer bestimmten Mathematikaufgabe, so versucht man durch Fragen weiterzuhelfen, eine uralte Methode, bekannt z.B. durch den platonischen Dialog Menon: "[...] Sokrates [...] indem er ihn durch Fragen zu Überlegungen anregt, die schließlich zum Verständnis des geometrischen Sachverhalts führen. Dabei legt der Philosoph großen Wert darauf, nicht zu lehren, denn er will zeigen, dass sich der Schüler die Lösung selbst erarbeitet." Siehe: de.wikipedia.org/wiki/Menon

Ich bin gerne bereit, ausführlich zu einer vom Humanismus und wissenschaftlichem Denken geleiteten Erziehung Stellung zu nehmen. Die christliche Erziehung, z.B. in Kindergärten, ist eine Katastrophe für die Gesellschaft.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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