Wenn der Wind sich dreht und Merkel es nicht merkt

Die Merkel-Regierung hat keine Antworten auf die Probleme unserer Zeit. Man ist der Kognitiven Dissonanz verfallen, redet die Gegenwart schön und kehrt die Probleme unter den Teppich.

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Bevor 1989 die Mauer fiel, hatte es bereits viele Anzeichen für einen großen Wandel gegeben. Michael Gorbatschow hatte in der Sowjetunion die Perestroika und Glasnost eingeführt. In Ungarn war eine breite Volksbewegung aktiv. In Polen blühte die Opposition. Sowohl die UdSSR als auch die DDR waren wirtschaftlich faktisch pleite. Der Wandel lag in der Luft. Bei seinem Besuch zur 40-Jahr-Feier der DDR in Ostberlin sprach Gorbatschow: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Dieser Spruch war eine Warnung an das SED-Regime. Doch Erich Honecker und eine Parteigenossen verstanden die Botschaft nicht. Sie klammerten sich an ihre Privilegien und ihrer überholten Ideologie.

 

Dann kam der Wandel in Osteuropa. Alle kommunistischen Regime wurden hinweggefegt. Anders war es in China. Dort hatte man zu jener Zeit erkannt, dass ein Wandel kommen muss. Das Land reformierte sich. Heute ist China auf dem Weg zur Weltmacht. China hatte flexibel reagiert. Die DDR dagegen war dazu nicht imstande gewesen.

 

Kritikfähigkeit und Mut zum Richtungswechsel sind wichtige Tugenden

 

Eine kluge Regierung erkennt den Wandel der Zeit. Sie hat einen unvoreingenommenen Blick auf die Realität. Dies sind die Voraussetzungen, um Antworten auf die Probleme unserer Zeit zu finden. Eine schlechte Regierung hält unbeirrt an ihrem ideologischen und programmatischen Kurs fest, auch wenn der Wind sich längst gedreht hat und das Staatsschiff zu sinken droht.

 

Nach diesen Prämissen ist die Regierung der Angela Merkel eine schlechte Regierung. Anstatt pragmatisch an die Probleme heranzugehen und andere Meinungen anzuhören, verfallen Angela Merkel und die Politiker ihrer Regierung in den Zustand kognitiver Dissonanz. Sie spüren zwar, dass etwas falsch läuft. Doch sie reden es sich schön, suchen nach Schein-Argumenten, um sich zu rechtfertigen und ihren überholten Weg trotzdem weiterzugehen. Sie schaffen es nicht innezuhalten und einen Schritt zurückzugehen, um einen neuen Weg einzuschlagen.

 

Angela Merkel ist unfähig, den Brexit als Folge ihrer verfehlten EU-Politik und Migrations-Politik zu werten, obwohl die Briten offen zugaben, dass sie insbesondere mit der Politik Deutschlands als dominanter EU-Staat nicht einverstanden sind. Sie weigert sich, die Probleme der unbegrenzten Zuwanderung anzuerkennen. 2003 hatte sie den Irakkrieg von George W. Bush emphatisch unterstützt. Bis heute weigert sie sich anzuerkennen, dass dieser Krieg zu einer großen Katastrophe geführt hat, die den ganzen Nahen und Mittleren Osten destabilisiert hat und Millionen Flüchtlinge in Bewegung gesetzt hat. Merkel hat unzählige Regierungen vor den Kopf gestoßen. Dazu gehören Polen, Russland, Slowakei, Ungarn und Österreich. In Ländern wie Griechenland ist die Bundeskanzlerin ohnehin verhasst. Doch bei all diesen Entwicklungen scheint es, als würde die Realität an ihr vorbeigehen.

 

Merkel und Gauck denken im Hegelschen Dreischritt

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck gehen von einem einfachen Weltbild aus. Sie wissen, dass die Zeit des Nationalsozialismus eine dunkle Epoche deutscher Geschichte war. Sie wissen ebenso, dass die DDR ein Unrechtsregime war. Die Bundesrepublik Deutschland mit ihrer Einbettung in die Entwicklung der EU und NATO war im Vergleich zur DDR und zum Dritten Reich ein Erfolgskonzept.

 

So weit, so gut. Doch der entscheidende weitere Schritt fehlt im Denken und Handeln von Merkel und Gauck, nämlich die Vorstellung davon, dass auch das bewährte Konzept der Bundesrepublik eine gefährliche Fehlentwicklung einschlagen kann und gegebenenfalls eine gehörige Kurskorrektur abverlangt. Ist die Bundesrepublik von heute wirklich das Land, das Konrad Adenauer und Ludwig Erhard noch gutheißen würden?

 

Dogmen sind Kennzeichen autoritärer Regime

 

Wir wissen nicht, welche Ereignisse uns morgen einholen werden. Ein Konzept, dass in einer Zeit gut war, kann von heute auf morgen nicht mehr zukunftsfähig sein. Die Industrie weiß das. Wer die neuesten technischen Entwicklungen verschläft, läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Die Politik scheint diese einfache Erkenntnis vergessen zu haben. Denn sie verfällt immer wieder in alte Dogmen. Doch unantastbare Dogmen sind Kennzeichen von autoritären Regimen. Sobald etwas nicht mehr diskutiert werden darf, weil allein die Fragestellung schon gegen die „Political Correctness“ verstößt, verschließt man sich dem Wandel der Zeit.

 

Eine dogmenfreie Demokratie braucht eine dogmenfreie Medienlandschaft

 

Die Medien in den USA und in Großbritannien sind freier als in Deutschland. Es wird weniger indirekt zensiert, es gibt weniger Druck. Zwar verfolgen die einzelnen Medienhäuser klare gesellschaftspolitische Ziele. Doch die Vielfalt der Medien führt dazu, dass unterschiedliche Meinungen zum Ausdruck kommen. In den USA werden in der New York Times und auf CNN völlig andere Werte angesetzt als beispielsweise bei dem beliebten Fernsehsender FOX. Auch im Internet gibt es wenig Zensur, und dass, obwohl die NSA ein Auge auf alles geworfen hat.

 

In Deutschland sind die großen Printmedien und das Fernsehen auf mehr oder weniger einer Wellenlänge. Dies zeigt sich insbesondere bei Fragen der EU. Die EU ist wie eine heilige Kuh. Sie darf in ihren Grundsätzen nicht angetastet werden. Diese Haltung hat sich in der Berichterstattung über den Brexit gezeigt. Fast unisono haben die deutschen Medien negativ über den Brexit und dessen Befürworter berichtet. In den USA und in Großbritannien war das Medienecho vielfältiger. Kein Wunder: Viele Amerikaner halten nichts von der EU, weil sie ihnen zu sozialistisch und zentralistisch daherkommt. Was die Briten mehrheitlich von der EU halten, haben sie mit ihrem Referendum bewiesen.

 

Deutschland braucht wieder Meinungsfreiheit und offene Diskussionen

 

Der deutsche Weg im Speziellen und der europäische Weg im Allgemeinen sind zu festgefahren. Eine wirkliche Demokratie braucht mehr Freiheit und Offenheit, mehr Bereitschaft, sich der Stimme des Volkes und den Problemen unserer Zeit zu stellen. Wenn die Bevölkerung in Bezug auf die EU ruft, genug sei genug, und mehr Subsidiarität und Basisdemokratie möchte, dann sollte sich die Regierung nicht davor verschließen.

 

Doch Angela Merkel setzt ihren Weg unbeirrt fort. Sie lernt nichts dazu. Sie erkennt nicht die Zeichen der Zeit. Sie verschließt ihre Augen und Ohren vor den Sorgen des Volkes und den Stimmen unserer europäischen Nachbarn. In Zeiten, in denen die Regierungen sich der Realität verschließen, ist es nötig, dass die Zivilgesellschaft aktiv wird und sich vom Establishment nicht einschüchtern lässt.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans Dampf

Von den Wänden, von den Dächern,
von Hand zu Hand durchs ganze Land,
von Mund zu Mund in jeder Stund:

MERKEL MUSS WEG!!!

Gravatar: Geiserich

"Der Wind dreht sich, und Merkel merkt nichts": im Handelsblatt vom 3.8.2016 steht auf Seite 7: Das Gerücht vom Wechsel. Rot-Rot-Grün könnte im November Merkel stürzen. Es könnte ein konstruktives Misstrauensvotum gegen die Kanzlerin geben. Dieses Gerücht macht n Berlin die Runde.

Gravatar: Hans von Atzigen

Den Grundsatzdarlegungen kann man nur zustimmen.
Die längst zu beobachtenden Fehlentwiklungen auf wenige
Personengruppen resp. grad eben,, Machthaber,, zu konzentrieren,in die Schuhe zu schieben greift zu kurz.
Die Sache ist deutlich umfangreicher,vielfältiger,tiefgreifender.
Innerhalb der letzten rund 50 Jahre hat sich ein Weltbild etabliert, das letztlich NICHT schlüssig aufgeht und kann.
Solange das funktioniert hat, hat sich die grosse Mehrheit, dem angeschlossen,das mitgetragen.
Zunehmend werden die Mängel dieses Weltbildes offen sichtbar und wirken entsprechend.
Warum kam es dazu?
Längst werden Kritiker und Warner faktisch ausgesperrt
und ignoriert. In der sog.öffentlichen Meinung.
Mit einer Grundsatzliberalen Einstellung und Denkweise,
währe das eine oder andere vermeidbar gewesen.
Freies Liberales Denken ,,gebietet,, eben auch Kritiker und Hinterfrager ernst zu nehmen und in die eigene
Sichtweise einzuflechten.
Tja bestmöglich gelebter Liberalismus, ist sicher keine
einfache Grundhaltung und Denkweise. Leider ist das
zu vielen zu anstrengend. Der Mensch neigt nun einmal Naturgegeben zur bequemlichkeit auch im Wahrnehmen
und Denken.
Dogmatismus führt naturgegeben immer in Sackgassen.
Letztlich kann nur der Liberalismus in seinem umfassenden Kerngehalt für möglichst viele ein erträgliches, nachhaltiges Ergebnis hervorbringen.

Gravatar: Hans Meier

Ich finde man sollte sich dieses Interview mit Dr. Maaz gönnen.

Ein kompetenter Psychiater, von dem man Einiges an Einsicht lernen kann, wie mir scheint!

Die ganze Problematik der psychischen Bedürfnisse, zwischen Zuwendung und glücklicher Sicherheit oder nach Anerkennung zu gieren.

Siehe https://www.youtube.com/watch?v=lJbQPKPANBU

Man sollte sich diese Problematik gerade für politische Personen bewusst machen, die ständig auf Bühnen „Gesichts-Konferenzen“ präsentieren, weil sie die zentrale Rolle so gern haben.

Gravatar: Gisela Glatz

Frau Merkel macht es wie die drei Affen:
Nichts sehen -
nichts hören-
nichts sagen !!!
So lebt es sich ganz ungeniert. Das ihre Wähler dabei auf der Strecke bleiben, interessiert nicht. Nur Macht und Willkür sind interessant. So ist es nicht verwunderlich, daß das Land allmählich verroht und kriminelle Zustände herrschen. Aber wie lange hält ein Land wie Deutschland solche Zustände aus ???

Gravatar: Serremer

Ich bin zwar schon ein älteres Semester, aber dieser Artikel enthält viel Wahres. Die Bürger werden noch immer als unmündig angesehen um z.B. ein Referendum zum Thema CETA, Glyphosat etc. abhalten zu können, weil sie vermutlich als zu "dumm" angesehen werden und das große "Ganze" übersehen. So ist deren offizielle Denke. Ich meine aber, daß man dies nur aus dem Grund nicht will, weil die Politiker Macht abgeben müßten. Aber diese Ignoranz und Selbstherrlichkeit das Berlin und vor allen Dingen Fr. Merkel, H. Kauder und H. Schäuble verströmen empfinde ich als Bürger demütigend meiner/unserer Meinung gegenüber.

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