Wenn der Koran zum Gesetzbuch wird (3)

Die Re-Islamisierung der Türkei und die Folgen für Deutschland

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Zurzeit schießt sich die deutsche Linke auf Saudi-Arabien ein. Ein barbarisches Urteil gegen einen Internetblocker, die Massenhinrichtung von Regimegegnern, darunter einem schiitischen Prediger haben Empörung ausgelöst - mit Recht. Aber der Einfluss Saudi-Arabiens auf die deutschen Moslems ließe sich leicht durch eine kompromisslose Ausweisung von wahhabitischen Predigern und ihren salafistischen Jüngern eindämmen.

Dabei wäre es dringend geboten, dass sich Deutschland mit der Entwicklung des Islams in der Türkei auseinandersetzt. Was Erdogan in Ankara verordnet hat Einfluss auf die Millionen Türken, die in Deutschland leben. So sehr sich die europäischen Staaten gemeinsam vom IS bedroht fühlen, so unterschiedlich sind die Probleme, die sich aus dem Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Ethnien entwickelt haben.

Die Konflikte in Frankreich beruhen weitgehend auf den Befreiungskriegen der Kolonien und dem Selbstverständnis der "Grand Nation." Vor allem der Algerienkrieg und der Hass, der sich dabei auf beiden Seiten festgefressen hat, wirken immer noch nach. Auch in Großbritannien beruhen die Spannungen zwischen der mohammedanischen Bevölkerung und der Mehrheitsgesellschaft auf der kolonialen Vergangenheit. Auf der Insel gibt es heute Stadtteile in denen ausschließlich Einwanderer aus Pakistan oder Bangladesch leben, die ihre eigene Welt geschaffen haben. Wohin das führen kann, zeigt der Skandal von Rotherham in Mittelengland, wo pakistanische Banden über ein Jahrzehnt über tausend englische Mädchen systematisch missbraucht haben und die lokale Polizei und Behörden haben nichts unternommen, weil sie nicht als Rassisten gelten wollten.

Die große Masse der in Deutschland lebenden Muslime aber stammt aus der Türkei und die haben wir geholt, weil wir Arbeitskräfte brauchten und sonst nicht darüber nachgedacht haben, was daraus werden könnte.

Wegen dieser verfehlten Ausländerpolitik sind wir es hauptsächlich von der Entwicklung in der Türkei betroffen. Die erste Generation kam noch aus einem ziemlich säkularen Staat zu uns. Ihre Betreuung wurde unter anderem durch einen Vertrag geregelt, den die deutsche Regierung mit DITIB vereinbarte, die unter dem Dachverband der Diyanet, eine dem türkischen Staat unterstellte Behörde steht, und die in Deutschland unter das Vereinsrecht fällt. Jahrzehnte gab es kaum Probleme. Das hat sich geändert, seit der Islamist Erdogan die Macht in der Türkei ausübt. Seither ist DITIB "ein Organ der türkischen Regierung mit religiöser und sozialer Zielsetzung, die in der Türkei vorherrschenden Richtung des sunnitischen Islam zu stärken".

Der Vertrag beinhaltet auch die Regelung, dass hauptamtliche Hodschas, die der deutschen Sprache nicht mächtig, denen die deutsche Kultur fremd ist, als türkische Staatsbedienstete, von Ankara besoldet und beaufsichtigt in den Moscheen den Ton angeben. Der Stadtstaat Hamburg hat sogar einen Staatsvertrag mit DITIB abgeschlossen. So züchten wir uns einen Islam, der mit unserem Grundgesetz nichts zu tun hat.

Wir müssen dringend die Hoheit über die Moscheen zurück gewinnen und das bedeutet, keine von Erdogan besoldete Imame mehr aus der Türkei in unseren Moscheen - und das heißt auch, dass die in Deutschland ausgebildeten Imame von DITIB anerkannt werden müssen, will diese Organisation Gesprächspartner der deutschen Regierung bleiben. Zurzeit lehnt DITIB die unseren Universitäten ausgebildeten Islamwissenschaftler und Prediger ab. Das nehmen unsere politischen Akteure achselzuckend hin oder was wahrscheinlich für die meisten zutrifft: Sie haben keine Ahnung, wie missionarisch die Erdogan-Türkei vorgeht.

1923 gründete der Reformer Kemal Atatürk die Diyanet, eine staatliche Behörde, die für die Religion zuständig ist. Seine Intention war ganz klar, die Trennung zwischen Staat und Religion durchzusetzen und die Diyanet achtete darauf, dass die Religionen, vor allem der Islam nichts gegen den Staat unternimmt. Das blieb so, bis in die Neuzeit, bis Erdogan anfing den Kemalismus wieder zurück zu drängen.

Zurzeit ist das Diyanit der verlängerte Arm der Islamisierung der Gesellschaft in der Türkei und die Verbreitung der sunnitisch- türkischen Version des Islam. Das Diyanet ist gleichzeitig die höchste islamische Autorität in der Türkei und erlässt in jüngster Zeit Richtlinien, die mit einem liberalen Staat nichts mehr zu tun haben. Dazu gehört zum Beispiel, dass Frauen in der Öffentlichkeit kein Parfüm mehr tragen dürfen, dass sie nicht mehr gemeinsam arbeiten dürfen und 2015 veröffentlichte sie ein Fatwa (Religionsgesetz) dass Händchenhalten von Verlobten in der Öffentlichkeit verbietet.

Für Katrin Göring-Eckardt mag das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, das es erlaubt, dass muslimische Frauen mit Kopftuch in deutschen Schulen unterrichten dürfen, einen Sieg für unsere weltoffene Gesellschaft darstellen. Für die türkische Religionsbehörde ist das aber ein Sieg über die dekadente westliche Kultur, ein Sieg für die Werte des Islam nach türkisch-sunnitischer Vorstellung.

Die zunehmende Verbreitung des Kopftuchs ist für die meisten Frauen in der islamischen Welt erzwungen, ein Symbol ihrer Ausgrenzung. Da braucht es dann deutsche Naivität um dies zu übersehen. Vor Erdogan war es in der Türkei noch verboten, mit Kopftüchern eine Universität zu betreten oder gar eine Position im Staatsdienst zu besetzen. Aber selbst die Vollverschleierung soll in Deutschland akzeptiert werden. Das ist nicht nur Toleranz bis zur Selbstverleugnung, das bedeutet auch, Millionen Frauen in ihrem Kampf um die Selbstbestimmung in Stich zu lassen.

Die Diyanet hat für ihre Aufgaben mittlerweile 100 000 Mitarbeiter und einen Etat von 1 Milliarde Euro. Sie ist direkt dem Ministerpräsidenten unterstellt. Ein Schwerpunkt der Missionierung ist neben Deutschland vor allem der Balkan. In Tirana wird gerade eine Moschee gebaut, die bei weitem das nahe gelegene Parlament Albaniens überragt. Beim Bau von über 100 Moscheen in 25 Staaten ist die türkische Religionsbehörde beteiligt .

Bevor unsere Regierung sich völlig in der Flüchtlingsfrage in die Abhängigkeit dieser türkischen Regierung begibt, sollte sie - und auch die Abgeordneten, die die Politik mittragen (Schwarz, rot und grün) die Studien des in Graz lehrenden  Türkeiforschers Kerem Oktem lesen. Er stellt fest, dass die türkische Unterstützung mit massivem Einfluss verbunden ist. Erdogan erzwingt mit seinen finanziellen Zuwendungen, dass sich die Spendenempfänger auf seine Seite stellen. Das ultimative Ziel ist, so Prof. Oktem, die Vorstellung, "dass die Türkei zum Führer der ganzen islamischen Welt aufsteigt".      

Die wankelmütige und inkonsequente Politik gegenüber Diktaturen und autoritären Staaten durch den Westen, vor allem auch durch die Bundesregierungen der verschiedenen Koalitionen ist gescheitert. Ein Symbol dafür ist die Szene in der Türkei, in der die deutsche Kanzlerin als Bittstellerin vor dem selbsternannten Sultan um dessen Beistand gegen die Flüchtlingsströme bittet und ihm dafür drei Milliarden Euro versprach. Das war eine beschämende Wahlhilfe für einen skrupellosen Autokraten.

Was geht da nur in den Köpfen der Berliner "Großen Koalition" vor. Als der Mörder Assad anfing seine Bevölkerung zu bombardieren und zu vertreiben, verlangte die Türkei sichere Zonen in Syrien, die durch ein Flugverbot für die syrische Luftwaffe geschützt werden müsse. Das lehnte der Westen ab. In Deutschland verteufelnden dies die Linken und Friedensideologen als "Eskalation der Gewalt", als "Völkerrechtsverletzung", als "Kriegstreiberei." Als Assad dann anfing, mit Fassbomben aus Helikoptern die Zivilbevölkerung zu verjagen, floh diese in die Lager nach Jordanien, den Libanon und in die Türkei. Und uns interessierte das reichlich wenig. Nur keine Einmischung, nur keine militärische Aktionen gegen diesen Verbrecher in Damaskus.

Heute wollen wir noch nicht einmal genau wissen, wie viele der Flüchtlinge vor Assad und wie viele vor den mörderischen Banden des "Islamischen Staates" zu uns kommen. Und erst seitdem sich hunderttausende auf den Weg nach Europa machen, nachdem die Attentate nicht nur in Somalia, Mali, Obervolta, Nigeria, Pakistan und der Türkei, sondern auch in Paris unschuldige Menschen betreffen, hat sich die deutsche Regierung aufgerafft, wenigstens so ein bisschen beim Kampf gegen den IS mitzumachen. Weil das aber die Ursachen der Flüchtlingsströme nicht abbremst, erflehen wir jetzt den Beistand eines weiteren Autokraten, der gerade einen blutigen Krieg im Südosten seines Landes führt und jeden im eigenen Land verfolgt, der für eine friedliche Lösung des Kurdenkonfliktes eintritt.

Das Flüchtlingsproblem mag zurzeit als die größte Herausforderung angesehen, die unser Staat zu bewältigen hat. Eine Million Zuwanderer, mehr oder weniger gläubige Muslime dabei, sind sicher eine Mammutaufgabe. Aber ein aggressiver Islam, von Saudi Arabien, dem Iran und Pakistan in die ganze Welt exportiert, ist wesentlich gefährlicher für den Frieden in der Welt.

Für Deutschland aber bedeutet dies, dass wir sehr darauf achten müssen, dass der selbsternannte Sultan Erdogan nicht über seine Organisationen Einfluss in den Moscheen und darüber hinaus in auf die Gesellschaft nehmen kann. Daher verbietet es sich von selbst, mit der jetzigen türkischen Regierung mehr Kontakt zu halten, als unabdingbar ist. Sie kann aber nicht unser wichtigster strategischer Verbündeter im Nahen Osten werden, nur weil Kanzlerin Merkel die Flüchtlingspolitik von Anfang an falsch angepackt hat.

Beitrag zuerst erschienen auf achgut.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Emmanuel Pracht

Lustig wird es wenn die ansässigen "Osmanischen Sunniten" draußen auf die neuen "Arabischen Sunniten" treffen.

Ich hab mich, hier im Umfeld des derzeit größten Islamreaktors wohnend, mit den Osmanen vor Ort (die Nachbarn) über die hinzukommenden Araber unterhalten. Die Antworten waren eher beunruhigend. Das läuft locker unter "gelebter Fremdenhass"

Dieses Problem (Neusprech: Herausforderung) wird derzeit nicht diskutiert. Entweder aus "DieMisere's" Rücksichtnahme, die Bevölkerung nicht mit der Würglichkeit verunsichern, oder weil es einfach nicht erkannt wird.

Nun - es wird sich zur Zeit seine Bahn brechen.

Wohlan...

Gravatar: Freigeist

Eine der größten mentalen Schwächen des Menschen ist der Gottes-Glaube. Schon Kinder werden dazu verführt. Ein grober Kindsmissbrauch. Erwachsene, teils dümmlich, kommen davon nie mehr los. So kann man Spreng-Gläubige heranzüchten. Alle Schulen in staatliche Hand, dazu Ganztagsunterricht und nur Religionskunde die dazu dienst, Religionen zu entlarven.

Gravatar: qed

So gerne ich Sie lese, Herr Ederer- aber diesmal geht es doch etwas zu sehr daneben:
Der Allgemeinplatz vom "kolonialen Erbe" Frankreichs und Englands ist eine oft bemühte Floskel, die nur zum Teil richtig ist: Dann müßte England überschwemmt sein von Indern! Es sind aber Moslems aus dem zwar auch britisch gewesenen Kunststaat Pakistan und die sind nichts desto trotz von Blair und seinen Spießgesellen von Labour in relativ kurzer Zeit massenhaft importiert worden in der eingestandenen Absicht, mit ihren Stimmen Labour nicht mehr von der Macht entfernen zu können. Bei Frankreich trifft es schon eher zu- bis heute mischen sie in ihren ehemaligen Kolonialgebieten kräftig mit. Jedoch ist die Millioneninvasion vor allem durch die linken Regierungen nach 68 verbrochen worden.

Und nein, nicht der Mörder Assad und seine russischen Kumpane sind für die Flüchtlingsströme verantwortlich, sondern Uncle Sam, der Nordafrika und den Nahen Osten in ein Chaos gestürzt hat, das ist ja nun wirklich nicht schwer nachzuvollziehen, wenn man weiß, daß ISIS eine Erfindung Amerikas ist- Destabilisierung heißt das Rezept eines gewissen Herrn Brzezinski und über die "Migrationswaffe" und "Umvolkung" ist vom Chefdenker der Pentagon-Thinktanks, Barnett, viel geschrieben worden. Die ist übrigens von Mrs. Greenhill bestens untersucht und bestätigt worden, einfach mal googeln.
Und auch der Sultan in Ankara ist nicht so ganz selbstherrlich, wie Sie uns glauben machen wollen: Wunderbarerweise wirken seine Aktionen wie mit dem Pentagon abgestimmt- die Kurden fallen da als Kolateralschaden halt hinten über.

Über Berlin muß man nicht viele Worte verlieren: Seit Kriegsende geben hierzulande nur handverlesene Vasallen den Brunzkanzler- etwas anderes ist in einem nach wie vor besetzten Land gar nicht denkbar. Ein Unabhängiger wird erst gar nicht Kandidat. Neu bei der Hosenanzügin ist allenfalls, daß sie den Umvolkungsbefehl Schokobamas ausgerechnet als fromme Wohltat verbrämt. Noch nie hat diese Kreatur eine Entscheidung getroffen, die amerikanischen Interessen zuwiderlief. Und ich wette mit Ihnen- der Kotau der Kanzlerdarstellerin vor dem Sultan wiederholt sich in einer Woche. Und in drei Jahren ist er in der EU...

Gravatar: ropow

Die Re-Islamisierung der Türkei kann nur deshalb Folgen für Deutschland haben, weil hier nicht die Worte derer verbindlich sind, die wissen, wovon sie reden…

„Der Islam gehört auf den Müllhaufen de Geschichte. Diese Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen, ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet." - Mustafa Kemal Atatürk

… sondern derer, die davon keinen blassen Schimmer haben:

„Der Islam gehört zu Deutschland.“ - Angela Merkel

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