Weltordnung: „Global Hegemony“ Wie die USA Großbritannien als Weltmacht ablösten

Die USA gestalten ihre Außenpolitik nach globalen Gesichtspunkten, um die Sicherheit, die Ressourcen, die Handelswege und die Märkte zu schützen. Ihre Rolle als Weltmacht haben sie vom Britischen Empire geerbt.

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In jeder Kultur und Gesellschaft gibt es spezifische Perspektiven auf die Ordnung der Welt. Jedes Land definiert seine Rolle anders. Viele Staaten sehen sich als Zentrum. Doch in keiner Kultur und Gesellschaft ist der globale Blick auf die Politik und Wirtschaft so ausgeprägt wie in der anglo-amerikanischen.

Großbritannien war die erste Weltmacht in der Geschichte, die tatsächlich global Einfluss nehmen konnte. Ihre Methoden und Vorgehensweisen waren von Anfang an typisch für eine Seemacht, die sich auf die Kontrolle von Handelsrouten, Ressourcen, Häfen und Märkten konzentriert hat. Wie das antike Athen oder das mittelalterliche Venedig und Genua, so hat auch Großbritannien sich auf den Handel und die Flotte gestützt.

Der Grund für die rasante Entwicklung Westeuropas war die Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Asien. In der Antike und im Mittelalter lagen die Zentren Europas am Mittelmeer. Hier blühten Kultur, Handel. Länder wie England lagen abseits und Märkte, auch wenn es den nordischen Handel mit der Hanse gab.

Doch mit den Fortschritten in der Hochseeschifffahrt und der Erschließung des Atlantiks waren Länder wie Portugal, Spanien, England und die Niederlande plötzlich zum Ausgangspunkt einer neuen Expansion geworden. Die Flanke Europas wurde zum Sprungbrett in die Neue Welt. Während sich Spanien und Portugal auf Süd- und Mittelamerika konzentrierten, fokussierten sich die Niederlande und England auf Nordamerika.

Dabei ging es von Anfang an um Ressourcen. Die Besiedlung mit Kolonisten war nur ein Nebeneffekt. Die Handelskompanien gaben das Schritttempo vor. Die Spanier waren vor allen auf Gold aus. Das Gold Süd- und Mittelamerikas war die Machtbasis für das Weltreich Karls V., in dem die Sonne nie unterging. Aber auch der Anbau von exotischen Früchten und Gemüsesorten auf Plantagen erwiese sich als gutes Geschäft, ebenso der Anbau von Zuckerrohr und Tabak.

Europa wurde mit neuen Produkten aus Übersee überschwemmt. Dabei hatten die See- und Kolonialmächte exklusiven Zugang zu den begehrten Ressourcen, Produkten und Märkten. Dies war der Kern ihres wirtschaftlichen Prosperierens.

„Pax Britannica“ – die erste wirkliche Weltmacht Großbritannien

Von allen europäischen Kolonialmächten ging Großbritannien einen Schritt weiter. Es profitierte von der Insellage. Mit der erfolgreichen Politik der „Balance of Power“ konnte sich Großbritannien aus den Konflikten und Kriegen des europäischen Kontinents heraushalten oder im Sinne des Machtausgleichs eingreifen. Während sich die europäischen Staaten gegenseitig in Schach hielten, war die See für Britannien offen.

Das 19. Jahrhundert war das goldene Zeitalter des Britischen Empires. Kanada und Australien waren britisch. Der komplette indische Subkontinent wurde zur britischen Kronkolonie. In Afrika erstreckte sich die britische Einflusssphäre von Kairo den Nil entlang über Kenia bis hinunter bis nach Südafrika. Die USA waren nach ihrer Unabhängigkeit wieder mit den Briten versöhnt, und die Spanier hatte ihr Weltreich durch die Unabhängigkeitsbewegungen des 19. Jahrhunderts verloren. Um 1900 herum erreicht das Britische Weltreich seinen Höhepunkt. Niemals zuvor hat es ein mächtigeres und global umfassenderes politisches Gebilde gegeben. Die Stärke Großbritanniens war durch die Flotte gedeckt. Die Briten konnten jederzeit und fast überall militärisch eingreifen.

Übergabe des Staffelstabes vom Vereinten Königreich an die Vereinigten Staaten

Während das 19. Jahrhundert vom goldenen Aufstieg des Britischen Empire geprägt war, so gestaltete sich das 20. Jahrhundert als Epoche des britischen Niedergangs, zumindest, was die Rolle und Größe des Weltreiches angeht. Nach der Emanzipation Kanadas und Australiens zerbrach auch das Kolonialreich in Afrika und Südasien.

Der wichtigste Grund für den Zusammenbruch des britischen Kolonialreiches war der Erste und Zweite Weltkrieg, bei dem sich Großbritannien verausgabt und bei den USA hoch verschuldet hatte. Roosevelt hatte Churchill klar gemacht, dass die USA den alten europäischen Stil der Kolonialpolitik nicht unterstützen wollten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das britische Mutterland wirtschaftlich so schwach und verschuldet, dass der Ton nicht mehr in London, sondern in Washington vorgegeben wurde.

Die Übernahme der Weltreichsrolle von Großbritannien war den Amerikanern mehr in den Schoß gefallen, als dass er von vornherein ein angestrebtes Ziel war. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg war die US-amerikanische Politik von isolationistischen Ideen geprägt. Es gab immer wieder Pläne, sich aus der Weltpolitik herauszuhalten und sich außenpolitisch auf Lateinamerika zu konzentrieren. Das zeigt sich auch im militärischen Engagement. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten die USA ihre Armee schnell reduziert. Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Armee der USA kaum stärker als hunderttausend Mann.

Der Zweite Weltkrieg änderte alles. Im Verlauf dieses Krieges wurden bis zu 16 Millionen Amerikaner in den Kriegsdienst eingezogen. Die komplette US-Wirtschaft war innerhalb kürzester Zeit auf Kriegsmodus umgestellt worden. Die Rüstungsindustrie lief auf Hochtouren. Am Ende des Krieges standen US-Truppen in allen Erdteilen. Die USA kontrollierten West- und Südeuropa, den gesamten Atlantik, den Pazifik und Japan. Wie zum Symbol für die Unbesiegbarkeit war US-Amerika das einzige Land mit der Atombombe.

Die Zeit der Geostrategen war gekommen. Jetzt besaßen die USA mehr Macht und Einfluss, als jemals ein Land zuvor. Das gesamte britische Empire war von US-Unterstützung abhängig. Europa lag in Schutt und Asche und fürchtete das stalinistische Sowjetrussland. Die USA waren der einzige Staat, der Westeuropa schützen konnte. Hinzu kam der unvorstellbare Reichtum. Die USA waren das einzige Land, das wirtschaftlich vom Weltkrieg profitieren konnte. Während Europa hoch verschuldet war, waren die Vereinigten Staaten von Amerika der weltweit größte Gläubiger. In den USA war mehr Reichtum und Wohlstand vereint als im gesamten Rest der damaligen Welt.

Seitdem ist US-Amerika ununterbrochen mit der Herausforderung konfrontiert, den Einfluss zu halten und zu nutzen. Hier ergibt sich folgerichtig die Orientierung an der britischen Außenpolitik. Das bedeutet: Kontrolle über das weltpolitische Geschehen. Die Welt muss berechenbar sein. Hieran messen sich die US-amerikanischen Sicherheitsdoktrinen.

Stichwort: GeoAußenPolitik

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans Meier

Sie beleuchten sehr gut den "Wachwechsel" in der Weltpolitik, von Großbritannien an die USA. Entscheiden dafür ist, wienSie auch richtig hervorheben, vor allem die Verschuldung Englands. Doch was hat den USA ermöglicht, derart als Gläubiger aufzutreten. Wenn wir uns alle an die Zeit vor dem 2. Weltkrieg erinnern, war diese in den USA geprägt von der Wirtschaftskriese der 1920er Jahre, dem Prohibitionismus, dem Einfluß der organisierten Kriminalität in der Politik. in den 30er Jahren waren die USA damit beschäftigt, die Wunden langsam aber sicher zu verarzten. Geld gab es nicht iM Überfluß. Woher kam es also? Was den Krieg und die Verbündeten mit finanzierte, war hauptsächlich Kapital derjenigen, die aus Europa flohen bzw. fliehen mußten und auch derjenigen, die nach einem Krieg hauptsächlich von einer deutschen Niederlage profitieren würden. Beleuchten Sie einmal den Kapitalfluß vor und während des 2. Weltkrieges in Richtung USA.
Ferner kommt natürlich hinzu, daß durch den Weltkrieg die USA und die Sprache Englisch weltweit zur dominierenden wurde. Vor dem 2. Weltkrieg war dies in der Technik Deutsch.

Gravatar: Schiller Jörg

Die amerikanischen Sicherheitsdokrinen richten sich daran aus, dass sich die USA von allen Ländern in ihrer Sicherheit bedroht fühlen, die sich nicht ihren Vorstellungen unterwerfen: Länder, die ihre Ressourcen nicht amerikanischen Konzenrnen überlassen (Russland, Iran...), Länder, die den Dollar als Leitwährung überwinden woll(t)en (Lybien, China, Russland...) oder Interessen zugunsten ihres eigenen Volkes vertreten. (Venezuela, Griechenland, Syrien...). Bei ihren Mitteln sind die USA "ideologisch flexibel" wie es im Brzinskis (ehemaliger Sicherheitsberater der USA) Buch "Das große Schachbrett" heißt. Kein Problem also, sich wahlweise mit Taliban,(Krieg gegen die Sowjetunion) IS (Krieg gegen Syrien) oder Nazis (Rechter Sektor um D. Jarosch im Ukrainekrieg) zu verbünden. Während des kalten Krieges stützten die USA Diktaturen, da es sich um die stabilste Staatsform handelt; heute destabilisieren sie Länder und schaffen Chaos auf Jahre hinaus, um die Ressoursen leichter ausbeuten zu können. Die amerikanische Außenpolitik dient allein dem Militärisch-industriellen Sektor und amerikanischen Konzernen. Seine Verbündeten sind eher Vasallen als gleichberechtigte Partner. Was hat das mit einer Außenpolitik zu tun, die auch anderen Ländern dient? Vor kurzem meinte Hillary Clinton sinngemäß, dass es immer schwieriger werde, die Lügen der Regierung zu verbergen.

Als eben versuchte die Originalaussage darüber mit den Suchbegriffen "Hillary Clinton immer schwieriger, die Lügen" bei Google zu finden, erschien dazu, dass Einträge "möglicherweise aufgrund der Bestimmungen des europäischen Datenschutzrechts entfernt" wurden. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Der amerikanische Journalist Paul Craig Roberts meint nichtsdestotrotz sinngemäß: "Mit dem Ende des amikanischen Dollars, wird die Welt wieder frei sein."

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