Warum schweigt der Bundespräsident?

Der Kampf gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie und Antifeminismus – genauer gesagt, gegen das, was dazu erklärt wird – hat die rote Linie überschritten

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Der Mob marschiert nicht mehr, er agitiert. Jeden Tag, fast überall in Deutschland, besonders in den Großstädten. Es ist ein Mob, der durch alle Schichten geht, der von ganz oben bis ganz unten reicht und von »meinungsbildenden« Intellektuellen angeführt wird, die bekanntlich weder Putzfrauen oder Friseusen noch LKW-Fahrer oder Waldarbeiter sind. Ein Mob, der von den Medien und von zahlreichen staatlichen bis halbstaatlichen Institutionen motiviert und angefeuert, ja, gewollt und bestellt wird. Dieser Mob agitiert mit ansteigender Aggressivität. Natürlich ist er gegen Pogrome, aber bei näherem Hinsehen ist er nur gegen Pogrome, die nicht in seinem Sinne wirken, denn andere begrüßt er mit erstaunlicher Offenheit. Er ist dafür, daß Leute mit abweichenden Meinungen ausgegrenzt, mundtot gemacht und verfolgt werden, sobald sie dem eigenen ideologischen Vormarsch im Wege stehen. Wenn diese Anderen als Feinde von Frauen, Ausländern, Schwulen, Lesben oder ADHS-Erkrankten identifiziert werden. Obwohl, bei den Ausländern kommt es ein bißchen auf ihre Religion an. Und auf ihre Ideologie. Christen anzugreifen ist nicht so schlimm wie Muslime. Und »rechte« Ausländer verdienen natürlich auch keine Schonung. »Rechte« zu outen, zu diffamieren, ihnen ihre Existenzgrundlage zu entziehen und sie tätlich anzugreifen, ist besser, als es nicht zu tun. Der Mob ist prinzipiell in Pogromstimmung gegen alle Leute, die ihm nicht in den Kram passen. »WTF« (für What the fuck!?), heißt es im Internet, sobald es von den Feinden der eigenen Gesinnung ein neues Lebenszeichen gibt.

Die Bürgerkriegsstimmung, in die sich dieser Mob in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern hineinsteigert, schreit nach einem befriedenden Wort der jeweiligen Staatsoberhäupter, aber auf dieses Wort werden wir nach Lage der Dinge vergeblich warten. Statt dafür zu sorgen, daß die Bürger sich vertragen, statt den täglich eskalierenden Kampf um Abtreibung, Einwanderung, Homosexuellenrechte, Genderismus, Feminismus, künstliche Befruchtung und was da sonst noch alles kommen mag wenigstens zu dämpfen, beteiligen sich auch die obersten Repräsentanten der europäischen Völker am Kampf gegen deren Zukunft. Präsidentengattin Wulff brachte pressewirksam vorpubertäre Schulkinder mit Dildos in Kontakt, und Bundespräsident Gauck boykottiert jetzt die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Warum? Vermutlich, weil Rußland es wagt, anders zu sein als Deutschland. Weil die ganze Welt so werden soll wie Westeuropa und Nordamerika – mit sinkenden Geburtenraten, mit sozialer Atomisierung, mit Dekadenz und Verblödung, mit religiöser Taubstummheit, mit ultrasozialistischem Regelungswahn und sinnlos explodierendem Konsum auf Pump. Rußland schließt eine lächerliche Gesetzeslücke im Kampf gegen jugendgefährdende Pornographie entsprechend den auch im Westen üblichen Altersgrenzen und verhindert neben der heterosexuellen auch die homosexuelle Pornographie für bestimmte Altersgruppen zu bestimmten Tageszeiten. Und was tut der fortschrittliche Westen? Er schreit auf gegen »Homophobie« und beschimpft »Zar Putin«, der sich nicht mit dem zum »Wandel« umgelogenen demographischen Niedergang abfinden will, als den finstersten Reaktionär aller Zeiten. Der Westen kann nicht einmal zwischen Homosexualität und Homosexuellen unterscheiden, zwanghaft muß er aber die zartesten Bedenken gegen die Sache selbst in einen Angriff auf die von ihr betroffenen Personen umdeuten. Und den Rest der Welt glaubt diese dumme Meute, die unsere eigene ist, eines Besseren belehren zu müssen.

Die EU zahlt 6.000 Euro Prämie für einen einzigen integrierten Flüchtling. Für europäische Kinder zahlt sie natürlich keine 6.000 Euro. Die wenigen Kinder, die in Zeiten der Pille überhaupt noch geboren werden könnten, versucht sie vielmehr mit einem »Menschenrecht auf Abtreibung«, mit frühkindlicher Sexualerziehung (s.o.), vor allem aber mit einer flächendeckenden Propaganda für Promiskuität und Homosexualität (siehe »Estrela-Bericht«) zu verhindern. Das Geschrei, daß es in den Medien gäbe, wenn etwa 6.000 Euro für jedes neugeborene deutsche, spanische oder französische Kind gezahlt würden, wovon wir natürlich nur träumen können, kann sich inzwischen jeder vorstellen, der noch weiß, daß eine Familie aus Mama, Papa, Kind besteht und daß sie etwas Schönes ist trotz mancher Ausreißer, die bekanntlich überall vorkommen, wo es noch richtige Menschen gibt und nicht nur Maschinen, Fachidioten und größenwahnsinnige Weltverbesserer wie die frühere Ministerin Zypries, die allen Ernstes glaubt, daß der säkulare Staat kein Schicksal mehr kenne. Viel eher könnte sie glauben, daß die Welt eine Scheibe ist, denn das würde wenigstens einer gewissen Anschauung entsprechen, während ihre narzißtische Anmaßung, mit einer Handvoll Erfindungen und Gesetzesmaßnahmen das Schicksal ausknipsen zu können, jeglicher Anbindung ans wirkliche menschliche Leben auch in der Spätmoderne vollständig entbehrt.

Wenn Jürgen Elsässer in Leipzig eine Konferenz abhält, die den Titel trägt »Für die Zukunft der Familie! Werden Europas Völker abgeschafft?«, dann wird den angekündigten Podiumsgästen Peter Scholl-Latour und Eva Herman von den Gegnern dieser Veranstaltung so lange eingeheizt, bis sie ihre Teilnahme absagen. Die Gegendemonstranten versuchten mit Parolen wie »Eure Familie kotzt uns an« die Halle zu stürmen und trommelten gegen deren Metallwände, ohne daß die Polizei sie daran gehindert hätte. Die russische Rednerin Jelena Misulina, die auf ihrem Weg zur Veranstaltung von den Demonstranten sogar getreten wurde, stellte nüchtern fest, daß diese intoleranten, aggressiven und gut organisierten Leute nicht mehr die schwachen Schwulenvertreter von früher seien und man sie deshalb auch nicht mehr in Schutz nehmen müsse. Der Schwulenaktivist Wanja Kilber stürmte später in der Halle auf die Bühne und warf Misulina vor, das Blut von homosexuellen oder transsexuellen Jugendlichen, die angeblich getötet wurden oder Selbstmord begingen, an ihren Händen zu haben. Damit ist klar, auf welche Ebene die Gegendemonstranten die Auseinandersetzung heben wollen. Es geht ihnen um Blut, um Leben und Tod. Thilo Sarrazins Wohnhaus wurde mit Farbbeuteln beworfen, weil er sich nicht hatte einschüchtern und von seinem Auftritt in Leipzig nicht hatte abbringen lassen, und der Berliner Tagesspiegel kommentierte den Angriff auf das Haus des verdienstvollen früheren Senators im Hinblick auf seine Teilnahme an der »homophoben« Veranstaltung mit unverhohlenem Verständnis, als ob die Beschädigung seines Hauses nicht nur erlaubt, sondern geradezu geboten wäre.

Mit dieser Haltung ist der Tagesspiegel nicht allein. Die Gewalt, gegen die man täglich predigt, wird zugleich sehnlich erwartet, wenn sie sich denn nur gegen Deutsche und nicht gegen Ausländer richtet. Die neuen Barbaren sind nicht etwa jene aggressiven »Menschen mit Migrationshintergrund«, denen die Zivilgesellschaft deutschfeindliche Freifahrtscheine ausgestellt hat, sondern jene, die uns, die eigenen Leute, ans Messer liefern und jeden Verteidigungsimpuls als »rechts« zu verunglimpfen und im Keim zu ersticken versuchen. Wenn unsere öffentlich wirkenden Intellektuellen über die von ihnen lizensierten Angreifer  schreiben, »sie sind jung, mutig, mobil, hungrig, risikobereit, initiativ«, wie es ebenfalls im Tagesspiegel über Jugendbanden hieß, die in den Berliner U-Bahnen über wehrlose Einzelpersonen herfallen, und dann fortfahren: »Solche Menschen braucht das Land [...]. Lieber ein paar junge, ausländische Intensivtäter als ein Heer von alten, intensiv passiven Eingeborenen«, dann sind unsere scharfrichterlich ambitionieten Medienintellektuellen, die sich vor lauter sadomasochistischen Zerstörungsfantasien nicht mehr einkriegen, solange sie ihnen nicht persönlich erliegen müssen, dann sind diese Medienleute und nicht unsere verirrten und zur Lynchjustiz herzlich eingeladenen jungen »Menschen mit Migrationshintergrund« die neuen Barbaren.

Der Mord von Kirchweyhe wurde, das ist in solchen Fällen längst üblich, mit einem noch intensiveren »Kampf gegen rechts« beantwortet, und damit waren die Täter von vornherein entschuldigt. Logisch, daß wir unsere Gerichte nicht zur Bestrafung von Morden an Deutschen brauchen, die von Geburt rechts sind es nicht besser verdient haben. Diese Deutschen sind aber seltsamerweise immer nur die anderen. Noch hat kein Deutscher mit dem Finger auf sich selbst gezeigt, jedenfalls, keiner, der sich in diesen Fragen Autorität anmaßt und irgendwas mit Medien macht. Eine Frankfurter Juristin namens Ute Sacksofsky phantasierte jüngst in einem unserer einst vornehmsten Organe, in der Zeitschrift Merkur, darüber, daß das Aussterben der Deutschen ja gar nicht so schlimm wäre, weil dann ihr Territorium anderen überlassen oder der Natur zurückgegeben werden könnte. Der deutsche Staat dürfe im Rahmen seines »Neutralitätsgebotes« keine positive Bevölkerungspolitik betreiben. Der Beitrag von Frau Professor strotzte nur so vor Neid auf die schmalen finanziellen Vergünstigungen, die andere Leute für ihre Kinder bekommen. Die Autorin hat selbst offenbar keine und kann daher die Deutschen umso hemmungsloser in die Tonne treten, diese seltsamen Menschen dritter Klasse, die nach zwei Weltkriegen ärgerlicherweise immer noch nicht von der Bildfläche verschwunden sind, aber von jetzt an ganz Europa finanzieren sollen.

So, nun haben wir den notwendigen Rahmen abgesteckt, der uns hilft, das Folgende besser einzuordnen. An der Ruhr-Universität Bochum sprengen linksradikale Studenten in Weihnachtsmannkostümen eine juristische Vorlesung, um einen »rechten« Studenten zu outen, und schlagen in dem dabei entstehenden Tumult dem Professor ins Gesicht, der sie des Saales verweisen will. Eine Webseite wie »Macker Massaker« darf ohne jede staatliche Gegenmaßnahme erstens ihren zu brutaler Gewalt aufrufenden Namen tragen und zweitens wie im vergangenen Jahr in Düsseldorf die Parole »Männerkongreß unmöglich machen« ausgeben, so daß Kriminalpolizei und Staatsschutz die Veranstalter desselben vor gewaltsamen Übergriffen warnten, und das alles, weil auf diesem Kongreß Gerhard Amendt sprechen sollte, der ehemalige Leiter des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung an der Universität Bremen, der jüdischer Abstammung ist. Amendt, ein untadeliger und international angesehener Wissenschaftler, Autor der Edition Sonderwege, unterscheidet nicht nur zwischen Frauenwohl und Feminismus, sondern auch  zwischen Frauenwohl und Frauenquote, aber das allein macht ihn für die an deutschen Universitäten tonangebenden Radikalfeministen zum Objekt ihres so sinnlosen wie kostenintensiven Vernichtungsfeldzuges. Die Universität Düsseldorf ließ sich ausnahmsweise nicht einschüchtern. Anders ging die Universität Trier im Jahre 2011 mit dem israelischen Militärhistoriker Martin van Creveld, ebenfalls ein Jude, um. Auf Druck von mehr als einem Dutzend studentischer Hochschulgruppen wurde er als Visiting Fellow des Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums entlassen, nachdem seine Thesen in einem Protestbrief als »frauenfeindlich, militaristisch, latent antiisraelisch, nicht zuletzt vulgärwissenschaftlich und methodisch primitiv« gebrandmarkt worden waren.

Dieses unsägliche Spiel, das der Freiheit von Forschung und Wissenschaft ebenso hohnspricht wie der besonderen Pietät, die wir uns dem jüdischen Volk gegenüber angeblich angewöhnt haben, wiederholte sich jüngst an der Technischen Universität Berlin. Die Fachschaft der TU hatte in Zusammenarbeit mit der Fakultät Wirtschaft und Management eine Veranstaltung mit Kurzvorträgen und Podiumsdiskussion zum Thema »Zwischen Gleichberechtigung und Gleichmacherei – brauchen wir eine gesetzliche Frauenquote?« anberaumt. Eingeladen waren Thomas Sattelberger, ehemaliger Vorstand der Deutschen Telekom, Erik Marquardt, Mitglied der Kuratoriums der TU Berlin, Florian Schilling, Partner bei Board Consultants International, und Johannes Schneider, Tagesspiegel-Redakteur. Mit Gerhard Amendt und Bernhard Lassahn waren darüber hinaus zwei Autoren der Edition Sonderwege angekündigt. Lassahn ist ein durch und durch freundlicher Mann, dem irgendwann, nachdem er Vater geworden war, auffiel, daß beim Umgang unserer Gesellschaft mit Kindern und Familie mehr schiefläuft, als er für möglich gehalten hätte. Lassahn kritisiert im Interesse der Institution Familie den offenen Krieg zwischen Mann und Frau, den nicht etwa die Männer vom Zaun gebrochen haben, sondern radikalfeministische Frauen mit beliebig starker Unterstützung von interessierter Seite.

Der »Blog der Marxistisch-Luhmannistischen Bildungsbrigade« aber schrieb, da sei mit dem angekündigten Podiumsgespräch an der TU Berlin »eine unglaubliche kackscheiße im anrollen«, gegen die man rechtzeitig mobilisieren müsse, damit diese »antifeministen und maskulisten übelster sorte« gar nicht erst zu Wort kommen: »die moderation übernimmt ein blassierter [!] typ mit wichtig klingendem namen.« Aufgefordert wurde zum Vorbeikommen und Pöbeln. Kreativ sollte der Protest abgehen, gern auch unter Einfluß alkoholischer Lockerungsmittel. Das ist das Niveau, das heute ausreicht, um eine Hochschulveranstaltung zu sprengen, deren Initiatoren nach der klaren Ansage kleinlaut den Rückzug antraten. Kleinlaut gegenüber den pöbelnden Kommilitonen, soweit die überhaupt studieren, und aufrecht-entschieden natürlich nur gegenüber ihrem Gast Gerhard Amendt, den sie kurzerhand ausluden.

Die wegen Amendts Einladung angefeindete Fachschaft übte sich auf Facebook in der gewünschten Selbstgeißelung. »Was haben wir falsch gemacht?«, heißt es dort. »Wir bedanken uns für die Kritik und haben daraus gelernt. […] Dass viele Menschen die Einladung eines solchen Herrn als Beleidigung aufnehmen könnten, war uns nicht bewusst. Dort haben Weitsicht und Feingefühl unsererseits gefehlt. Darüber haben wir noch einmal viel diskutiert und unseren Ansatz überdacht. Wir sehen ein, dass es falsch war, einem Redner mit solch radikalen Einstellungen eine Bühne zu bieten, und haben Prof. Amendt daher ausgeladen.« Amendt schrieb seinerseits an die Fachschaft folgenden Brief, den er auch dem Präsidenten der TU zur Kenntnis gab:

»Meine Ausladung […] ist als respektvoller Versuch angelegt, mein Einverständnis dafür zu erlangen, dass meine Grundrechte auf freie Meinungsäußerung und Wissenschaftsfreiheit  suspendiert wurden. Allerdings steht es nicht meinem Belieben, so etwas hinzunehmen, so wenig es in Ihrem steht, sich dem inneruniversitären Druck, den anonymen Drohungen aus dem Internet wie Teilen der Berliner Szene zu unterwerfen, die Beschneidung von Freiheitsrechten immer dann fordern, wenn Geschlechterbeziehungen jenseits von Platituden und Feindbildern erörtert werden sollen.

Bedauerlicherweise beugt sich auch die Leitung der TU diesem Druck, statt dem Verhalten des Rektorats der Heinrich-Heine-Universität von 2008 und 2010 zu folgen, der unerschrocken zweimal Randalierwillige und Diskussionsverweigerer  mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen in die Schranken des Rechtsstaates verwiesen hat. Und es dürfte abermals die Berliner Gleichstellungsbürokratie sein, die diesmal ein Drohszenarium vor Ort ausgebreitet hat. Nochmals: Weder darf ich Ihnen die Verletzung meiner Grundrechte  nachsehen, noch haben Sie oder die Universität ein Recht, solche Verletzungen hinzunehmen.

Außerdem ist nicht nachvollziehbar, warum meine Quotenkritik zurückgewiesen wird. Kritisiere ich doch, dass die Quote Frauen ausnahmslos neuerlich dem traditionsreichen Verdacht aussetzt, dass sie es außerhalb der Familie allein nicht schaffen, sondern ein fördernder Ehemann oder staatliche Hilfe vonnöten seien, damit sie es schaffen. Das habe ich in einer kleinen Schrift unter dem Titel: Frauenquoten-Quotenfrauen. Einem geschenkten Gaul …  dargestellt. Wahrscheinlich hat keiner der Kritiker das gelesen. Und entgangen scheint diesen ebenso, dass in Wien Medizinstudentinnen sich bereits gegen staatliche Bevorzugung wehren, weil sie keine Frau Dr. med. quote von Staats wegen werden wollten.

Mehr als das scheinen die diskussionsunwilligen Gegner mir aber nachzutragen, dass ich 2009 mich gegen Frauenhäuser aussprach. Allerdings unterschlagen sie, dass ich stattdessen für Zentren für Familien mit Gewaltproblemen plädiert habe, die allen Familienmitgliedern professionelle Hilfe jenseits von politischen Ideologien leisten. Wer auf Feindbilder verzichten und sich mit meinen Analysen der Geschlechterverhältnisse auseinandersetzen will, dem empfehle ich Von Höllenhunden und Himmelswesen (November 2013). Es ist ein Plädoyer für eine neue Geschlechterdebatte, die auf Diskussion beruht und fremde Meinungen ertragen kann. Für den Abschied von Klischees über Gewalt in Geschlechterbeziehungen eignet sich auch das 2014 erscheinende aus dem Englischen übersetzte Handbuch über Familiäre Gewalt und Interventionen.

Völlig unverständlich ist mir, wie angehende Akademiker sich von ›Meinungen‹ beleidigt fühlen können. Die Universität beruht gerade darauf, dass selbstverständlich Erscheinendes auf unhinterfragte Voraussetzungen reflektiert wird. Wer das nicht als privilegierte Chance für neue Erfahrungen erlebt, sondern sich davon beleidigt fühlt, der verkennt das Wesen der kritischen Analyse. Der sollte die Universität verlassen, denn anders wird er seine festgefahrenen Ansichten vor dem Einbruch fremder Perspektiven nicht schützen können.

Sie hoffen in Ihrer Email, dass ich ›ihre Lage nachvollziehen‹ kann. Gewiss, aber ich messe Sie an ihrem politischen Verhalten. So mutig Ihr Unterfangen anfangs war, so haben Sie vergessen, dass Grundrechte wieder im Alltag auch kämpferisch bestätigt werden müssen.

Bitte veranlassen Sie, dass innerhalb der TU und den sozialen Netzwerken, sowie Personen und Organisationen dieses Schreiben zur Verfügung steht. Selbstverständlich werde auch ich diesen außergewöhnlichen Vorgang der Öffentlichkeit und der Presse in geeigneter Weise zur Kenntnis bringen. Ebenso bitte ich Sie, mein Schreiben den verbliebenen Podiumsmitgliedern umgehend zur Verfügung zu stellen. Denn wahrscheinlich wollen weder der Schriftsteller, Bernhard Lassahn, der Redakteur des Tagesspiegel, Johannes Schneider,  Dr. F. Schilling, Partner bei Board Consultants International, noch Thomas Sattelberger, ehemaliger Vorstand Deutsche Telekom, an einem durch Zensur ausgedünnten Panel sich beteiligen.

Es ist bedrückendes Symptom, dass alle Welt dieser Tage über die Frauenquote spricht, dass aber ausgerechnet an der TU Berlin, Genderforscher und Frauenbeauftragte eine von Studenten initiierte Debatte abwürgen, ohne dass die Universität sich geschlossen gegen die Verletzung der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit stellt?

Mit besten Grüßen – Prof. Dr. Gerhard Amendt«

Herr Marquardt vom Kuratorium sagte ab, weil Amendt ein »übermäßiges Geltungsbedürfnis […] auf dem Rücken der Opfer von Rassismus, Sexismus und häuslicher Gewalt« auslebe. Als Amendt ausgeladen war, wandte sich der Mob gegen Bernhard Lassahn, der angeblich den Frauen ihr Selbstbestimmungsrecht abspräche – ein frei erfundener Vorwurf. Lassahn sagte aus Protest gegen die Behandlung von Amendt ab. Die Veranstaltung fand nicht statt. Es gibt viele ernstzunehmende Leute, die längst gemerkt haben, was los ist, so zum Beispiel den Bischof von Chur, der dieser Tage sagte: »Mit großer Sorge sieht die Kirche, dass in öffentlichen Diskussionen und in den Medien mehr und mehr nur noch die Argumente des Genderismus toleriert werden. Wer anders denkt, wird gesellschaftlich ausgegrenzt und muss mit juristischen Sanktionen rechnen. Auf diese Weise werden die Grundrechte des Menschen bezüglich Religion und freier Meinungsäußerung zunehmend beschnitten.«

Aus dem Schloß Bellevue aber dringt kein Mucks. Der Bundespräsident, zu dessen vornehmsten Aufgaben es gehört, dafür zu sorgen, daß, wenn schon nicht die Deutschen, dann wenigstens die »Menschen in Deutschland« ein Wohlergehen haben, daß sie sich schlicht und einfach vertragen und ihr Grundrecht auf freie Meinungsäußerung uneingeschränkt ausüben können, dieser Bundespräsident schweigt, obwohl es längst um unsere Existenz geht, um Kinder, Familien und Zukunft. Das Schweigen des Bundespräsidenten läßt nichts Gutes ahnen.

Zuerst erschienen auf die-entdeckung-des-eigenen.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karl_Murx

@Olli Schaefer: Gruß an den diensthabenden Troll:

"Was hat der Erlass eines neuen Gesetzes zum Verbot des Sprechens über Homosexualität in der Öffentlichkeit, also faktisch die Aushebelung der Meinungsfreiheit"

Gleich der erste Satz ein tiefer Knicks vor der transatlantischen Antirußlandpropaganda. Reicht eigentlich für sich schon aus, um die politisch-ideologische Provenienz von Herrn Schäfer zu beleuchten. Zumal im Kommentarbereich eines Artikels, der sich mit einer hanebüchen realen Bedrohung von Meinungs- und Gesinnungsfreiheit im Deutschland des Jahres 2013 beschäftigt, denn dieser K(r)ampf-gegen-Rechts entpuppt sich mehr und mehr als ein neuzeitlicher McCarthyismus mit umgekehrten Vorzeichen, der neben dem politischen Islam die größte Bedrohung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nach dem 2. Weltkrieg darstellt.

Aber es geht ja noch weiter mit der vernebelnden Rabulistik:

"mit dem fehlgeleiteten Drohnenangriff auf irgendeine Hochzeit zu tun. Wurde dazu auch ein Gesetz zur Einschränkung irgendwelcher meinungsfreiheitlichen Rechte erlassen oder war es vielmehr ein Versehen, ein technischer Fehler, mangelnde Aufklärung vor Ort – leider mit tragischen Folgen?"

Oder auch ein gezielter Angriff der Amerikaner ohne jede Rücksicht auf Zivilpersonen. Kollateralschäden halt, die im Kampf gegen den Islamismus eben hingenommen werden müssen. Dumm nur, daß Islamist immer nur dann ist, wenn er gegen die Interessen der USA handelt. Wenn Hardcoreislamist aber im Interesse der USA unterwegs ist, wie dieser Abschaum der Menschheit, der in Syrien im amerikanischen Auftrag und durch deren besten Freunde in dieser Region Saudi-Arabien und Quatar finanziert zum Sturz der Assad-Regierung mordet, dann ist er auf einmal ein "Rebell" oder gar "Freiheitskämpfer". Inzwischen merken sogar die Amerikaner, daß man damit Al-Quaida den Weg zu einem Gottesstaat eröffnet hat, der inzwischen zur direkten Bedrohung des NATO-Partners Türkei wird.

Gravatar: Eckhard Kuihla

Die tägliche Bedrohung durch Mobs auf der Straße - ähnlich wie in der Weimarer Zeit - war natürlich nicht gemeint. Sondern in dem Beitrag von Herrn Lombard wurde sehr überzeugend vermittelt: Es gibt eine zunehmende namenlose und sprachlose Bedrohung des akademischen Betriebes durch die erwähnten Mobs, ohne dass die verantwortlichen Institutionen dem undemokratischen Treiben ein Ende setzen.

Gravatar: Y. Y.

Geht's auch mal ohne Arroganz ?

Gravatar: Olli Schaefer

Werte Frau Weber, sie verkennen, dass ich mich über ihren Kommentar amüsiert habe, nicht zwingend über die darin erwähnten Opfer. Für die habe ich durchaus Mitleid, nur stehen sie für mich in keinem Zusammenhang mit Herrn Gauck und dessen Absage an Olympia. Und keine Sorge, mit Twitter habe ich nichts am Hut, werde also auch sicher nicht aufschreien.
Welche Argumentation soll ich nicht verstanden haben. Gibt es in Ihrem Beitrag Argumente? Ich kann trotz mehrfachem Lesen nur unzusammenhängende Vergleiche finden - oder sollte ich Metaphern sagen?
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob „Gauck … sich über die die die “unterdrückte Homolobby” geifert“
Nicht aufregen, Frau Weber. Vermutlich meinten Sie „ereifert“ und ein einzelnes „die“ vor der unterdrückten Homo-Lobby wäre durchaus ausreichend.
Ich habe keine Statements von Gauck dazu gelesen, sondern lediglich vage Aussagen seiner Sprecherin. Von „Geifern“ oder „Ereifern“ ist das wohl ziemlich weit entfernt, aber Sachlichkeit liegt Ihnen ja sonst auch nicht.
Auch Ihnen noch eine amüsante Woche und bitte nicht erschrecken, falls Amazon ein Geschenk per Drohne bei Ihnen abliefert. Es wird sicher nicht vom geifernden Gauck kommen.

Gravatar: Karin Weber

@Olli Schaefer

Erstaunlich, dass die Mißachtung von Menschenrechten für Sie so "amüsant" ist. Das zeigt, wieviel Respekt und Interesse Sie diesen unschuldigen Opfern gegenüber haben. Hoffentlich gehts Ihnen mal nicht genauso, dann sind Sie sicherlich ein #Aufschrei(er).

Zudem haben Sie meine Argumentation nicht einmal ansatzweise verstanden. Ich hätte als Metapher durchaus auch andere Beispiele benennen können. Primäre aber übte ich berechtigte Kritik am Gauck, der sich über die die die "unterdrückte Homolobby" geifert, aber über 13 Tote (keine Einzelfälle! Quote 1:9! 1 Taliban:9 zivile Opfer!) kein Wort verliert.

Dann wünsch ich Ihnen noch eine amüsante Woche und vielleicht bedrohnen die Amis ja noch irgendwo ein paar Zivilisten, dann haben Sie wieder was zum amüsieren.

Gravatar: Olli Schaefer

Ach Frau Weber, vergleichen Sie doch nicht immer Äpfel mit Birnen.
Was hat der Erlass eines neuen Gesetzes zum Verbot des Sprechens über Homosexualität in der Öffentlichkeit, also faktisch die Aushebelung der Meinungsfreiheit, mit dem fehlgeleiteten Drohnenangriff auf irgendeine Hochzeit zu tun. Wurde dazu auch ein Gesetz zur Einschränkung irgendwelcher meinungsfreiheitlichen Rechte erlassen oder war es vielmehr ein Versehen, ein technischer Fehler, mangelnde Aufklärung vor Ort - leider mit tragischen Folgen?

Sie sehen das sicher anders, aber wo ist da der sachliche Zusammenhang? Keiner da, aber wahrscheinlich fiel Ihnen gerade kein anderes unpassendes Beispiel ein, aber zumindest haben Sie ja mal wieder die Strategie dahinter durchschaut und ihr todesmutig die Maske vom Gesicht gerissen, nicht wahr?

Naja, zumindest haben Sie mich mal wieder amüsiert.

Gravatar: Olli Schaefer

Warum schweigt der Bundespräsident? Naja, vermutlich ist er ob der epischen Länge dieses weinerlichen Ergusses schlicht darüber eingeschlafen.

In einigen Punkten kann ich Ihnen, Herr Lombard, sogar bedingt zustimmen, allerdings malen Sie eine derart übetrieben düsteres Bild, dass ich mich wirklich wundere, auf meinem täglichen Heimweg nicht von einem sich zusammenrottenden und durch die Städte marodierenden Mob zum nächsten zu stolpern.

Ja, mir gehen Totschlagargumente wie Homophobie, Rassist und Nazi auch auf die Nerven. Sie mögen manchmal zutreffen, sollen jedoch in erster Linie dazu verhelfen, die Meinung anderer zu unterdrücken und zu diskreditieren. Wenn man kontroverse Meinungen vertritt, muss man das allerdings aushalten und hat hoffentlich stichhaltige , sachliche und nachvollziehbare Argumente zur Verteidigung seiner Meinung zur Hand. Sonst stellt sich vielleicht heraus, dass man tatsächlich nur homophob, rassistisch und stramm rechts ist.

Für Handgreiflichkeiten ruft man die Polizei und stellt Strafanzeige.

Gravatar: Melanie

Danke, Herr Lombard, für ihre nicht nur großartigen, sondern auch mutigen Zeilen. Wer in der heutigen Zeit so zu schreiben wagt wie Sie, muss wohl schon mit Bösem rechnen, obwohl oder weil er für unsere Grundrechte eintritt, die von Meinungsfaschisten mit Füßen getreten werden, während sie das Loblied auf die Freiheit singen.
Herr Gauck ist für mich eine riesige Enttäuschung. Dem Mann habe ich vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten tatsächlich eine aufrechte Haltung und starkes Rückgrat zugetraut.

Gravatar: Eckhard Kuhla

Ein längst überfälliger Text! Ich könnte dem noch eigene Erfahrungen der letzten Monate hinzu fügen. Die Krux ist bloß: Wen interessiert das? Die Medien? Kaum, das sind für sie nur regionale Einzelfälle und damit "unterhalb der Wahrnehmungsschwelle". Und "der" Bundesbürger? Man hat den Eindruck, als ob sich da eine Art Nicht-wissen-wollen breit macht.....nicht unbedingt eine Vorstufe für eine anschwellende Empörung. Der Mob wird weiter wüten - ohne eine Reaktion der jeweiligen Institutionen. Ein Hoffnungsschimmer bleibt: die in dem Beitrag geschilderten ersten Reaktionen einiger Kirchenverantwortlichen........

Gravatar: Karin Weber

Ein Herr Gauck ist zum Teil dieses Systems geworden. Man muss sich über sein Schweigen also nicht wundern. Wenn er Putin´s Homo-Gesetze als Menschenrechtsverletzung bezeichnet, dann sind es die z.B. die aktuell 13 Toten einer Hochzeitsfeier nach einem amerikanischen Drohnenangriff nicht. Diese Hochzeitsgäste sind offensichtlich keine Menschen und haben demzufolge auch keine Menschenrechte. Herr Gauck schweigt. Sein Schweigen ist Teil dieser Strategie der politischen Klasse auf dem Weg zur totalitären Macht.

Bitte lest hier einmal und vergleicht diese 10 Punkte mit der Politik der EU und Bundesregierung. Ihr werdet Parallelen feststellen:

http://le-bohemien.net/2011/06/16/10-strategien-die-gesellschaft-zu-manipulieren/

Alles was hier passiert, ist politisch gewollt!

Gravatar: Boszeckel

Sie schreiben, der Bundespräsident, zu dessen vornehmsten Aufgaben die Wahrung der freien Meinungsäußerung gehöre, schweige. Ja sicher schweigt er! Dieser Mann sieht sein Amt hauptsächlich als das ihm zustehende Maß an Aufmerksamkeit und Wichtigkeit, er begreift es nicht vom Volk sondern von sich selbst ausgehend. Das Amt ist für ihn da, nicht er für das Land! Sein damaliger Ausspruch nach Merkels Anruf zum Taxifahrer: "Sie fahren nun den künftigen Bundespräsidenten" erklärt den selbstbeweihräuchernden Character dieses Mannes doch hervorragend. Ich jedenfalls erwarte von einem Ersten Mann im Staate, der Ehefrau und Geliebte sein eigen nennt, auch kein ehrenwertes Verhalten in anderen Dingen.

Gravatar: Stephan Achner

Herr Lombard, Sie erwarten zuviel vom amtierenden Bundespräsidenten. Der Herr Gauck gehört zu denjenigen, die den Nationalstaat Deutschland lieber heute als morgen überwinden wollen. Dazu gibt es genug schriftliche und mündliche Belege aus den vergangenen Jahren. Deshalb interessiert sich Herr Gauck auch nicht für das Wohlergehen der Deutschen. Die deutschen Bürger müssen ihr Schicksal schon selbst in die Hand nehmen. Das tut ansonsten niemand mehr.

Gravatar: Helene

Ein ganz hervorragender Text. Hatte nicht Henryk M. Broder schon vor Jahren den Begriff der "roten SA" geprägt oder zumindest benutzt?

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