Warum Martin Schulz kein Nazi ist

Angesichts der zahlreichen Hitler- und Nazi-Vergleiche ist es erforderlich, die Außenpolitik des Deutschen Reiches zwischen 1933 und 1940 zu beleuchten und mit der SPD-Politik zu vergleichen.

Veröffentlicht:
von

Kein deutscher Politiker ist von Ausländern so oft als Nazi beschimpft worden wie Martin Schulz. Grund genug den Anschuldigungen mal auf den Grund zu gehen.

Martin Schulz hat das Pech, einer ausländerfeindlichen Pöbelpartei anzugehören, die ihr nicht genehme Länder und deren Politiker in den Jahren nach 2000 scharf anging. Wer erinnert sich nicht an die Kavallerie gegen die friedliche Schweiz? Österreich wurde während der Amtszeit von Bundeskanzler Schüssel angegangen, Polen während der Präsidentschaft von Lech Aleksander Kaczyński. Auch Ungarn, Tschechien, Dänemark, die Niederlande bekamen wegen nicht genehmen Regierungen oder wegen nicht auf SPD-Linie liegenden Präsidenten ihr Fett weg. Und der italienische Opositionsführer Beppe Grillo wurde von der SPD als Clown bezeichnet.

Nach einer endlos langen Anti-Berlusconi-Tirade von Martin Schulz im Europäischen Parlament am 2. Juli 2003 verglich der damalige italienische Premierminister Silvio Berlusconi den EU-Parlamentspräsidenten mit einem KZ-Aufseher. «Signor Schulz, so che in Italia c’è un produttore che sta montando un film sui campi di concentramento nazisti: la suggerirò per il ruolo di kapò. Lei è perfetto!» (Herr Schulz, in Italien gibt es einen Produzenten, der einen Film über nazistischen Konzentrationslager dreht. Sie empfehlen sich für die Rolle des Kapo. Sie sind perfekt!).

Auch die italienische Opposition kann nicht mit Martin Schulz. Am 12.5.2014 berichtete der Focus, daß  der italienische Oppositionspolitiker Beppe Grillo im EU-Präsidentschaftswahlkampf eine Karikatur auf seinem Blog veröffentlichte, die Schulz als Nazi mit Peitsche zeigte. Grillo, der des Öfteren mit scharfen Attacken auf Berlusconi auf sich aufmerksam gemacht hatte, schrieb in einem Eintrag auf seinem Internet-Blog der 5 Sterne, der damalige italienische Ministerpräsident habe nicht „völlig falsch“ gelegen, als er Schulz 2003 als „Kapo“ bezeichnet – und damit mit einem KZ-Wächter verglichen – habe.

2010 gab es einen weiteren Schulz-Nazi-Vergleich. Am 24. November berichtete die Alpenprawda SZ, daß der britische Europa-Abgeordnete Godfrey Bloom für einen Eklat gesorgt hätte. Der 61-Jährige von der europafeindlichen Partei UKIP  störte eine Rede des SPD-Abgeordneten Schulz mit dem nationalsozialistischen Propaganda-Slogan „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“.

Und nun gibt es in der Türkei Nazi-Vorwürfe gegen Schulz. Am 25.4.2016 berichtete die Rheinpfalz über eine chaotische Politikshow im zwangsfinanzierten deutschen Staatsfernsehen. Der Politiker Mustafa Yeneroglu, Regierungsabgeordneter der Nationalversammlung der Türkei und in Köln aufgewachsen, verlangte Respekt vor seinem Land. Es gehe bei der Böhmermann-Sache nicht um Meinungsfreiheit, sondern um gröbste Beleidigungen. „Herr Schulz, wenn jemanden ihnen unterstellen würde, pädophil zu sein und besondere Beziehungen zu Ziegen zu pflegen, dann darf man nicht mit Meinungsfreiheit kommen“, sagte er an den EU-Parlamentspräsidenten gewandt.

Am 5.5. 2016 berichtete der Türkei-Korespondent der „Welt“ Deniz Yücel über die Entmachtung des anatolischen Ministerpräsidenten Davotoglu: „Unter den 27 konkreten Anklagepunkten findet sich der Vorwurf, Davutoglu habe nicht widersprochen, als der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz Erdogan wegen dessen Reaktion auf die „ekelhaften Beleidigungen im einem Videoclip“ – gemeint: die Erdogan-Satire von Extra 3 – kritisiert habe. Schulz habe Davutoglu als seinen Gesprächspartner bezeichnet, was Erdogan als „Operation der deutschen Schule gegen die Türkei“ gedeutet habe. Doch Davutoglu habe den Präsidenten im Stich gelassen, als es galt, „diesen Naziverschnitt“ zurechtzuweisen.“

Angesichts der zahlreichen Hitler-  und Nazi-Vergleiche ist es erforderlich, die Außenpolitik des Deutschen Reiches zwischen 1933 und 1940 zu beleuchten und mit der SPD-Politik zu vergleichen. Die NSDAP und deren Repräsentanten hüteten sich in der Regel davor, andere Staaten und deren Politiker zu diffamieren und zu beleidigen. Die Nachbarn wurden mit Friedensparolen und Nichtangriffspakten eingelullt, bis sie relativ überraschend angegriffen wurden.

Diese Strategie und Taktik ist Martin Schulz und seinen Genossen fremd. Sie belehrmeistern und beckmessern bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit halb Europa. Die SPD erinnert deshalb eher an Kaiser Wilhelm, der mit seinen undiplomatischen Äußerungen oft unglücklich in die Außenpolitik des Reiches eingriff. Der bekannteste Mißgriff gipfelte in der Bülow-Affäre, auch Daily Telegraph-Affäre genannt, im Jahr 1908.

Der Kronprinz resumierte nach dem verlorenen Weltkrieg: „Als ich, bald nach jener Zeit der Arbeit im Reichsmarineamt, mehr und mehr auch in die Probleme der äußeren Politik des Reiches eindrang, fand ich immer wieder die von mir schon auf meinen Reisen beobachtete Tatsache bestätigt, dass unser Vaterland in der ganzen Welt wenig beliebt, vielfach geradezu verhaßt war. Abgesehen von der uns verbündeten Donaumonarchie, und etwa von den Schweden, Spaniern, Türken, Argentiniern mochte uns eigentlich niemand recht leiden. (…) Das offenbar herausfordernde, laute Auftreten, das alle Welt bevormundende, fortwährend belehren wollende Gebaren mancher Deutschen im Auslande fiel den anderen Nationen auf die Nerven.“

Statt einer Darstellung von Martin Schulz in SS-Uniform wäre also eine Karikatur mit Pickelhaube, Monokel und Moralkeule treffender. Denn die SPD-Außenpolitik steht mehr in der Tradition des Kaiserreichs.

Für die SPD gibt es übrigens zwei Varianten der Rettung. Die realistische: Marsmenschen landen und übernehmen die Parteiführung. Die phantastische: Die SPD wählt selber einen brauchbaren Vorstand.

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: H.Roth

Sehr gut beobachtet. Und der letzte Abschnitt verdient einen Extra Applaus!

Gravatar: Johannes Mathias

Hier ein mal die Rolle der SPD, die sie in der Hitlerzeit gespielt hat:
aus der Biographie von Hjalmar Schacht:
"S. 407
Konnte aus den Kreisen der SPD noch Hilfe kommen? Der frühere sozialdemokratische Minister Paul Löhe hat als Ehrenpresident bei der Eröffnung des neuen Deutschen Bundestages im Jahre 1948 seine Eröffnungsrede damit begonnen, das Gedächnis an den heroischen Widerstand der Sozialdodemokraten in der “letzten Reichtstagssitzung”, vom 23. März 1933, wachzurufen. In der Tat hat an diesem Tage die sozialdemokratische Fraktion geschlossen gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt. Aber Herr Löhe beging bewusste Irreführung der Öffentlichkeit, wenn er die Sitzung des 23. März, als die “letzte Reichstagssitzung” bezeichnete. Die letzte Sitzung des Reichstages fand am 17. Mai 1933 statt, und hier geschah etwas sehr Merkwürdiges. Herr Severing, Zeuge im Nürnberger Prozess, und der sozialdemokratische Abgeordnete, Rossmann, als Zeuge in meinem Ludwigsburger Entnazifizierungsverfahrens haben übereinstimmend ausgesagt, dass sie von Anbeginn in Hitler den Kriegskanzler erkannten. Der ganze Wahlkampf für den 5. März 1933, so erklärte Rossmann, sei von der Sozialdemokratie mit der Parole bestritten worden, dass die Wahl Hitlers den Weg zum Kriege bedeute. Dieselbe Sozialdemokratie schwenkte, am 17. Mai 1933, völlig in die Hitlerlinie ein. In dieser Reichtstagssitzung wurde Hitler gerade für seine Aussenpolitik ein Vertrauensvotum ausgesprochen. Hierbei stimmten die Sozialdemokraten nicht nur nicht gegen Hitler, sie enthielten sich auch nicht einfach der Stimme, sondern sie stimmten mit allen anderen Parteien des Reichstages für das Vertrauen in Hitlers Aussenpolitik. Offenbar waren sie inzwischen der Meinung geworden, dass Hitler kein Kriegskanzler sei".
Diese wohl unzweifelhaft historische Wahrheit, zeigt die Verlogenheit der SPD und seiner Repräsentanten!
Der oben erwähnte Herr Schulz [...] hat einfach nicht die geistigen Fähigkeiten, die das Amt erfordert, was er zur Zeit inne hat!

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Gerd Müller

Da braucht man nicht viel Wissenschaftliches um zu erkennen, daß dieser Mensch gar nicht das Zeug hätte um ein solcher Diktator zu werden.

Ich meine, wer 13 Jahre für die „Mittlere Reife“ brauchte (wikipedia), der würde in der freien Wirtschaft mit viel Anstrengung einen weniger anspruchsvollen Ausbildungsberuf schaffen aber sonst und ohne die besonderen Umstände damals ..........

Gravatar: Django

Hip Hip Hurra, sauber heraus gearbeitete Analyse unseres Kaisers Martin Schulz. Attribute wei beckmessernd und moralkeulend, laut und besserwissend haben Bezug zu den Einlassungen seiner Majestät M.S.

Gravatar: Hansi

"Die Nachbarn wurden mit Friedensparolen und Nichtangriffspakten eingelullt, bis sie relativ überraschend angegriffen wurden."

Mich beschleicht die Ahnung, das der Autor ein sehr ideologisches Geschichtsbild verinnerlicht hat.

Deutschland hat Polen angegriffen, ja. Aber was von den Polen vorausging, weiß der Autor nicht?

Dann hat England und Frankreich Deutschland den Krieg erklärt, nicht andersrum. USA dito.
Und die Sowjetunion hatte einen gigantischen Truppenaufmarsch, auch Angriffsabsichten genannt, gegen Deutschland zu verzeichnen, dem Deutschland präventiv um ein paar Tage zuvorgekommen ist.

Weiter lese ich den Schmarrn nicht mehr, denn wer sich geschichtliche Tatsachen dermaßen zurechtlügt .....

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang