Warum Männer zu wenig beten

Männer beten zu wenig. Und das liegt daran, dass Männer zu wenig beten!

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Den Rosenkranz in der verkrampften Hand, den Kopf leicht zur Seite geneigt, das Gesicht zu einem süßlichen Lächeln verzerrt – so stellen sich vermutlich viele Menschen außerhalb der Kirche das Gebetsleben von Katholiken vor. Achja, und selbstredend geht es bei diesem Bild um eine Frau! Denn Männer, so viel ist klar, Männer beten nicht. Männer packen an, Männer stellen bei Kirchenfesten die Bierbänke auf, auf denen sie anschließend sitzen. Sie stehen beim Pfarrfest am Grill, der, wenn es nach ihnen gehen würde, bei Regen auch gerne in der Kirche aufgebaut sein dürfte: Gibt ja schließlich auch sonst dort Weihrauch, da ist Steakgeruch doch im Zweifel angenehmer. Männer lösen Probleme (von denen sie viele vorher selbst geschaffen haben), Männer fragen, wenn sie sich verirrt haben, nicht nach dem Weg – und ganz sicher fragen sie keinen Priester danach und Gott auch nicht um Hilfe.

Wie zur kleinen Bestätigung klingt eine Studie, die in Teilen bei kath.net (Ursprungsquelle idea) wiedergegeben ist und die ausweist, dass Frauen weltweit und häufiger beten als Männer:

Laut Pew ist die Zahl der Frauen, die täglich beten, in 43 von 84 zu dieser Frage untersuchten Ländern höher als die der Männer. Am größten ist der Unterschied mit 25 Prozentpunkten in Griechenland, Chile (23 Prozentpunkte) und in Argentinien (22 Prozentpunkte). In Deutschland liegt der Anteil der Frauen, die täglich beten, neun Prozentpunkte höher. In 40 Ländern gibt es keinen großen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Dazu zählen unter anderem die Türkei, Pakistan und Afghanistan sowie das hinduistisch dominierte Indien. Nur in Israel, wo sich rund 22 Prozent der Juden als orthodox bezeichnen, beten mehr Männer (plus sechs Prozentpunkte) als Frauen täglich

Im Bezug auf die Glaubensgruppen ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern bei Christen am größten. In den 54 Staaten, in denen Daten dazu vorlagen, liegt er bei zehn Prozentpunkten – 61 Prozent der Christinnen, 51 Prozent der Christen beten täglich. Bei Muslimen gibt es zwischen den Geschlechtern keinen großen Unterschied (Frauen: 71 Prozent; Männer: 72 Prozent). Allerdings spielt der Besuch der Moschee für Männer eine größere Rolle.

Es ist also – so muss man auch sagen – nicht so, als ob christliche Männer gar nicht beten (Wobei noch die Frage wäre, wie man denn in der Studie Christen identifiziert hat und wie die konkreten Zahlen für Deutschland aussehen: Ob tatsächlich die Hälfte der in einer Kirche in Deutschland eingetragenen christlichen Männer täglich beten?), aber sie beten deutlich weniger als Frauen und – auch das nicht uninteressant – deutlich weniger als muslimische Männer. Da mag auch ein selbstverstärkender Effekt eine Rolle spielen: Das Beten hat im Westen keinen guten, einen wie oben beschrieben eher angestaubten Ruf, was christliche Männer dazu bringt, eher weniger zu beten, und sie diejenigen belächeln lässt, die es doch tun: Es braucht eben ein bisschen Überwindung, in der Kantine vor dem Essen zu beten oder zu erkennen zu geben, dass man ein Morgengebet pflegt.

Aus Glaubenssicht sind die Zahlen aber in der Tat eine Katastrophe: Fast die Hälfte der christlichen Männer – in Deutschland darf man vermuten eher mehr – beten nicht täglich, was man wohl übersetzen muss mit „höchstens einmal die Woche in der Messe bzw. dem Gottesdienst“, wenn sie denn einen besuchen. Nun ist das Gebet einerseits ein Ausweis des Glaubenslebens: Gebet ist gelebter Glaube, Integration des Glaubens in den Alltag. Fehlender Glaube macht sich also direkt in fehlendem Gebet bemerkbar. Gebet ist nach unserem christlichen Verständnis aber auch Beziehungspflege: Christus ist eben nicht „nur“ Gott sondern auch unser Freund und Bruder, mit ihm im Gebet zu sprechen nicht nur ein Ausweis sondern auch die Grundlage unseres Glaubens. Etwas spitz formuliert könnte man fragen, wieso sich jemand, der sich als Christ bezeichnet, nicht wenigstens einmal am Tag zu einem Gebet durchringen kann?

Und den Gedanken kann man fortführen: Viele dieser Männer werden kirchlich – bei Katholiken sakramental – verheiratet sein, Kinder haben, die sie haben taufen lassen, bei denen sie versprochen – gelobt – haben, sie im christlichen Glauben zu erziehen. Kinder, die sie zur Erstkommunion anmelden und zur Firmung … und die nie erlebt haben, dass ihre Väter eine gute Beziehung zu Christus aufgebaut haben. Kein Wunder, dass sich dann insbesondere Jungs auch nicht so leicht zum Gebet bewegen lassen, wenn sie das in der Familie schon nicht vorgelebt bekommen, dort eher die eingangs aufgeführten Vorurteile vorherrschen. Und ganz nebenbei mit Bezug auf die Muslime: Kein Wunder, dass sie die Sorge deutscher Männer um das „christliche Erbe“ des Landes nicht ernst nehmen, wenn die Motivation nicht mal zu einem (!) täglichen Gebet reicht!

Was tun? Das Gebet muss zurück in die Welt – nicht prätentiös, wie es die Pharisäer zur Zeit Jesu getan haben, aber doch öffentlich und sichtbar. Männer die beten, ich sag’s mal direkter, „coole“ Männer die beten, Männer die mit beiden Beinen im Leben stehen und sichtbar beten, die ein Zeugnis für ihren Glauben abgeben, sind ein Vorbild – für ihre Kinder und ihre Geschlechtsgenossen. Und das Gebet versetzt sie in die Lage, auch darüber zu sprechen, was dieses Gebet bedeutet: Wer mehr betet, hat eine intensivere Beziehung zu Gott, führt ein besseres Leben. Männer, die nicht nur in der Not sondern auch und besonders im Erfolg zu Christus sprechen, solche Männer machen deutlich, dass ihr Interesse nicht an weltlichen Gütern, an Erfolg und Ehre hängt, sondern dass sie sich selbst zu relativieren in der Lage sind.

Die Kirchen in Deutschland können dazu Anreize liefern, christliche Gebetshäuser,wie die Initiative von Johannes Hartl in Augsburg, können das schlechte weltliche Image des Gebets verbessern helfen. Aber am Ende gilt: Es gibt nichts gutes, außer man tut es! Männer die beten, fangen an, mehr zu beten. Und Männer die mehr beten, inspirieren andere Männer (und ihre Kinder) ebenfalls zu beten. Und mehr Männer die beten, sind mehr Männer mit einer intensiven Beziehung zu Christus. Kurz, es liegt an uns, den betenden Männern, dass die Statistik betender Männer, sich verbessert … achja, und in erster Linie hilft es natürlich, dafür zu beten! Das kann uns niemand abnehmen: Ein solches Gebet ist Männersache in Sachen der Männer!

Beitrag zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Aventinus

Da ich denke, bete ich nicht. Oder anders ausgedrückt: Cogito, ergo deus non est. Lesen Sie Bertrand Russell, lesen Sie Kurt Flasch, lesen Sie Uwe Lehnert oder Richard Dawkins. Ich verstehe gar nicht, dass irgendjemand in dieser modernen Welt noch an die Existenz übernatürlicher Mächte glauben kann. Zu ihnen zu beten nützt nicht nur nichts, es kann sogar schädlich sein, wie die "Study of the Therapeutic Effects of Intercessory Prayer" an 1800 Bypass-Patienten in den USA gezeigt hat. (http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fuerbitten-fuer-kranke-beten-bis-zum-tod-a-409005.html)

Gravatar: Otto nagel

Religion ist Opium fürs Volk !
Ich habe nichts gegen Beten von Religiösen, egal ob christlich oder islamisch, aber bitte nicht im öffentlichen
Raum !
Religion ist Privatsache,, ich möchte nicht dauernd von ihr
belästigt werden.
Auch mein deutsches Vaterland soll ein säkularer Staat werden !

Gravatar: Joachim Datko

Beten ist OUT. Die Kirchen sind leer. Es gibt keinen Gott.

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