Warum Gender-Mainstreaming einen radikalen Biologismus bedeutet

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In der Gender-Theorie geht man davon aus, dass es einen Unterschied zwischen dem biologischen Geschlecht (sex) und dem sozialen Geschlecht (gender) gibt.

Das soziale Geschlecht ist für die Gender-Theorie die zentrale identitätsstiftende Kategorie. Gender ist nicht nur sozial gebildet, sondern es kann auch frei gewählt werden: Eine Person, die biologisch Mann ist, kann sich als Frau fühlen bzw. verstehen und umgekehrt.

Prominente Gender-Forscherinnen gehen sogar davon aus, dass auch das biologische Geschlecht sozial konstruiert ist, denn auch biologische Sachverhalte sehen wir aus einer sozialen Perspektive heraus. Außerdem wird der menschliche Körper durch soziale Faktoren entscheidend geprägt. Der Biologismus, dem zufolge das biologische Geschlecht eine entscheidende Rolle für die Entwicklung des Menschen spielt, wird daher von den Gender-Forscherinnen strikt abgelehnt.

In der Umsetzung der Gender-Theorie in die konkrete politische Praxis, also in der Politik des Gender-Mainstreamings, sieht es jedoch ganz anders aus: Von den Förderprogrammen und anderen Maßnahmen des Gender-Mainstreamings (z.B. von der Frauenquote) profitieren fast ausschließlich Frauen, und zwar aufgrund ihres biologischen Geschlechts. So sind beispielsweise die ca. 250 Lehrstühle für Gender Studies fast ausschließlich von Frauen besetzt. An dem sog. Professorinnenprogramm, dessen Ziel es ist, Frauen auf Professorenstellen zu hieven, und an unzähligen anderen Förderprogrammen dürfen nur Frauen teilnehmen, und zwar aufgrund ihres biologischen Geschlechts. Das bedeutet, dass eine Person, die biologisch Mann ist, sich aber als Frau versteht, an den Frauenförderprogrammen nicht teilnehmen darf. Auch die Mädchenförderung in den MINT-Fächern hat einen biologistischen Hintergrund: Es wird angenommen, dass sich Jungen quasi von Natur aus für MINT-Fächer interessieren und daher keine besondere Förderung brauchen.

Professor Günter Buchholz, einer der prominentesten Kritiker der Gender-Theorie und der mit ihr verbundenen Politik des Gender-Mainstreamings, hat in dem Artikel „Der radikale Biologismus des Gender-Mainstreamings“ auf die oben genannte Paradoxie hingewiesen. Er schreibt:

„Wer also im Zusammenhang mit Frauenquoten die Gender-Kategorie benutzt, der befindet sich bereits in einem logischen Selbstwiderspruch, weil gender keinen Geschlechtsdimorphismus – also die Geschlechterpolarität von Mann und Frau – kennt.

Die Forderung nach Frauenquoten ist eine Forderung ausschließlich anhand eines biologischen Merkmals, nämlich der Geschlechtszugehörigkeit als Frau (vgl. dazu auch "Von Natur aus besser? Der Biologismus hinter der Frauenquote in Aufsichtsräten").“

Der Publizist Dr. Andreas Unterberger hat in dem Artikel "Die skurrilen Resultate der Genderunlogik" vorgeschlagen, die Frauenquoten-Regelung folgendermaßen zu unterlaufen:

„Jeder Kandidat muss sich nur als Frau deklarieren (mit oder ohne Stöckelschuhe); und schon ist eine Frauenquote erfüllt. Und das wollen künftig logischerweise auch clevere deutsche Unternehmen machen.“

Ich fürchte, dass das aufgrund des radikalen Biologismus des Gender-Mainstreamings nicht funktionieren wird.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Song Mali

Den scheinbar unaufloesbaren Widerspruch (wie auch andere scheinbare Widersprueche) zwischen maennlich und weiblich hat die chinesische Philisophie des 'Yin & Yang' laengst, seit ein paar tausend Jahren, durchdrungen.
Das Eine kann es, trotz seiner Andersheit, nicht geben, respektive schlicht nicht existieren.
So wie ein Atom nicht ohne Proton, Neutron und Elektron, die -scheinbare- Endlichkeit des Seins nicht ohne die -scheinbare- Unendlichkeit der Galaxen existiert. Scheinbar ja auch ein Unding, dass so etwas existieren, ja, bei aller Spannung, harmonieren kann.
[Es gibt ja selbst an deutschen UNI's noch Naturwissenschaftler, die etwas von 'Gleichgewichten' (in der Natur) daherstammeln, wo es aber doch nur Spannungsverhaeltnisse gibt.]

Und wenn sozial etwas nicht vertraeglich laeuft, zwischen maennlich und weiblich, hat das seine Ursachen in der Vollignoranz seiner Unterschiedlichkeit (ergo Spannungsverhaeltnis).
Wenn die Verfassung, resp. Grundrechte, die Rechtsstellung zw. Frau und Mann gleichstellt, so ist dies voellig richtig wie (sach-)logisch. (Wobei dies schon in der Forensik, wie aber auch Jura-F&L nicht funktioniert.)
Werden diese "(Ziel-)Gleichstellungen" aber im sozialen Leben nicht erreicht, haengt dies an der -nach wie vor- falschen Ausrichtung von Erziehung wie insb. Bildung.
Also ein Unvermoegen des Staates, der Gesellschaft(-en), Familien, etc., die "Gleichheit" in dessen Ungleichheit, resp. Wesensverschiedenheit, nicht vermitteln, nicht leben zu koennen.
Und, ja, dieses Unvermoegen ist tatsaechlich taeglich sichtbar.
Dies aber mit 'Quoten' wie auch sog. positiven (sprachlichen, ausgrenzenden, zwangsintegrierenden, etc.pp.) Diskriminierungen ausgleichen zu wollen, fuehrt nicht nur zur Beschneidung des Gleichstellungsgrundrechts (= Verfassungswidrigkeit), sondern auch zum Versuch, die nach wie vor fehlerhaften, sozialen Verhalten mittels dazu gleicher, nun umkehrender Fehler kurieren zu wollen. Das ist absurd!

Das aber die rechtliche wie insb. soziale Gleichstellung von Mann&Frau, in dessen faktischer Ungleichheit, vielfach nicht funktioniert, und/oder (insb. weltanschaulich, ideologisch, etc.) torpediert wird (und eben auch v.d. "Genderwissenschaftlerinnen"!), ist Fakt.

Ein ehedem so begeistertes Philosophievolk wie die Deutschen sollte sich schlicht mehr Muehe geben, dass 'Gleiche' im 'Ungleichen' zu definieren und auch sozial, und fuer beiden Seiten ident Chancen wie soziale Lebenserfuellungsanleitungen zu gewaehrleisten.
Kuenstliche Gleichmachereien oder gar neue Dominanzen, Diskriminierungen kreieren zu wollen, ist dazu alles andere als zielfueherend.

Aber, was sage ich ... Im Glauben wie glaubensgleichen Ideologien haben 'Naturgesetze', 'Logik' wie auch modernes 'Recht' -nahezu, bishin- keinerlei Relevanz.
Gebe aber selbst zu; es geht -hierbei- eben nicht nur um eine Chromosom-"Andersartigkeit".

Gravatar: Rüdiger Braun

Ob man Frau ist, kann ein Selbstversuch zeigen. Einfach das Auto im Parkhaus auf einen Frauen-Parkplatz stellen und abwarten.

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