Wahl zum Wissenschaftsblog des Jahres 2014

Die Wahl zum Wissenschaftsblog des Jahres ist eröffnet. Sie können hier für uns abstimmen.

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Reiner Korbmann hat eine Idee. Die heftigen Auseinandersetzungen des vergangenen Jahres rund um seine Initiative “Wissenschaftsblog des Jahres” will er heuer vermeiden. Diskussionen, die sich allein an der Tatsache entzündeten, daß Science Skeptical überhaupt zu den Nominierten gehörte. Aufgrund eines obskuren Rankings, dessen Algorithmus keiner kennt. Obwohl wir noch nicht einmal auf dem Treppchen landeten, lehnte der Sieger die Auszeichnung (mit der keinerlei “Preis” im herkömmlichen Sinne verbunden ist) ab. Korbmann fand das alles wenig erfreulich. Dabei hat die Debatte Aufmerksamkeit (die Währung im Web) auf seinen kleinen Blog gelenkt, wie kein anderes seiner Themen. Und sie verdeutlichte den unvoreingenommenen Lesern, wie Fundamentalisten und Ideologen wirklich denken. Ein Blog kann nach deren Auffassung kein Wissenschaftsblog sein, wenn er nicht dem politischen Mainstream folgt. Die Klima- und Energiewendeskeptiker seien daher auszuschließen und zu ignorieren.

Sich dieser Haltung öffentlich zu unterwerfen, behagt Reiner Korbmann aber scheinbar auch nicht. Durch einen Trick möchte er es allen Seiten recht machen. Zunächst hat er einen undurchschaubaren Wortnebel über die Frage gelegt, was denn nun ein “Wissenschaftsblog” sei. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist die dafür entscheidende Bedingung, nicht einfach nur über Wissenschaft zu schreiben, sondern dies auf eine wissenschaftliche Art und Weise zu erledigen. Anhand dieser Linie teilt er seine Abstimmung für 2014 in zwei verschiedene Kategorien. In der einen finden sich nun die “Wissenschaftsblogs” und in der anderen die “Wissenschaftskritiker”, die Korbmann wie folgt charakterisiert:

“…also Blogs, die als Thema die kritische Auseinandersetzung mit dem Wissenschaftssystem gewählt haben, die sich nicht um Schulwissenschaft drehen, die sich ideologisch oder sachlich mit dem auseinandersetzen, was wir normalerweise als Wissenschaft bezeichnen, oder aber, die sich aus Sicht der Wissenschaft wiederum mit dieser Kritik befassen.”

Dieser Beschreibung werden wir zugeordnet. Das ist nicht ganz unzutreffend (wenn man die einzelnen Punkte durch ein “oder” verbindet), kann aber nicht aus seinem Ausgangsgedanken abgeleitet werden. Wer also auf Basis wissenschaftlicher Methoden die Parawissenschaften kritisch betrachtet (die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften GWUP findet sich ja ebenfalls in dieser Kategorie), ist kein Wissenschaftsblog? Wir hier wiederum haben uns in den letzten Monaten mit einer kleinen Artikelserie von Michael Krüger und Günter Heß sehr intensiv mit der “Schulwissenschaft” der Physik der Atmosphäre beschäftigt und uns bemüht, diese zu erläutern. Auch unsere Kritik an der Energiewende und unsere Berichterstattung über Technologien zur Energie- und Nahrungsmittelproduktion und über neue Mobilitätssysteme basiert auf wissenschaftlich/technischem “Schulwissen”.

Richtig ist, daß unsere Artikel keine wissenschaftlichen Fachveröffentlichungen darstellen. Aber das gilt auch für nahezu alle anderen Blogs, die von Korbmann weiterhin als “Wissenschaftsblogs” angesehen werden. Wäre also die “wissenschaftliche Methodik” bei der Betrachtung von Themen entscheidend gewesen, hätte die erste Kategorie nur sehr wenige Einträge.

Tatsächlich verwendet Korbmann ein ganz anderes Kriterium. Er unterscheidet zwischen Seiten, die von “aktiven” Wissenschaftlern betrieben werden und die dort über Themen aus ihrer Arbeit berichten und Seiten, bei denen das nach seiner Auffassung nicht so ist. Kann man machen, keine Frage. Aber auch dies ist weder sinnvoll, noch konsequent angewendet worden. So finden sich unter den “Wissenschaftsblogs” viele Publizisten oder Wissenschaftsjournalisten, die auch nicht (mehr) dem Wissenschaftsbetrieb angehören. Bei EIKE und der Kalten Sonne hingegen arbeiten eine ganze Reihe Forscher mit (von Lüdecke bis Lüning), die sehr wohl in Fachzeitschriften eigene Arbeiten veröffentlichen.

Einmal mehr zeigt sich: Korbmann kennt viele der Blogs nicht, die er nominiert hat. Sein Ziel bestand nur darin, die Klimaskeptiker von den Alarmisten zu trennen, um einen harmonischen Verlauf der Abstimmung gewährleisten und sich selbst gegen Kritik abschirmen zu können. Das ist albern. Zumal wir jetzt mit EIKE und der Kalten Sonne in einem Wettbewerb stehen, bei dem jeder nur eine Stimme hat. Bei den “Wissenschaftsblogs” darf man immerhin drei benennen.

Letztendlich sind Blogs nun einmal kein Instrument der wissenschaftlichen Forschung an sich. Ein Blog, der sich nicht kritisch, nicht analysierend, nicht aus einer die Auswirkungen betrachtenden Perspektive mit Wissenschaft und dem Wissenschaftssystem auseinandersetzt, ist automatisch ein Werkzeug ausschließlich für PR und Marketing. Hier wäre die eigentliche Trennlinie zu ziehen, wenn man denn unbedingt eine Kategorisierung vornehmen möchte.

Wie auch immer: Obwohl wir diesmal nur das oben abgebildete “Blog-Teufelchen Wissenschaftskritik” gewinnen könnten (den stattdessen vielleicht die Kollegen von der Klimazwiebel gerne hätten) und nicht den “Hauptpreis Wissenschaftsblog des Jahres 2014″ würde ich mich natürlich über eine rege Beteiligung unserer Leser an der Abstimmung freuen. Jede Stimme ist letztendlich eine Bestätigung für alle unsere Autoren, die sich in ihrer Freizeit bemühen, aus Science Skeptical eine schöne und interessante Seite zu machen.

Hier noch einmal der Link zur Wahl, die bis zum Jahreswechsel läuft.

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

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